Ulf Ziegler - Nichts Weißes

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Nichts Weißes: краткое содержание, описание и аннотация

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Dies ist die Geschichte von Marleen, die sich, noch ehe sie Lesen lernt, in die Welt der Buchstaben verliebt. Hineingeboren in eine erfolgreiche Werber- und Illustratorenfamilie, träumt sie früh von wahrhaft Großem: der perfekten Schrift.
An der Kunsthochschule hat sie Rückenwind, kann Marleen sich selbst Kontur verleihen. Ihr Pioniergeist treibt sie voran, bald steckt sie mittendrin in der Jobwelt der Achtziger — und erliegt deren Verheißungen. Die Medien erfahren einen Schub, plötzlich geht alles rasend schnell, schon hat man den Halt verloren. Sie muss erste Rückschläge einstecken, berufliche wie private. Flexibilität ist gefragt, schon in den Anfangszeiten der Globalisierung, und Marleen gibt sich flexibel, koste es, was es wolle — in der Hoffnung, dass ihr Traum weniger flüchtig ist als die Welt, gegen die es gilt, ihn wahrzumachen.
Mit Nichts Weißes legt Ulf Erdmann Ziegler den Roman einer Generation vor, für die das Hereinbrechen des Computerzeitalters identisch ist mit dem eigenen Erwachsenwerden. Randscharf, raffiniert, brillant.

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Bleich von der Blutung, und zufrieden ob deren Pünktlichkeit, lud Marleen am Mittwochabend den dunkelblauen Koffer des Vaters auf das Fahrrad und wechselte in die Altstadt, wo sie für den Rest der Woche, ohne in die Wirtschaft zurückzukehren, 1984 zu Ende las. Hermann schenkte ihr das Fahrrad. Bei dieser Gelegenheit erst wurde erwähnt, dass sich Uli und Hermann eine Wohnung teilten, ein Umstand, der Marleen mehr als recht war. So schien der Montagabend einer Ausnahme geschuldet, Null ouvert der Gefühle, eine Wiederholung schwerlich einzufädeln und sowieso dringend zu vermeiden.

So wie» Marle «eintauchte in die Routinen von Lieferung und Verwaltung, Satz und Druck, hätte man meinen können, sie gehöre zu Volpes Druckerei wie alle anderen auch. Der Buchhalter verkniff es sich nicht, ihr zu stecken, ein Besucher habe in ihr die» Juniorchefin «erblickt. So dachte sie nicht mehr viel an Kassel; sie verbot sich, eine Kränkung zu verspüren, als sie ihr zweites Monatsgehalt als Praktikantin bekam. Sie konnte sich zwar kaum vorstellen, dass Volpe sie einstellen würde — als was? — , aber dass ihre Zeit in Nördlingen endete (das Geklapper der Presse, wenn der letzte Druckbogen durchgelaufen war, bevor sie abgestellt wurde), kam ihr mit jedem Tag unwahrscheinlicher vor. Es war von Büchern die Rede, die im September fertig werden sollten. Ein» Das muss dich ja nicht mehr interessieren «kam nicht vor.

Der Sommer wurde immer größer, er spannte sich von Horizont zu Horizont, er fächelte zur Nachtzeit in ihre Kammer. So strich die letzte Woche vorbei. Am letztem Tag im August, dem Freitag, hatte Uli Marleen eingeladen, sie saßen nebeneinander auf einer Caféterrasse, der Kuchen zu schwer und der Kaffee zu bitter, aber Nördlingen war eben nicht Mailand. Ein Wind war aufgekommen, sie fröstelten im Schatten der gewaltigen Markise. Uli sprach vom ländlichen Anwesen seiner Mutter im Hohenlohischen, wo er als Student ganze Sommer verbracht hatte; Volpe aber könne ihn nicht mehr als zwei Wochen entbehren. Noch am selben Abend würde er den Überlandbus besteigen nach Schwäbisch Hall und dort vom Bruder abgeholt werden, der ein Hallischer Braumeister war. Apfelblüte, Buchenwald, Hopfenhänge; das müsse sie einfach sehen, sagte er, warum nicht, sagte sie. Der Wind nahm zwei Tischdecken gleichzeitig mit, die im Garten verschwanden wie ein Schmetterlingspaar.

«Marle?«

Sie lugte ihn von der Seite an. Er wandte sich ihr flüchtig zu und sah dann wieder ins Grüne, Blätter glitzernd im Aufwind.

«Marle. Däädsch mi heirade?«

Sie erstarrte. Kurz wandte er den Kopf zu ihr, nahm dann die Brille ab, wischte sich die Augen, setzte sie wieder auf. Eine Bö fuhr unter die Markise, blähte sie, hob sie leicht an, ließ plötzlich nach. In dem Moment brach von drei Trägern der mittlere. Das erste Teilstück blieb mit der Wand verbunden, der Rest raste wie ein Schwert auf das Haus zu, so schnell, dass keiner von beiden ausweichen konnte. Der stählerne Arm mit dem scharfen Ende nahm alles mit, was auf dem Tisch stand, und schlug zwischen ihnen in die Wand ein Loch von der Tiefe einer Faust. Sie riefen einander, gleichzeitig, schreiend beim Vornamen; das klang wie Au. Der Chef erschien mit Schwiegersohn und begann, die Gäste nicht weiter beachtend, sich an der Markise zu schaffen zu machen. Marleen, die näher an der Tür saß, nutzte die Gelegenheit, stand schnell auf und verschwand im Gastraum des Cafés, wo die Bedienung in einer bestickten Schürze sich ihr in den Weg stellte und fragte:

«Sie welle zoohle?«

Das Gegenteil von was?

Jemand hatte die Küche grün gestrichen, nicht gras-, frosch- oder flaschengrün, kein helles und kein dunkles, einfach irgendein Grün, schal und stumpf. Sie hatte die Wohnung trotzdem genommen, denn es war die erste, die sie sah, die erste, die sie haben konnte, da wäre ihr nein zu sagen übermütig vorgekommen.

Auch sonst war ihr eher nach ja als nach nein, nach viel statt wenig und jetzt statt später, weshalb sie sich überall einschrieb, für Typo, Foto, Film, Grundlagen der Gestaltung und deren Theorie; nur die Keramikwerkstätten mied sie, weil die Öfen so merkwürdig rochen und überhaupt, sie wollte doch nicht Töpferin werden.

Sie musste mit dem Fahrrad über den Hügel strampeln und dann nur noch die Bremsen bedienen bis zur Frankfurter Straße, wo die Autos und die Straßenbahn um die Wette fuhren. Die geschachtelten Bungalows der Kunsthochschule lagen in dem stillen Viertel dahinter, der Mensatrakt geöffnet zur Karlsaue, eine Mischung aus Stadtpark und Schlosspark, aber kaum Leute zu sehen. Da standen früher die Remisen, dachte Marleen.

Die Gespräche in der Mensa waren so locker und unverbindlich wie die Gruppen, die sich bildeten, ohne Verabredung, immer brach gerade jemand auf oder kam dazu. Marleen interessierte sich nicht so sehr für das» Wo-wohnst-du?«und» Was-kostet-das?«; auch wollte sie nicht preisgeben, noch nicht, dass sie ein zweites Zimmer hatte, ein kleines, zu dunkel eigentlich, aber gut genug für jemanden ohne Bleibe. Sie sagte in eine Gesprächspause hinein,

«Das ist eine merkwürdige Fahrt hier runter. Erst werden die Häuser immer größer, Ampeln, Gleise, und dann diese silberne Oase.«

Zehn Augen sahen sie an, erst ein wenig überrascht, dann amüsiert, weil nichts mehr kam, und plötzlich reserviert, weil niemandem etwas einfiel. Da sagte einer vom Ende des Tisches,

«Wie eine Wallfahrt ist das. «Man gackerte erleichtert. Der junge Mann lächelte flüchtig, fixierte Marleen, nahm sein Tablett und ging. Das war so einer, der Hosen mit Bügelfalten trug. Aber den richtigen Gang hatte der, nicht zu schnell und aus der Mitte heraus.

Alles, was Marleen anfing, erwies sich in der ersten Woche als schwierig, in der zweiten fiel es leicht, in der dritten wieder schwer. Bei jedem Seminar musste man achtgeben, den Anfang nicht zu verpassen. Der Filmvertretungsprof kam an einem Donnerstag morgens um neun, es gab Gerangel um» die Liste«(wie kam man auf die Liste?), am Freitagabend packte er um zehn seine Anekdoten aus, um elf seinen Koffer, dann war er für drei Wochen verschwunden, bis zum November. Der kommt ja auch extra aus Los Angeles, hieß es.

«Aus Hollywood, um in Kassel Kurzfilm zu unterrichten?«

«Wieso nich’?«

Marleen zögerte, sich für Grafikdesign einzuschreiben, sie dachte, die machten da Verpackungen für Medikamente. Dann merkte sie, dass alle hingingen, Hagen Kluess war Kult, der sprach mit hundert Studenten wie ein Arbeiterführer. Im großen Seminarraum hingen noch Plakate, vom letzten Semester, dachte Marleen, bis sie merkte, dass diese für die erste Sitzung von Assistenten aufgehängt worden waren, ein Stachel im Fleische der Anfänger, die zweierlei dachten, Das schaff ich nie und Das kann ich auch.

«Das Mobiliar müssen sie nicht übernehmen, morgen ist Sperrmüllabfuhr«, hatte der Vermieter gesagt, ein gütiger Herr, der im Haus nebenan wohnte, das ihm ebenfalls gehörte. Statt ihre Möbel herauszustellen, hatte sie den Vorabend genutzt und den Wohlstand der Nachbarschaft studiert, die es offensichtlich darauf anlegte, auch das Letzte abzustoßen, das den Krieg überlebt hatte. Der Küchentisch mit Besteckschublade, die Fläche unscharf marmoriert, echtes oder falsches Linoleum, war der zweitbeste Fund gewesen. Sie hatte blaue Flecken an der Hüfte vom Schleppen, aber was für ein Triumph nach dem Putzen. Das Beste hatte sie schon am Nachmittag entdeckt, vom Fahrrad aus: sechs schwarze Lampen, die aus der Werkstatt eines Fotografen auf die Straße geschafft wurden. Sie bat die Witwe und ihren Sohn, die Lampen wieder reinzuräumen. Daraufhin wurde ihr das Atelier gezeigt — Nein danke, die größeren Geräte könne sie nicht brauchen. Später kam sie noch zweimal zurück, auf dem Gepäckträger ein Karton, und man half ihr sogar beim Packen. Als hätte ganz Kassel sich verabredet, um Marleen willkommen zu heißen; eine Stadt, deren freundliches Lächeln die zweifelhafte Perfektion dritter Zähne blicken ließ, ein Biss ohne Nerven. Niemals würde sie hier zu Hause sein.

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