Ulf Ziegler - Nichts Weißes

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Nichts Weißes: краткое содержание, описание и аннотация

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Dies ist die Geschichte von Marleen, die sich, noch ehe sie Lesen lernt, in die Welt der Buchstaben verliebt. Hineingeboren in eine erfolgreiche Werber- und Illustratorenfamilie, träumt sie früh von wahrhaft Großem: der perfekten Schrift.
An der Kunsthochschule hat sie Rückenwind, kann Marleen sich selbst Kontur verleihen. Ihr Pioniergeist treibt sie voran, bald steckt sie mittendrin in der Jobwelt der Achtziger — und erliegt deren Verheißungen. Die Medien erfahren einen Schub, plötzlich geht alles rasend schnell, schon hat man den Halt verloren. Sie muss erste Rückschläge einstecken, berufliche wie private. Flexibilität ist gefragt, schon in den Anfangszeiten der Globalisierung, und Marleen gibt sich flexibel, koste es, was es wolle — in der Hoffnung, dass ihr Traum weniger flüchtig ist als die Welt, gegen die es gilt, ihn wahrzumachen.
Mit Nichts Weißes legt Ulf Erdmann Ziegler den Roman einer Generation vor, für die das Hereinbrechen des Computerzeitalters identisch ist mit dem eigenen Erwachsenwerden. Randscharf, raffiniert, brillant.

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Marleen war gewiss nicht seine erste begabte Studentin. Immer wieder hatte er beobachtet, wie sich gerade die Begabten an der Hochschule und ihren Ritualen aufrieben und oft, bevor sie in den Beruf eintraten, innerlich schon aufgegeben hatten. Deshalb beschloss er, als Stüssi Nachwuchs suchte, Marleen in eine Typowerkstatt zu schicken, die er, Weingart, für eine der besten in Europa hielt. Furrer, aus der Ferne, ohne sie zu kennen, baute ihr die Brücke zu den Jaccottets. Für Marleen war nun Paris alles und Kassel nichts. Hier hatte Passeraub die Tempi Novi auf den Weg gebracht, und sie würde sich davon nicht erdrücken lassen, von der Größe dieses Mannes, sondern ihm zuarbeiten, bis das Projekt vollendet wäre: das der Schrift, die alles konnte, aber letztlich unsichtbar blieb.

Marleen ging auf dem Weg zur Arbeit, im Dezember, kurz zur Apotheke mit dem blinkenden Kreuz, das weckte Vertrauen, da musste man sich keine Sorgen machen. Irgendwie hatte sie erwartet, die Probe zurückzubekommen, vielleicht mit einem farbigen Papierchen darin. Stattdessen bekam sie einen kleinen, braunen Umschlag, den sie auf der Straße aufriss, wo sie unter einem Himmel von Vorahnungen stehenblieb. Es kam ihr vor, als wäre die Nachricht — das Kreuz an der falschen Stelle des Formulars: nicht nicht schwanger, sondern schwanger — riesig auf die nächstliegende Mauer projiziert. Eine bleierne Hand griff nach ihr, packte sie an den Haaren, ein Gör, ein lästiges Mädchen, ein Dreck: Du bist nicht das, was du denkst, das du bist; du bekommst nicht, was du willst; du bekommst, was du nicht willst. Und selber schuld bist du sowieso.

«Ça va?«

Da hatte doch wirklich eine Pariserin im Kostüm angehalten, ihren Regenschirm leicht nach hinten gestellt und Marleen gefragt, ob sie helfen könne. Sich schließlich verwundert abgewandt, als sie keine Antwort bekam. Jemand aus der Klapsmühle, dachte Madame vielleicht, also Vorsicht!

Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Marleen das Gefühl, völlig allein zu sein. Sie wusste einfach nicht, wen sie um Rat fragen konnte. Sie schrieb an den Konvent in Hamburg, das schon, aber es kam keine Antwort, nicht innerhalb einer Woche, und Marleen wusste, dass sie nicht würde warten können. Um, wie sagt man, eine soziale Indikation zu bekommen oder den Balg loszuwerden. Sie ging nicht mehr so flott. Ann sah das, Pierre schaute väterlich drüber hinweg; sein Instrument war das Cembalo. Marleen war in Frankreich nicht krankenversichert. Mama hatte sie gewarnt, in Kassel immatrikuliert zu bleiben. Mein Gott, so ein blutiges Dingens, warum hast du mich verlassen.

An Weihnachten und zwischen den Jahren schloss das Atelier Passeraub, Furrer und Stüssi. Die Jaccottets boten ihr an zu bleiben, baten sie sogar darum, weil man doch gerade in diesen Tagen Kinderbetreuung brauchte (die Konzerte, die Gottesdienste, die Einladungen zum Jahreswechsel). Und in der Pomona war ohnehin nichts mehr wie früher. Trotzdem beschloss Marleen, nach Neuss zu fahren. Mit Cristina über alles sprechen. Vielleicht.

Es hat doch Nachteile, Sichtbeton weiß zu streichen. Es blättert. Die Pomona 133 sieht nicht mehr so aus wie vor zwanzig Jahren. Der Teich ist ausgetrocknet, die Gehwegplatten zeigen eigentümliche Neigungen. Eine Terrassenrolltür lässt sich nur noch unter Gefahr öffnen und schließen. Die Bewohner sind nicht mehr dieselben, drei Zimmer an englischsprechende Studenten der Verfahrenstechnik vermietet, wobei die beiden Schotten bereits in ihre Heimat gereist sind, als Marleen ankommt. Der häufigste Besucher ist Valli. So nennt Lore den Kaplan Valentin, der allerdings schon lange kein Priester mehr ist, sondern wieder Arzt, und zwar an den Städtischen Kliniken. Linus wirft ab und zu seine blonde Tolle aus dem Gesicht. Der dritte Student stammt aus Südafrika und fliegt für den Jahreswechsel nicht zurück. Er, der hochgeschossene Junge mit Zügen von Tintin, bewohnt das große Zimmer, das sich früher Marleen und Cristina geteilt haben. Mit ihm verbringt Cristina ihre Nächte. Diese Art des Daseins entspannt sie sehr.

Marleen wälzt das Telefonbuch und stellt fest, dass die Beratungsstellen so kurz vor Weihnachten geschlossen sind, mit Ausnahme der» Mütterberatung «in Krefeld. Sie leiht sich den Citroën, über den Rädern rostrote Gerinnsel, und sitzt um 10:32 Uhr, wie die Uhr an der Wand anzeigt, einer Schwester im Ordenskostüm gegenüber. Die heißt leider Johanna. Marleen weiß, dass sie dieses Gespräch hinter sich bringen kann, wie sie möchte: Sie braucht nur am Ende die Bescheinigung, dass es stattgefunden hat.

Schwester Johanna bedauert, dass» ein Kind «der heiligen Kirche verlorengegangen sei. Damit meint sie nicht den Fötus in Marleens Bauch, sondern Marleen selbst.

«Ich würde gern wissen, wer der Vater ist«, sagt die Schwester. Sie hält dabei einen Kugelschreiber in der Hand. Warme Augen hat sie.

«Ich weiß, wer der Vater ist«, sagt Marleen.

Die Schwester zögert. Sie vermeidet alles, was nach Konfrontation klingt.

«Darf ich fragen, ob er Katholik ist?«

«Oh ja, das ist er.«

Marleen ärgert sich über sich selbst. Was geht diese Frau das an?

«Dann kann ich mir nicht vorstellen, dass er sich mit der Idee eines Aborts anfreunden wird.«

Sie sagt Abort statt Abtreibung. Auch wenn die Schwester die zweite Silbe betont, denkt Marleen dabei an ein Klo. Sie ist sich plötzlich nicht mehr sicher, was die Bescheinigung betrifft. Ist es so, dass nur die Beratung bescheinigt wird — man ist beraten worden, und damit ist dieser Schritt abgehakt —, oder ist es so, dass sie auf dem Plan der Abtreibung bestehen muss und dieses auf einem Formular angekreuzt wird? Sie muss, soweit es Gründe braucht, vorbringen, dass sie auf sich gestellt sei und in Paris, zurzeit, mit einem Kind nichts anfangen könne. Sie lässt den Kopf hängen und sagt gar nichts.

«Es wird heute jungen Müttern allerhand Hilfe angeboten«, sagt die Schwester.»Sowohl von staatlicher als auch von kirchlicher Seite.«

«Ich wohne als Deutsche in Paris. Niemals komme ich von dort aus an Kindergeld.«

«Das müsste man klären. Sie sind doch erst in der fünften Woche, wenn ich Sie richtig verstehe. Aber auch in der fünften Woche ist ein Kind im Mutterleib als solches zu erkennen. Und wenn das Kind bei Ihnen aufwächst, bedenken Sie das, wird es nicht danach fragen, ob Sie hier waren oder dort, ob Sie arm waren oder reich. Es wird einfach froh sein, unter Gottes Himmel wandeln zu dürfen.«

10 Uhr 55 auf der Uhr des Citroëns.

Das Auto schlägt auf die Straße, als sie es vom Bordstein rollen lässt. Die Fahrerin hat vergessen, die Hydraulik abzuwarten. Das holt sie jetzt nach, die Karosse zur Straße geneigt, langsam sich hebend. Schief und in der Luft. So ähnlich fühlt sich Marleen.

Sie hatte Johannas Zimmer bekommen, ganz früher Papas Arbeitszimmer, aber so nannte es keiner mehr. Ihr war, als schwebten gleich zwei Schwestern mit im Raum, die Schwester Johanna aus Krefeld und die leibliche Schwester Johanna, die das christliche Weihnachtsfest in Tel Aviv verbrachte, um die Familie ihres Verlobten kennenzulernen, verbunden mit einer Wendung in ihrer Geschichte religiöser Passion. Marleen versuchte zu schlafen. Sie hatte das erste Mal das Gefühl, dass da etwas war. Weil sie dir das einreden, dachte sie. Sie machen den Fötus zum Kind, und das Kind, null Hirnbetrieb, nichts, zum liebreizenden Kleinen, damit du nicht tust, was du tun willst. Na ja, willst. Was du vorhast. Wo es dich hintreibt. Was deine Bestimmung ist. Bestimmung? Bin ich dabei, verrückt zu werden?

Sie hörte Stimmen. Unter sich und nebenan und von weiter weg. Man hört immer die Frauen, dachte Marleen, was ist mit den Frauen, dass sie es alle Welt wissen lassen müssen. Dieses Ah und Oh und Ja und Aua. Die lauteste war die jüngste, die Waldorfschulfreundin von Linus. Dann war da das Rufen von Cristina. Und in der Ferne, was über die Hofbegrenzung vom Atelier zurückkommt: Das ist Mama. Ich komme zu Weihnachten nach Hause, und das Haus ist ein Bordell. Sie hielt sich die Ohren zu, aber dadurch wurden die Schreie lauter. Um Himmels willen, sagen wir. Marleen, du bildest dir das ein.

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