Jan Faktor - Georgs Sorggen um die Vergangenheit
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- Название:Georgs Sorggen um die Vergangenheit
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- Издательство:Kiepenheuer & Witsch
- Жанр:
- Год:2010
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— Quatsch, auf keinen Fall. Das kann auch eine Stunde dauern. Und hinterher ist man müde und muß kurz schlafen.
Wir alle wohnten nicht nur DIREKT in der» Goldenen Stadt«, nicht nur in einer erotikgeladenen grünen Oase, nicht nur knapp unterhalb der Prager Burg — wir wohnten gleichzeitig unmittelbar auf der Bruchstelle zu dem nördlichen Rest der Stadt. Auf das Wörtchen DIREKT bildet sich jeder Tscheche gern etwas ein. Auch der brave Soldat Schwejk mochte Menschen, die nicht aus irgendeiner schmuddeligen Umgebung einer Stadt kamen, sondern DIREKT aus ebendieser Stadt. Später in meinem Erwachsenenalter ging es mit der Lobhudelei meiner Stadt und im besonderen meiner Wohngegend nahtlos weiter:
— Ach, Prag — eine so schöne Stadt, wunderschön, wie kann man aus einer so schönen Stadt weggehen! In der Nähe der Burg? Wirklich? So idyllisch?
Daß wir so schön wohnten, könnte der weitere Grund für die Häßlichkeitsimmunität aller bei uns versammelten Erwachsenen sein. Vielleicht sahen sie die vielen grauenhaften Möbelstücke, Schränke und Vorhänge im Schatten der Kulissen, die uns außerhalb der Wohnung überall umgaben. Hinzu kam noch der Glanz meiner Mutter. Meine Mutter konnte man vor einen egal wie verbrecherisch gestalteten Vorhang stellen, ihre Schönheit verlor dabei nur wenig. Die damals vom Feminismus noch vollkommen unberührten Männer waren so verrückt nach ihr, daß sie ihr im Kino sogar von hinten an den Busen faßten. Meine Mutter lachte darüber und erzählte es mir brühwarm. Ich wurde von ihr sowieso zunehmend mit unanständigen Anekdoten und Witzen versorgt. So war unsere Gegend für mich nicht nur schön, sie war voller schöner Obszönitäten. In einem von Mutters Witzen ging es um einen Texaner, der dauernd davon schwärmte, wie groß alles in Texas sei — nicht nur die Prärien, Felder und die Kuhherden, sondern auch körperliche Dinge. Sein Penis würde natürlich auch dazugehören. Dieser Texaner versagte aber kläglich, erzählte meine Mutter weiter, als er an eine Frau geriet, die zwar schön und begierig war, leider aber auch aus Texas stammte.»Mist! Ich wußte nicht, daß sie auch aus Texas war!«
Mutter lachte über den Schlußsatz des Texaners wie wild. Ich fand es nur etwas unpassend, ausgerechnet von meiner Mutter mit dieser Art Ware beliefert zu werden. Natürlich sah ich aber alles bildlich vor mir. Ich sah sofort einen nach Umschlingung suchenden Penis in einer weiten, unwirtlichen Höhle wedeln, ich sah einen mit meinem Penis verwandten Leidensgenossen, der keinen Halt, keine Berührung und kein Glück fand. Meine Mutter trug mir aber auch Hochwertigeres vor, zum Beispiel Passagen aus schwülstigen Liebesgedichten:»Der Mann zergeht in der Sehnsucht nach Aussaat, die Frau hat einen fruchtbaren Schoß…«
Meine Mutter war eine Bewunderin nicht nur der Männer der Kunst, sondern auch der der Medizin. Von Kunst hatte sie einigermaßen eine Ahnung, sie schloß sich trotzdem aber auch hier lieber den männlichen Meinungen an. Die Experten in dieser Welt wären nun mal Männer, meinte sie, die Frauen wären ihnen in jeder Hinsicht unterlegen.
— Angeblich erhöhen Nüsse die Intelligenz. Ich müßte jeden Tag eine Kokosnuß essen, um hier wirklich mithalten zu können.
Ein Experte war für meine Mutter jeder, der sie mit einer klar geäußerten Meinung beeindruckte. Wenn dieser Mann außerdem SCHÖN war, stand er auf seinem Stufenpodest gleich noch viel höher. Mutters Bereitschaft zu bewundern kannte vor allem bei den Ärzten keine Grenzen, was für sie später fatale Folgen haben sollte. Gestorben ist sie viel zu früh, weil sie sich von ihrem natürlich schöngesichtigen Landarzt hatte einreden lassen, ihre Rückenschmerzen kämen von Verspannungen der Muskulatur oder von eingeklemmten Wirbelsäulennerven und hätten mit Herzbeschwerden nichts zu tun.
Mutters eigentlicher Mörder ist aber nicht ihr Hausarzt, Mutters Mörder bin ich. Ich behandelte sie eine Zeitlang ausgesprochen UNGUT, stieß sie wegen ihrer Zudringlichkeiten immer wieder ab. Und ich betrog sie mit ihrer Freundin. Meine Mutter hat sich meinetwegen jahrzehntelang gequält und verzehrt. Die vielen Kränkungen, die zu unserer Beziehung gehörten, trafen fast ausschließlich sie allein.
Hinzu kam noch, daß sie sich ab ihrem fünfundvierzigsten Lebensjahr nicht mehr schön genug fand. Sie litt bereits unter den ersten Anzeichen des Alterns fürchterlich, schämte sich für die kleinsten Unvollkommenheiten und erholte sich von ihren fortgesetzten Schockerlebnissen nicht mehr.
— Meine Haut am Hals, guck dir das mal an!
Wenn sie gerade nicht lächelte, trug sie oft ein nach innen fallendes Leidensgesicht, das auf allen späten Fotos von ihr zu sehen ist. Ab einem bestimmten Punkt gab es dann keine Fotos mehr. Daß ich zu ihr gegen Ende ihres Lebens etwas freundlicher und zugewandter sein konnte, rettete sie nicht.
Meine Mutter war im Grunde meine erste Geliebte, die ich quälen durfte. Größtenteils tat ich es sogar mit Genuß. Als Sohn meinte ich, dazu einigermaßen das Recht zu haben.
fassgolt
Natürlich hatten wir in der Klasse einen Juden — und der benahm sich so, wie es von einem Juden auch zu erwarten war. Er hielt sich oft abseits von allen, hatte zu tausend Dingen eine andere Meinung, und wenn er einen anschaute, sah man in seinen Augen immer so etwas wie eine Herausforderung — wenn nicht sogar Spott. Außerdem tanzte er auch bei ganz harmlosen Dingen gern aus der Reihe. Wenn bei einer Klassenunternehmung alle versuchten, auf dem Bürgersteig nur auf die Flächen mit den blaßrosa Pflastersteinen zu treten, lief er garantiert auf den blauen Teilen des Musters. Solche Exzesse wollte ich eines Tages nicht mehr dulden und beschloß, ihn zur Rede zu stellen. Das bedeutete damals nichts anderes, als unsere Körperkraft und unser Geschick sprechen zu lassen. Meine Bande stand geschlossen hinter mir, und wir lauerten Fassgolt eines Tages auf. Fassgolt war aber ein sehr guter Läufer und Ausweichler, und er entkam uns. Das zweite Mal entkam er uns wieder. Irgendwann erwähnte ich zu Hause das unerträgliche Wesen von Fassgolt und gab dazu noch einen rassistischen Kommentar ab.
— Dabei sieht er nicht unbedingt jüdisch aus.
Meine Damen waren entsetzt, bis Onkels Frau Eva sagte, sie kenne Frau Fassgolt persönlich, und die Fassgolts seien überhaupt keine Juden. Vielmehr hätten sie Vorfahren aus Südtirol.
— Hat dir das bis jetzt niemand gesagt, Georg? WIR sind doch JUDEN, wir alle hier, du natürlich auch. Alle unsere Ärzte und fast alle unsere Bekannten sind Juden — egal, ob sie im Dezember Weihnachtsbäume nach Hause schleppen oder nicht. Und daß bei uns die Geburtstage meistens am Vorabend gefeiert werden — du hast dich neulich darüber gewundert — , hat damit zu tun, daß jüdische Feiertage bereits am Vorabend beginnen. Auch wenn wir uns sonst an gar nichts mehr halten…
— Györgyi hat noch einen Milchtopf! sagte Großmutter Lizzy — und ich auch. Aber die Orthodoxen feiern die Geburtstage gar nicht, wißt ihr das überhaupt?
Das alles erschreckte mich maßlos. Daß man während des Krieges eine gewisse Zeit in einem KZ zu verbringen hatte, schien in meiner Welt das Übliche zu sein. Mit dem minderwertigen Jude-Sein stand es für mich überhaupt nicht in Verbindung. Fassgolt bekam ab sofort meinen Schutz, und wir freundeten uns sogar vorsichtig an. Wir sind trotzdem zwei sehr unterschiedliche Juden geblieben.
viele der fliegen überlebten nicht einmal die erste drehzahlstufe
Wenn ich mir meinen Onkel aus dem Gedächtnis holen möchte, sehe ich entweder seine fetten, trotzdem aber flinken Finger oder seine weichen weißen Beine auf dem Nierentisch. Selbstverständlich hatte mein Onkel — spätestens seit seinem vierzigsten Lebensjahr — auch einen Hängebauch. Diesen sehe ich vor mir, aber nur schwach und masseneutral. In meiner illustrierten Erinnerungschronik sind es ausgerechnet seine haarlosen Beine, die ein wesentlich einprägsameres Bild abgeben. Sein Bauch bereitete mir offenbar so viele zusätzliche Sorgen, daß ich seine unerträgliche Existenz lieber ausblendete. Die Probleme, die einem Mann eine solche Wulst bereiten mußte, kamen mir von klein auf gewaltig vor: Wie schaffen es diese Männer, nicht andauernd nach vorn zu kippen? Kommt man mit einem solchen Abstandhalter überhaupt tief genug zwischen die Beine der begattungswilligen Frauen? Und wo finden die Hosen dieser Männer auf der abfallenden unteren Bauchrundung einen vernünftigen Halt? Wieso rutschen sie ihnen nicht andauernd auf die Schenkel? Der nächste Fragenkomplex betraf das Wanst-Innere. Ich rätselte, ob es darin irgendwelche zusätzlichen Organe gäbe, die diesen Volumenzuwachs ausmachten, oder ob nur der Magen-Darm-Trakt so aus dem Leim ging und aus dem Ruder lief. Könnte sich ein derartiger Wildwuchs — zeitzündergestützt — auch bei mir ereignen? Könnten sich die für diese Bauchgärung zuständigen Hefesprossen in mir ansiedeln und später breitmachen? Auf welchem Wege konnte man sich eventuell anstecken? In meiner eher eingefallenen Bauchhöhle gab es keine Ausdehnungsräume für zusätzliche Platzfresser, ich mußte mich vorsehen. Die männlichen Bäuche prägten sich mir auf alle Fälle sehr früh ein, was eventuell auch mit anderen meinen Vater betreffenden Sorgen zusammengehangen haben könnte. Aber vielleicht war Onkels Bauch doch der eigentliche Musterhorrorbauch meiner Kindheit. Als ich viel später zum ersten Mal einen weißen Riesenbovist auf einer Wiese fand und überhaupt nicht wußte, was für ein Gottesgeschöpf das war, mußte ich als erstes an meinen Onkel ONKEL denken.
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