Uwe Tellkamp - Der Turm

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Hausmusik, Lektüre, intellektueller Austausch: Das Dresdner Villenviertel, vom real existierenden Sozialismus längst mit Verfallsgrau überzogen, schottet sich ab. Resigniert, aber humorvoll kommentiert man den Niedergang eines Gesellschaftssystems, in dem Bildungsbürger eigentlich nicht vorgesehen sind. Anne und Richard Hoffmann, sie Krankenschwester, er Chirurg, stehen im Konflikt zwischen Anpassung und Aufbegehren: Kann man den Zumutungen des Systems in der Nische, der "süßen Krankheit Gestern" der Dresdner Nostalgie entfliehen wie Richards Cousin Niklas Tietze — oder ist der Zeitpunkt gekommen, die Ausreise zu wählen? Christian, ihr ältester Sohn, der Medizin studieren will, bekommt die Härte des Systems in der NVA zu spüren. Sein Weg scheint als Strafgefangener am Ofen eines Chemiewerks zu enden. Sein Onkel Meno Rohde steht zwischen den Welten: Als Kind der "roten Aristokratie" im Moskauer Exil hat er Zugang zum seltsamen Bezirk "Ostrom", wo die Nomenklatura residiert, die Lebensläufe der Menschen verwaltet werden und deutsches demokratisches Recht gesprochen wird.

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64. Fakultativ: Nadelarbeit

Herr Pfeffer nahm die Goldrandbrille ab und musterte Christian aus zu Schlitzen verengten Augen. Auf der Nasenwurzel hatte der Brillensattel einen dunkelroten Abdruck hinterlassen.»Mal sehen, was mir Ihr Chef geschickt hat. Sie haben Abitur?«

Christian bejahte. Mit einem weißen, gebügelten Seidentaschentuch wischte Pfeffer die Brillengläser blank.

«Sie wollten Medizin studieren?«

Christian bejahte wiederum. Pfeffer prüfte die Brillengläser, rollte eine Ecke des Taschentuchs zu einem fingerlangen Zapfen, mit dem er den haarfeinen Streifen unter der goldenen Brillenfassung säuberte, wo die Glasfase lief.»Mediziner mag ich nicht so sehr. Standesdünkel, in der Regel musisch und deshalb in der Regel der irrigen Auffassung, das Musische komme aus dem oder sei das Laisser-faire. Nun, zugegeben, es gibt auch andere Exemplare Ihrer Spezies. Vielleicht sind Sie ein solches anderes Exemplar. Das festzustellen werden wir Gelegenheit haben. Mit Philosophen und mit Modellbauern, mit vielen Zeichnern aus der sächsischen Schule habe ich recht gute Erfahrungen gemacht. Was bedeutet Genauigkeit für Sie?«

Mitten im strengen Winter 86/87, in dem er auf einen anderen Arbeitsplatz versetzt werden sollte, wußte Christian auf diese Frage keine Antwort.

«Genauigkeit, junger Mann, ist Liebe. Ich werde Ihnen eine Chance geben, obwohl es wahrscheinlich ist, daß das Karbid Sie völlig verdorben hat für die Art von Arbeit, die bei mir gepflegt wird. «Er hauchte die Gläser an, polierte, kontrollierte, bis sie makellos blinkten.

Traugott Pfeffer, ehemals Leitender Angestellter der Staatlichen Münze, jetzt Meister im VEB» Phalera«, der eigensinnigerweise zur Abteilung Konsumgüterproduktion des Chemischen Kombinats gehörte, hatte seine Methoden, sich von der» ausgezeichneten Qualitätsarbeit «zu überzeugen, die im Betrieb geleistet wurde — die Urkunde hing über seinem Tisch in der Meisterbude, einem Vogelnest aus Wellblech über der Werkhalle, das freie Rundumsicht gewährte. Unter ihm saßen an einem Werkbankkreis, dessen Plätze Blick auf die vergitterten Hallenfenster boten, die zehn Männer der A-Schicht, alle in der verblichenen, aber peinlich reinen Sträflingskleidung, die der VEB» Phalera «stellte — ein untertassengroßes, aufgesticktes Staatswappen prangte auf der Herzseite —, und waren damit beschäftigt, aus Metall- und Polyester-Rohlingen Orden, Medaillen und Plaketten anzufertigen. Der frühere Münzmeister Traugott Pfeffer verwendete ein in doppelter Kardanaufhängung wie ein Schiffschronometer schwenkbares Fernglas des Volkseigenen» Betriebs ausgezeichneter Qualitätsarbeit «Carl Zeiss Jena, das ihm persönlich gehörte und mit liebevoller, entsprechender Gravur versehen war, um» seinen Pappenheimern«, wie er sagte, zu denen nun auch Christian gehörte, im Uhrzeiger- und im Buchstabensinn auf die Finger zu sehen. Eine zweite Kontrollmethode, die unspektakuläre, wie Traugott Pfeffer sagte, für den das Unspektakuläre zur Kunst gehörte wie Brot zur Ernährung, bestand in der exakten Untersuchung der Werkstücke. Dazu zog er eine Spezial-Meßlehre aus der rechten Hüfttasche seines grauen, stets gebügelten Kittels, legte ihre die Hundertstel Millimeter lesende Skala an die Durchmesser der» Medaille für vorbildlichen Grenzdienst«, der Clara-Zetkin-, der Hans-Beimler-Medaille, prüfte den Abstand zwischen den Grannen der drei Ähren auf der Medaille» Verdienter Erfinder«, zählte auf dem Rundling» Hervorragender Genossenschaftler «die Strahlen der aufgehenden Sonne, in der, genau in der Mitte, eine großbuschige Weizenähre steckte, kontrollierte die Anzahl der Nadeln des zehnspitzigen, strahlenförmigen Sterns des Vaterländischen Verdienstordens.

Zu Christians Aufgaben gehörten die folgenden Arbeitsgänge: Montags Griff in die Materialpalette links, Entnahme eines Rohlings des Ordens» Großer Stern der Völkerfreundschaft«, Variante Bruststern, kurze Kontrolle desselben, Griff in die Materialpalette rechts, Entnahme einer bronzenen Anstecknadel aus dem VEB» Solidor«, kurze Kontrolle derselben, Griff zum Lötkolben, Befestigung der Anstecknadel durch Verlöten am Großen Stern der Völkerfreundschaft, Kontrolle, Politur des fünfeckigen Ordenssterns, des in der Mitte aufgebrachten, farbig emaillierten Staatswappens der Republik, Hochglanz und Feinentgratung der jeweils zwischen den Sternspitzen bogenförmig angeordneten, freistehenden beiden Eichenblätter mittels einer Politurahle, Blankputzen der auf der oberen Sternspitze aufgeprägten Friedenstaube.

Dienstags Griff in die Materialpalette links, Entnahme eines Rohlings der» Treuedienstmedaille der Deutschen Post«, kurze Kontrolle derselben, Griff in die Materialpalette rechts, Entnahme einer stählernen Anstecknadel aus dem VEB» Solidor«, kurze Kontrolle derselben, Griff zum Lötkolben, Verlöten der Anstecknadel an der Tragspange der Treuedienstmedaille, Politur der Vorderseite, vor allem des Posthorns und der je zwei zu beiden Seiten der Hornkordel ausfahrenden gezackten Elektrizitätsblitze. Diese Medaille gehörte zu Traugott Pfeffers Lieblingen, und er ermahnte Christian, sorgfältig zu arbeiten, denn:»Denken Sie immer daran, junger Mann, Orden und Ehrenzeichen bekommen meist ältere Menschen, ihr ganzes Leben wird in einem solchen Stückchen Metall symbolisiert, da sollten Sie es über sich bringen, die Nadeln wirklich gerade anzulöten, nicht jeder sieht sein Leben gern krumm gestochen oder schief hängen.«

Mittwochs stand Christian an den Präge- und Stanzpressen, wo aus Tombak-, Messing-, Aluminiumtäfelchen geformte Ordens- und Medaillenrohlinge hergestellt wurden.

Donnerstags wusch Christian mittels einer Lösung die vom Prägen und Entgraten zurückgebliebenen Fette und Öle von den Rohlingen, trug in die Vertiefungen mit einem Pinsel Emaille ein, das, pulverisiertes Glas, mit destilliertem Wasser und einem Kleber versetzt und dann gebrannt wurde. Nach der Mittagspause wechselte Christian entweder in die Beize, wo der durch das Brennen entstandene Zunder durch Säure wieder entfernt wurde, oder in die Galvanik, wo die Orden und Medaillen in Bädern aus Goldelektrolyt neben Traugott Pfeffers Solinger» Eichenlaub«-Kontrollöffel hingen, der am Ende der Prozedur bis zum Heft mit einer klaren Goldschicht überzogen sein mußte; erst danach ging Traugott Pfeffer zum Mittagessen.

Freitags war Christian wieder an der Werkbank, meist mit der Herstellung der Auszeichnungen» Verdienter Seemann«, Bronze, vergoldet, Rand glatt;»Verdienter Seemann«, Bronze, vergoldet, Rand gestanzt; Medaille» Ehrenzeichen für hervorragende Leistungen im Brandschutz«; Kinderauszeichnung» Goldene Eins«; Mitgliedsabzeichen der Gesellschaft für Sport und Technik, Sektion Sporttauben; Abzeichen» Blutstropfen «des Deutschen Roten Kreuzes für eine Blutspende; der FDJ-»Erntenadel«; der» Ehrennadel der Organe der Rechtspflege «in den Ausführungen bronzen, emailliert, und golden, mit Polyesterüberzug, beschäftigt.

An allen Tagen waren die Nadeln der vom VEB» Solidor «gelieferten Anstecksysteme mit einer Fein-Dreikantfeile scharfzuschleifen. Traugott Pfeffer erklärte, indem er eine Modellpuppe in Uniform heranzog, an der zu Demonstrationszwecken Orden und Ehrenzeichen in korrekter Position steckten:»Die Uniform, und mit diesem Kleidungsstück hat die Phaleristik hierzulande zumeist zu tun, besteht aus derbem Stoff, der dennoch von der Nadel unserer Auszeichnungen leicht durchdrungen werden muß. Man stelle sich vor, daß der Genosse Generalsekretär den Karl-Marx-Orden wegen rascher Verbiegung der vom Partnerbetrieb allzuoft leider nur stumpf gelieferten Nadeln nicht oder nicht in angemessener Zeit an der Brust der oder des Auszuzeichnenden befestigen kann.«

Die A-Schicht hatte an allen Tagen 150 Prozent der Norm zu schaffen; Meister Pfeffer aber schrieb nur 100 Prozent ins Abrechnungsbuch. Nach drei Monaten erfuhr Christian den Grund dafür.

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