Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Lawrentij Sergejewitsch Pontrjagin stieg von seinem Schreibtisch herunter, tat ein paar Schritte in den Raum hinein und wandte sich nun direkt an die drei Häßlichen hinten bei den Fenstern:»Es ist wohl abzusehen, daß das Kernproblem aller bisherigen Gesellschaften, nämlich daß sie Klassengesellschaften waren, mit dem Sieg des Proletariats gelöst sein wird. Aber ich prophezeie: Wenn die gesellschaftlichen Probleme gelöst sind, werden die biologischen Probleme um so sichtbarer werden. Und wenn die gesellschaftlichen Probleme nach moralischen Überlegungen gelöst wurden, so werden die biologischen Probleme nach ästhetischen Kriterien gelöst werden. Welchen anderen Sinn könnte das festliche Gelage, das von Anbeginn der Welt im Gange ist, haben als den, schön zu sein? Der neue Mensch, Gastgeber und Gast in einem bei diesem Fest, soll nicht nur glücklich, er muß auch schön sein!«— Hier eine Pause, in der Pontrjagin vor sich ins Leere schaute, als sähe er der Entstehung einer Fotografie in der Entwicklerlösung zu. — »Was, meine Damen und Herren, soll daraus geschlossen werden? Zu welchem Ergebnis, zu welcher Synthese drängt der biologische, der ästhetische Antagonismus? Die Antwort überlasse ich Ihnen.«— Er knickte mit dem letzten Wort in eine kaum wahrnehmbare Verbeugung und verharrte eine Weile in dieser Haltung: ein Zauberkünstler, der gerade eine beeindruckende, aber weiter nicht ernstzunehmende Vorstellung gegeben hatte.

Die hinten bei den Fenstern waren nun am Wort. Die drei Häßlichen. Und nicht Argumente in der Sache wurden von ihnen erwartet, sondern Argumente für ihre eigene Person. — Was ist nur in diesen aufgeblasenen kleinen neuen Menschen gefahren, dachte Carl. Er wollte laut herauslachen, das schien ihm die einzig angemessene Reaktion.

Jossif Aszaturow kam ihm zuvor.

«Bitte!«stammelte er.»Bitte …«

Er erhob sich von seinem Sessel, setzte sich wieder hin und stand wieder auf und setzte sich wieder, als würde in einem Film mit Charlie Chaplin vor und zurück und vor und zurück immer wieder ein Turm aus dem Boden gezaubert. Seine Lippen schlugen aufeinander, schon bevor er etwas sagte, Panik unter den Argumenten, die am wenigsten robusten wurden niedergetrampelt, aber vielleicht wäre gerade unter ihnen ein stichhaltiges gewesen, die schlagende Antwort, kurz mußte sie sein, der Ankläger darf gern lange reden, der darf sich ausbreiten, darf mit Hegel als Knüppel beweisen, daß nur das Schöne lebenswert ist, der Angeklagte darf das nicht, wer sich mit vielen Worten verteidigt, hat unrecht — und Jossif Aszaturow rief mit sich überschlagender Stimme in den Raum hinein:

«Stalin! Ist er schön oder häßlich?«

Und verließ stampfend den Raum.

Lawrentij Sergejewitsch Pontrjagin wurde blaß wie Schafskäse.»Um Gottes willen«, stammelte er,»um Gottes willen, Herr Ingenieur, hier geht es doch um Ästhetik und nicht um Politik!«

Und lief hinter Aszaturow her.

«Mon Dieu, que nous les Russes sont infantils!«stieß Ksenia Sixarulize hervor und zerbrach ihren Bleistift. Worauf sich die Gesellschaft auflöste.

5

Vor dem Institutsgebäude standen die Laternen so dicht beieinander, als hätte die Stadtverwaltung oder ein Politbürosonderausschuß oder wer auch immer sonst in dieser Stadt für das Licht zuständig war sich vorgenommen, eine Metapher für den Geist sinnfällig vorzuführen. Darum herum war es finster, die Straßen waren hohl und leer, keine Autos, keine Pferdegespanne. Die Straßenbahnen stellten ihren Betrieb ein, sobald es dunkel wurde. In den Fenstern der Häuser schimmerte nur wenig Licht. Es war still. Schnee fiel.

Emmy Noether bat Carl, sie nach Hause zu begleiten. Das war nichts Außergewöhnliches. Die Dunkelheit in dieser Stadt war ihr sehr unangenehm. In den Nächten, wenn der Himmel bedeckt war und Mondlicht und Sternenlicht die Erde nicht erreichten, tastete sie sich durch die Gassen um das Institutsgebäude und an den Hauswänden entlang, bis sich ihre Augen einigermaßen an die Finsternis gewöhnt hatten. Nur halb im Spaß hatte sie einmal zu Carl gesagt, sie fürchte, plötzlich in das Gesicht eines Mannes zu greifen. Der Schnee half ihren Augen, sich zurechtzufinden; wenn er allerdings so dicht fiel wie an diesem Abend, konnte es geschehen, daß sogar die Bürger von Moskau in manchen Vierteln ihrer Stadt die Orientierung verloren. Die Brodnikov-Straße war eine knappe halbe Stunde Fußweg vom Institut entfernt, das Hotel Leonjuk bildete den dritten Punkt in einem etwa gleichseitigen Dreieck; Carl hatte also einen längeren Abendspaziergang vor sich, aber daran hatte er sich inzwischen gewöhnt. Emmy Noether zog sich zwei Wollmützen über den Kopf, ihre Hände vergrub sie in geringelten Fäustlingen, die an einer Schnur um ihren Hals hingen. Im Institut trug sie ihre Sommerhalbschuhe, die bequem eingetreten waren, für die Straße besaß sie wasserdichte, wadenhohe Männerstiefel aus Juchtenleder mit Kautschukfußbett. Das Schuhwerk war der Grund, warum man Frau Professor Noether in Moskau immer mit einem Rucksack auf dem Rücken sah, einem deutschen Wandervogelrucksack aus dichtgewebtem Khakileinen. Im Institut trug sie darin ihre Stiefel herum, draußen ihre Halbschuhe. Auf die Stiefel war sie besonders stolz, sie hatte sie sich in Göttingen über Versand von einem Fachgeschäft schicken lassen, hatte sie absichtlich zwei Nummern zu groß gewählt, damit, wie sie Carl während der Bahnfahrt von Berlin nach Moskau auseinandersetzte, sich im Inneren mit Hilfe von drei Paar Wollsocken ausreichend Wärme speichernde Luftkämmerchen bilden könnten. Es waren monströse Knobelbecher,»welche«— so stand in der Reklameanzeige zu lesen, die sie Carl präsentierte, als wäre sie eine vertraglich abgesicherte Garantie —»unter Mithilfe von erfahrenen Feldsoldaten für Jäger entworfen und gebaut wurden, die frühmorgens in feuchter Flur stehen und auf das Wild warten, auf das sich mit desto ruhigerer Hand anlegen läßt, je wärmer die Füße sind«.

Sie gingen dicht nebeneinander durch die engen Gassen zur Poljanka, Carl auf der Häuserseite, Emmy Noether auf der Straßenseite. Sie konnte nicht erkennen, wo eine Tür oder eine Einfahrt das eintönige Dunkel der Wand unterbrach, und das war ihr unheimlich. Ihr Assistent schien zwar nicht besonders stark zu sein, aber groß war er, in seinem gefütterten Mantel wirkte er sogar mächtig, die Pelzmütze täuschte einen breiten Nacken vor und verdeckte die feinen, jungenhaften blonden Haare. (Sie habe ihn, wird sie an diesem Abend bei ihrem ersten» persönlichen «Gespräch zu ihm sagen, anfänglich für jemanden gehalten, dem man Unglück und Grausamkeit niemals zumuten dürfe, weil er sich nicht zu wehren verstehe.) Normalerweise redete sie in Carls Beisein ohne Unterbrechung. Und wenn er sie nachts vom Institut zur Brodnikov-Straße begleitete, redete sie noch mehr als sonst. Daß sie mit Carl an ihrer Seite keine Angst hatte, ließ sie übermütig werden.»Gegen die Dunkelheit«, hatte sie ihn einmal belehrt, als würde sie ihm eine ihrer originellen Lösungen präsentieren,»helfen nur Nachdenken und Kennerschaft. Nur so bekommen die Dinge einen Sinn, und man braucht sie nicht mehr zu fürchten. Habe ich recht?«Sie redete beim Ausatmen und redete beim Einatmen. Sie dachte im Reden. Carls Part war es — und war es immer gewesen —, zuzuhören und ab und zu eine Frage zu stellen. Es hatte ihn immer mit Genugtuung erfüllt, daß seine Gegenwart sie offenkundig zum Denken animierte. Anfangs, in Göttingen, war es ihm mitunter schwergefallen, ihren hurtigen Sprüngen von Ahnung zu Behauptung zu Vermutung zu Beweis zu folgen, bald jedoch kannte er sich in den Räumen ihres Gedankengebäudes gut genug aus, um sich darin nicht zu verirren. (Wenn sie zwei Jahre später mit ihm auf seinen Doktor anstoßen wird, wird sie sagen:»Ihre vorzüglichste Eigenschaft ist das Zuhören. Könnten alle so gut zuhören wie Sie, würde sich das Wissen in der halben Zeit verdoppeln.«) — Heute schwieg sie. In ihrem Schweigen fand er sich nicht zurecht, hatte er sich nie zurechtgefunden.

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