Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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In der Brodnikov-Straße sagte sie:»Ich wünsche mir, daß wir zusammen eine Tasse Tee trinken.«

6

Als sie das winzige Zimmer betraten, beschlugen sich Frau Dr. Noethers Brillengläser. Sie wischte sie am Bettüberzug ab, rückte den Sessel nahe an den Ofen heran, bat Carl, Platz zu nehmen. Einen zweiten Sessel gab es nicht, und einen Tisch gab es auch nicht. Das Zimmerchen war so eng, daß er, wenn er sich in die Mitte stellte und die Arme ausstreckte, jeden Gegenstand berühren hätte können. Bevor sie zu ihrer Vorlesung gegangen war, hatte sie ein paar Briketts auf die Glut gelegt. Sie zog eine flache Kiste unter dem Bett hervor. Darin waren säuberlich die Kohlenbarren gebettet. Sie nahm zwei heraus. Auch ein Schürhaken lag in der Kiste. Sie rüttelte vorsichtig die Asche in die Blechwanne unter der Glut und legte nach.

«Es ist alles sehr einfach hier«, sagte sie,»aber ich brauch’s nicht komplizierter.«

Sie hob die Kanne aus der Waschschüssel, die neben dem Bett auf dem Boden stand, und ging hinaus in den Flur, um sie mit Wasser zu füllen, schloß die Tür hinter sich, damit die Wärme im Zimmer blieb. Am Fußende des Bettes stand eine hohe Lampe mit einem Schirm aus purpurnem Samt, die ihr Licht auf das Sims unter dem Fenster warf, wo sauber Notizbücher von verschiedener Größe aufgereiht waren. Daneben waren eine Tasse, eine kleine Teekanne aus Steingut, eine Dose mit Tee, eine mit Kaffee, eine mit Keksen, ein Sieb, Löffel, Messer, Gabel aufgereiht. Weiters lagen hier ein Kamm, ein Stück Seife, eine Zahnbürste, eine Büchse mit Zahnputzpulver, ein langer Schuhlöffel und ein Reisenecessaire aus gefurchtem braunem Leder.

«Es ist besser hier, als Sie meinen«, sagte sie, als sie mit der Kanne zurückkam.»Hier zu wohnen ist eine Aufgabe, die jeden Tag aufs neue gelöst werden muß. Und das läßt unsereins doch irgendwie glücklich sein, habe ich recht?«

Sie goß einen Teil des Wassers in einen schwarzen Eisentopf, den stellte sie auf den Ofen.

«Das zum Beispiel ist mein Schreibtisch. «Sie griff hinter das Bett und zog ein Nudelbrett hervor.»Ein Geschenk von Frau Dr. Sixarulize. Wenn man sich erst daran gewöhnt hat, will man nichts anderes mehr. Versuchen Sie es!«Sie reichte ihm das Brett.»Stellen Sie die Füße auf die Bettkante, und legen Sie das Brett auf die Knie. Im Rücken wärmt der Ofen. Auf dem Fensterbrett wartet eine Tasse Tee. Nichts, was ablenkt. Ksenia hat mir versichert, so habe Wilhelm Grimm unsere schönen Märchen niedergeschrieben. Wenn das so ist, was soll man dagegen sagen?«

«War Frau Dr. Sixarulize schon einmal hier?«

«Ja, freilich.«

Sie schnürte ihre Stiefel auf und gab ihnen einen Tritt. Auf dem Boden hatte sich eine Wasserlache ausgebreitet. Sie zog das Handtuch von dem Gestänge hinter dem Ofen und legte es darüber und setzte sich aufs Bett, die Füße steckte sie unter die Bettdecke.

«Wir könnten, bis das Wasser heiß ist, eine Zigarette rauchen, wenn Sie welche haben«, sagte sie.

Carl hatte aus Deutschland reichlich Tabak mitgebracht, und jeden Morgen, bevor er sein Zimmer im Leonjuk verließ, drehte er sich drei Stück für den Tag. Eine war noch übrig. Er reichte sie ihr hinüber und zündete ein Streichholz an.

«Und Sie?«fragte sie.

«Ich sehe Ihnen dabei zu.«

«Wir können sie gemeinsam rauchen. Ich verspreche, daß ich das Mundstück nicht zerkaue.«

Sie paffte nur. Der Tabak roch nach Vanille. Inzwischen hatte sich der Ofen aufgeheizt. Carl zog den Mantel aus und öffnete sein Jackett. Das Wasser dampfte. Er reichte ihr Teekanne, Sieb und Teedose, und sie goß auf. Er nahm einen kräftigen Zug von der Zigarette und warf den Stummel in den Ofen.

«Ich habe leider nur eine Tasse«, sagte sie.»Wenn es Sie nicht stört, trinke ich aus dem Schnabel der Kanne. Aber zuerst schenke ich Ihnen natürlich ein.«

Sie erzählte. Erzählte tatsächlich von sich. Zum erstenmal, seit sie sich kannten. Erzählte von ihrer Kindheit in Erlangen. Kein Wort über Mathematik. Sie sei kein besonders ansehnliches Kind gewesen und pummelig. Aber in ihren jungen Mädchenjahren sei sie schlank gewesen, und es sei ihr oft gesagt worden, wie herzig sie aussehe. Was ihr egal gewesen sei. Lieber wäre sie nämlich eine gute Turnerin gewesen. Ihre größte Angst hieß, über den Bock zu springen. Sie übte mit ihrem Bruder Fritz Bockspringen. Er buckelte sich, sie schlug mit ihren Händen auf ihm auf und grätschte über ihn drüber. Im Gymnastikunterricht aber, zu dem sie auf Anraten des Arztes von ihrer Mutter geschickt wurde, vergaß sie alles und traute sich nicht; sie nahm Anlauf und bremste und stieß gegen den Bock und prellte sich böse die Rippen. Sie besuchte die Höhere-Töchter-Schule in dem etwas heruntergekommenen Adelspalais in der Friedrichstraße 35 — einer Adresse, die die Herzen aller Erlangener Eltern, die aus dem Leben ihrer Töchter mehr herausholen wollten, habe höher schlagen lassen, denn nur dort sei große Bildung für kleine Frauenzimmer geboten worden. Emmy konnte das Palais nicht leiden, unten roch es nach Moder, oben nach Kreidestaub. Einmal habe sie sich darin verirrt. Sie war in der Zehn-Uhr-Pause über die Stiegen hinaufgelaufen, und der junge Studienrat Fasser war ihr auf den Stufen entgegengekommen, das Physikbuch in der Hand, ein sturer Spitzbauch, der den deutschen Kaiser ablehnte und dem preußischen König nachtrauerte, und sie, weil sie in ihrer Eile nur vor sich nieder auf den Boden schaute, sah ihn nicht und rammte in seinen Bauch wie in den Bock im Turnsaal, und er schlug ihr das Physikbuch über den Kopf. Der Studienrat hatte sie nämlich für irgendein Mädchen gehalten. Er war außer sich, als er sah, daß sie die Emmy war, nämlich die Tochter des wirklich ehrwürdigen Professors Max Noether, bei dem er sein Rigorosum abgelegt hatte. Er entschuldigte sich bei Emmy, wie er sich nicht einmal bei einem Erwachsenen entschuldigt hätte, wiegte dabei den Oberkörper wie ein Rabbi beim Kaddisch und schichtete Pyramiden von Schachtelsätzen über ihrem schmerzenden Kopf auf. Sie war so verwirrt, daß sie nur» Danke!«sagte und weiter über die Stiege in den zweiten Stock hinaufrannte. Aber sie vergaß, was sie dort gewollt hatte, und rannte bis in den dritten Stock, und zufällig stand die Tür, die in den Dachboden führte, offen, und so rannte sie über die staubigen Stufen weiter in den Dachboden und dort durch die nächste Tür und weiter über eine Wendeltreppe und über einen Steg unter dem Dachgiebel entlang, bis sie sich am Ende auf eine Kiste setzte und wartete. Sie wartete darauf, daß ihr der Reihe nach einfiel, was alles passiert war. Es fiel ihr aber nicht ein.

«Wie ging es weiter?«

«Man hat mich gefunden. Stunden später.«

Durch ihre Erzählung hindurch wartete Carl auf einen Satz von ihr, ungefähr so: Von diesem Moment an bin ich häßlich geworden. Oder: … merkte ich, daß ich häßlich bin. Oder: … merkten die anderen, daß ich häßlich bin. Wie sie die Geschichte erzählte, klang sie ihm nämlich wie eine Vorgeschichte.

Sie erzählte auch von ihrer Studienzeit, daß sie, sobald das entsprechende Gesetz beschlossen war, in Nürnberg ihr Abitur absolviert und zunächst englische Sprache und Literatur studiert habe, später erst Mathematik, und zwar bei ihrem Vater; und plötzlich sagte sie:»Der Pontrjagin denkt klar, aber er ist für meinen Geschmack zu talentiert. Weil ihm der Weg so wenig Mühe bereitet, bedeutet ihm das Ziel nichts. Interessant an seiner Überlegung ist doch nur eines: Schönheit geht in Schönheit unter. Schönes wird durch Schönes entwertet. Häßliches dagegen gewinnt unter Häßlichem an Kontur. Daraus schließe ich: Das Schöne ist eine Variable, das Häßliche eine Konstante. Damit aber wäre seine Vermutung widerlegt.«

«Welche Vermutung?«fragte Carl.

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