Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Wie Carl sie mir als junge Frau beschrieb, erkenne ich sie nicht wieder: nervös, getrieben, monoman. In dem zarten, struppigen Mann, der mehrere Male in der Woche mit Carl im Imperial frühstückte, hatte sie geglaubt, den für sie Bestimmten zu erkennen. Erst wohnten sie bei Georgs Mutter in dem Gemeindebau im 17. Bezirk in der Zeilergasse (vis-à-vis hauste übrigens der wallbärtige König der Contragitarre, Anton Strohmayer; wenn er sich in seiner Küche den Kaffee aufbrühte, konnte ihn Georg sehen; manchmal winkten sie einander zu). Agnes’ Vater galt als vermißt, ihre Mutter zögerte jedoch, ihn für tot erklären zu lassen. Einmal nur, bei der Hochzeit und dem anschließenden Essen in der Goldenen Glocke in der Kettenbrückengasse, hatte Georg seine Schwiegermutter gesehen — eine Frau mit aufgequollenen Augen und einem lippenlosen Strich als Mund, aber den grell geschminkt. Georg fand schließlich eine eigene Wohnung, draußen in der Penzingerstraße, nicht weit vom Technischen Museum. Die Wohnung war billig. Aber, wie Carl meinte, unmöglich geschnitten. Die Zimmer reihten sich wie auf der Wäscheleine hintereinander, und zwar in einer merkwürdigen Abfolge — wenn man eintrat, befand man sich in der Waschküche, es folgten die Küche, das Wohnzimmer, das Schlafzimmer, das Bad und zuletzt ein eventuelles Kinderzimmer, das blickte in einen Garten mit Kirschbäumen hinaus. Carl schlug vor, in seinem Haus am Rudolfsplatz eine Wohnung für sie einzurichten. Das wollte Georg nicht, und Agnes wollte es auch nicht.

Als Agnes schwanger war, wurde ihr im Imperial gekündigt. Kellnerinnen mit einem dicken Bauch paßten nicht in das Café eines Nobelhotels. Carl riet ihr, sich an die Arbeiterkammer zu wenden oder an die Gewerkschaft. Statt für sie zu kämpfen, bot ihr die Gewerkschaft einen Posten als Sekretärin an. Erst aber blieb sie zu Hause und kümmerte sich um das Kind. In dieser Zeit lebten sie von Carls Geld. Er richtete bei der Postsparkasse ein Konto für sie ein, lautend auf Agnes und Georg Lukasser, und überwies monatlich einen Betrag. Dafür besuchte er sie öfter und ließ sich von Georg auf der Gitarre vorspielen. Er besorgte auch einen Plattenspieler und Schallplatten — Louis Armstrong, Charlie Parker, Billie Holiday, Enrico Caruso, Dizzie Gillespie, Coleman Hawkins —, das seien nicht Geschenke, sagte er, sondern Investitionen. Er stieß auf kein großes Interesse. Georg und Agnes taten den lieben Tag lang nichts anderes, als sich um das Kind zu kümmern. Georg vernachlässigte die Musik, die Gibson lag eingepackt in ihrem Koffer im letzten Zimmer, das noch leer war. Das Kind schlief bei Georg und Agnes im Bett. Agnes ging an den Nachmittagen zusammen mit Carls Schwester Valerie und dem Kinderwagen spazieren. Georg verließ nur sehr selten die Wohnung. Und er zog sich selten etwas anderes an als den Schlafanzug. Er trank nicht viel, aber ständig. Er verlor den Überblick, dachte, es seien nicht mehr als zwei Achtel oder drei oder höchstens vier am Tag, während Agnes wußte, es war nie weniger als eine Flasche. Carl ermahnte Georg, nicht auf das Üben zu vergessen, ein Talent könne verkümmern, und es könne sogar absterben. Georg reagierte unverhältnismäßig zornig. Musik entstehe nicht in den Fingern, sondern im Kopf, sagte er, und die Liebe zu seinem Kind sei die beste Musik, also übe er. Carl zog sich zurück, der Kontakt brach ab. Die monatliche Überweisung blieb aufrecht. Nach einem Jahr stand Georg vor Carls Tür, erklärte, das Geld sei nun nicht mehr nötig, weil Agnes mit ihrer Arbeit beim Gewerkschaftsbund begonnen habe, und fragte, ob Carl der Pate seines Sohnes werden wolle, man habe nämlich beschlossen, ihn taufen zu lassen, man könne ja nicht ausschließen, daß etwas dran sei, im übrigen übe er jeden Tag mindestens drei Stunden. Es sei ihm eine Ehre, sagte Carl. Der Streit war vergessen. Agnes fuhr nun jeden Morgen mit der Straßenbahn von Penzing zum Karlsplatz und ging weiter zu Fuß die Prinz-Eugen-Straße hinauf zur Bezirkszentrale des ÖGB. Am späten Nachmittag kehrte sie zurück, bügelte die Hemden, räumte die Wohnung auf, kochte. Georg trug das Kind auf dem Arm, fütterte es feist, rollte mit ihm auf dem Boden durch die Zimmer, schlief, wenn es schlief, spielte ihm vor und ließ es mit den Patschfingern in die Saiten greifen, bis es sich an der hohen E verletzte. Freitags, samstags und sonntags trat er in den Clubs auf. In den ersten Morgenstunden kam er nach Hause und war betrunken. Bis in den Nachmittag hinein schlief er. Als der Sohn fünf Jahre alt war, brachte er seinem Vater das Frühstück ans Bett. Agnes bereitete es vor, bevor sie zur Arbeit fuhr, Kaffee in der Thermoskanne, Käsebrot zwischen zwei Tellern, damit es nicht austrocknete. Georg versprach seinem Sohn, daß bald alles anders würde, es sei im Augenblick eine schwierige Zeit. Den Kaffee ließ er, statt dessen trank er Weißwein. Bevor Agnes von der Arbeit nach Hause kam, putzte er sich die Zähne und gurgelte mit Kaffee, den Rest schüttete er ins Waschbecken. Er haßte Kaffee. Als der Sohn sechs Jahre alt war, zog er die Mutter am Ärmel in sein Zimmer und sagte:»Er schläft bis um drei, und bevor du kommst, putzt er sich die Zähne und gurgelt mit Kaffee. «Sie nickte und versprach, mit dem Vater zu reden. Der Sohn beobachtete seine Eltern, spionierte ihnen nach, sah sie aber nicht miteinander sprechen. Vielleicht redete die Mutter ja in der Nacht mit dem Vater, das konnte er nicht hören, weil zwischen seinem Zimmer und dem Schlafzimmer das Bad lag, und dort rauschte die Klospülung, der Ablauf vom Reservoir war nämlich nicht dicht. Er glaubte, es würde nützen, wenn sie mit ihm redete, und warf ihr vor, daß sie es nicht tat. Als er sieben Jahre alt war und in die Schule kam, war Georg an den Tagen allein in der Wohnung. Er spielte auf der Gibson und trank. Er bevorzugte nun Whisky, Vat 69, Jim Beam und den roten Johnnie Walker. Wenn der Sohn wieder damit anfing, schüttelte Agnes nur den Kopf, und ihre Augen wurden wie Zement. Der Sohn nahm eines Tages seinen Mut zusammen und bat den Vater, nicht soviel zu trinken. Georg bekam einen hysterischen Anfall, schrie, ob es denn schon wieder soweit sei, daß ein Kind seinen Vater bespitzle und verleumde. Durch all diese Jahre hatte der Sohn ein schweres Herz, weil sein Vater ein Trinker war, er aber nicht wußte, ob es wirklich so schlimm war, wie er dachte, oder nur eine vorübergehende Schwäche, und er dem Vater vielleicht unrecht tat, was ihn nur noch weiter schwächen würde. Als er zehn war und in der ersten Klasse des Gymnasiums, brach Georg zusammen. Agnes wollte sich scheiden lassen. Sie schimpfte, und das hörte sich für den Sohn an wie eine Reklamation. Sie hat sich von uns abgekoppelt, dachte der Sohn. Sie fühlt sich nicht mehr zu unserem Gespann gehörig. Sie war auf einmal anders. Ihre Stimme war anders — vorne im Mund gebildet, scharf und überartikuliert —, ihr Schritt war anders, die Bewegungen ihrer Hände waren anders, zuckend, provokant, unkontrolliert, spastisch. Der Sohn dachte sich: Die Mutter ist ohne Gefühl; ohne Gefühl für ihren Mann, ohne Gefühl für ihren Sohn, ohne Gefühl für jeden Menschen auf der Welt.

5

Es fing damit an, daß sie die Flaschen aus dem Haus räumte, die leeren und die halbleeren und die vollen. Mein Vater packte sie bei den Armen, schüttelte sie, ich dachte, er bricht ihr das Genick. Er schlug ihr mit einem Tritt die Beine weg und stieß sie zu Boden. Er trat weiter gegen ihre Füße und ihre Unterschenkel und gegen ihr Becken. Sie kroch zur Tür, stolperte hinunter auf die Straße und in den Laden und rief Carl in Innsbruck an. Währenddessen demolierte mein Vater die Küche, stürzte den Kasten mit dem Geschirr um und warf sich mit Anlauf gegen die Wand, bis er aussah, als wäre er gegen Floyd Patterson im Ring gestanden. Ich kauerte im hintersten Zimmer in meinem Bett, die Decke wie ein Gespenst über Kopf und Schultern, und heulte mir die Seele hohl. Zwanzig Stunden später, als Carl und Margarida an der Tür schellten, lag mein Vater im Wohnzimmer auf dem Sofa und wimmerte und krampfte und wollte nicht, daß jemand einen Arzt rufe, und bat darum, ihn die Sauerei aufräumen zu lassen. Es schüttelte ihn so sehr, daß er das Glas nicht halten konnte. Carl flößte ihm Whisky ein, weil er fürchtete, er werde sonst ins Delirium fallen. Mein Vater schämte sich — vor meiner Mutter, vor mir und vor Carl. Er versuchte, einen Spaß für mich zu machen, nämlich den, den ich, als ich klein war, so gern gehabt hatte. Er steckte einen Daumen in den Mund und drückte mit dem anderen Daumen von innen gegen den Oberarm und pustete, so daß es aussah, als blase er seinen Bizeps auf. Und dann weinte er. Margarida sagte, sie werde sich um ihn kümmern. Die Tür zum Wohnzimmer stand offen, so daß meine Mutter und Carl in der Küche hören und, wenn sie zwei Schritte zur Seite traten, auch sehen konnten, was im Wohnzimmer vor sich ging. Mich hatte man ins Bett geschickt. Natürlich konnte ich nicht schlafen. Irgendwann schien sich mein Vater beruhigt zu haben. Ich schlich durchs Badezimmer und weiter durchs Schlafzimmer. Die Tür zum Wohnzimmer war nur angelehnt. Ich spähte durch den Spalt. Ich sah, daß Margarida dicht neben meinem Vater saß. Sie hatte ihre Hand in seiner offenen Hose, und die glitt langsam über seinen Penis. Mein Vater lag breit ausgestreckt über dem Sofa, ein Bein auf dem Boden, die Augen offen, atmete schwer. Und ich sah, daß meine Mutter in der Küchentür stand und Margarida beobachtete. In ihrem Gesicht war eine geistesabwesende Interessiertheit, wie wenn sie jemandem beim Rosenschneiden zusähe. Sie bemerkte mich, aber das änderte nichts in ihrem Gesicht. Ich habe nie mit meiner Mutter darüber gesprochen. Aber mit Margarida habe ich darüber gesprochen. Allerdings erst viel später.»Es war die einzige Möglichkeit, deinen Vater zu beruhigen«, sagte sie und hustete sich den Drang zu lachen aus der Brust.»Das habe ich mir damals eigentlich auch gedacht«, log ich. Daß ihr meine Mutter dabei zugesehen hatte, sagte ich ihr nicht. Ich war erst zehn gewesen, und von Liebe, Eifersucht, Begehren wußte ich gar nichts. — Ich tastete mich durch die Dunkelheit in mein Zimmer zurück. Normale Kinder glauben, daß ein Vater unzerstörbar sei; ich wußte es besser. Irgendwann wachte ich auf, weil ich Carl und meine Mutter reden hörte. Sie waren im Bad, ich konnte sie deutlich verstehen. Carl warf meiner Mutter vor, daß sie ein Kind bekommen hatte …

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