Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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«Was ist eigentlich passiert?«fragte er.

«Sie haben sich in der Badewanne die Pulsadern aufschneiden wollen«, sagte sie.

«Und warum ist das Regal umgefallen?«

«Es ist doch gut, daß es umgefallen ist«, sagte sie.»Sonst würden wir zwei immer noch schlafen. Möchtest du wieder hinauf ins Bett gehen?«Das wollte er nicht.

Schließlich saßen sie alle zusammen in der Bibliothek und tranken Tee, bis es vor dem Fenster zu dämmern begann, und schwiegen oft und lang.

«Ich bin gar nicht müde«, sagte Carl. Aber er sank doch tiefer in das Sofa hinein.

«Bitte, erzählt niemandem etwas davon«, bat Tante Franzi.

«Natürlich nicht«, versprach Fräulein Stein, und Carl versprach es auch.

Fräulein Stein sagte, sie wolle jetzt das Badezimmer aufräumen und putzen. Damit man nichts sieht, wenn das Dienstmädchen kommt. Man könne ja behaupten, das Regal sei einfach so umgefallen.

«Ich helfe«, sagte Carl.

«Nein, das tust du nicht, du wirst für etwas anderes gebraucht«, ordnete sie an.»Weißt du, wo der Bäcker ist?«

«Er weiß es«, sagte Tante Kuni leise. Sie hatte kein einziges Mal dem Fräulein Stein in die Augen gesehen und auch ihrer Mutter nicht und auch Carl nicht.

Carl zog Hose und Jacke über seinen Schlafanzug, Fräulein Stein gab ihm Geld, und er ging in der frischen Morgenluft über den Hainholzweg hinunter zur Bäckerei Kasimir, wo man ihn inzwischen gut kannte, weil er doch jeden Tag dort Brötchen holte, nur eben nicht so früh am Morgen. Das Licht am Osthimmel weckte ihn auf, und er fühlte sich sogar fröhlich. Er schlug einen kleinen Umweg ein, schlenderte an der Sonne-Mond-und-Sterne-Villa vorbei, die er für sich so nannte, weil auf die Fassade der Sternenhimmel gemalt war. Er wollte nicht mehr weglaufen. Der Gedanke kam ihm kindisch vor. Und was er im Badezimmer gesehen hatte, kam ihm lange vergangen vor und als wäre es ihm bloß erzählt worden, als wären alle Beteiligten andere gewesen. Seine Mutter fiel ihm ein, aber er hatte kein Heimweh. Sie fiel ihm nur ein. Es tat ihm leid, daß er ihr von dieser Nacht nicht erzählen durfte, von Tante Franzis Geheul, das auch irgendwie komisch gewesen war, und dem Blutstreifen auf Tante Kunis Bauch und dem roten Wasser in der Wanne. Er konnte sich die Augen seiner Mutter denken, die sie aufreißen würde, aber nicht nur gespielt, wie es seine Großmutter tun würde. Um diese Zeit lag sie sicher noch im Bett. Er stellte sich die Wohnung in Meran vor, die kurzen, heiter weißen Vorhänge in der Küche, die wie kurze Hosen waren. Das hatte seine Mutter gesagt und hatte draußen auf das Sims Tontöpfe mit Petersilie und Schnittlauch und Basilikum gestellt, das sei, wie wenn einer mit kurzen Hosen durch eine Wiese schreite. Und er schritt auf dem Bürgersteig zur Bäckerei Kasimir hinunter, wo es manchmal Gefrorenes mit einer Waffel gab, Erdbeere oder Kirsch oder Vanille. Das Wort Bürgersteig hatte er nicht gekannt, das hatte er erst in Göttingen gehört. Es gefiel ihm. Ein Steig, auf dem der Bürger geht, auf dem ihm die frischen Brötchen entgegendufteten. Er freute sich darauf, wenn ihn seine Mutter abholte. Er würde ihr die Stadt zeigen, er würde sagen: Wir gehen auf dem Bürgersteig. Er wußte, daß alles gut war; daß sogar gut war, was geschehen war; daß vielleicht etwas viel Schlimmeres geschehen wäre, wenn das nicht geschehen wäre; obwohl er nicht wußte, was es Schlimmeres geben konnte als das, was geschehen war.

Er betrat die Bäckerei, die Klingel über der Tür wurde angeschlagen, Herr Kasimir kam aus der Backstube hinter dem Laden, ein Mann mit einem engen Kiefer und Geheimratsecken bis weit in den Schädel hinauf ins graue Haar hinein. Er beugte sich über den Tresen und fragte — genau wie Carl erwartet hatte —, warum er heute schon so früh unterwegs sei, und fragte weiter — wie Carl ebenfalls erwartet hatte, weil er es ihn jeden Morgen fragte —:»Na, sag mir, junger Mann, bist du stolz, daß dein Vaterland an der Seite unseres großen Willem steht?«

«Sehr stolz bin ich«, antwortete er und verkniff sich, was er sich an jedem Morgen, seit Krieg war, verkniffen hatte, nämlich daß es, wenn man genau sein wollte, ja der deutsche Kaiser war, der an der Seite des österreichischen Kaisers stand, und nicht umgekehrt, und sagte statt dessen:»Heute zwei Brötchen mehr, bitte.«

«Hat man nächtlichen Besuch gehabt?«

«Ja.«

«Noch eine Tante?«

«Ja.«

«Muß ein Ärger sein für einen jungen Mann wie dich mit so vielen Frauen.«

«Ziemlich.«

«Aber die kriegst du schon in die Zange, stimmt’s?«

«Stimmt.«

Und dann gab ihm Herr Kasimir eines seiner berühmten Karamelbonbons mit Schokoladeüberzug.

«Ich habe später nachgerechnet«, sagte Carl,»und heraus kam, daß ungefähr zur selben Zeit mein Vater bei Lemberg fiel. Vielleicht gerade an einem dieser herrlichen Nachmittage, als mir Edith Stein all diese stummen Köpfe zeigte, die Friedrich Blumenbach in seinem Akademischen Museum gesammelt hatte und die mich so tief beeindruckten; geträumt habe ich von ihnen, ich war so klein wie eine Ameise und bin durch die Augenhöhlen in die Schädel spaziert, die wie Kirchenschiffe waren. Oder vielleicht, als wir über die Felder wanderten, in unseren Rucksäcken Wurst und Brot, die meine Tanten spendiert hatten, weil diese Sachen inzwischen schon das Dreifache kosteten. Als Fräulein Stein und ich uns an der Hand hielten und Im Frühtau zu Berge sangen, als wären wir Hänsel und Gretel, voll dem Wohlgefallen, das wir aneinander hatten. Ungefähr zu dieser Zeit, ja, tatsächlich zu dieser Zeit hat meinen Vater die Kugel getroffen oder ein Granatsplitter, wer soll das wissen, wer will das wissen. Meine Mutter hat der zweite Krieg umgebracht, meinen Vater der erste. Und beide auf ähnliche Weise. Meine liebe Margarida meinte, das habe etwas zu bedeuten, sie verehrte Bedeutungen, und Bedeutung hieß bei ihr immer etwas Gutes. Der — wenn man es recht bedenkt — brutale Wunsch, daß es in der Welt und im Leben stets eine Ausnahme zu unseren Gunsten geben müsse. Und falls Leben und Welt für diese Ausnahme zu kurz geraten sollten, werden Leben und Welt eben ins Jenseits hinein verlängert. Margarida sagte: ›Du hast eben doch nicht recht. Sie haben sich geliebt, deine Eltern.‹ Und ich sagte: ›Schön. Und um das zu beweisen, mußten zwei Kriege her?‹ Ich habe nicht an meinen Vater gedacht, den ganzen Sommer über nicht ein Mal. An meine Mutter habe ich gedacht, an meine Großmutter, an meinen Großvater, an meinen Vater nicht. Wenn wir uns drüben begegnen, was mir in letzter Zeit beunruhigenderweise immer plausibler erscheint, wird mir ein junger Mann gegenüberstehen, der vielleicht Geheimnisse hinter seiner Stirn trägt — vielleicht hat er ja tatsächlich das Briefpapier des XX. Korpskommandos Brixen gefälscht! — , er wird die Hacken zusammenschlagen und mir die Hand schütteln, und mehr wird wahrscheinlich und leider nicht sein. Sollte allerdings meine Mutter bei ihm stehen, im zweiteiligen Wollkostüm in Altrosa, die Ärmel besetzt mit je zwei Fuchspelzstreifchen, und sollten sich die beiden womöglich sogar bei der Hand halten — nun, ich nehme an, in diesem Fall wird Margarida nicht weit sein, und sie wird sagen: ›Siehst du, du verkalkter, blöder Agnostiker, du hast eben doch nicht recht gehabt.‹ — Wenn zwei so einen wie mich in die Welt befördern, hat das eine Bedeutung. Falou e disse! «

4

Die Erinnerung formt sich nach den Folgen des Erinnerten; der Phantasie liegt ein stabiles gegenwärtiges Verlangen zugrunde, nämlich: sich einzubilden, wer man in der Vergangenheit hätte gewesen sein können; und trotz aller Vorsicht, nur ja nicht Wirklichkeit und Wunsch zu verwechseln, streckt sich das Fragezeichen des Konjunktivs allmählich zum Rufzeichen des Indikativs, so daß das Erinnerte bald alles andere als ein Bild aus der Vergangenheit darstellt, sondern nur noch die Nöte der Gegenwart spiegelt. Die Vergangenheit ist der Laden des Teufels, sagt Ralph Waldo Emerson, wenn ich mich recht erinnere, und der Teufel liefert jede Ware, die gewünscht wird; was ja wohl heißen soll, daß Erinnerungen immer lügen, weil sie aus dem Fundus des Lügenkönigs stammen … — Ich spreche nun von mir, Sebastian Lukasser, Vorwort und Vorsicht gelten meinen Erinnerungen. Daß ich so ausführlich über die Begegnung zwischen Carl und Edith Stein im Sommer 1914 berichte, hat auch — vor allem, möchte ich sagen — seinen Grund in meiner eigenen Biographie — und in der Biographie meiner Mutter.

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