Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Beim Essen ging es hauptsächlich um den Krieg. Zu Kunis Erstaunen zeigte sich ihre Mutter mit militärischen und politischen Details durchaus vertraut, so daß sie ohne Peinlichkeit ihrem Gast Paroli bieten konnte; darauf kam es ihr nämlich an: durch eine im Grundton zynische, in der Melodie possierliche Gegenrede zwischen ihr und dem Fräulein Stein eine Spannung zu erzeugen, wobei sie den Bogen in der Hand hatte — und auch die Pfeile, falls es darauf ankam, jemanden abzuschießen. Sie habe ja gar nichts gegen den Krieg, sagte sie, nur sollte er intelligent geführt werden.»Warum haben wir den Belgiern denn nicht einfach Miete für die Straßen bezahlt, auf denen unsere Soldaten nach Frankreich marschieren wollen?«—»Wir haben ihnen ja Geld angeboten«, entgegnete das Fräulein Stein,»aber sie wollten es nicht nehmen.«—»Vielleicht hat man ihnen zu wenig geboten.«—»Man darf sich nicht erpressen lassen.«—»Aber vielleicht hätten die Belgier Freude daran gehabt, mit uns zu handeln. Wenn man ein Angebot sofort annimmt, ist das auch eine Art von Unhöflichkeit, finde ich.«—»Aber warum überhaupt Belgien«, warf Kuni ein.»Hätte man nicht direkt in Frankreich einmarschieren können?«—»Nein, hätte man nicht«, sagte die Mutter scharf wie» Halt die Klappe!«— Das Fräulein Stein erklärte:»Weil die Franzosen ihre Grenze zu uns so fest gemauert haben.«—»Die tun nämlich nur so flatterhaft«, schäkerte die Mutter weiter,»in Wahrheit sind sie prüde wie ein Wäschekorb.«—»Und warum überhaupt gegen Frankreich?«beharrte Kuni. — »Warum nicht gegen Frankreich hätte die richtige Frage gelautet, wenn wir in irgendeine andere Richtung marschiert wären«, bekam sie von ihrer Mutter zurück.»Habe ich nicht recht?«—»Eigentlich gegen Rußland«, korrigierte Fräulein Stein schüchtern.»Nur müssen wir zuerst den Rücken frei haben. «Und leise fügte sie hinzu, sie wolle sich für ein Lazarett melden, wenn es im Osten losgehe. Kuni kicherte und erntete dafür einen stummen Verweis ihrer Mutter, eine Handbewegung, als wollte sie eine Tür zudrücken.

«Das ist sehr tapfer von Ihnen«, rief Tante Franzi mit schicksalhaft vibrierender Stimme aus:»Aber! Aber! Aber!«Sie erhob sich, nahm die Weinkaraffe, ließ ihr Kleid fliegen, umrundete den Tisch und trat hinter ihren Gast.»Zunächst, liebes Fräulein Stein, machen Sie mir die Freude und bleiben Sie heute nacht in meinem Haus. Zur Zeit streichen merkwürdige Individuen durch die Straßen, die meinen, sich schon draußen auf dem Schlachtfeld zu befinden. Und viele fühlen sich zu manchem berechtigt, was ihnen draußen Ehre, hier aber das Zuchthaus einbringen würde. Tun Sie mir den Gefallen, und markieren Sie nicht die Heldin!«

Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte sie sich an das Dienstmädchen, das gerade den Nachtisch hereinbrachte, und befahl ihm, das Gästezimmer herzurichten. Sie hatte wohl mit Widerspruch seitens ihres Gastes gerechnet und sich auf eine neckische Verhandlung eingestellt, und als der Widerspruch ausblieb, wußte sie nicht vor und zurück, und nun stand sie zwischen Rosentapete und glitzernder Tafel, regielos und beschwipst. Carl hatte Mitleid mit ihr, so sehr, daß er hätte weinen wollen. Ihr kurzes, bleifarbenes Haar war von zwei Scheiteln gespalten, in der Mitte streng nach hinten gezogen, an den Seiten zu engen Wellen onduliert, die aussahen, als wären sie aus dem Schädel gemeißelt. Es war still geworden. Auf ihrem Gesicht erschien ein Ausdruck des Wissens um das Ungeheuerliche. Sie reckte den Kopf, Carl guckte in ihre langgestreckten Nasenlöcher und in die unruhigen Augen mit der blauen, dunkel umrahmten Iris, und ihm war, als ziehe eine unsichtbare Hand den bizarren Glanz von dieser Person ab — erst von ihr, dann von den Wänden, von den Böden, von der Oberfläche der imperial gedrechselten Stuhllehnen, dem Goldrandporzellan, den silbernen Messerbänkchen, den Bleikristallgläsern, dem Bleikristalllüster; und darunter kam Abgewohntes, Abgelebtes, Ziel- und Sinnloses zum Vorschein, eine alles durchwaltende Fadheit, schlaues Mittelmaß, eben Ungeheuerliches.

In einer heftigen Bewegung stellte Tante Franzi die Karaffe ab, nahm den Kopf der jungen Frau zwischen ihre Hände, beugte sich über sie, sagte von oben in das zarte Gesicht:»Aber! Aber! Aber! Was sind Sie für ein schönes kleines Ding und wollen sich an stinkende Soldaten vergeuden!«

Diesen Satz hatte sich Carl ein Leben lang gemerkt.»Er konnte alles mögliche heißen«, kommentierte er.»Konnte erstens: ein Zitat sein, also ein Scherz. Konnte zweitens heißen: Ich weiß, daß Sie eine barmherzige Frau sind, die verlegen wird, wenn man sie lobt. Konnte drittens heißen: Angesichts der glorreichen vaterländischen Aufgabe, die vor uns liegt, sind wir alle nichts weiter als kleine, unwichtige Fusseln, bei denen es keine Rolle spielt, ob sie schön oder häßlich, wohlriechend oder stinkend, gesund oder krank, mit einer Zukunft begabt oder sinnlos sind — und so weiter, was man damals an jedem Wirtshaustisch eben zu hören und in diversen Illustrierten in gereimter Form zu lesen bekam. Hieß aber doch nur, was es hieß — nämlich: Was bist du für ein schönes kleines Ding!«

Carl sprach während des Essens nicht ein Wort. Er beobachtete und hörte zu. Manchmal drückte ihm das Fräulein Stein ein Auge. — »Nichts konnte mir etwas anhaben. Sie hatte mir versprochen, daß ich sie morgen wiedersehen würde. Indirekt hatte sie mir das versprochen. Aber versprochen hatte sie mir es. Und wenn sie mir zuzwinkerte, konnte das doch nur heißen: Der Spuk geht vorbei, morgen lassen wir zwei es uns gutgehen.«

Tante Kuni schien aus dem Rennen zu sein. Als man sich nach dem Essen ins Wohnzimmer begab, buckelte sie sich ins Sofa, stieß Luft aus und rollte mit den Augen wie eine Dreizehnjährige.

Kuni Herzog zu Pater Frederik Braak:»Selten genug war es vorgekommen, daß ich eine Freundin nach Hause eingeladen habe. Jeder dieser Besuche war damit zu Ende gegangen, daß ich mich wie ein bockiges Kind benahm und sie allein die Szene beherrschte, und meine Freundinnen sagten hinterher, was für ein Energiebündel von Mutter ich doch hätte, wie beneidenswert. Einmal habe ich einen jungen Mann mit nach Hause gebracht, da war es nicht anders, und gleich war es auch schon wieder vorbei gewesen. Meine Mutter fegte mich vom Horizont.«

Vor dem Fräulein Stein spielte die Mutter die unterhaltsame Schurkin, sie wollte die junge Dame mit dem unschuldigen Gesichtchen schockieren. — Kuni Herzog:»Weil das alte Luder dachte, Schock und Charme kommen bei der Jugend an.«— Sie freue sich auf den bevorstehenden Untergang Europas, rief die Mutter aus, stellte sich mitten ins Zimmer, spreizte die Beine, soweit ihr Kleid das zuließ.»Ich will nie wieder ein Wort Englisch sprechen, bevor nicht die letzte Suffragette aus dem Gefängnis entlassen ist!«— Kuni Herzog:»Und was sollte das bitte heißen? War sie dafür oder dagegen? Oder beides? Oder beides nicht? Und wofür oder wogegen? Meine Mutter war der Meinung, Mehrdeutigkeit lasse auf Intelligenz schließen. Also legte sie sich einen Tonfall zurecht, der nach Mehrdeutigkeit klang. Sie brachte das Fräulein Stein zum Lachen. Sie kam bei ihr an. Sie kam gut bei ihr an. Ich existierte gar nicht mehr für sie.«

Carl bestätigte Kuni Herzogs Erinnerung:»Der Zirkus, den Tante Franzi aufführte, hatte offensichtlich nur einen Zweck, nämlich ihre Tochter zu demütigen, sie zu beschämen. Das hatte ich schon bei ähnlichen Konstellationen so erlebt. Hinterher hatte sie ein schlechtes Gewissen, und das wiederum gab Tante Kuni die Gelegenheit, ihre Mutter zu demütigen und zu beschämen.«

Franziska Herzog konnte eine mitreißende Erzählerin sein, sie mußte nur drei, vier Gläser Wein intus haben und jemanden vor sich, der ihr zuhörte. Beide Voraussetzungen waren gegeben. Ihre Hände und Lippen bewegten sich mit aufreizender Rasanz. Sie erzählte von den Reisen, die sie als junge Frau zusammen mit ihrem Mann unternommen hatte, nach London, Schanghai, New York, Tokio und immer wieder nach Deutsch-Südwestafrika, wo, wie sie trällerte,»unsere Tochter wahrscheinlich gezeugt wurde«.

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