Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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«Ich schrieb ihm, er solle schnell wieder nach Lissabon kommen. Wien war zerstört, hieß es. Er hatte von seiner Familie nichts mehr gehört, seit er interniert worden war. Er rechnete mit dem Schlimmsten, und er ist einer, der mit sich allein sein muß, wenn ihn das Unglück erreicht.«

Carl schrieb Briefe aus Wien, schrieb, er wisse noch nicht, was er vorhabe. Margarida war wieder allein. Sie besuchte Daniel, und sie lebten wieder zusammen wie Mann und Frau. Daniel fragte nicht, ob sie sich von Carl scheiden lassen und ihn heiraten wolle. Über ihre Ehe sprachen sie nicht. Carl schrieb, er habe sich entschieden, in Wien zu bleiben. Eine Stelle an der Universität war ihm angeboten worden. Er bat sie zu kommen. Wieder zögerte Margarida keinen Augenblick. Sie setzte sich in den Zug.

«Ich habe ihm wieder alles erzählt. Er sagte, er sei mit der Scheidung einverstanden, wenn ich sie wünschte. Aber ich wünschte keine Scheidung. Nicht ein Gedanke daran. Das konnte er nicht verstehen. Und ich habe es eigentlich auch nicht verstanden. Warum fängst du immer wieder etwas mit ihm an, fragte er, wenn du nicht einmal einen Gedanken daran hast, es fortzuführen. Er hatte recht. Carl ist Daniel nie begegnet. Er kannte ihn nicht. Und er wollte auch nicht, daß ich von ihm erzähle. Wenn wir drei zur selben Zeit in einem Zimmer gewesen wären und Carl hätte mir die gleiche Frage gestellt, ob ich mich scheiden lassen will, wäre mir die Antwort nicht so leicht gefallen, das weiß ich. Aber wir waren nie gleichzeitig zu dritt in einem Zimmer.«

Margarida und Carl bezogen eine Wohnung in dem Haus am Rudolfsplatz und richteten sich modern ein. Als das Leben leichter zu werden begann, fuhren sie in den Sommersemesterferien nach Lissabon, verbrachten ein, zwei Monate in der Stadt oder in Coimbra im Haus ihres Vaters, das sie sich mit ihren Geschwistern teilte, oder nach Ericeira ans Meer, wo sie ein Ferienhäuschen besaßen.

Nach zehn Jahren traf sie Daniel zufällig auf der Straße. Er war gerade im Begriff in den Elevador de Santa Justa zu steigen. Er war zusammen mit einer Frau, die trug eine amerikanische Brille und wirkte sehr chic. Er stellte sie Margarida als seine Frau vor. Er erzählte, daß er eine gute Arbeit habe, in der Verwaltung des bakteriologischen Instituts. Sie gaben einander die Hand und verabschiedeten sich wie für immer. Am nächsten Tag wartete sie am Abend vor dem Eingang des Verwaltungsgebäudes in der Travessa do Torel auf ihn. Sie gingen in ein Hotel. Während dieses Sommers trafen sie sich noch mehrere Male. Immer im gleichen Hotel. Diesmal erzählte sie Carl nichts davon. Im September flogen sie und Carl nach Wien zurück.

Bald darauf bekam Carl seine Professur in Innsbruck. Margarida war es, die vorschlug, die Sommer nicht mehr in Portugal zu verbringen. Sie flogen nach Amerika, mieteten ein Auto, fuhren von New York über den Süden nach New Mexico. Oder sie verbrachten die Semesterferien in England oder in Finnland oder blieben zu Hause. Gedanken an Daniel bedeuteten ihr wenig. Erst 1961 fuhren sie wieder nach Lissabon, diesmal zusammen mit mir. Carl hielt seine Gastvorlesung an der neuen Universität.

«Ich habe es wieder getan. Keine Spur von Sehnsucht. Ich hatte nie Sehnsucht nach Daniel gehabt. Wenn du mich fragst: Warum wieder? Einfach nur, weil ich die Möglichkeit dazu hatte? Das kann nicht richtig sein. Weil auch noch etwas anderes in mir war und weil ich die Möglichkeit dazu hatte. Wir hatten uns wieder fast zehn Jahre nicht gesehen. Aber wie ich Daniel kannte, durfte ich damit rechnen, daß sich in seinem Leben nichts geändert hatte. Daß er also immer noch in der Personalabteilung des bakteriologischen Instituts arbeitete. Ich patrouillierte am Nachmittag durch die Travessa do Torel, und es war, wie ich erwartete: Er trat auf die Straße.«

Sie trafen sich in Hotels. Daniel hatte inzwischen zwei Kinder. Er sei nicht glücklich, sagte er. Er wurde bald fünfzig. Er sagte, ihm sei, als wäre er erst jetzt erwacht. Er habe ein Leben lang geschlafen. Margarida wußte, das hatte alles nichts oder doch nur wenig mit ihr zu tun.

«Wenn ich es wieder zulasse, dachte ich, wird es diesmal gefährlich. Aber ich habe es zugelassen.«

«Warum gefährlich?«fragte ich.

«Für ihn. Und damit auch für mich. Ich habe einen Trieb in mir, Leute zu retten. Er sagte, er habe zwei gute Gründe, sich zu Tode zu trinken: das, was geschehen war, und das, was nicht geschehen war. Er sah besser aus denn je. Ich wußte nicht, was mit mir los war, und ich kann es auch heute nicht beschreiben. Ich war wie unbeteiligt. Aber mir war klar, wenn nicht etwas geschieht, werde ich tun, was unmöglich getan werden darf, und ich werde es in Wahrheit nicht wollen. Nämlich, daß Carl und ich uns trennen. Das meine ich. Als du mit Carl die Woche in São Paulo warst, als dir der liebe Gott erschienen ist, in dieser Woche war Daniel bei mir. In der Rua do Salitre, ja. Zum erstenmal hat er in unserer Wohnung übernachtet. Ich wollte es. Er ist einfach von zu Hause weg. Hat seiner Frau nichts gesagt. Nach zwei Tagen erst hat er sie angerufen. Sie war verrückt vor Sorge. Ich habe sie aus dem Telefonhörer weinen hören.«

Als Carl und ich aus São Paulo zurückkamen, erzählte sie ihm alles. Carl blieb ruhig. Er werde über eine Lösung nachdenken, sagte er.

«Wie ging es weiter?«fragte ich Margarida.

«Irgendwie und nicht. Ich habe Daniel getroffen. Carl wußte es. Und Daniels Frau wußte es auch. Beide haben es akzeptiert. So sah es aus. Sie haben es uns leichtgemacht. Beide. Als Carl und ich nach dem halben Jahr wieder in Innsbruck waren, war es vorbei. Für mich war es vorbei. Ich wollte nie wieder nach Lissabon. Ich bat Carl, die Wohnung aufzugeben. Das hat er getan. Irgendwann kam ein Brief von Daniels Frau. Darin stand, daß Daniel gestorben sei. Ich weiß nicht, woran. Das hat sie nicht geschrieben. Und ich habe mich nicht erkundigt. Ich weiß auch nicht, wo er begraben liegt.«

Carl aß einen Bratapfel, ich drei. Wir saßen vor dem Kamin. Schließlich sagte er und sah mich dabei an:»Margaridas Geschichte kennst du ja. Sie hat sie dir ja selbst erzählt. Ich weiß es. Es gibt sicher einiges hinzuzufügen. Einiges, das sie selbst nicht wußte. Auch entspricht ihre Version nicht zur Gänze der Wahrheit. Aber nicht heute. Heute abend ein anderes Thema.«

Zweiter Teil: Europa

Fünftes Kapitel

1

Im Mai 1962 besuchte der Dominikanerpater Frederik Braak im Auftrag der Congregatio pro Causis Sanktorum Carls Großkusine Kuni Herzog in ihrem Haus in Göttingen. Pater Braak führte mit der Achtzigjährigen ein langes Gespräch — 12 Tonbänder à 20 Minuten — über die Philosophin und Pädagogin Edith Stein. Aus den Erinnerungen von Kuni Herzog wollte die Kongregation im Prozeß um die Seligsprechung Erkenntnisse gewinnen, die sich in Argumente pro oder contra fassen ließen. Das Interview nahm vor allem Bezug auf den Sommer und den Herbst 1914, in dem die beiden Frauen viele Stunden miteinander verbracht hatten. Die Aussagen von Kuni Herzog hätten, so sickerte später durch — erzählte mir Carl —, in der Kongregation zu einer heftigen Debatte geführt. Es sei ernsthaft diskutiert worden, der Gläubigenschar in der Person von Edith Stein eine Heilige zu geben, an die sich Suizidgefährdete in ihrer Not wenden könnten.

Edith Stein und Kuni Herzog trafen einander zum erstenmal in der Konditorei Cron und Lanz in der Weenderstraße. Edith Stein war damals dreiundzwanzig, Kuni Herzog bereits zweiunddreißig. Es war Sommer. Und alles war anders. Ende Juni waren der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine morganatische Gattin Sophie in Sarajewo ermordet worden, und das hatte, wie sich Kuni Herzog ein halbes Jahrhundert später gegenüber ihrem Interviewer ausdrückte, zur Folge,»daß der kleinste Fritz plötzlich der Meinung war, es könne nicht mehr so weitergehen wie bisher«.

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