Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Abends blieben wir meistens zu Hause. Während ich meine Griechen-Römer-Porträts verfaßte oder Manuskripte für Geschichte Oberstufe lektorierte, redeten wir miteinander, hörten Schallplatten, hauptsächlich ihre — die Brandenburgischen Konzerte von Bach, Ein deutsches Requiem von Brahms, alles von Bob Dylan und, was mir am besten gefiel, The Heart of Saturday Night von Tom Waits (als wir uns trennten, nahm ich die Platte, ohne zu fragen, mit, sie liegt heute noch bei meinen Sachen).

Ich ließ mich antreiben — von ihren Launen, ihren fixen Ideen, ihren Zukunftsträumen und ihrer permanent auf Hochtouren arbeitenden Maschine zur Erzeugung von immer neuen Selbstbildnissen. Ich begann wieder zu schreiben — kurze Geschichten, die alle den gleichen Helden hatten, nämlich einen zehnjährigen Buben, der Jacob hieß und einen verrückten Vater hatte und eine Mutter, an die nicht heranzukommen war, und der sich in einer großen Stadt herumtrieb, die Wien heißen konnte. Die Geschichten waren nicht länger als zwei, drei Seiten und hatten als Vorbild die Nick Adams Stories von Hemingway. Jeden Tag schrieb ich eine, weil sich Dagmar jeden Tag eine bei mir bestellte. Wenn ich sie mittags in der Mensa traf, wo sie mit ihren Kommilitonen aus dem Seminar saß und Reisauflauf oder Schinkennudeln oder Hackbraten mit Püree aß, konnte es vorkommen, daß sie mir ins Ohr flüsterte:»Ich freue mich auf heute abend!«

Irgendwann, wieder mittags in der Mensa, wandte sie sich abrupt von der immer etwas schief lächelnden jungen Lehrerin mit den hervorstehenden Schlüsselbeinen und dem schmächtigen Oberkörper ab — mit der zusammen sie an einem Referat über die Theorie des sogenannten» heimlichen Lehrplans «arbeitete (die sich ohne jeden Substanzverlust in den Satz» Der Schüler weiß, was der Lehrer hören will «zusammenfassen ließ) — und sagte mit lauter, stolzer Stimme, so daß es alle am Tisch hören konnten:»Sebastian, ich wünsche, daß du mir von nun an jeden Abend zwei deiner Kurzgeschichten vorliest. «Die am Tisch saßen, die schief Grinsende und die beiden Pädagogen mit den Kohlenschaufelbärten, die ich nicht auseinanderhalten konnte, betrachteten mich wie ein prähistorisches Studienobjekt, und Dagmar verkündete in einem Tonfall, als lüfte sie auf allgemeinen Wunsch hin nun endlich mein Inkognito:»Ja! Er ist Schriftsteller. Jetzt wißt ihr es. Und zwar der beste, den ich kenne. Ihr werdet euch an ihn erinnern. Schaut ihn genau an.«

Ich teilte mir den Tag neu ein, stabilisierte und ritualisierte den Ablauf meiner Stunden. Ich stand noch früher auf — sechs Uhr! — , verließ das Haus, spazierte auf dem Eisernen Steg über den Main, am Römer vorbei zur Berliner Straße, wo im Souterrain eines Bürgerhauses die Bäckerei Kaiser war, die das beste Sauerteigbrot und die besten Brötchen der Stadt buk; den Rückweg nach Sachsenhausen zum Oppenheimer Platz nahm ich über die Kurt-Schumacher-Straße und die Alte Brücke. Meine Route dauerte etwa eine halbe Stunde, und im Straßenlärm fiel das nicht auf, wenn ich vor mich hin redete. Ich erzählte mir selbst eine Geschichte. Und zwar laut. Ich fing mit irgendeinem beliebigen Satz an. Achtete sogar besonders auf dessen Beliebigkeit. Nahezu hundert Prozent aller Dinge erscheinen einem ohne Bedeutung; folglich, wenn man ins Leben einblendete — und der Beginn einer Erzählung war ja nichts anderes als eine solche Einblendung —, war die Wahrscheinlichkeit überwältigend hoch, daß man auf etwas Bedeutungsloses traf. Der Zweck einer Erzählung aber bestand ja gerade darin, dem Bedeutungslosen Bedeutung zu verleihen, und zwar allein dadurch, daß ich behauptete, es habe Bedeutung … Nein, soweit war ich noch nicht. Am Ende unserer Diskussion hatte ich mich mangels eines panzerbrechenden Arguments enerviert Dagmars Meinung unterworfen, nämlich daß Literatur eine emanzipatorische Aufgabe zu erfüllen habe (ihre Mitbewohnerin und auch die beiden Bärtigen in der Mensa hätten korrigiert: einen agitatorischen Zweck!), und fügte lediglich quengelnd hinzu, daß auch hinter meinen Erzählungen eine Idee stehe, die allerdings nur in dieser spezifischen Form begreiflich werde, und daß gerade die Entdeckung der scheinbar bedeutungslosen Dinge von großer Bedeutung sei, weil sie den Menschen die Einheit allen Seins antizipieren lasse — oder so ähnlich, um Himmels willen. Auch wenn ich mich mit bestem Wissen und Gewissen vom herrschenden Zeitgeist fernhielt, hatte ich noch nicht den Mut zu behaupten, der Sinn einer Erzählung sei die Erzählung selbst und nicht ein didaktisches Etappenziel auf dem Weg zur Besserung. — Jedenfalls: Bevor ich den Main erreichte — also etwa fünf Minuten nach Verlassen des Hauses —, mußte der erste Satz stehen. Meistens war es eine wörtliche Rede. Irgend jemand sagte zu irgend jemandem irgend etwas. Der andere gab Antwort, ich spuckte in den Main und dachte mir aus, wo das Gespräch stattfand; beschrieb mir einige Details, entwarf mir ein Bild von Jahreszeit und Tageszeit und Stimmung. Ich ließ die beiden abwechselnd noch ein paar Sätze sagen — einer der beiden war mein Jacob, der vife Zehnjährige, der seine Welt in die Angeln stemmte, indem er zum Beispiel darauf achtete, daß immer Milch und Kakao im Haus waren, weil eine Tasse heißer Schokolade die Mutter etwas näher an ihn heranholte und damit berechenbarer werden ließ, was wiederum eine Voraussetzung war, wenn sie gemeinsam die Launen des Vaters im Zaum halten wollten … Die zweite Person war entweder bereits in anderen Geschichten aufgetreten oder war, was ich aufregender fand, ein neuer Mensch, der von irgendwoher dazukam und den Jacob — und mit ihm ich — erst kennenlernen mußte.

Wenn ich mit dem Brot nach Hause kam, war die erste Geschichte des Tages in groben Zügen fertig. Ich stellte das Kaffeewasser auf, repetierte den Ablauf murmelnd vor mich hin und notierte mir die Namen der neu auftretenden Personen und die Eckpunkte der Handlung. Ich weckte Dagmar, wir frühstückten. Sie fragte:»Und?«Ich sagte:»Ja. «Dann ging sie, entweder in die Uni oder zu ihrer Wohnung oder bloß in die Stadt. Mittags trafen wir uns in der Mensa. Regelmäßig kam es zu Zänkereien mit den beiden bakuninistischen Bärten, woran übrigens immer ich schuld war.»Du interessierst dich nicht für meine Leute!«warf mir Dagmar hinterher vor» Nein«, gab ich ihr recht,»ich habe keine Zeit, ich muß nämlich Geschichten über andere Leute schreiben. «Anschließend fuhr sie nach Hause, unterwegs kaufte sie fürs Abendessen ein, Camembert crème du prés , Zervelatwurst, Schnittlauch, Tomaten und Zwiebeln und manchmal eine Flasche Wein (für sich, ich habe Alkohol nicht angerührt). Ich spazierte derweil durch die Stadt, stöberte in Buchhandlungen, Antiquariaten oder Plattenläden und setzte mich schließlich ins Laumer oder in das Café in der Hauptwache und erzählte mir die Nachmittagsgeschichte direkt in ein Schulheft. Auch hier war Jacob der Held. Aber im Gegensatz zur Vormittagsgeschichte, in der über ihn in der dritten Person erzählt wurde, war nun er selbst der Erzähler. Mir kam das wie eine Synthese von Tom Sawyer und Huckleberry Finn vor. Der Vergleich befeuerte mich. Am Abend legten wir uns ins Bett, und ich las vor, ihren Kopf auf meiner Schulter, einen Schenkel zwischen ihre Beine geklemmt, ihre warmen weichen Brüste an meiner Seite, eine konnte ich sehen, wenn ich am Ende eines Blattes angelangt war.

Eine Zeitlang ging das gut, die Geschichten flogen mir zu. Ich kam mir vor wie Balzac oder Tschechow oder George Simenon. Wenn ich keine Zeit fand, die Nachmittagsgeschichte in die Maschine zu schreiben, tippte sie Dagmar am nächsten Tag ab. Einen Monat lang ließ ich keinen Tag aus. Und irgendwann fiel mir nichts mehr ein. Als ich mit dem Brot fürs Frühstück nach Hause kam, hatte ich noch nicht einmal einen ersten Satz. Und am Nachmittag saß ich im Laumer vor meinem Heft, und Jacob redete nicht mehr mit mir. Dagmar meinte, das liege daran, daß ich immer noch für den Rundfunk und den Schulbuchverlag arbeite; Jacob sei in den Streik getreten, er verlange, daß ich nur noch für ihn da sei; ich müsse ab sofort alles andere sein lassen und mich nur noch dem Schreiben widmen. Aus mir werde der beste Schriftsteller der Gegenwart werden, ich werde sie alle wegwischen, den Grass, den Böll, den Walser, sogar den Enzensberger. Um das Leben, das wirkliche, solle ich mich nicht kümmern. Sie werde für mich sorgen. Sie werde ihr Studium aufgeben und eine Arbeit annehmen.

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