Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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«Nein.«

Den Wasserschlauch des Alten sah er noch eine Zeitlang vor dessen verwaister Hütte liegen.

Den zweiten Mord beging er ein halbes Jahr später. Da war er längst wieder in der Station in Otjimbingwe. Der alte Herero bei dem Brunnen war ihm schon fast aus dem Sinn gekommen. Manchmal fiel er ihm ein, aber er empfand nichts dabei, erinnerte sich wie an die erste Berührung mit einem läßlichen Laster. Er nahm sich vor, es noch ein zweites Mal zu tun, und dann Schluß. Man reinigt Gleiches mit Gleichem. Aber der Gedanke verflüchtigte sich, und schließlich hatte er gar nicht mehr an die Sache gedacht. Die Mission führte jährlich Entwurmungskuren bei Eingeborenenkindern bis fünfzehn Jahren durch. Die Kinder bekamen das Mittel verabreicht und, um den bitteren Geschmack zu vertreiben, ein deutsches Karamelbonbon hinterher. Die Kinder kamen nicht gern. Es war, als genierten sie sich, einen weißen Saft aus einer weißen Tasse vor weißen Frauen in weißen Gewändern zu trinken. Manche der Kinder brachten ihre älteren Geschwister mit, Gekreische war in der Station, aber auch Lachen und Fußballspielen mit dem Lederball, der dem Leiter der Mission, Pater Martin, gehörte. Alverdes war gerade auf dem Rückweg von einer Fußwanderung durch die Hügel, als er drei Meilen vor der Station einem Jungen begegnete, nicht älter als zwölf Jahre, der sich wohl vertrödelt hatte und hinter seinen Freunden geblieben war. Er ließ den Jungen an sich vorübergehen und schoß ihm aus nächster Nähe in den Rücken. Er ging weiter, besann sich aber anders, kehrte um und setzte sich neben den schmächtigen Leichnam, dicht neben ihn, wie ein trauernder Vater. Er riskierte es, erwischt zu werden, was ihm gleichgültig gewesen sei. Er habe nichts empfunden, sagte er später aus. Aber ein trauriger Gedanke sei ihm gekommen: daß die Eroberung der Welt, ohne Unterschied, was einer darunter verstehe und auf welche Weise er dabei vorgehe, immer darauf hinauslaufe, daß sie jemand anderem weggenommen werde. Ein toter Mensch ist wie der Kadaver eines Tieres. Und die Wahrheit gilt nicht überall in derselben Stärke. Sie nimmt ab mit der Entfernung. Meistens hat sie nur dort wirklich triftiges Gewicht, wo einer zu Hause ist. Als er so neben dem toten Jungen kauerte, habe er kein Gespür mehr für sein eigenes Lebensalter gehabt. Zukünftiges oder Vergangenes waren wie rechts und links, Ansichtssache, Frage des Standpunkts, belanglos. Als ob sich sein Leben auf die kleine Fläche reduziert hätte, die seine Stiefel benötigten, um ihn in der Hocke zu halten. Ein stiller, warmer, trockener Duft stieg vom Boden auf. Freilich sei ihm klar gewesen, daß es sich nicht gehöre, in so einer Situation nichts zu empfinden. Und dann war — wenigstens für ein paar Jahre — tatsächlich Schluß damit.

4

Hendrik Witbooi, der» Kapitän «der Nama, hielt den Frieden, den er versprochen hatte, nicht ein. Er war im Umgang mit den Kolonialmächten gewiefter als Maherero, hatte mit den Franzosen und Portugiesen im Norden einige Erfahrungen gewonnen und mit den Engländern im Süden, und diese Erfahrungen sagten allesamt das gleiche: daß er und sein Volk vor dem Zusammentreffen mit den Weißen mehr Rinder besessen und sich freier hatten bewegen können als nachher. Und auf die Deutschen war er nicht besser zu sprechen; spätestens seit ihm ein verirrter Däne auseinandergesetzt hatte, daß der Herr Lüderitz, der hier als erster die deutsche Fahne hißte, ein Betrüger gewesen war, der ein Vielfaches an Land schlicht dadurch gewonnen hatte, daß er deutsche Meilen gesagt, aber englische Meilen gemeint hatte. Nach einem unbedeutenden, von ihm selbst mutwillig angezettelten Scharmützel mit einer Schar Herero bat Witbooi um Dr. Leutweins und des Deutschen Reiches Hilfe — ein Trick, um den Landeshauptmann bloßzustellen: Die deutsche Schutztruppe bestand inzwischen aus neununddreißig so gut wie gar nicht ausgebildeten Männern, die über beinahe ebenso viele so gut wie schrottreife Gewehre verfügten. Das Deutsche Reich konnte die Nama nicht beschützen. Und: Es konnte das Eigentum seiner Bürger vor den Nama nicht schützen! Vor Leutweins Augen trieb Witbooi die Rinder von drei deutschen Höfen. Was die Farmer als dreisten Diebstahl bezeichneten, der von der Schutzmacht bestraft werden müsse, nannte er Entschädigung für einen gebrochenen Vertrag.

Alverdes verhandelte mit dem alten Häuptling. Der legte den Boden mit Tüchern aus und bot ihm Platz in der Mitte. Fragte ihn Dinge, die mit der Sache nichts zu tun hatten. Vor allem interessierte er sich für den Kaiser. Was der trage. Wie viele Frauen der habe. Wie gut der reiten könne. Ob er, Alverdes, einer seiner Söhne sei. Alverdes traf mit dem Häuptling eine private Abmachung: Gleich wie die Sache ausgehe, er, Hanns Alverdes, Sohn des deutschen Kaisers, werde sich nie an einem Zug gegen Witbooi beteiligen; Witbooi dagegen werde ihn für alle Zeit ungehindert durch sein Land ziehen lassen.

Einen Teil der Rinder brachte Alverdes zurück. Für die Farmer war er dennoch ein Verräter. Allein die Tatsache, daß er zu Verhandlungen geraten und Verhandlungen geführt hatte, war für sie ein Beweis, daß er die Argumente des anderen immerhin nachvollziehen konnte. Dem anderen aber, so war ihre Meinung, dem anderen könne man nicht mit Argumenten kommen, sondern nur mit Kugeln.

«Auf welcher Seite stehen Sie?«wurde Alverdes gefragt.

«Auf der Seite des Handels und des Gesetzes«, war seine Antwort.

Landeshauptmann Leutwein forderte einen Trupp Soldaten, und diesmal kam Berlin seinen Wünschen nach. Und schickte gleich ein paar Kanonen mit. Witbooi, der für den Landeshauptmann nichts weiter als ein Bandit war, wurde in den Norden getrieben. Mit den Herero dagegen schaffte er gutes Einvernehmen. Und wieder war es Hanns Alverdes, der sich als Übersetzer und Berater — Berater beider Seiten! — als unverzichtbar präsentierte. Am Ende zog Samuel Maherero über seinem Haus die deutsche Fahne auf, und ein musikalischer Gefreiter der deutschen Schutztruppe studierte mit einem» Negerchor «die deutsche Hymne ein. In diesem Jahr erschoß Alverdes fünf weitere Menschen, drei Frauen, zwei Männer, alle unterschiedlichen Alters, alle vom Stamm der Herero. Die Morde wurden den Farmern angelastet. die deutschen Gendarmen ermittelten, wenn man es so nennen will.

Mit jedem Schiff kamen Deutsche ins Land, und mit jedem Schiff waren es mehr, und, anders als ihre Vorgänger, wollten die neuen nicht mehr nur vorübergehend bleiben — Männer, Frauen, Kinder, sie wollten sich hier ansiedeln, feste, gemütliche Farmen gründen, neue Kinder zeugen, die hier Geburtsheimat hatten, die echte Südwestler sein würden. Andere träumten von Fleischfabriken, in denen diese merkwürdigen Rinder mit den gewaltigen Hörnern in Blechdosen gepreßt und verlötet wurden, damit sie sich platzsparend in den Bäuchen der Schiffe, die zurück in die alte Heimat fuhren, stapeln ließen.»Deutschland kaut Afrika!«kalauerte ein blonder Hesse, und das war die Devise. Land wurde gebraucht.

Land wurde erworben. Das war leicht und billig. Lachend gaben die Herero ihre Weiden und bekamen dafür buntes Zeug und Blechstücke, Draht und Drahtseile, Glaswaren, Herrenanzüge, Hüte, deren eine Krempe hochgeklappt war, Lederstiefel, Koppeln — auch Gewehre bekamen sie, ein Gewehr für hundert Hektar Land und noch einmal hundert Hektar gegen ein paar Kisten Patronen.

«Braucht es noch einen weiteren Beweis für die Dummheit der Neger?«bemerkte kopfschüttelnd ein Familienvater aus der Nähe von Schleswig zu Alverdes, der gern den Einschlag von Platt hörte, weil es ihn an eine Zeit erinnerte, die ihm ferner war als alles, was er von Geschichte je gehört hatte.

«Sie denken dasselbe über euch«, gab er dem Mann zur Antwort und erklärte dem biederen Gesicht, das ihm unfaßbar unvorbereitet schien für das Abenteuer, in das es getragen worden war, was er damit meinte.»Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen die Luft abkaufen wollte, die Sie atmen?«

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