Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Carl bat Makoto, einen Augenblick zu warten, er solle die Maschine unter keinen Umständen verlassen, er werde gleich wieder hier sein. Ein herumstreunender Japaner auf dem Fluggelände bei einbrechender Dunkelheit — man hätte Wetten abschließen können, wie lange der noch zu leben hatte. Das DMAD war an der äußersten nordwestlichen Ecke von Atsugi untergebracht, nämlich auf dem Platz, der als Reparaturwerkstätte für beschädigte Flugzeuge reserviert war. Carl lief über die Betonplatten zu den provisorisch aufgestellten Baracken, die den hier diensttuenden Soldaten und Offizieren als Quartier dienten. Er traf Master Sergeant Cousins an, als der in der Unterhose auf seiner Pritsche saß und sich über einem nierenförmigen Rasierbecken die Zähne putzte.

«Ich muß mit Ihnen sprechen«, sagte er.

Auf dem Weg zurück zum Büro erklärte Carl dem Sergeant, daß er sich bemühen wolle, diesen jungen Japaner zu adoptieren, und daß er ihn bitte, ihm dabei behilflich zu sein. Darauf reagierte Cousins mit einem Geräusch aus Seufzer, Husten und Aufschrei, und weil er in Laufschritt verfallen war, um dem verrückten Professor, der einen guten Kopf größer war als er, folgen zu können, lief er nun noch schneller, überholte Carl sogar, als gelte es, den Burschen, der in dem dunklen Riesenvogel am Ende der Piste wartete, vor ihm zu beschützen.

«Wie denken Sie sich das!«rief er aus.»So etwas hat es noch nie gegeben. Es müßten neue Gesetze erfunden werden!«

«Ebendarum wird es möglich sein«, sagte Carl.

Etwas abseits arbeitete ein Mechanikertrupp an einer B-29, deren Wanst über die Flanke aufgerissen war. Ihre Schweißbrenner zuckten und sprühten vor dem letzten Licht des Tages. Radiomusik klang dünn herüber.

Als sie vor der C-47 angekommen waren, hielt Carl den Sergeant am Arm fest.»Ich habe keinen Witz gemacht«, sagte er, dabei jedes Wort betonend.

Sie sahen durch die große Ausstiegsluke ins Innere des Flugzeugs. Von der Decke herab hing eine Glühbirne, die mit einer Schnur ein- und ausgeschaltet werden konnte. Sie warf einen grellen Lichtkegel. Es wäre leichtfertig gewesen, Makoto im Dunkeln sitzen zu lassen; wenn ein Soldat vorbeigekommen wäre, der nichts Deutliches gesehen, nur Undeutliches gehört hätte und dem auf Anruf nicht die richtige Antwort gegeben worden wäre — das hätte ebenfalls schlecht ausgehen können. Sie sahen Makoto aufrecht auf der Kiste sitzen, die Hände auf den Oberschenkeln — so, wie Carl ihn verlassen hatte. Sein Kopf bewegte sich kaum merklich in Achterschleifen.

«Er ist ein außergewöhnlicher junger Mann«, flüsterte Carl dem Sergeant zu.»Und wir, ja, wir beide sind in einer außergewöhnlichen Lage.«— Als ihn Sergeant Cousins unterbrechen wollte, hob Carl die Hand zu einer zugleich zärtlichen und despotischen Geste, die Cousins — wie er fünfzehn Jahre später nach Makoto Kurabashis Tod in seinem langen Brief an Carl schrieb —»mit einem Schlag von der Bedeutung dieses Augenblicks überzeugt sein ließ«. —»Wir sind in der außergewöhnlichen Lage«, fuhr Carl fort,»allein auf uns gestellt, ohne die Rückendeckung eines Befehls, über Sein oder Nichtsein eines außergewöhnlichen Menschen entscheiden zu können.«

«Professor Candor«, flüsterte Cousins zurück,»ich weiß nicht, ob ich der richtige Mann bin, den Sie als Verbündeten brauchen.«

«Sie haben ihn gefunden, Sergeant, ich habe ihn erkannt. Wir beide können die Verantwortung an niemand anderen auf der Welt abgeben.«

«Von Makoto Kurabashis tatsächlicher Außergewöhnlichkeit hatte ich mir damals natürlich noch keinen Begriff machen können«, erzählte Carl.»Wenn ich ehrlich bin, war ich weniger von seiner als von meiner Außergewöhnlichkeit berauscht. Ein solches Pathos, dazu von solcher Überzeugungskraft — immerhin gelang es mir innerhalb weniger Minuten, das Soldatenherz von Master Sergeant Cousins aufzuschließen —, entwickelt jemand nur, wenn es um ihn selbst geht, meine ich. Ich war gerührt von dem Gedanken, etwas Gutes tun zu können, ohne Zweifel. Ich möchte diese edle Anwandlung um Himmels willen nicht verkleinern. Wahr ist aber auch, daß ich mich selbst an diesem späten Nachmittag neu erfand: Ich erfand mich als Mäzen. Der Mäzen ist das säkularisierte Genie. Es gehört einiges dazu, in der schier unendlichen Fülle von vollendeten und klar voneinander geschiedenen Wesenheiten das Außergewöhnliche zu entdecken. Das originäre Genie kreiert Schönheit. Der Mäzen definiert sie. Das ist auch nicht schlecht. Er zieht sie hinüber in den Bereich der Übertreibung. Vielleicht läßt sich ja ein wenig Glanz des Einmaligen abzweigen. Alles, was man tut, tut man für sich selbst; wenn dabei auch etwas für einen anderen rausspringt, ist das ein Zufall; wenn man es dabei beläßt und den Zufall nicht stört, ist man ein guter Mensch.«

Sergeant Cousins fragte Makoto, ob er einen Lastwagen fahren könne.

«Ich glaube schon«, antwortete Makoto,»es kommt nur darauf an, wie breit die Straße ist.«

Von dieser Antwort an, schrieb Cousins in seinem Brief, habe er den Jungen gemocht — jawohl, eine kluge, eine lustige, eine pragmatische Antwort, die er seither oft weitererzählt habe. Von diesem Augenblick an sei es ihm ergangen wie Carl: Er habe bei sich beschlossen, sich um Makoto Kurabashi zu kümmern.

Cousins, dieser in allem allzu schnell zuversichtliche Mann, ordnete einige Umstellungen an. Carl zog zu ihm in die Baracke, er bekam dort ein eigenes Zimmer — vorher war er zusammen mit First Lieutenant Zoreg in einem Raum untergebracht gewesen. Außer zwei Soldaten, die Cousins zur Bewachung zugeteilt waren und zur Unterstützung seiner Aufgaben (niemand wußte, worin die eigentlich bestanden), wohnten hier von nun an nur er, Carl und Makoto; zwei Räume in der Baracke waren noch übrig, die blieben leer —»aus Gründen der Sicherheit«(so lautete der Argumentations-Joker, der noch in der unsinnigsten Sache den Stich machte). Cousins rechtfertigte die Entscheidung damit, daß Makoto Kurabashi eine Art hochkomplizierte Rechenmaschine sei, deren Wartung nur Professor Candor beherrsche, der auch der einzige sei, der sie für seine Arbeit benötige. Einer der Soldaten sollte Makoto Fahrunterricht erteilen — das sei Teil der» Wartung«. Carl fragte Cousins, was für einen Sinn das habe, wozu Makoto diese Ausbildung nütze, ob er ihn zu einem LKW-Fahrer ausbilden wolle. Cousins antwortete:»Es ist nicht gut, wenn er den lieben langen Tag nur rechnet. Was nützen ihm die Lösungen, wenn er sie herauskriegt? So muß die Frage lauten. Soll er im Zirkus auftreten? Er soll etwas Praktisches tun. Ich könnte ihn auch Gemüse neben der Rollbahn anpflanzen lassen. Man würde mich für einen nervenkranken Tyrannen halten und ihn uns wegnehmen. Wenn ich ihn aber in ein paar Wochen als meinen ortskundigen Fahrer ausgeben kann, wird man oben keine Fragen stellen.«

Carl und Sergeant Cousins teilten sich den Tag. Die Vormittage verbrachte Carl mit Makoto; an den Nachmittagen bekam Makoto Fahrunterricht — bereits nach zwei Tagen spielte Cousins selbst den Lehrer. Makoto schien sich für beides zu interessieren — für die Mathematik am Vormittag und fürs Lastwagenfahren am Nachmittag. Anfänglich, als Carl und Cousins noch gemeinsam an ihrem Schutzbefohlenen» arbeiteten«(und es durchaus auch so formulierten), tauschten sie ihre Beobachtungen und Erfahrungen noch aus. Ihre Phantasie reichte allerdings nicht bis dorthin, wo sich ein Bild von dem entwerfen ließ, was in dem jungen Mann vorgehen mochte. Makoto war immer gut gelaunt, immer zu Clownerien aufgelegt. Die Soldaten drüben beim Reparaturfeld hatten ihren Spaß mit ihm. Sie riefen ihm sechsstellige Zahlen zu, damit er sie multipliziere, wobei Makoto das Ergebnis wußte, ehe der Frager Atem geholt hatte. Bei Divisionen, die nicht aufgingen, rechnete er bis auf zehn, zwölf, fünfzehn Kommastellen; dabei schloß er die Augen und vollführte mit dem Kopf seine Achterschleifen, verzog das Gesicht, als hätte er Schmerzen, beschwichtigte Carl und Cousins aber: es tue ihm nichts weh, gar nichts. Die Soldaten lachten und äfften ihn nach; aber sie meinten es nicht böse, es war eben ihre Art zu staunen. Carl und Cousins ließen das bald nicht mehr zu. Sie hielten die Mannschaft von ihrem Wunderkind fern — und das Wunderkind von der Mannschaft. Auch das schien Makoto recht zu sein. Er beschwerte sich nicht, fragte nicht nach. Genau damit aber hatte Carl gerechnet; er hatte ihn beobachtet, wenn er mit den Soldaten zusammen war; er schien sich bei ihnen wohl zu fühlen, er kannte einige beim Namen, und er genoß es sichtlich, wenn der Jubel ausbrach, nachdem einer der Soldaten mit Bleistift und Papier eine Division oder eine Multiplikation nachgerechnet hatte. Bei den Soldaten gab sich Makoto anders als bei Carl. Er spielte ihnen etwas vor — den naiven Tor nämlich, der weder über die Situation, in der er sich befand, noch über sich selbst reflektierte; was war er denn: ein vater- und mutterloser junger Mann, dessen gesamter Besitz in seine zwei hohlen Hände paßte, der sich am Rande einer zur Unkenntlichkeit zerbombten und verbrannten Stadt bei jenen Männern aufhielt, die an der Zerstörung seiner Welt mitgewirkt hatten. Die Soldaten mochten ihn gern; aber so, wie man ein abgerichtetes Äffchen gern mag. Bald langweilte sie seine Zauberrechnerei, und sie wandten sich anderen Themen zu — Frauen und Geld; und in diese Gespräche bezogen sie Makoto nicht ein. Der blieb noch eine Weile bei ihnen sitzen, bewegungslos, still, und schlich sich schließlich davon, ohne daß sie es merkten. Sie wollten im Grunde nichts mit ihm zu tun haben, das war offensichtlich, er war ihnen zu kurios, ein freak . Jeder andere wäre darüber gekränkt gewesen — Makoto war es nicht. Daraus schloß Carl, daß er seinerseits mit den Soldaten im Grunde nichts zu tun haben wollte; daß sie ihm mindestens ebenso gleichgültig waren wie er ihnen.

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