Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Makoto Kurabashi, Dozent am Mathematischen Institut der Universität Tokio, vierunddreißig Jahre alt. Der Selbstmord hatte mit Politik nichts zu tun gehabt. Warum er sich auf so spektakuläre Weise um das Leben gebracht habe, darüber könne man nur Vermutungen anstellen, sagte Carl; aber das wolle er nicht und könne er nicht, japanische Mystik sei ihm ebenso unzugänglich wie alle andere Mystik auch. Der Grund für diese Tat allerdings sei ihm in Umrissen klar:»Makoto Kurabashi war dahintergekommen, daß Zahlen einen nicht trösten können, daß man mit ihnen keinen Spaß haben kann, nicht über eine ausreichend lange Zeit, daß sie einem nicht zuhören, wenn man sich etwas von der Seele erzählen möchte, etwas Schönes, das man erlebt hat, eine Nacht mit einer Frau zum Beispiel, die beinahe stattgefunden hätte, daß sie weder nach etwas riechen noch nach etwas schmecken, daß man mit ihnen keinen Sex haben kann und daß sie keine Kinder zur Welt bringen.«

Carl fragte mich, was ich von der Szene auf dem Videoband halte.

«Ich finde sie abstoßend«, sagte ich und meinte damit, ich finde abstoßend, wie er die Szene kommentierte.

Er schüttelte den Kopf und ächzte und antwortete, als hätte er meine Gedanken gelesen:»Sag das nicht! Es kränkt mich. Die Zauberwirkung des Abstands bewirkt, daß es beinahe schön ist. «Dann schaltete er mit der Fernbedienung den Fernseher aus.

Carl hatte Makoto Kurabashi gekannt; mehr noch: er war sein» Entdecker «gewesen. Als Master Sergeant Jonathan C. Cousins von der 11. Luftlandedivision den jungen Mann — Makoto war damals gerade neunzehn — zu Carl in das provisorische Büro gebracht hatte, das für seine Abteilung (in der er der einzige Zivilist war) in einer C-47-Transportmaschine mit Motorschaden auf dem strengbewachten Flugplatz Atsugi bei Tokio eingerichtet worden war (die» Büros «waren mit Decken voneinander abgeteilt, damit, falls es eine Interview- oder Verhörsituation notwendig erscheinen ließ, der Anschein von Diskretion entstehen konnte), hatte Makoto eine lange Nacht hinter sich, in der er die Soldaten mit seinen Rechenkünsten und seiner Fähigkeit, sich auch über den Zeitraum einer Stunde ein Dutzend zwölfstelliger Zahlen zu merken, unterhalten hatte, wofür er von ihnen mit Essen und Trinken belohnt worden war. Mit seinen verstrubbelten Haaren, die er sich, wie er Carl erzählte, mit einer Papierschere selbst geschnitten hatte, sah er wie ein Clown aus; dieser Eindruck wurde durch die zwei schiefen Schneidezähne, die ein wenig vorstanden, noch verstärkt. Er wirkte unkonzentriert und nicht bei der Sache. Das Gegenteil war der Fall; vorausgesetzt, die Sache war seine Sache. Sergeant Cousins meinte, der Bursche könne für Carl interessant sein (später breitete er vor Carl seine Theorie aus, nämlich daß Makoto deshalb so gescheit sei, weil er eine Überdosis von den» Atomstrahlen «abbekommen habe; die Tatsache, daß die beiden Bomben ja nicht über Tokio abgeworfen worden waren, brachte ihn keinen Millimeter von dieser Überzeugung ab).»Ein interessantes Studienobjekt«, genau so drückte sich Sergeant Cousins aus — in Makotos Anwesenheit übrigens, der jedes Wort verstand.»Man hat ihn durch die halbe Stadt hierhergeschleppt, weil es hieß, hier sei ein Professor, der von solchen Abartigkeiten etwas versteht. Sie sind doch Mathematiker? Beweisen Sie, daß das mit rechten Dingen zugeht, was der kann. Sollte es nämlich nicht mit rechten Dingen zugehen, habe ich meine Befehle. «Sergeant Cousins stammte aus Los Angeles, seine Mutter war Mexikanerin, sein Vater Nachfahre von Franzosen. Er war verheiratet und hatte Sehnsucht nach seiner Frau und seinen beiden Söhnen, die gerade erst auf den Füßen zu stehen gelernt hatten — er zeigte Carl Fotos, die Buben sahen darauf aus wie Muster vom kleinen traurigen Elefanten. Hier war er für die Quartiere verantwortlich; seine genaue Funktion werde erst noch definiert. Er ließ sich täglich den Hinterkopf kahl rasieren, das Vlies oben sah aus wie eine zu klein geratene schwarze Kappe; er war breit in den Schultern und an der Brust und schmal überall sonst. Noch vor wenigen Wochen hätte Cousins nicht einen Gedanken an einen Rechenkünstler verschwendet, auch an einen feindlichen nicht; inzwischen aber war so viel geschehen, was auch die Klügsten nicht für möglich gehalten hatten, daß eben vieles andere auch möglich schien, nämlich alles mögliche, und es deshalb ratsam war, jedes gemeldete Unerklärliche mit aller zu Gebote stehenden Vorsicht und militärischen Präzision zu behandeln; das hieß in diesem Fall: Untersuchung durch einen Experten — und so einer war Dr. Jake Candor vom DMAD, warum wäre er, ein Zivilist, sonst wohl hier.»Und worin«, fragte Carl,»bestehen Ihre Befehle, falls irgend etwas nicht mit rechten Dinge zugeht?«Die Frage gab Sergeant Cousins die militärische Selbstsicherheit zurück, die er vor diesem hochgeschossenen Mann in dem lässigen hellen Sommeranzug, der angeblich als einer der crackpots bei der Herstellung der beiden Wunderbomben beteiligt gewesen war, immer wieder einbüßte. Er straffte sein Rückgrat, ließ Augenbrauen und Mundwinkel in ihre gewohnten unerschütterlichen Positionen schnellen und sagte:»Darüber Auskunft zu geben bin ich nicht befugt, Sir. Aber die Kontrolle über diesen Mann untersteht mir. Vergessen Sie das bitte nicht. «Er ließ sich von Carl unterschreiben, daß er Makoto Kurabashi zur Begutachtung übernommen habe — für drei Stunden. Carl ärgerte sich, vor allem weil ihm nicht die geringste Notwendigkeit zu bestehen schien, daß der Sergeant so einen schnarrenden Ton anschlug; und als er mit dem jungen Japaner, der nichts weiter als ein Unterhemd und eine Hose am Leib trug, allein war, entschuldigte er sich für Cousins’ Verhalten: Soldaten seien eben so, amerikanische genauso wie japanische; er selbst habe deshalb nie auch nur den Gedanken gehabt, einer zu werden.

Dies war geschehen am 8. September 1945 — sechs Tage nach der Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde durch Außenminister Shigemetsu Mamoru und General Umezo Yoshijiro; dreißig Tage nach dem Abwurf einer Plutoniumbombe auf Nagasaki; dreiunddreißig Tage nach dem Abwurf einer Uranbombe auf Hiroshima.

Wie Frau Mungenast vorausgesagt hatte, war es wärmer geworden. Der Föhn allerdings war ausgeblieben; die Gerüche, die in der Nacht über das Stoppelfeld auf das Haus zugetrieben waren, hatten mein Herz mit so viel euphorischer Wehmut erfüllt, daß alle Sorgen um meine Gesundheit und mein weiteres Leben zerstoben und ich mich am Morgen in hoher Stimmung fühlte, obwohl draußen leichter Regen fiel und ein eher düsterer Tag bevorstand. Ich hatte lange geschlafen, Frau Mungenast und Carl erwarteten mich bei gedecktem Frühstückstisch. Als ich im Morgenmantel das Wohnzimmer betrat, streckte mir Carl seine dünnen Arme aus dem Rollstuhl entgegen.

«Verzeih mir«, sagte er,»bitte, Sebastian, verzeih mir meine gräßliche Laune gestern!«Wir umarmten einander; ich spürte seine zitternde Hand über meinen Hinterkopf streichen, als suche sie in meinen Haaren nach etwas. Seine Stimme war noch ein wenig schleppend infolge des Morphiumpflasters, das ihm in der Nacht frisch aufgelegt worden war.»Wenn dich Frau Mungenast nicht im Hotel Central abgeholt hätte«, fragte er,»was hättest du unternommen?«

«Was hätte ich schon unternommen«, lächelte ich verlegen.»Ich hätte in Innsbruck unten Semmeln eingekauft, hätte mir ein Taxi genommen und wäre rechtzeitig zum Frühstück hier gewesen. Wohin hätte ich denn sonst gehen sollen?«

«Genau das war meine Meinung«, sagte Frau Mungenast und begann, die Semmeln, die sie besorgt hatte, aufzuschneiden und mit Butter zu bestreichen.

Nachdem sie Carl in der Nacht ins Bett gebracht hatte, waren wir noch lange in der Küche gesessen. Sie hatte ein weinrotes Kostüm getragen, das gut auf ihre Figur geschnitten war und sich vorteilhaft in ihre resoluten Bewegungen fügte. Das Rot ihrer Haare biß sich ein wenig mit der Farbe ihres Kostüms. Ihr Mund war mir etwas zu auffällig geschminkt erschienen, auch die Augen, aber vielleicht kam mir das nur so vor, weil sie während ihrer Arbeit ungeschminkt war. Sie erzählte von sich. Daß sie geschieden sei, schon seit fast zwanzig Jahren, daß ihr Mann längst wieder verheiratet sei, daß sie sich manchmal sähen, er lebe in Innsbruck, auch mit seiner Frau habe sie Kontakt, deren Kinder sagen» Tante «zu ihr, was sie gar nicht störe, zwei Mädchen, achtzehn und sechzehn, leider beide fett; daß sie es seither erst einmal wieder mit Heiraten probieren wollte, mit einem Mann, der allerdings so viel geschäftliches Unglück gehabt habe, daß sie sich schließlich von ihm trennte, und zwar mit dem glücklichen Gefühl, noch einmal davongekommen zu sein; daß sie eine Tochter und einen Sohn habe; die Tochter lebe als Anästhesistin in Salzburg, sei verheiratet, aber kinderlos, wolle auch keine Kinder, ihr Mann auch nicht, er besitze eine Apotheke und ein Labor in der Stadt, ein geldgieriger Zyniker, der seine Frau betrüge, Mitglied der ÖVP sei und im Gemeinderat sitze; ihr Sohn sei Techniker in Zürich, woran er genau arbeite, wisse sie nicht, sie sehe ihn selten, ein sensibler Mann, sie habe sich immer gewünscht, er werde ein Künstler, er habe eine sehr hübsche Frau, die mir sicher gefallen würde, und zwei Kinder, zu denen sie leider keine warme Beziehung habe aufbauen können, bisher nicht. Ich hatte mich vor Frau Mungenast geschämt, weil ich auf Carls schlechte Laune so kindisch reagiert hatte; in der Folge sogar doppelt geschämt, weil sie mich im Hotel Central aufgespürt und mich wie mein Kindermädchen in Carls Mercedes zurück nach Lans gebracht hatte. Nicht eine einzige meiner Stärken (1.? 2.? 3.? …) hatte sie bisher kennengelernt, aber viele meiner Schwächen und Gebrechen. Das gab mir die seltsame Macht dessen, der nichts zu verlieren hat. Sie fühlte sich zu mir hingezogen, das spürte ich, und ich war mir sicher, wenn ich sie gefragt hätte, ob sie sich in dieser Nacht zu mir legen wolle, sie hätte nicht nein gesagt. Ich dachte auch, sie hat sich für mich schön gemacht; und ich hätte mich gern für sie schön gemacht. In meinem Zimmer hing ein Anzug, der schon seit zehn Jahren dort hing, ein schicker, kakaobrauner Dreiteiler, der mir wahrscheinlich immer noch paßte. Und wenn ich mich rasiert hätte. Und wenn ich mir die Haare frisch gewaschen hätte. Und wenn ich ein bißchen mehr Sonnenfarbe im Gesicht gehabt hätte. Es wäre freilich nichts daraus geworden; hätte ja gar nichts daraus werden können. Sie zupfte ein borstiges Haar in meiner Braue zurecht; ich sah, daß nun sie verlegen war, weil sie darauf wartete, daß ich den nächsten Schritt setzte. Wenn sie lachte und die Lippen wieder schloß, sah es aus, als nehme sie noch einen Schluck Luft; ihr Mund blieb ein wenig spitz und ließ eine kleine schwarze Öffnung. Ich hielt ihre Hand fest, wußte kein anderes Entgegenkommen, als mein melancholisches Lächeln aufzusetzen, das eines meiner besten ist, und preßte mein Auge gegen ihren Daumenballen. Und das war alles, aber es war schön gewesen. Und dann hörten wir Carl in seinem Bett schreien, und wir zuckten zusammen, als hätte uns derselbe Pfeil durchbohrt.

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