Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Zuerst war allein dieses eine Konzert vorgesehen gewesen, aber immer mehr Veranstalter interessierten sich für die Musik dieses» bunten Vogels aus Nofels«. Konzerte an anderen Orten in Vorarlberg wurden vereinbart, schließlich auch in der Schweiz, in Liechtenstein und in Süddeutschland. Das lokale Radio lud meinen Vater zu einer Sendung ein. Eine Stunde lang wurde er interviewt, dazwischen einige Stücke seines Chors gesendet. Meine Mutter und ich saßen zu Hause in der Küche, die Arme auf der Tischplatte verschränkt, den Kopf schief über dem Radioapparat. Er sprach in gemäßigtem Tempo und charmanten Wendungen, erzählte und erzählte alles mögliche — nur, verdammt noch mal, nicht, daß er in Wien der begehrteste, weil mit Abstand beste Jazzgitarrist gewesen war, und erwähnte auch mit keinem Wort, daß er in New York mit Barney Kessel und John Coltrane gespielt hatte und fast ein Jahr lang mit Chet Baker durch die Vereinigten Staaten von Amerika gezogen war. Meine Mutter und ich waren baff! Warum stellte er sich in den Hintergrund? Schließlich war er ein Weltklassemusiker, spielte in einer Liga mit Wes Montgomery und Django Reinhardt! Daß er sich hier, in dieser Provinz, mit einem Laienchor abgab, hätte vom Reporter wenigstens mit Staunen kommentiert werden müssen, vorausgesetzt, der Reporter hatte auch nur einen blassen Schimmer vom Jazz. Mein Vater hatte ihm vor der Sendung keinen Hinweis auf seine bisherige Karriere gegeben. Meine Mutter und ich waren voll Sorge gewesen, daß er auf seine panisch ungeschickte Art angeben würde; nach der Sendung sorgten wir uns, weil er nicht angegeben hatte. Wir rätselten, was diese Zurückhaltung bedeutete. Meistens, wenn wir nicht wußten, was etwas bedeutete, hatte es etwas Schlechtes bedeutet.

Ja, mein Vater hatte sich vom Jazz verabschiedet. (Nur einmal noch ließ er sich auf diese Musik ein — wenn man von den Konzerten absieht, die er gelegentlich im Treppenhaus der Familie Lukasser vor Frau und Sohn gab; wenige Monate vor seinem Tod spielte er zusammen mit Toots Tielemanns in einem Studio in Zürich, und das auch nur, weil ihn Toots in fast einem Dutzend Briefe darum gebeten und ihm versprochen hatte, selbst nicht auf der Gitarre, sondern nur auf der Mundharmonika zu spielen.) Sicher wäre der Bruch nicht so radikal ausgefallen, wenn nicht ein junger Mann namens Walfried Andergassen bei uns aufgetaucht wäre. Walfried Andergassen — er hatte die Schreibweise seines Namens in» An der Gassen «geändert — war noch nicht dreißig; in Feldkirch geboren und aufgewachsen, hatte er in Wien, Köln und Paris Musik studiert. Er spielte passabel Klavier, hatte auch versucht zu komponieren, war aber in beidem vor seinen Ansprüchen gescheitert und sah sich inzwischen nur noch als Theoretiker. Seit seiner Studienzeit besuchte er regelmäßig die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt, dieses alle zwei Jahre stattfindenden Treffen der musikalischen Avantgarde; seit kurzem gehörte er dem Programmbeirat an, der den Leiter des IMD (Internationales Musikinstitut Darmstadt), Ernst Thomas, in der Erarbeitung von Vorschlägen unterstützte. An der Gassen war beim Anhören der Musik meines Vaters außer sich geraten; er müsse, bestürmte er ihn, unbedingt in zwei Jahren (das meinte 1974) zu den Kursen kommen, um dort seine Musik vorzustellen. Mein Vater schrieb mir einen Brief nach Frankfurt — den einzigen, den ich je von ihm bekommen habe —, in dem er mich bat, Informationen über das IMD und seinen Leiter einzuholen und mich nach den Komponisten und Musikern zu erkundigen, die in den vorangegangenen Jahren dort aufgetreten waren — ob das etwas Seriöses sei oder» eben wieder nur so ein Blödsinn«. Ich fuhr nach Darmstadt und erkundigte mich an Ort und Stelle im Schloß Kranichstein, wo die Musiktage stattfanden; und kehrte mit großem Respekt vor meinem Vater zurück, denn ich hatte erfahren, daß nur die Besten der Allerbesten dorthin eingeladen würden, um ihre Kunst zu präsentieren.

In den folgenden zwei Jahren arbeitete mein Vater an der Musik, die er in Darmstadt vorspielen wollte. Walfried An der Gassen war sein Assistent — sein Assistent, sein Schülerlehrer, sein Kritiker, seine Putzfrau, sein Chefideologe, der Deuter seiner Äußerungen, sein Puppenspieler, sein Dr. Frankenstein — sein neuer Carl Jacob Candoris, mit dem Unterschied, daß er ihm kein Geld zukommen ließ, denn Walfried An der Gassen besaß selbst so wenig davon, daß meine Mutter mutmaßte, er inszeniere das Brimborium nur, um regelmäßig an eine warme Mahlzeit zu kommen; tatsächlich wohnte er in diesen zwei Jahren manchmal über Monate in unserem Haus in Nofels. Ich habe ihn bei einem meiner Besuche kennengelernt — ein gedrungener Mann, der kleiner wirkte, als er war, was er einem kurzen, breiten Hals und zwei im rechten Winkel zum Schädel abstehenden Ohren verdankte; ein nach Rasierwasser riechender Mann mit Kurzhaarschnitt und abgekauten Fingernägeln, der nach jedem Satz geräuschvoll die Luft in die Nase zog; übernervös, voll von Ideen, witzig und schnell im Kopf. Meine Mutter und mich behandelte er ausschließlich unter einem Aspekt: Anhang von Georg Lukasser. Es verging kein Gespräch mit ihm, in dem er uns nicht klarzumachen versuchte, mit was für einem Genie wir unter einem Dach lebten.»Das wissen wir längst«, sagte ich. Er zog eine Braue hoch und blickte mich an, als würde ich Lagerobst verkaufen wollen.»Vergiß den Jazz, Sebastian!«sagte er.»Er hat ihn längst vergessen, tu’s du auch!«Ich setzte dem Herrn An der Gassen auseinander, was er, wenn er sich in einschlägigen Kreisen, zum Beispiel in New York, nach George Lukasser erkundigte, dort zu hören bekomme; einmal wurde ich beinahe ausfällig: Weder meine Mutter noch ich würden es dulden, wenn hier einer eine Gehirnwäsche an Ehemann und Vater vorzunehmen beabsichtige. Nicht New York sei der Olymp, konterte Herr An der Gassen lässig nachsichtig lächelnd, sondern Darmstadt, Darmstadt; Mister John Cage komme aus New York nach Darmstadt, Darmstadt; Monsieur Pierre Boulez komme aus Paris nach Darmstadt, Darmstadt; Signor Luigi Nono komme aus Rom nach Darmstadt, Darmstadt. Úr György Ligeti komme aus Budapest nach Darmstadt, Darmstadt; Pan Krzysztof Penderecki komme aus Warschau nach Darmstadt, Darmstadt; Señor Mauricio Kagel komme aus Buenos Aires nach Darmstadt, Darmstadt …

«Aufhören! Aufhören!«schrie mein Vater.»Bitte aufhören, bitte!«

Die Gibson rührte er nicht mehr an; nicht in den zwei Jahren, in denen er sich auf die Internationalen Ferienkurse vorbereitete. Er mied den Kontakt zu Carl. Es kam oft genug vor, daß er sich von meiner Mutter verleugnen ließ, wenn Carl anrief. Und als Carl und Margarida uns einmal während der Semesterferien besuchten und meinen Vater baten, ihnen doch zu erzählen, mit was für einer Art von Musik er sich zur Zeit beschäftige, knurrte er nur etwas von» ausprobieren «und» eh ein Blödsinn «und erfand Ausreden, um sie nicht in die Scheune führen zu müssen. Carl war zornig. Er sagte aber nichts. Als Margarida ihren Besuch am Telefon angekündigt hatte, war mein Vater vor meiner Mutter und mir auf die Knie gegangen und hatte uns mit gefalteten Händen angefleht, vor Carl ja nicht die Worte Walfried An der Gassen und Darmstadt auszusprechen.

Walfried An der Gassen hatte großen Einfluß auf ihn, er konnte ihm vieles einreden; aber er konnte meinem Vater nicht einreden, etwas sei gut, was dieser für schlecht hielt. Und für schlecht hielt mein Vater bereits die Wiederholung des Guten. Nach einem Jahr der Experimente kam er dahinter, daß die» Sprechmelodiemethode«— eine Worterfindung An der Gassens — nicht schulfähig war. Alle Stücke, die er inzwischen nach dieser Methode komponiert hatte, ähnelten dem ersten. Er warf kurzerhand sämtliche Unterlagen der anderen Stücke ins Feuer — Notenblätter, Buntstiftzeichnungen, Tonbänder. Ich kann mir genausogut vorstellen, ich fahr von jetzt an mit dem Bus in die Stadt, weil, was soll ich mich durch das Churertor drücken und dann find ich eh keinen Parkplatz am Marktplatz — das wolle er vorführen, dieses Stück und nur dieses sei die Quintessenz seines Lebens als Musiker. An der Gassen, der erst entsetzt gewesen war, begeisterte sich bald an dem Gedanken. Das Minimalistische, das gegen null Tendierende hatte es ihm angetan. (Ich war der Meinung — und bin es immer noch —, daß seine gesamte Theorie auf einen Rachefeldzug gegen die im Überfluß Begabten hinauslief.) Nachdem im Programm der Internationalen Ferienkurse 1974 bereits angekündigt war, daß der Komponist Georg Lukasser einen Abend bestreite, das Stück aber gerade einmal acht Minuten lang war, schlug An der Gassen vor, besser: verfügte er, daß der Abend folgendermaßen ablaufen sollte: 1. Abspielen des Tonbandes mit der Musik von Georg Lukasser — 8 min; 2. Vortrag von Walfried An der Gassen mit dem Titel» Theorie der Sprechmelodiemethode anhand eines Stücks von Georg Lukasser«— 75 min; 3. Abermaliges Abspielen der Musik von Georg Lukasser — 8 min. Mein Vater war ohne jeden Einwand damit einverstanden. Meine Mutter nannte An der Gassen einen geisteskranken Dieb, sie drohte meinem Vater, Carl anzurufen; worauf mein Vater ihr ruhig ins Gesicht sagte, in diesem Fall würde er sie verlassen. Ich hielt mich raus.

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