Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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«Er träumt nur«, sagte sie.»Haben Sie ihn nie schreien hören?«

«Nein«, sagte ich.

«Was für Kraft er noch hat!«sagte sie.

Am nächsten Morgen hatte ich mit der Geschichte meines tintendunklen Amerikas begonnen. Nach zwei Tagen war ich durch. Wie geplant. Wie von Carl geplant. Wie von ihm gestattet.

Er sagte:»Kann jetzt ich wieder?«

«Ja«, sagte ich,»jetzt kannst du wieder.«

Da hatte er mich gebeten, die Videokassette, die über die Tage auf dem Kaminsims bereitgelegen hatte, in den Recorder zu schieben. Er habe, erzählte er, vor etlichen Jahren beim Archiv des Westdeutschen Rundfunks in Köln nachgefragt, ob die Fernsehnachrichten vom 15. Juni 1960 mit den Beiträgen über die Studentenunruhen in Tokio aufgehoben worden seien.

Zu seiner Überraschung habe er nach drei Wochen das Band zugesandt bekommen.

«Über Makoto«, sagte er,»habe ich nicht einmal mit Margarida gesprochen. Er sollte mein gutes Werk sein, das um so schwerer wiegen würde, weil es ein stilles Werk war. Nachdem mir Sergeant Cousins im Sommer 1960 aus Los Angeles geschrieben hatte, daß sich Makoto auf diese Weise das Leben genommen habe, hatte ich mir alle österreichischen, deutschen und amerikanischen Zeitungen unten in der Uni-Bibliothek durchgesehen, aber auf den Bildern habe ich ihn nicht erkannt. Auf dem Band erkenne ich ihn. Nein, ich weiß wirklich nicht, warum er das getan hat. Und dann auf diese Weise!«

2

«Schon während unseres ersten Gesprächs«, setzte Carl seine Erzählung fort,»faßte ich den Entschluß, mich um ihn zu kümmern. Eine Wiedergutmachung zu versuchen. Glaub’ nicht, daß irgendein Pathos dabei war oder womöglich so etwas wie religiöse Erhebung, ethischer Qualm! Ich kann’s, also tu’ ich’s. Mehr war es nicht. Queo, ergo facio. Die bewährte Fortsetzung des cogito, ergo sum ins technische Zeitalter. Daß ich bei dieser Gelegenheit der Menschheit ein Genie erhalte — natürlich kam mir dieser Gedanke, als mir allmählich klar wurde, was für einen brillanten Geist dieser junge Mann besaß. Wer das Große nicht in Gott findet, findet es nirgends. Er muß es entweder leugnen oder schaffen. Was aber, wenn er es weder leugnen will noch schaffen kann? Die Zerstörung hatte ich vor Augen. Die Ab-Schaffung der Welt sozusagen. Und daran hatte ich meinen Anteil gehabt. Ich war beim DMAD gelandet, beim Department of Measuring and Analysis of Destruction. Zunächst war meine Arbeit ja rein theoretischer Natur gewesen. Was geschieht, wenn? Ich hatte nach dem Ernstfall nicht die Leiden der Hölle, sondern ihre exakten Maße aufzuzeichnen. Zum Beispiel in welchem Umkreis die Dachziegel der Häuser geschmolzen sein würden, ab welchem Radius nur die Oberfläche und bis zu welcher Tiefe, woraus sich die Temperaturen berechnen ließen. Ich hatte ein mönchisches Büro auf der Mesa von Los Alamos besessen. Die Mesa, das war ein steiniges Plateau zweitausend Meter über dem Meer; ein Altar in Wahrheit, ein Altar, auf dem die Genies meiner Generation in bis dahin nicht beobachteter Einigkeit opferten und geopfert wurden — darunter ein mysteriös überdurchschnittlicher Prozentsatz an Göttingern. Ich habe viel später irgendwann meine Aufzeichnungen verglichen mit dem, was mir Valerie erzählt hat: An jenem Abend des 10. September 1944, als meine Mutter von einem Bombensplitter getroffen wurde und starb — in Los Alamos war es später Vormittag —, da saß ich zusammen mit Oppenheimer und zwei Dutzend Physikern und Kollegen und General Groves, auch Luis Alvarez war dabei und Louis Slotin, wenn ich mich recht erinnere. Wir hielten Spekulierstunde, jeder phantasierte sich frei ein Szenario zusammen, und einer, ich weiß nicht mehr wer, hielt es sogar für möglich, daß die Kettenreaktion auf die Atmosphäre übergreife, also weiß Gott die totale Zerstörung herbeiführen könnte. Das hat natürlich niemand ernstgenommen. Homerisches Gelächter. Während dieser Stunden starb meine Mutter. Dahin also reichte meine Schaffenskraft, mein Schöpfertum. Keine rosigen Aussichten für einen, der einzig an das zu glauben vermag, was Menschen hervorbringen. Therefore I’ll give no more; but I’ll undo / The world by dying, because love dies too. John Donne war Oppenheimers Lieblingspoet; der Prophet sozusagen, der die Apotheose des obersten Thermonuklearikers ankündigte. Wenn es Oppie auch noch gelungen wäre, seinen Zigarettenkonsum von achtzig auf, sagen wir, dreißig zu reduzieren, wir alle hätten in ihm ohne großes Erkenntnisproblem die Reinkarnation Christi gesehen. ›Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen.‹ Jesus Christ, der sich auf Wunsch von General Groves Bart und Haare hatte scheren lassen. So war denn auch die erste Bombe, die in der Wüste von New Mexico gezündet wurde, Oppies Wunsch entsprechend, Trinity genannt worden. Er erkannte nicht nur Jesus Christus in sich selbst, sondern offenbar noch dazu Gottvater und den Heiligen Geist. Los Alamos war sein Golgatha, die Bombe war sein Kreuz. Ich erinnere mich, daß ein betrunkener Chemiker bei der Feier im Anschluß an den geglückten Versuch in der Alamogordo-Reservation ihm genau das an den Kopf warf. Nun hat Oppie, wie sie ihn alle immer noch nannten und — wow! — auch ganz offiziell nennen durften, seinen berühmten Geisterblick aufgesetzt und nach einer Weile, als es endlich still geworden war um ihn herum, gesagt: ›Wir haben die Reise des toten Mannes hinter uns und sind wieder auferstanden.‹ Das Testgelände hieß jornada del muerto . Mr. Oppenheimer hatte einen Witz gemacht, wie schön, aber war es denn auch ein Witz gewesen? — Und nun bat ich diesen japanischen Jungen, in dem brütendheißen Flugzeugbauch Platz zu nehmen auf einer der öligen Werkzeugkisten, und hielt ihm meine Zigarettenschachtel hin. Ich muß sagen — und, bitte, ich war schließlich ein Fachmann —, seine Stadt war sauber zusammengehauen worden. Was Tokio betraf, standen die Konventionellen den Atomaren in nichts nach. Die Destruktion Tokios war nicht auf dem Altar von Los Alamos beschlossen und geplant worden, aber sie war einwandfrei. Die USAAF hatte fast 10.000 Tonnen Napalm auf die Wohnviertel der Stadt geworfen, die Feuerstürme — von meinen britischen Kollegen vom Bomber Command anhand der deutschen Feuerstürme bis ins kleinste studiert und ausgewertet — hatten ihr Werk getan, und übriggeblieben war: nichts. Als ich nach Japan kam, hieß es, die Baustelle dürfe bis auf weiteres nicht betreten werden. Gemeint waren Hiroshima und Nagasaki. Wegen Verstrahlung. Ein Pilot Officer teilte es mir mit. Zwei Kollegen von mir — Mitglieder der Army, versteht sich — hätten die Städte bereits überflogen und fotografiert. Vorläufig genüge das. Japanische Wissenschaftler seien dort gewesen, die hätten gemessen, was es zu messen gibt, mit ihren Geigerzählern und ihren Röntgengeräten, ihren Marinellibechern und Szintillationszählern, ihren Dosimetern und Rariometern und womit sonst noch, denen könne die Army das nicht verwehren — ›Ist ja schließlich ihr Boden!‹ —, und sicher würde man bald gut mit denen zusammenarbeiten. Sollte ich derweil — diese Bitte habe er an mich weiterzuleiten — die Stadt Tokio mit meinen Leuten untersuchen. Die Stadt Tokio? Dort gab es nichts zu untersuchen. Es interessierte sich auch niemand mehr für die Untersuchungsergebnisse des Department of Measuring and Analysis of Destruction und bestimmt nicht für die Ergebnisse der Vermessung und Analyse der konventionellen Zerstörung. Es wäre gewesen, als würde der Gast nach einem scheußlichen Essen Rechtschreibfehler auf der Speisekarte kritisieren wollen. — Und nun saß also dieser Junge vor mir, ao-otoko , wie die Japaner sagen: ein unreifer junger Mann. In Hemd und Hose. Barfuß. Und grinste gutgelaunt. Wie man nur grinsen kann, wenn man nichts im Rücken, aber alles vor der Stirn hat. Er wollte, daß ich mein Geld auf ihn wette. Einen Dollar, wenn er sich sechs fünfzehnstellige Zahlen merken könne. Ich habe ihm zehn Dollar gegeben. Dafür wollte ich mich mit ihm unterhalten. Wir saßen im Bauch der C-47 und rauchten und redeten über Zahlen. Die Einstiegsklappen standen offen, damit die Luft durchziehen konnte. Dennoch war es unerträglich heiß. Ich besaß eine Schachtel in der Größe eines Koffers voll mit Maiskeksen von Billings & Co., die waren mir zugeteilt worden für meine Abteilung, aber keiner meiner Kollegen mochte die handtellergroßen gelben Taler, ich auch nicht. Makoto aber mochte sie. Die Kekse machten Durst. Er trank dazu Coca Cola. Das machte ebenfalls Durst. Er trank dazu Wasser, das wir abgekocht hatten. Dieser Bursche war fasziniert von Zahlenreihen. Er wolle mir für meine zehn Dollar etwas vorführen, sagte er. Wie viele Möglichkeiten gibt es, fünf Kekse auf verschiedene Haufen zu verteilen — wobei bereits ein Keks für sich als ein Haufen gilt? Es gibt sieben Möglichkeiten. Erstens: fünf Haufen zu je einem Keks. Zweitens: Drei Haufen zu je einem, ein Haufen zu je zwei Keksen. Drittens: Zwei Haufen zu je zwei Keksen, ein Haufen zu je einem. Viertens: Ein Haufen zu je drei Keksen, zwei Haufen zu je einem. Fünftens: Ein Haufen zu je drei und einer zu je zwei Keksen. Sechstens: Ein Haufen mit vier Keksen, ein Haufen mit einem Keks. Schließlich siebtens: Ein Haufen zu fünf Keksen. Man nennt das die Partitionen einer Zahl, in diesem Fall der Zahl 5. Die Anzahl der Partitionen für die Zahlen von 1 bis 15 ergibt folgende Zahlenreihe: 1 läßt sich in 1 zerlegen; 2 in 2; 3 in 3; 4 in 5; 5 in 7; 6 in 11; 7 in 15; 8 in 22; 9 in 30; 10 in 42; 11 in 56; 12 in 77; 13 in 101; 14 in 135; 15 in 176. So, und nun die Vorführung: Er habe, behauptete er, eine Formel gefunden, mit deren Hilfe sich berechnen ließe, wie viele Partitionen es bei jeder beliebigen Zahl gebe. Für zwanzig Dollar verrate er sie mir. Ich muß sagen, ich war fassungslos. Nicht, weil ich glaubte, er habe so eine Formel gefunden, das wäre eine mathematische Weltsensation ersten Ranges gewesen; schon eher staunte ich, weil dieser verdreckte, streunende, komische junge Mann über die einschlägige Terminologie verfügte; am meisten aber überraschte mich seine nahezu traumwandlerische Fähigkeit, Zahlen in den verschiedensten Darstellungen zu denken. Zum Beispiel, wenn er anstatt 2, scheinbar ohne zu überlegen, als habe er einfach einen Schalter umgelegt, 1 durch 2 hoch minus 1 schrieb. Oder ein anderes Beispiel — eine nun tatsächlich mysteriöse Begebenheit, die sich drei Wochen nach unserer ersten Begegnung zutrug: Ich lud ihn zu einem Gottesdienst für die Opfer von Hiroshima und Nagasaki ein, den die Army auf dem Gelände von Atsugi organisiert hatte und zu dem extra ein Chor und ein Orchester aus den Staaten eingeflogen worden waren. Es wurde die Matthäuspassion von Bach aufgeführt. Makoto hatte solche Musik noch nie gehört, er war verzaubert und lachte und hüpfte auf dem Nachhauseweg über die Rollbahn vor mir her. Ich sagte, diese Musik sei eigentlich traurig. Ich erzählte ihm von Johann Sebastian Bach und erwähnte, daß er das Stück im Jahr 1729 komponiert habe (was ich auch nur zufällig wußte und womit ich, zugegeben, prahlen wollte, ich befand mich damals nämlich in Konkurrenz zu Sergeant Cousins, was die Gunst von Makoto betraf). Er blieb abrupt stehen und starrte vor sich ins Leere. Schließlich sagte er: Nun wisse er auch, warum diese Musik so schön sei, 1729 sei nämlich die kleinste Zahl, die sich auf zwei verschiedene Arten als Summe zweier Dreierpotenzen darstellen lasse. Es stimmte! Herrgott, es stimmte! Makoto Kurabashi war alles andere als ein naiver Zahlenkünstler! Er hatte bereits als Sechzehnjähriger an der kaiserlichen Universität von Tokio Vorlesungen und Kurse in Mathematik belegt. Seit er denken könne, sagte er, habe ihn nichts mehr interessiert als Zahlen.

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