Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Nach unserer ersten Session im Bauch des Flugzeugs fragte ich ihn, wo er wohne. Ob er eine Unterkunft habe. Hatte er nicht. Nichts hatte er mehr. In diesem Augenblick beschloß ich, für ihn Sorge zu tragen. Als Sergeant Cousins kam, um ihn abzuholen, erklärte ich, ich sei noch nicht fertig mit ihm, er sei ein komplizierter Fall, der weiter beobachtet werden müsse; er solle ihn mir noch für wenigstens einen Tag lassen. Das könne er nicht, sagte er, höchstens für eine halbe Stunde. Ich sagte, ich benötige mindestens drei Stunden, um zu einem Ergebnis zu gelangen, bis zum Abend brauche ich ihn. Das sei entschieden zu lange, lehnte er ab, am Abend sei ja niemand mehr in der Nähe der C-47, und er könne nicht für meine Sicherheit garantieren. Ich hielt ihm vor, daß ich bereits den ganzen Nachmittag allein hiergewesen sei, daß meine Kollegen anderweitig beschäftigt seien. Schließlich feilschten wir uns auf eine Stunde zusammen. Es war seine Freizeit, das wußte ich. Der gute Jonathan Cousins faßte noch am gleichen Tag seinerseits einen ähnlichen Entschluß wie ich, und das aus ähnlichen Motiven. Wiedergutmachung. Wiedergutmachung in Form von Mäzenatentum sozusagen. Wir beide, Cousins und ich, beschlossen, jeder auf seine Weise und nach seinen Möglichkeiten, diesem Jungen Gutes zu tun. Viele Soldaten und viele Wissenschaftler hatten vielen Menschen Böses angetan; ein Soldat und ein Wissenschaftler wollten einem Mann Gutes tun. We do, ’cause we can. «

Als Kind war Makoto Kurabashi oft krank gewesen. Bis zu seinem zehnten Lebensjahr hatte er an keinem Ort länger als ein halbes Jahr verbracht. Sein Vater litt unter manisch-depressiven Schüben, und wenn er in seiner Hochphase war, packte er zusammen und schleppte seine Familie hinter sich her — Frau, Tochter, Sohn. Als Makoto elf Jahre alt war, verließ die Mutter die Familie. Der Vater erzählte den Kindern, sie habe sich in einen anderen Mann verliebt. Die Kinder wußten es besser: Die Mutter hatte dieses Leben nicht mehr ausgehalten. Makoto wurde wieder krank, diesmal lebensgefährlich: Tuberkulose. Er wurde von seinem Vater und seiner Schwester bis vor das Sanatorium begleitet. Durch das Tor mußte er allein gehen. Seinen Vater sah er nie wieder, seine Schwester erst nach Jahren.

Durch die Fenster des Schlafsaals hatte er einen weiten Blick auf das Gewirr der Oberleitungen eines Verschiebebahnhofs. Er sah weißen Dampf und schwarzen Dampf in den Himmel steigen, in Säulen oder in Ballen, die ihr Inneres nach außen stülpten, sah kompakten braunen Qualm mit kleinen Funkenschwänzen gespickt, und bald wußte er, ohne daß er dazu das Bett verlassen mußte, zu welcher Lokomotive welcher Ausstoß gehörte. Wenn er aufrecht in seinem Bett saß, konnte er von den hohen, geschlossenen Waggons, die draußen vorüberfuhren, gerade das Dach sehen; manchmal stand dort ein Mann, der trug einen Helm über dem Kopf und hatte Handschuhe an, die aus der Ferne wie Schaufeln aussahen. Diesen Mann nahm er mit in seine Träume. In der Nacht hörte er die Puffer aufeinanderkrachen und die Trillerpfeifen der Arbeiter. Er lag mit offenen Augen in seinem Bettchen und blickte durch die Dunkelheit hindurch auf bunte Felder von Zahlen. Die Geräusche der Räder auf den Schienen, Eisen auf Eisen, gaben ihm das befriedigende Gefühl von Vorhersehbarkeit, so als würden sie nicht aus der wirklichen Welt zum Fenster des Schlafsaals empordringen, sondern aus den Zahlenfeldern, die er vor sich sah, Felder ohne Horizont. Es gab Zahlen, die von innen heraus leuchteten, andere waren wie Scherenschnitte vor einem Licht. Wieder andere traten aus der Ebene hervor und überragten ihre Umgebung; die ließen sich niederdrücken, und wenn man das tat, schnellte an einer anderen Stelle eine andere Zahl empor. Der Mann mit dem Helm und den Schaufelhänden war sein Diener und Verbündeter, er führte aus, was ihm Makoto auftrug. Er hüpfte von Zahl zu Zahl, übersprang in einem Lidschlag Millionen, pflückte, jätete, spann feine Fäden zwischen Verwandten, verschraubte stählerne Spangen von Primzahlenzwilling zu Primzahlenzwilling. Makoto kannte sie alle. Es gab freundliche Zahlen und unfreundliche Zahlen, solche, die sich hingebungsvoll seinen Gedanken fügten, und solche, die ihn verwirrten und unglücklich zurückließen. Und immer wieder standen rätselhafte Zahlen dazwischen, die so trüb und staubig waren, daß Makoto und sein Diener ihren Wert nicht erkennen konnten. Denen gingen sie aus dem Weg, der Diener kurvte elegant um sie herum, wenn er über das Feld turnte. Zahlen, die blau waren oder ins Blaue spielten, liebte Makoto besonders. An den Vormittagen hatten die Kinder Unterricht, aber das war eher Beschäftigungstherapie als Schule. Ein Lehrer für alle Fächer. Der war allerdings beeindruckt von den Rechenkünsten des inzwischen Dreizehnjährigen; freilich konnte er nicht einmal annähernd abschätzen, mit was für einer Begabung er es bei Makoto zu tun hatte. Er freute sich, daß sich sein Schüler wenigstens für ein Fach begeisterte, und beschaffte ihm alle Literatur, die er wünschte — soweit sie ihm zugänglich war. Als Gegenleistung bemühte sich Makoto, Deutsch und Englisch zu lernen.

Schließlich mußte Makoto das Sanatorium verlassen. In seinem Koffer war alles, was er besaß: zwei weiße Hemden, Strümpfe für Sommer, Strümpfe für Winter, Unterwäsche, eine Uhr, eine Logarithmentafel und Papier. Und eine kleine Taschenlampe, die war ihm das wertvollste. Die Batterie war längst leer, aber er beabsichtigte, sobald er Geld verdiente, eine neue zu kaufen. Die Heimleitung hatte ihn auf einen Weg geschickt. Makoto aber hatte nicht richtig zugehört und vergessen, was ihn am Ende dieses Weges erwartete. So ging er durch die Straßen, wechselte die Seiten, bog nach links ab, bog nach rechts ab, wechselte abermals die Seite, als wäre die Stadt ein Zahlenfeld und er der Mann mit dem Helm und den Schaufelhänden und ein anderer aus einem anderen Traum gäbe ihm die Befehle. Schließlich stellte er seinen Koffer neben sich auf das Trottoir und wartete. Die Hände in den Jackentaschen. Die Schultern ein wenig hochgezogen. Eilende Schritte waren um ihn herum. Er stand niemandem im Weg. Störte niemanden. Selbst die Spatzen kümmerten sich nicht um ihn und nahmen zu seinen Füßen ein Staubbad, hinterließen kleine, kreisrunde, saubergefegte Flecken auf dem Asphalt. So flach atmete er, daß er meinte, er benötige bald auch die Luft nicht mehr. Der Hunger erlosch, und die Gedanken erloschen. So stand er bis in die Nacht hinein neben seinem Koffer. In seinem Gesicht ein aufsteigendes Lächeln. Das hielt er fest mit unbewußter Kraft, damit er, falls ihn doch jemand anspräche, leichter zu sich zurückfände.

Jemand sprach ihn an — es muß wohl so gewesen sein. Makoto erinnerte sich nur an wenig; er sei in ein Krankenhaus gebracht worden, aber dort habe man ihn nur ein paar Tage behalten. Dr. Yamazaki, einer der Ärzte, habe in seinem Haus ein Bett für ihn aufgestellt; aber auch hier konnte er nur wenige Tage bleiben. Er wurde in einem provisorischen Sanatorium aufgenommen, das überfüllt war und nur wenig Personal hatte. Dr. Yamazaki besuchte ihn und brachte ihm Medikamente. Das war nicht legal. Makoto mußte ihm versprechen, daß er mit niemandem darüber redete. Der Doktor hatte zwei Söhne, die waren etwas älter als Makoto, beide dienten in der Armee, der eine war in der Mandschurei stationiert, der andere kämpfte auf der Insel Guadacanal gegen die Amerikaner. Dr. Yamazaki hatte Makoto seiner Frau zuliebe in sein Haus aufgenommen, damit sie in ihrer Sorge abgelenkt würde; aber dann war sie zum Arbeitsdienst eingezogen worden, und auch er hatte nicht die Zeit, sich um den Patienten zu kümmern, wie es notwendig gewesen wäre. Nach einem halben Jahr wurde Makoto aus dem Sanatorium als geheilt entlassen. Wieder nahm ihn das Ehepaar Yamazaki bei sich auf. Makoto hustete noch, aber seine Genesung schritt voran. Als er genügend Kraft gewonnen hatte und auch nicht mehr so stark schwitzte, verschaffte ihm der Doktor eine Arbeit als Pfleger im Krankenhaus, in dem er als Arzt tätig war, und auch eine Unterkunft, und er setzte sich dafür ein, daß Makoto an der Universität Vorlesungen besuchen durfte, bei denen es um Zahlen ging.

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