Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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5

Eines Tages sah ich, als ich von meiner Wanderung zurückkehrte, schon von weitem einen blauen Pickup unten beim Haus neben meinem Jeep stehen. Ich erkannte einen Mann, der auf dem Rücken auf der Ladefläche lag, die Baseballkappe über den Augen, die Hände im Nacken, und vielleicht eingeschlafen war.

Ich blieb in einigem Abstand stehen und rief:»He! He, Mister!«

Der Mann sprang von seinem Wagen und lief mir entgegen, streckte den ganzen Weg über die Hand nach mir aus, es waren gut zwanzig Meter, und lachte mit großem offenem Mund. Er schüttelte meine Hand, lange und in kräftigen Pumpbewegungen, als wollte er mir damit etwas mitteilen, das sich anders nicht sagen ließ.

«Ich heiße Tadeusz Zukrowski«, sagte er.»Ich habe gehört, daß Sie im Haus von Lenny Redekopp wohnen. Ich bin Ihr Nachbar. Ich wollte sehen, ob Sie etwas brauchen. Ich arbeite hier im Park. Meine Frau auch. Sie putzt bei den Touristen vorne. Lenny kennt mich, Sie können ihn nach mir fragen. «Sein Akzent, der wohl ein polnischer war, schlug so stark durch, daß ich mich auch bei den wenigen Worten konzentrieren mußte, um ihn zu verstehen.»Wollen Sie über den Winter hierbleiben?«fragte er.

«Ja«, sagte ich,»das habe ich vor.«

Wir setzten uns auf die Veranda. Er hatte Bier mitgebracht. Ich sagte, ich trinke nichts. Er nickte und sagte:»Ich verstehe. «Ich wußte, was er damit meinte, aber es war mir zu viel Mühe, ihm zu widersprechen. Er war klein und mager, sein Overall schlotterte an ihm, und ich war mir nicht sicher, wie alt ich ihn schätzen sollte; er konnte Ende Zwanzig sein, aber auch Mitte Vierzig. Wenn er redete, wirkte er jünger, wenn er zuhörte, älter. Er hatte schütteres, glattes Haar, lang und fettig und irgendwie blond; ein männliches Kinn, das nicht zu der Unterwürfigkeit seiner Gesten paßte. Seine Lippen waren aufgeplatzt, oben fehlten ihm rechts und links Zähne. Er ließ mich nicht aus den Augen, und sein Blick hatte etwas Nachrechnendes, als suchte er in allem, was ich tat und sagte, eine Bestätigung für ein bereits gefaßtes Urteil.

«Sie stammen aus Europa?«fragte er.

«Aus Österreich.«

«Ich höre das«, sagte er.»Ich höre das Deutsche. Österreich ist deutsch.«

«Nicht mehr«, sagte ich.

«Es ist deutsch. Doch, doch. Warum nicht? Ich kann Deutsch. Scheiße kann ich sagen. Und: Arbeit. Und: Dankeschön. Und: Wiedervereinigung. Und: Nazi. Das kann jeder auf der Welt sagen. Und: Speckbrot. Ich komme aus Polen. In Richardton in der Abtei lebt ein Cousin von mir. Er hat geschrieben, es ist gut hier, und so bin ich auch hierher. Waren Sie schon einmal in Richardton? Es ist wie in Europa, die Kirche ist wie in Europa. In Amerika gibt es keine schönen Kirchen. Er ist dort ein Mann Gottes. Ein Benediktinerpater. Ein sehr gescheiter Mann und sehr fromm. Ein Vorbild. Er studiert in der Stille. Wenn Sie hinfahren, fragen Sie nach Pater Stefan Zukrowski. Das ist mein Cousin. Sind Sie verheiratet? Meine Frau hat ein Kind in die Ehe mitgebracht. Wir leben zu dritt. Er ist nicht mein Sohn, aber er ist ein guter Junge. Er ist sechs Jahre alt. Er hat einen Namen, den ich nicht aussprechen kann. Ich merke ihn mir nicht. Meine Frau sagt, ich soll ihm einfach einen anderen Namen geben. Was halten Sie davon? Mit sechs Jahren plötzlich ein anderer Name! Aber sie sagt: Warum nicht? Und er sagt auch: Warum nicht? Was soll man davon halten? Ich hätte gern Czeslaw zu ihm gesagt, nach meinem Vater. Aber das kann wieder er nicht aussprechen und meine Frau auch nicht. Jetzt sage ich Leszek zu ihm. Das läßt sich gut aussprechen, und ich sage es so, als wäre es nicht ein Name, sondern ein Kosename. Das ist gut, er hat erstens nicht das Gefühl, daß er bei mir ein anderer ist, und zweitens auch, daß ich ihn gern habe. Das ist für ein Kind wichtig. Ich könnte ihm einen deutschen Namen geben. Hans. Horst. Adolf. Aber ein Name ist kein Scherz. Wie heißen Sie?«

«Sebastian.«

«Aha. Ah, ja. Was sind Sie von Beruf?«

«Ich bin Schriftsteller.«

«Ah ja? Ich kenne einige Schriftsteller. Es gibt gute polnische Schriftsteller. Kennen Sie polnische Schriftsteller?«

«Stanislaw Lem kenne ich.«

«Den kenne ich nicht. Man spricht aber nicht Stanislaw aus, sondern Staniswav.«

«Ich war noch nie in Polen.«

«Meine Familie lebt in Katowice. Wenn Sie über den Winter hier draußen bleiben wollen, müssen Sie sich Holz besorgen. Oder Kohlen. Mit dem hier kommen Sie nicht aus.«

«Lenny hat gesagt, es genügt.«

«Ach, Lenny war sicher noch nicht über den Winter in dem Haus.«

«Weiß ich nicht.«

«Ich weiß es. Ich habe ihn nie gesehen. Ich kann mich überhaupt nicht erinnern, daß in diesem Haus jemals jemand über den Winter gewesen ist. Ich werde Ihnen Holz bringen. Für mich ist das keine Sache. In diesem Winter wird viel Schnee kommen. Das sagen alle. Scheiße-Schnee. Ist das richtig? Im letzten Winter war so gut wie keiner und im vorletzten Winter war auch keiner. Jetzt ist er wieder fällig. So einfach ist das. Die Natur macht einem nichts vor. «Er erhob sich aus dem Schaukelstuhl, den vielleicht Lenny oder irgendeiner seiner Vorgänger aus Weidenruten oder ähnlichem geflochten und genagelt hatte.»Mich finden Sie, wenn Sie die nächste Abfahrt vom Freeway nehmen und sich immer rechts halten. Irgendwann sehen Sie unser Haus. Ein Fahnenmast steht davor, an dem hängen zwei Flaggen, die amerikanische und die polnische. Oben die amerikanische, darunter die polnische. Mir wäre es lieber umgekehrt. Kennen Sie die polnische Flagge?«

«Nein.«

«Sie kann man sich gut und einfach merken: Oben ist sie weiß, unten ist sie rot.«

Während er in seinem Pickup davonfuhr, ragte seine Hand aus dem Autofenster, die Finger grapschten ins Leere hinein.

Meinem Notizbuch entnehme ich, daß ich am Freitag, dem 19. Oktober 1984, Suka zum erstenmal sah. Ich war an diesem Nachmittag nicht weit gegangen, weil ein starker und eisiger Wind mir stur von Nordosten her ins Genick blies und die Wolken so niedrig über meinen Kopf trieb, daß ich meinte, sie streiften meinen Wirbel; und ich mir elend verloren vorkam draußen zwischen diesen Kegeln aus unsicherem Gestein, die sich in der Sonne so farbenprächtig präsentierten, bei schlechtem Wetter aber nicht weniger trostlos waren als die ausgebrannten Blocks von South Bronx. Ich wollte nach Dickinson fahren und Toni und Lenny fragen, ob sie etwas dagegen hätten, mit mir den Abend zu verbringen; ich wußte, daß sie nichts dagegen hatten; wir würden Karten spielen, Poker um Cent-Einsätze, oder eines der Spiele, die Toni aus Österreich mitgebracht hatte — Mensch-ärgere-dich-nicht zum Beispiel. Als ich zum Haus zurückkam, lagen, wild durcheinander- und übereinandergeworfen, abgerindete und abgeastete Baumstämme davor, manche nur einen Meter lang, andere über drei Meter lang, ausgedörrt und silbrig und in tiefe Spalten zerrissen, altes Holz. Auf den Stufen zur Veranda waren sauber aufgereiht: ein großes Beil, ein kleines Beil, zwei Eisenkeile und eine Motorsäge sowie ein Kanister mit Treibstoff, ein Paar tellergroße Lederhandschuhe, eine Schutzbrille und ein Plastikhelm. Die Fürsorglichkeit, die sich in den Handschuhen, der Brille und dem Helm ausdrückte, war mir unangenehm, mehr als das, ich verspürte einen Widerwillen, diese Dinge auch nur anzugreifen; bei einem anderen hätten sie mich gerührt, bei Lenny zum Beispiel — von Tadeusz Zukrowski wünschte ich mir solches Entgegenkommen nicht.

Ich setzte mich in den Toyota und fuhr zum Freeway und bei der nächsten Ausfahrt wieder herunter. Ich sah das Haus mit den beiden Flaggen auch gleich vor mir. Inzwischen stürmte es so heftig, daß ich mit dem Lenkrad hart dagegenhalten mußte, um nicht von der Spur abzukommen. Das Haus sah unbewohnt aus, in schäbiger Auflösung begriffen. Die Fenster im ersten Stock waren eingeschlagen, die Sprossen geknickt, aus einem der Fensterlöcher flatterte ein grauer Vorhang. Die Bodenbretter der Veranda waren an den Seiten verfault und eingetreten. Aus der Scheune, die neben dem Haus stand, waren das Tor und die Hinterwand herausgebrochen; der Sturm rüttelte am Dach, an einer Ecke hatte es den Kontakt zu den Wänden darunter verloren, dort bäumte es sich gefährlich auf. Die Rottmeiers fielen mir ein. Maro hätte hierhergepaßt, er hätte ein Viertel des Weltkreises zurückgelegt, um hier das gleiche Leben zu führen wie in Nofels; als wäre nichts anderes von ihm verlangt worden, als sich für eine kleine Zeit zwischen seinen Schrottautos in die Luft zu erheben, damit die Erde unter ihm weiterrolle, und wäre schließlich hier gelandet — ten thousand miles from home . Ich blieb vor der Veranda stehen, stieg aber nicht aus dem Wagen, sondern hupte. Nach einer Weile trat Tadeusz Zukrowski in die Tür, mit einem Fuß blieb er im Haus und winkte mich zu sich, wobei er in den Knien federte; ich wußte nicht, ob vor Ungeduld oder vor Freude. Als ich aus dem Wagen stieg, prallte ein Windstoß gegen meine Brust, und ich mußte mich am Gestänge des Rückspiegels festhalten.

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