Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Er zog mich am Ärmel dicht ans Haus, versperrte mir aber den Zutritt.»Das hat nichts zu bedeuten«, brüllte er gegen den Sturm an,»morgen darf er noch blasen, übermorgen scheint die Sonne wieder, und sie scheint noch eine Woche oder zwei, und dann erst kommt der Winter. So lange haben Sie noch Zeit für das Holz.«

Er grüßte noch einmal und ließ mich ein. Ich bedankte mich und tat das ungeschickt, nämlich viel zu überschwenglich, was mich vor ihm kleinmachte. Er lächelte und nickte und ließ mich wieder nicht aus den Augen.

Die Unordnung und der Dreck waren unbeschreiblich. Außerdem stank es nach Salmiak und gebrühten Hühnern. Der Boden in dem Raum war ein gutes Drittel mit Schmutzwäsche bedeckt, auf dem Tisch in der Mitte türmte sich das schmutzige Geschirr, auf jedem Teller steckten ausgedrückte Zigarettenkippen in den Essensresten. In der Ecke neben dem Herd war ein Abfallhaufen aus Konservendosen und Corn-flakes-Schachteln, leeren Flaschen und schwarzen Bananenschalen, Hühnerbeinen und Damenbinden und ölverschmierten Zeitungen. Auf dem Sofa unter dem Fenster saßen ein feister Bub mit indianischen Gesichtszügen und eine dicke Indianerin mit einem Gesicht, so breit, wie ich nie ein Gesicht gesehen hatte. Sie hielt eine Zigarette zwischen ihren Fingern, in kurzen Abständen zog sie daran, was aussah, als nehme sie kleine Schlucke, und zog wieder daran, noch ehe sie den Rauch ausgeblasen hatte. Beide — Mutter und Sohn, nahm ich an — trugen die gleichen blauen Overalls wie Tadeusz Zukrowski und die gleichen karierten Hemden. Der Bub hatte eine Baseballkappe auf dem Kopf, die gleiche wie sein Stiefvater, dunkelblau mit dem Logo vom Theodore Roosevelt National Park — ein Dreieck mit einer Eiche vor einem schneebedeckten Berg, im Vordergrund ein Bisonbulle. Ich nickte dem Buben und der Frau zu, sie erwiderten meinen Gruß nicht, weder sie noch er.

Ein überkniehoher, scheckiger Hund war mit einem Strick an ein Tischbein gebunden. Als ich ihn ansah, senkte er den Kopf und verkroch sich rückwärts zwischen die Füße der Frau, die, wie ich erst jetzt sah, aus zierlichen, mit blinkenden Plättchen verzierten leuchtendroten Pantoffeln quollen.

«Das ist Suka«, sagte der Pole und zeigte mit ungeduldig tippendem Finger auf den Hund.»Sie ist für Sie.«

«Ich glaube nicht, daß ich einen Hund will«, sagte ich. Ich atmete flach, damit die Luft nicht allzu tief in meine Lungen eindrang.

«Das ist ein Witz, was Sie sagen«, lachte er.»Sie leben allein in dem Haus. Ohne Hund werden Sie verrückt. Oder es passiert Ihnen etwas. Sie ist selbstbewußt und klug und nicht feige. Ich wollte sie Ihnen zusammen mit dem Holz bringen. Aber ich dachte: Wenn Sie nicht zu Hause sind, was fange ich mit ihr an? Wenn ich sie an die Veranda anbinde und Sie kommen vielleicht erst morgen wieder, ich weiß ja nicht, was Sie den vom lieben Herrgott spendierten Tag über tun, es geht mich auch nichts an, womöglich fallen in der Nacht die Kojoten über die Hündin her oder ein Bär.«

«Ich glaube nicht, daß es hier Bären gibt«, sagte ich und ärgerte mich über den streitsüchtigen Ton in meiner Stimme.

Er nickte und lächelte und lächelte und nickte eine ziemlich lange Zeit, ehe er sagte:»Sie brauchen sich nicht zu bedanken. Der Hund kostet zwanzig Dollar. Sie ist ein halbes Jahr alt. Ich habe sie großgefüttert, zwanzig Dollar sind dafür nicht zu viel gerechnet. Das Holz ist umsonst. Es hat mich gar nichts gekostet, und den Transport schenke ich Ihnen.«

Ich sagte, daß ich lieber für das Holz zahlen würde, daß ich aber den Hund nicht mitnehmen wolle; ich könne hundertprozentig keinen Hund brauchen; ich hätte nie in meinem Leben ein Haustier gehabt; ein Hund hätte es bei mir sicher nicht gut. Er starrte mir unverfroren ins Gesicht. Auch der Bub und die Frau schauten mich unentwegt an, aber nicht neugierig wie der Mann, nicht einmal interessiert, eher, wie man einen Gegenstand ansieht, der einem den Blick verstellt und weiter nichts. Mit keinem Wort, keinem Wink hatte er bisher auf die beiden hingewiesen. Die Frau gab den Zigarettenstummel an den Buben weiter, der zog kurz daran, ließ ihn fallen und trat darauf, übertrieben fest, als wäre ihm das eingeschärft worden. Die Frau hob ihre Seite, wühlte aus ihrer Hosentasche eine neue Zigarette, glättete sie, leckte sie ab und zündete sie an der langen, fauchenden Flamme aus einem Feuerzeug an.

«Die Äxte und die Säge und das andere hole ich ab, wenn Sie mit Ihrer Arbeit fertig sind«, sagte Tadeusz Zukrowski.»Dann können wir meinetwegen abrechnen, wenn Sie unbedingt wollen. Ich überlege in der Zwischenzeit, was das Holz wert ist.«

Er band den Hund vom Tischbein los, hob ihn hoch und ging mit ihm hinaus in den Sturm. Ich nickte der Frau und dem Buben zu, was abermals nicht erwidert wurde, und folgte ihm nach. Er öffnete die Hecktür zu meinem Toyota und warf den Hund hinein.

«Ich kann es ja mit ihm probieren«, sagte ich schwach; der Sturm war zu laut, als daß Tadeusz Zukrowski es hätte hören können. Es erschien mir sinnlos, mit diesem Mann zu debattieren, und ich wünschte mich so schnell wie möglich fort von hier.

«Sie heißt Suka«, schrie er mir ins Ohr.»Das ist polnisch und heißt Wölfin. Aber sie ist keine Wölfin. Sie ist ein normaler, braver, guter Hund. Wenn ich nach einer Woche komme, um ihn mir wiederzuholen, werden Sie mich erschießen wollen.«

Auf der Fahrt zurück nach Hause verhielt sich Suka hinten im Verschlag des Jeeps völlig ruhig. Im Rückspiegel sah ich sie breitbeinig dastehen und die Unruhen des Blizzards und der Straße mit Schulter und Hinterteil ausbalancieren; den Kopf hatte sie erhoben — was kann der Mensch im Gesicht eines Tieres schon lesen? Angst sah ich in ihrem Gesicht auf jeden Fall nicht, auch keine Spur von Gereiztheit, aber auch keine Unterwürfigkeit. Als ich zu Hause die Hecktür öffnete, sprang sie heraus und stellte sich neben mich, meine Beine als Windschutz nutzend.

«Also, komm, Suka«, sagte ich und stieg die Veranda hinauf.

6

Suka fraß nicht. An diesem Tag nicht und auch am nächsten nicht. Sie lag auf der Veranda und sah mir zu, wie ich mit der Motorsäge die Stämme zerschnitt, die Trommeln in Scheite hackte und diese an der Außenseite und der Innenseite der Verandenbalustrade aufschichtete. Wenn ich die Hand nach ihr ausstreckte, zog sie die Lefzen zurück und knurrte; wenn ich sie streichelte, beruhigte sie sich und ließ es über sich ergehen. Ich lud sie zu einem Spaziergang ein, ging ein paar Schritte voraus, klopfte mir auf die Schenkel; sie rührte sich nicht vom Fleck; also blieb ich ebenfalls daheim, was mir eigentlich auch recht war, die Arbeit am Holz war quälend schwer für mich, und ich fand, ich hatte genügend Zeit an der frischen Luft verbracht. In der Nacht trug ich sie ins Haus; von sich aus hätte sie die Schwelle nicht übertreten. Sie legte sich an die Tür, die Schnauze an die Ritze gepreßt, durch die Luft von draußen hereinzog. Am dritten Tag schlabberte sie eine Schale mit Milch aus; und als ich sie unter dem Maul kraulte und sie lobte, ruckte sie energisch mit dem Kopf, um meine Hand an die Stelle zu leiten, wo es ihr am angenehmsten war. Ich nahm mir Zeit und redete mit ihr. Sie hatte, seit sie bei mir war, noch keinen Laut von sich gegeben. Ich erzählte ihr, was ich am Vormittag treibe, wenn ich auf der Veranda vor dem Klickklackding sitze — sie sollte sich an meine Stimme gewöhnen, also mußte ich ja irgend etwas reden —, ich las ihr sogar die Seite vor, die ich geschrieben hatte, entwickelte in die großen, wäßrigen Augen hinein, wie die Geschichte weitergehen sollte, daß es die Geschichte meines Vaters sei, die ich, ein paar tausend Kilometer von seinem Grab entfernt, so wahrheitsgetreu wie möglich niederzuschreiben versuchte,»was mir aber nicht gelingt, ich weiß nicht, warum, schon, wenn ich das Wort er niederschreibe, komme ich mir wie ein Lügner vor, und bei dem Wort ich geht es mir nicht anders, und je genauer ich beschreibe, wie er mir zwei Jahre vor seinem Tod in seinem Studio in der Scheune gegenübersaß und mir erklärte, wie man mit drei Tonbändern den Effekt erzeugen kann, daß sich aus einer Singstimme auf einmal zwei weitere Singstimmen abspalten, so daß sie ein wenig zeitversetzt am Ende der Strophe ankommen, und je genauer ich beschreibe, wie er ausgesehen hat, immer noch dürr und sehnig, das Haar grau wie Hochgebirgsmoos an den Schläfen hinauf, ich winde mich, weil mir dabei ist, als würde ich ihn preisgeben«— und rettete mich, als ich merkte, daß ich mich mit Selbstmitleid aufzufüllen begann, in eine Hollywoodszene, in der ein Schriftsteller seinem Hund, der vor ihm sitzt wie eine Sphinx, erklärt, warum er sich in die Einsamkeit zurückgezogen habe … beichtete Suka, daß ich mir Vorwürfe machte — wegen Maybelle zum Beispiel, weil in der Erinnerung an sie mehr Schauder als Glück enthalten sei; und wegen Dagmar, weil ich so lange gar nicht an sie gedacht hatte; und wegen David; aber auch wegen meiner Mutter, weil ich ihr in meinem Leben nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte wie dir, Suka, in den ersten drei Tagen unseres Zusammenseins; Vorwürfe nicht zuletzt wegen Carl, weil ich ihm in einem einzigen Telefonat die Meinung zu mehr als zwanzig Jahren Schutzengeldienst gegeigt hatte … Was sollte es für einen Sinn haben, vor einem Tier in vollständigen Sätzen zu sprechen? Was hatte ein Tier von der Wahrheit oder der Vorspiegelung derselben? Zwischen Menschen sind oft sehr sonderbare Sachen wahr, und wir setzen alles daran, dafür Worte zu finden und sie auch aussprechen zu dürfen. Zwischen Mensch und Tier aber genügt es, Namen zu nennen. Also sagte ich ihren Namen, sprach ich ihren Namen aus — in der Hoffnung, sie fände in ihrer Brust einen Bellton, der nur mir zugeordnet sein würde —, immer wieder ihren Namen —»Suka«—»Suka«—»Suka«; knetete in die beiden Silben alle emotionalen Motivlagen hinein, die mir einfielen — Freude, Trauer, Seufzen, Spott, Befehl, Zorn, Essen-gibt’s! Spielen-wir! Melancholie, Weinerlichkeit, Jammer und Verzweiflung, Braver-Hund! Böser-Hund! Gehen-wir-jagen! Resignation, Enttäuschung — bitter oder wehmütig —, eine gute Idee, eine schmerzliche Erinnerung, Tatendrang, Optimismus, Scheinheiligkeit, Witz, Drohung, Ekel, Sachlichkeit, Überzeugung, moralische Betroffenheit, Niedertracht, Ahnung … Es ist erstaunlich, wie variantenreich Komposition plus Improvisation für die Vokale U und A sein können. Meinem Vater hätte das gefallen. Ich lag neben Suka auf der Veranda und verlor mich in diesem Spiel, wie ich mich sonst nur im Gitarrespielen verlieren konnte; und wider ihren Willen und wider die Treue gegenüber ihrem ehemaligen Herrn fand auch Suka daran Gefallen. Wenn ich — absichtlich — eine Weile nichts gesagt und — absichtlich — von ihr weggesehen hatte, hörte ich ihren Schweif auf die Bretter schlagen, und aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie sie ihren Kopf zu mir hinreckte und die Brust ein wenig hob. Nun begann ich mit dem S, zischte es erst leise, dann lauter werdend zwischen den Zähnen hervor —»Sssssss …«—, schlich unmerklich in das U über —»Sssssuuuu …«—, und als ich an der Klippe zum K, auch wegen Luftmangels, abbrach, bellte sie zum erstenmal.

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