Julia Franck - Die Mittagsfrau

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Die Mittagsfrau: краткое содержание, описание и аннотация

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Eine idyllische Kindheit in der Lausitz am Vorabend des ersten Weltkriegs, das Berlin der goldenen Zwanziger, die große Liebe: So könnte das Glück klingen, denkt Helene. Aber steht ihr die Welt wirklich offen? Helene glaubt unerschütterlich daran, folgt ihren Träumen und lebt ihre Gefühle — auch gegen die Konventionen einer zunehmend unerbittlichen Zeit. Dann folgt der zweite große Krieg, Hoffnungen, Einsamkeit — und die Erkenntnis, dass alles verloren gehen kann. Julia Franck erzählt in ihrem großen neuen Roman ein Leben, das in die Mühlen eines furchtbaren Jahrhunderts gerät, und die Geschichte einer faszinierenden Frau.

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Er wollte Sie heiraten, nicht wahr? Carls Mutter sah Helene mit einem offenen Blick an, einem Blick, der alles wissen wollte und auf alles gefasst war.

Helene schluckte. Ja.

Carls Mutter rannen die Tränen über das feine und schöne Gesicht. Carl konnte nicht anders, wissen Sie. Er war zum Lieben geboren.

Helene ging die Frage durch den Kopf: Sind wir das nicht alle? Aber vermutlich waren wir das nicht alle. Vermutlich stimmte es, dass manche Menschen inniger liebten als andere und Carl nicht anders konnte. Helene fragte sich, wie es passiert war, sie überlegte, ob sie danach fragen durfte, ob es der Mutter unangemessen und indiskret erschien, wenn Helene danach fragte. Wie genau ist er gestorben? Andererseits konnte Carls Mutter bis heute nicht wissen, dass sie an jenem Tag verabredet waren. Dass er auf dem Weg zu ihr gestorben war. Dass sie gewartet hatte, umsonst.

Helene hätte auch gern gewusst, ob Carl bei seinem Unfall Ringe bei sich gehabt hatte. Sie traute sich nicht, Carls Mutter danach zu fragen. Es stand ihr nicht zu. Seine letzte Absicht mochte ihm allein gehören, vielleicht noch seinen Erben, und seine Erben waren seine Eltern.

Es hat noch Schnee gelegen. Carls Mutter trocknete sich mit dem Taschentuch ihre Augen; neue Tränen quollen heraus und rollten über ihre Wange, unten am Kinn hingen sie, sammelten sich, bis sie so schwer waren, dass sie auf ihr orientalisches Gewand tropften, wo sie immer größere, dunkle Flecken bildeten.

Helene hob ihren Kopf. Wir waren an dem Tag verabredet.

Kein Zwinkern, kein Blick, nichts verriet, ob Carls Mutter Helenes deutlich gesprochene Worte gehört hatte.

Die Sonne hat geschienen, sagte Carls Mutter, aber es lag noch Schnee. Er ist ausgerutscht und mit dem Kopf gegen den Kühler eines Wagens geprallt. Der Wagen konnte nicht so schnell halten. Sie haben uns das Fahrrad gebracht. Es war ganz zerbeult. Ich habe es abgerieben. An den Speichen klebte etwas Blut. Nur wenig. Das meiste war wohl auf der Straße geblieben.

Das Hausmädchen brachte eine Kanne mit Tee, fragte, ob noch etwas gewünscht sei. Aber da Carls Mutter sie nicht beachtete, entfernte sie sich wieder.

Die Schneeglöckchen, die er in der Hand gehalten hatte, waren noch frisch. Der Beamte hat uns alles gebracht. Die Schneeglöckchen, seine Brille, das Fahrrad. Er hatte eine Tasche mit Büchern bei sich. In seiner Brieftasche waren neun Mark, glatt, keine Groschen, keine Pfennige. Carls Mutter lächelte plötzlich. Neun Mark, ich habe mich gefragt, ob jemand Geld aus der Brieftasche genommen hat. Ihr Lächeln versiegte. Eine blonde Locke war darin. Von Ihnen? Er war sofort tot.

Carls Mutter tupfte ihre Augen, vergeblich. Es wirkte, als würde ihr Tupfen die Tränen nur umso heftiger hervorlocken. Sie schnäuzte sich, sie wischte mit einem noch halbwegs trockenen Zipfel des Tuchs die Augenwinkel aus.

Helene streckte ihren Rücken durch. Sie konnte nicht mehr lange hier sitzen bleiben, eins ihrer Beine war eingeschlafen. Mein herzliches Beileid, Frau Professor. Helene hörte ihre Worte, sie erschrak, über die Falschheit darin. Dabei meinte sie es, sie wollte es sagen, aber wie sie es gesagt hatte, klang es falsch, es klang unbeteiligt und kalt.

Carls Mutter hob jetzt ihren Blick und sah unter ihren schweren und nassen Wimpern hervor Helene an. Sie sind jung, Ihr Leben liegt vor Ihnen. Carls Mutter nickte jetzt, als wollte sie ihren Worten Nachdruck verleihen, dabei war ihr Blick von einer Warmherzigkeit, wie Helene sie noch nie an einer Frau gesehen hatte. Sie werden einen Mann finden, der Sie lieben und heiraten wird. Schön wie Sie sind und klug.

Helene wusste, dass nicht stimmte, was Carls Mutter ihr da prophezeite, was sie sich selbst und Helene zum Trost sagte. Sie sagte es, und darin enthalten lag der Hinweis auf einen feinen Unterschied: Helene konnte sich einen anderen Mann suchen, sie würde ihn finden, nichts leichter als das. Doch niemand konnte sich einen anderen Sohn suchen. Dieses Gleichnis von Mann und Mann, die aufleuchtende Konkurrenz der Funktionen eines Menschen, die Reduzierung dieses Menschen auf seinen Platz im Leben der ihn Liebenden erschien Helene von Grund auf falsch. Aber sie wusste, dass jedes Kopfschütteln und jede Verneinung Carls Mutter kränken würde. Das Messen von Trauer war hier unmöglich und hätte etwas Grausames gehabt, sie beide weinten um einen anderen Carl.

Ich muss jetzt gehen, sagte Helene. Sie stand ungeachtet ihrer gefüllten Tasse auf. Der Stuhl erzeugte beim Zurückschieben ein raues Knirschen. Carls Mutter erhob sich, sie musste ihr Gewand mit einer Hand raffen. Womöglich war sie in ihrem Gewand geschrumpft. Mit der Hand wies sie auf die Tür, damit kein Zweifel daran aufkam, dass Helene den Rückweg durch das Innere des Hauses antrat. Helene wollte warten, sollte nun aber vorausgehen. Gehen Sie nur, sagte Carls Mutter, sie wollte nicht von Helene angesehen werden. Helene hörte, wie sie hinter ihr durch den Saal ging, vorbei an dem Kamin, auf dessen Sims Carls Brille lag, vorbei an den hohen Vasen und an gerahmten Seidenstickereien, die Helene erst jetzt sah, pastellene Bilder von Reihern und Nachtfaltern, Bambus und Lotusblüten. Sie gelangten in die Eingangshalle zurück. Zwei Frauen waren auf dem Rodin zu sehen, tanzende, nackte Mädchen.

Ich danke Ihnen für Ihre Einladung, Helene drehte sich zu Carls Mutter um und streckte ihr eine Hand entgegen.

Der Dank ist auf unserer Seite, sagte sie, und musste ihr Taschentuch in die linke Hand nehmen, um Helene ihre lange Hand zu reichen, die merkwürdig lauwarm und trocken und feucht zugleich war. Eine leichte Hand. Eine Hand, die nicht mehr gehalten werden musste und nichts mehr halten wollte.

Das Hausmädchen öffnete Helene die Haustür und brachte sie bis ans schmiedeeiserne Tor.

Kaum war das Tor hinter Helene ins Schloss gefallen und konnte sie gehen, die Straße hinunter, am Wald entlang und unter der Sonne, die erbarmungslos schien, weinte sie. Sie fand in ihrer kleinen Handtasche kein Taschentuch, deshalb trocknete sie die Tränen von Zeit zu Zeit mit ihren nackten Unterarmen. Als die Nase lief, pflückte sie ein Ahornblatt und schnäuzte sich damit. Junge Eichentriebe im Unterholz. Sie lief durch den Wald, vorbei an den rotfleckigen Stämmen der Kiefern, hinweg über wulstige Wurzeln, der sandige Waldboden staubte.

Nachtfalle

Warum habt ihr gedacht, ich wäre tot? Carl legte seinen Arm um Helene und zog sie mit einer leisen Bewegung an sich. Wie warm er war. Sein Pelzkragen schimmerte grün. Helene steckte ihre Nase in glattes Haar, Fell, das nach Carl roch, fein würziger Tabak.

Alle haben das gedacht. Du warst verschwunden.

Ich musste untertauchen. Carl wollte wohl nicht weitersprechen. Helene dachte, es konnte Gründe geben, von deren Exis tenz sie nichts wissen sollte. Sie war froh, dass er da war.

Nur das Zwitschern des Vogels störte. Tschilp, tschilp. Steingrün. Die Vorhänge waren steingrün, flechtengrün, das Licht ließ das Grün fluten und die Vorhänge heller erscheinen. Helenes Herz hämmerte. Leichter Wind blies herein, die Vorhänge strauchelten. Das konnten nicht die Vorhänge im Hofzimmer der Beletage sein. Keinesfalls. Helene drehte sich um, ihr Herz raste, legte sie sich auf den Bauch, schlug es gegen die Matratze, pochte, als wolle es wohin, von hier nach dort, wälzte sie sich auf den Rücken, hüpfte es aus ihr hinaus, es überschlug sich, stolperte, Helene holte Luft, tief atmen, ruhig atmen, das Herz zähmen, nichts leichter als das, zu leicht das Herz, schon war es auf und davon. Helene zählte, Schlag für Schlag, sie zählte über hundert hinaus, ihr Hals wurde eng, das Herz rannte ihrem Zählen davon, sie legte sich die Finger an das Handgelenk, auch der Puls raste, Ruhepuls von hundertvier, fünf, sechs, sieben. Musste sie diese Decke kennen, war es ihre? Wo war die acht, es musste schon der zwölfte Schlag sein, hundertzwölf. Sie schloss ihre Augen fest, harte Augen, vielleicht konnte sie wieder zurück, zurück zu Carl. Aber es gelang nicht. Je unbedingter sie es wollte, desto ferner rückte er in den Traum, rückte in eine Welt, in der ihr Wille nichts war. Mit dem Betttuch trocknete Helene ihr Gesicht. Sonnenflecken auf der Matratze. Lichtmale einer Erinnerung, an was? Decken, Helene schob ihre Hand in das Licht, Sonne auf der Haut, das war schon etwas durchaus Feines. Ein feines Glück, so ein Tag mochte etwas bereithalten. Dunkle Flecken auf dem Laken, nasse, der Schweiß war ihr aus den Achseln geronnen, sie hatte aus den Poren unter ihren Armen geweint, Tränen, dünner Schweiß. Helene würde aufstehen, sie wurde erwartet, nach der Nachtschicht begann ihr Dienst heute erst um zwei. Helene stand auf, sie schwitzte nur noch mäßig, sie zog sich an. Am Abend zuvor hatte sie noch ihre Kleider gewaschen und sie über den Stuhl vor das Fenster gehängt, damit sie am Morgen trocken waren. Ihre Kleider rochen nach Fannys Seife, alle, außer seinem Unterhemd, das sie nach wie vor trug, sein Innen ihr Außen, wo er war, war jetzt sie, des Nachts. Sie wollte nicht, dass andere Menschen Carl rochen, das Gemisch, das Carl und sie mit der Zeit geworden waren.

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