Katharina Hacker - Die Habenichtse

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Isabelle und Jakob treffen sich am 11. September 2001 nach Jahren auf einer Party in Berlin wieder. Sie verlieben sich, heiraten und bekommen die Chance, nach London zu ziehen, wo Jakob Schicksal? Zufall? eine Stelle in einer Anwaltskanzlei antritt, die eigentlich für einen Kollegen vorgesehen war, der bei den Anschlägen auf das World Trade Center umgekommen ist. Isabelle arbeitet von dort aus weiter für ihre Berliner Grafikagentur und genießt, in den spannungsreichen Wochen vor Ausbruch des Kriegs im Irak, ihr Londoner Leben.
Die beiden haben alles, was ein junges, erfolgreiches Paar braucht und stehen doch mit leeren Händen da. Sehnsüchtig und ratlos sehen sie zu, wie ihr Leben aus den Fugen gerät. Jakob ist fasziniert von seinem Chef, Isabelle von Jim, dem Dealer. Die untergründigen Ströme von Liebe und Gewalt werden spürbar, und das Nachbarskind Sara wird ihr Opfer.

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Er war geblieben. Seit Isabelle angefangen hatte, im Büro zu arbeiten, war es für ihn letztlich undenkbar, Berlin zu verlassen, ihre Stimme nicht mehr zu hören, kindlich hell und ohne Tiefe, unerwartet in ihren Verzögerungen, Abbrüchen, eine Stimme, die dahinglitt wie ein kleines Schiffchen aus Zeitungspapier, das plötzlich versank, oder davonstürmte wie der hüpfend aufleuchtende Schulranzen auf dem Rücken eines rennenden Kindes. Was ihn verblüffte, waren ihre Gutartigkeit und eine Art Gleichmut, darunter der unausrottbare Kern Hoffnung, dann und wann ein Ausbruch oder die kleine, gezähmte Gemeinheit, die fast alle mit sich herumtrugen wie ein schmutziges Taschentuch. Aber er liebte Isabelle. Er konnte an nichts anderes denken, und endlich, nachdem er sich gewehrt und gescholten und zur Ordnung gerufen hatte, akzeptierte er, endlich, endgültig, daß es keine Lebensordnung für ihn gab, so oder so, ob in Budapest oder in Berlin. Und wer würde ihn wiegen und für zu leicht befinden? Er war eine Randfigur, ein Fremder, ein disziplinierter, unauffälliger Vagabund. Vor siebenundzwanzig Jahren hatten seine Eltern ihn zum Flughafen gebracht, damit er seine Tante und seinen Onkel in West-Berlin besuche, ohne ihm zu sagen, daß er nicht zurückkehren solle. Die Tränen seiner Mutter hatten ihm die Abreise verdorben, seine erste Reise in den Westen, kein Grund zu heulen, und hinter seiner vierzehnjährigen Rüpelhaftigkeit versteckte er die eigene Bangnis, die sich Monate später entlud, als seine erste Liebe, Anja, ihm den Laufpaß gegeben hatte und er begriff, daß er nie nach Budapest zurückkehren sollte. — Wenn deine Eltern Rentner sind, tröstete ihn Tante Sofi und brachte mit der Hand Onkel Janos’ Schnaufen zum Schweigen, dann kommen sie uns besuchen. Doch Onkel Janos’ Schweigen war beredter, und Andras begriff. Sobald sein Deutsch gut genug war, schrieb er Anja sehnsüchtige Briefe nach Wilmersdorf; er weigerte sich, seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester zu schreiben. Er weigerte sich, Ungarisch zu schreiben, bis fünf Jahre später sein Kindheitsfreund La´szlo´ nach Ost-Berlin kam. Von dort schrieb er Andras, und Andras antwortete, ohne auf die begierigen Fragen seines Freundes einzugehen. Die Jahre, seine ganze Jugend entlang und dann immer weiter, verstrichen wie einer der Nachmittage, die er auf der Wilmersdorfer Straße oder der Potsdamer Straße verbrachte. Alleine oder mit mehreren Jungs, auf den Boden spuckend, rauchend, auf Mädchen wartend, wie in einem ewigen Vorort, aus dem man sich wegsehnte, nur weg und kein Wohin, Bier später, ein paar kleine Diebstähle, Andras’ Glanzleistung blieb ein Rasierapparat von Braun, und Bücher, seine Freunde lachten ihn aus, um zehn Uhr spätestens zu Hause, mit siebzehn noch, und wenn er die anderen zum Stuttgarter Platz begleitete, einige mit Fahrrädern unterwegs, andere zu Fuß oder als Schwarzfahrer, zum Bahnhof Zoo, hatte er Angst. Das bißchen Klauerei. Ein Joint. Demonstrationen. Mädchen. Andras ging in die Klavierstunde und machte keine Fortschritte. Daß er fast nicht sprach, bemerkte Tante Sofi nicht, weil sie selber redete, und Onkel Janos schwieg noch hartnäckiger als sein Neffe. — Misch dich nicht ein, sagte mit aufgeregter Stimme Tante Sofi, wenn Andras eine Zeitung ins Haus brachte, das geht uns nichts an. Euch bestimmt nicht, hatte Andras wie in leeren Raum hineingedacht, Onkel-Gespenst, Tante-Gespenst, zwei lästige, rührende Alte, petrefakt, unpassend wie ein Ponygespann auf dem Ku’damm. Oder die Schwärmerei seiner Tante für den Astronauten Armstrong. Mit ihm einmal tanzen! Auch dazu schwieg Onkel Janos, ging früh ins Krankenhaus, kam immer später zurück. Andras registrierte seine Existenz erst, als Janos Szirtes 1977 einen Fernseher kaufte und sich für den deutschen Herbst interessierte. — Man weiß nicht, wie man leben soll, sagte sein Onkel ihm, ein paar Leute umbringen hilft da auch nicht viel. Er wies auf die Schlaghosen seines Neffen, willst du nicht deiner Schwester ein Paar schicken? Eines der unverzeihlichen Versäumnisse, wußte Andras, aber die Liste war zu lang, um sie nicht gleich wieder zu vergessen, ebenso wie die Frage, welche Zeitrechnung galt, seit Berlin und Budapest nichts mehr voneinander trennte; mit jedem Besuch zu Hause erledigte sich die Zeitrechnung vor Berlin und nach dem Fall der Mauer aufs neue und hinterließ ein Rinnsal, das sich als Kontinuum ausgab. Drei Jahre verloren, er könnte längst in Budapest sein. — Wann heiratest du endlich? fragte seine Mutter, und neuerdings stimmten seine Schwester und selbst La´szlo´ ein, als wäre es die wirksamste Weise, ihm klarzumachen, daß er in Berlin nichts mehr verloren hatte, seit seine Tante und sein Onkel gestorben waren. Bis zum Schluß hatte Tante Sofi in dem tristen Wohnblock in der Potsdamer Straße gewohnt, in dessen Hausflur es nach Männerpisse stank und wo der Straßenlärm durch die Fenster drang, das Klavier umspülte, wenn Andras einmal übte oder wenn Tante Sofi eine der beiden Mozart-Sonaten spielte, die sie so liebte. Sie spielte schlecht, rätselhaft schlecht, und Andras hatte vermutet, daß ihr Studium am Budapester Konservatorium Legende war. Zu Unrecht, wie ihm sein Vater erklärte, vor ihrer Flucht 1956 hatte man ihr eine Karriere als Pianistin vorausgesagt, einer der Gründe für diese Flucht, die sie nicht verkraftete, nach wochenlanger Krankheit waren ihr musikalisches Gedächtnis, ihre Vorstellungskraft verloren. Sie hatten eine billige Wohnung gesucht, mit allem modernen Komfort, Küche und Dusche, nicht zu weit vom Steglitzer Krankenhaus, vor allem aber billig, damit er, Andras, frei war zu studieren, was er wollte. Daß sein Onkel im Steglitzer Krankenhaus jahrelang nicht als Arzt, sondern als Krankenpfleger gearbeitet hatte, bis Anfang der achtziger Jahre, erfuhr Andras ebenfalls erst von seinen Eltern. — Was du ihnen zu danken hast! sie haben sich aufgeopfert für dich. Er war dankbar, und es war nicht seine Schuld, sondern konsequente Ironie, daß er seinerseits jahrelang log — das Kunststudium hatte er rasch aufgegeben, um Grafikdesign zu studieren. Sie bezahlten ihm ein Atelier mit Nordfenstern und ein Studentenzimmer, solange er nicht nach Kreuzberg zog, Sündenbabel für Tante Sofi, und sich von Politik fernhielt, einer Quelle angstvoller Visionen. Andras überließ sein Atelier in der Crellestraße Freunden und zeichnete in seinem winzigen Zimmer ein paar Häuser weiter, zeichnete und zerriß, was er gezeichnet hatte, als müßte er sein Teil zu den familiären Mißerfolgen beitragen, als wäre es das Opfer, das er bringen mußte, um doch endlich eine Entscheidung zu treffen. Nicht, um irgendwo hinzukommen, sondern um irgendwo zu bleiben, um Phantasie und Wille, die in seiner Familie so eine fatale Rolle gespielt hatten, zu hintergehen. Einzig Isabelle hatte Andras von seinen Bildern und Zeichnungen vor Berlin erzählt, und als bei einem Besuch in Budapest seine Mutter die Mappen aus dem Keller holte, sorgfältig in Packpapier eingeschlagen, hatte er einige davon mit nach Berlin genommen, um sie Isabelle zu zeigen. Straßenszenen, winzig, auf den zweiten Blick skurril und beunruhigend, als bestünden die Menschen aus dem gleichen porösen Material wie die Fassaden, als verspotteten die überladenen Gründerzeitfassaden die eintönigen und unübersichtlichen Verhältnisse. Warum er das alles aufgegeben habe, fragte Isabelle, aber er wußte keine Antwort. Er hätte gerne das Licht gelöscht, vielleicht hatte Isabelle nichts anderes erwartet, als daß er sie hierherlockte, um sie zu küssen, in seinem frischen, weißen Hemd, das außerhalb des Lichtkegels, in dem Isabelle mit seinen Zeichnungen und Bildern saß, hell leuchtend verriet, wo er stand. Wie in einer altmodischen Geschichte kramte sie nach etwas in ihrer Handtasche und fand es nicht, während sie begann zu erzählen, von ihrer eigenen Kindheit zu erzählen, und wie alle anderen ähnelte auch diese Kindheitserzählung einem verregneten, hilflosen Spaziergang durch den Zoo, wo hinter immer gleichen Tafeln sich die immergleichen Tiere versteckt hielten oder stumpf dem Auge darboten. Ähnelte Fotoalben, den komplizierten Abkommen von Lichtverhältnissen und chemischen Eigenschaften des Papiers, das unter einem Seidenhäutchen verblaßte und gerade damit seinen Platz verteidigte, den Anspruch auf ein inneres Auge, das gegen das Vergessen focht. So prägte sich in Andras’ Gedächtnis diese Anekdote ein, die erzählte, wie der riesige Flügel ihrer kranken Mutter hochgehoben wurde und durch die Luft auf die erstaunte Fünfjährige zuglitt, ohne weiteres über sie hinweggetragen worden wäre, hätte nicht mit Erschrecken einer der Träger das Kind bemerkt und durch seinen Warnruf beinahe die Katastrophe herbeigeführt. Der Flügel rutschte in die Schräge und hielt sich nicht, vielleicht waren vor Schrecken die Hände (aber trug man keine Handschuhe?) schweißnaß geworden, das Instrument schlingerte noch einen Moment und prallte dann auf die Granitstufen, mit einem kläglichen Ton, leiser als zu erwarten, jedoch so unglücklich, daß ein Bein abbrach und der Korpus sprang. War die Katastrophe eingetreten oder vermieden? Die Mimsel, ihr Kindermädchen, habe sie gepackt und im Arm gehalten, obwohl aus einer Platzwunde am linken Auge das Blut nur so herabgeströmt sei — die Narbe sah Andras nicht, der sich wieder hingesetzt hatte, aufs Sofa, neben Isabelle, vor ihnen seine Zeichnungen und Bilder wie ein Spuk, er hätte mit dem Finger über die Narbe streichen müssen, um sie zu ertasten. Er hatte es nicht getan, die Liste der Versäumnisse war länger geworden. Schlagartig begriff er, daß jede Kindheit, ob glücklich oder unglücklich, eine Auflistung des Überlebens und eine der Fremdheit war, eine Geschichte des Exils und der Scham. Besagte Mimsel hatte Isabelle ins Krankenhaus gebracht, das eigentliche Drama, erzählte sie, war aber die Krankheit ihrer Mutter, die sich nicht ins Sterbebett, aber doch auf eine Chaiselongue legte und den Tod erwartete, der nach einem Jahr tatsächlichen oder eingebildeten Siechtums eine Kehrtwendung machte und im Nebel seiner zeitlichen Ungewißheit wieder verschwand, womit er Frau Metzel der nicht zu rechtfertigenden Ewigkeit eines schon abgelegten Lebens überließ. Ebenso verzweifelt wie über den drohenden Tod sei ihr Vater, ein bekannter Heidelberger Rechtsanwalt, über dessen Nicht-Eintreten gewesen, und aus Entsetzen habe er ein gigantisches Fest organisiert, das die zweite, betrübliche Phase von Isabelles Kindheit einläutete, ein unablässiges gesellschaftliches Treiben, das sie hinter Stapel von Tellern und unter riesigen Tabletts mit Cocktails verbannte, in der Gestalt des häßlichen Entleins. Andras war sich sicher, daß er der erste männliche Adressat dieser Erzählung war, und er begriff das Geschenk. Es ließ sich aber aus diesen Versatzstücken und Anekdoten keine wirkliche Geschichte machen, alles blieb seltsam matt, so daß Andras und Isabelle nichts einfiel, als wie Brüderchen und Schwesterchen nebeneinanderzusitzen, um wenigstens der Peinlichkeit einer Affäre unter Kollegen zu entgehen, und nur Andras hoffte brennend, es würde mit ihnen doch anders kommen. Aber es fiel ihm nichts ein, um den Kokon, in dem Isabelle steckte, zu zerreißen.

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