Ингер-Мария Мальке - Rechnung offen

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Rechnung offen: краткое содержание, описание и аннотация

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Berlin-Neukölln: Dass der kaufsüchtige Claas Jansen eine leerstehende Wohnung im eigenen Mietshaus beziehen muss, hat weit mehr Gründe als die Bankenkrise. Und nicht nur er sieht sein früheres Leben in einem rasanten Abwärtsstrudel verschwinden. Am Scheidepunkt zwischen Kiezwirklichkeit und hipper Großstadt geht es um nicht minder Existenzielles. Jeder hat hier eine Rechnung offen: die afrikanischen Dealer, die ihre Schlepperkosten abarbeiten, die alzheimerkranke Alte und der Hochstapler, die Kurzzeit-Domina, ihr achtjähriger Sohn und andere Gestalten – eine globalisierte Notgemeinschaft. Sensibel, radikal und mit ganz eigenem Ton entwirft Inger-Maria Mahlke weit mehr als ein diagnostisches Zeitbild – eine große Parabel über die Abgründe des Lebens am Rande unserer gentrifizierten Welt.

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Er hätte Schuhe anziehen sollen, Socken zumindest, überlegte, ob er zurückgehen sollte. Soweit Lucas hatte sehen können, er hatte es nicht anfassen wollen, war es leer gewesen. Vielleicht war es eine Haut, eine künstliche Alienhaut, die sie brauchten, um in der Marsatmosphäre zu atmen. Die Stufen waren kalt unter seinen Füßen, Sand lag auf dem Linoleum.

Er mochte nicht auf die Fußmatte treten, braune Borsten, in denen Blattreste hingen, stellte sich daneben, dicht an die Wand, als er klingelte. Stellte einen Fuß auf den Spann des anderen, meinte, Wasser laufen zu hören.

»Nico?«, sagte Frau Streml, »ein wenig spät zum Kaffeetrinken.«

»Tut mir leid«, sagte Lucas, er wollte wieder gehen.

»Komm herein, komm herein. Ich freue mich ja.« Sie sagte nichts zu seinem Pyjama, seinen nackten Füßen, trat einen Schritt zur Seite, auf den Dielen lag ein schmaler Teppich aus einem kratzigen roten Material. Frau Streml schaltete das Licht in der Küche ein.

»Geh schon mal vor«, sagte sie, »ich stell das Wasser auf.«

Lucas war nicht sicher, wo vor war, aus Richtung der Tür am Ende des Flures hörte er gedämpft Musik, ein Mann sprach. Er ging darauf zu, setzte die bloßen Zehen vorsichtig auf den harten Läufer, wenigstens sah er sauber aus. Rechts ging eine weitere Tür ab, es roch, als er davorstand, nach Pups und etwas Stechendem.

Der Tisch war gedeckt, für zwei Personen, Teller, Kaffeetassen mit Untertasse, alles in Weiß. Stumpf sah es aus, er zog mit dem Finger einen Strich in den Staub. Silberne Gabeln, eine Porzellandose, Lucas hob den Deckel, Würfelzucker. Sah sich um, der Flur war leer, das Wasser in der Küche lief nicht mehr, er nahm einen der Würfel und steckte ihn in den Mund. Im Fernsehen küssten sie sich. Er sog Spucke durch den Zucker, fühlte, wie sich erst die Kanten auflösten, Kristalle verteilten sich auf der Zunge, hart und körnig, ehe sie zerflossen. Auf einem kleinen Tisch, neben dem Telefon, lag die Fernbedienung, er schaltete durch, sie hatte die gleichen Programme wie er unten, bei Ümit gab es mehr.

Lucas ging zur Fensterbank, da standen Blumen, aus Plastik, die Blüten, die die Scheibe berührten, waren heller, ihr Rot seltsam blass. Auf einigen Blättern klebten glitzernde Steine, Diamanten vielleicht. Er sah sich um, Frau Streml könnte eine Schmugglerin sein, bei den drei ??? gab es Schmuggler, die hatten Rohdiamanten, die niemand erkannte, nur Justus kam ihnen auf die Spur. Lucas berührte einen der Steine mit der Fingerspitze, wusste nicht, wie sich ein Diamant anfühlte, schob probeweise den Nagel darunter, problemlos ließ er sich ablösen. Ein leuchtend roter Punkt blieb auf dem Blatt zurück. Lucas nahm den Stein in die Hand, er war leicht, Diamanten mussten schwer sein, legte ihn wieder auf die Fensterbank, schob ihn unter die Blüte, von der er ihn abgepult hatte, so dass es aussah, als wäre er runtergefallen.

»Der Tee.«

Lucas fuhr herum, Frau Streml hielt eine Kanne in der Hand, streckte sie ihm entgegen.

»Ich trink Cola«, sagte er, »oder Leitungswasser.«

Sie stellte die Kanne auf den Tisch, »ich komme gleich«.

Lucas nickte, nahm erneut die Fernbedienung und schaltete um. Setzte sich auf die Sessellehne, Nachrichten. Sie redeten von einer Krise mit den Finanzen, Finanzen bedeutete Geld.

Frau Streml trug eine Glasschale vor sich her, Kekse, keine Cola, kein Wasser, als sie wiederkam.

»Setz dich«, sagte sie.

Sie goss Tee ein, Staubfasern schwammen auf, wirbelten dicht unter der Oberfläche, immer im Kreis. Lucas griff nach der Zuckerdose, nahm zwei Würfel, einen ließ er in die Tasse fallen, den anderen steckte er in den Mund, als sie nicht hinsah.

Frau Streml deutete auf die Glasschale. Er kannte die Kekse, es war die gleiche Sorte wie die in den Gefrierbeuteln, die Schokolade noch nicht verschmiert.

»Und, die Familie wohlauf?«

»Meine Mutter«, Lucas zögerte, »ist nicht da«, sagte er schließlich.

»Na«, sagte sie, sagte es tadelnd, »das ist kein Grund zu greinen.«

»Ich grein gar nicht«, er befühlte seine Wangen, sie waren trocken.

»Die Wichtel sind noch nicht gekommen«, sagte sie, »beim nächsten Mal.«

Lucas nickte, traute sich nicht zu fragen, nahm schließlich doch einen Keks, sie schien zufrieden.

»Meine Mutter ist weg«, versuchte er erneut, »schon länger.«

»Vielleicht ist sie tauschen.«

»Tauschen?«

»Am Brandenburger Tor, zur schwarzen Börse, das dauert seine Zeit, aber das ist nichts für Kinder.«

Er sog Spucke durch den Würfel, wusste nicht, was er antworten sollte.

»Manchmal ist Razzia«, sagte sie, »wenn du nicht schnell genug bist, nehmen sie dich mit. Am nächsten Tag lassen sie dich wieder laufen, sagt Erika. Aber die Zigaretten sind futsch.«

»Nein, das ist es nicht, sie ist ganz weg.«

Frau Streml nickte, deutete auf seinen Tee.

»Der wird kalt. Meine Mutti war ein Bombentreffer. Die ganze Straße.«

Lucas griff den Henkel, hob die Tasse an, als wolle er trinken. Frau Streml sah hinab, auf die Tischdecke.

»Ich war damals KLV«, sagte sie, »in Woltersdorf, in der alten Feuerwache. Der Vati ist gefallen, ganz zu Anfang, in Polen, als eigentlich noch niemand gefallen ist. Blumen haben die Nachbarn gebracht, Eintopf und Kuchen. Ein Held sei er, haben sie gesagt.«

»Was ist KLV?«

»Kinderlandverschickung, die ganze Klasse, als die Bomben anfingen.«

»Bomben«, fragte er, »echte Bomben?«

Sie nickte.

»Die meisten sind irgendwann wieder zurück nach Berlin. Ich bin ins Heim, da war ich die Älteste.«

»Die aussehen wie Kugeln, mit einer Schnur, die brennt? Mit echten Explosionen?«

Wieder nickte sie.

»Hin und her bist du immer von den Druckwellen, wir haben alle nebeneinandergesessen, eingehakt, so«, sie spreizte die Ellenbogen ab und schwankte mit dem Oberkörper von einer Seite auf die andere.

»Ach so«, sagte Lucas, unsicher, wovon sie sprach.

»Meins war blau«, sagte Frau Streml plötzlich.

Das Licht hatte er brennen lassen, der Höhleneingang stand einen Spalt offen. Lucas konnte es sehen, von der Wohnzimmertür aus, schwarz und glänzend, als wäre es nass, es schien sich nicht bewegt zu haben, während er oben gewesen war. Vorsichtig trat er näher. Die Indianer trugen Skalps am Gürtel, Haut und Haare, hatte er in der Schule gelesen. Ihm war übel geworden, als er versucht hatte, es sich vorzustellen. Die Haut erinnerte an die gelbliche Schicht auf den Gänsekeulen, die es vor Weihnachten beim Schulessen gab. Lucas war nahe an das Bild rangegangen, kein Blut war zu sehen, es war eines von den gemalten gewesen, die sahen immer besser aus, als alles auf den Fotos oder in Wirklichkeit. Abschrecken wollten sie die Feinde, hatte neben dem Bild gestanden, darum banden sie Haut und Haare an ihre Gürtel. Damit die Feinde wegliefen, sie nicht kämpfen mussten.

Er könnte einen Nagel nehmen. Könnte sie festmachen, die Haut, sie sah nicht so dick aus, als dass er nicht einen Nagel durchschlagen könnte, sie festmachen an der Wohnzimmertür. Damit sie Angst bekämen, sahen, dass Lucas einen von ihnen erlegt hatte. Zumindest würden sie das denken.

***

Ebba sah die weit geöffneten Lippen vor sich, die Zunge, rosa und dick geschwollen und feucht, hing zu einer Seite, im Mundwinkel. Sie sah die Schallwellen, gebogene parallele Linien, wie in der Graphik im Biobuch, die sich an der Zunge vorbeidrängten, ausdehnten, größer wurden, länger, je weiter sie sich von dem Mund entfernten. Sie füllten die Küche, zwei Stockwerke unter ihr, vermischten sich mit der warmen Ofenluft. Drangen durch die Mauern, durch Putz und Backsteine, durch das Holz der Dielen, durch die Ritzen, riesige Wellenlinien, hinauf in ihre Wohnung. Sie füllten das Zimmer, durchsetzten die Luft, so dicht, dass alles ein Nebel wäre, könnte man sie sehen. Schmiegten sich an ihren Körper, drückten sich in ihr Ohr. Hohe Töne waren es am Morgen gewesen, hoch und abgehackt und nicht sehr laut, ein Kinderquengeln. Jetzt war es tiefer, ein Klagen, ja, und gleichzeitig sexuell, brünftig, wie ein geiles Tier in Schmerzen. Ebba nahm ein Kissen, legte es auf ihr Ohr, schüttelte sich vor Ekel, zog die Decke hoch, bis sie ihren Kopf bedeckte, dachte an den Speichel, der auf der hängenden Zunge trocknete. Wickelte die Decke fester um sich, ein Schutzschild, dachte sie. Die Wellen durchdrangen es mühelos, es roch nach Pizza, nach verbrannter Pizza. Ebba presste die Handflächen auf ihre Ohren, Finger in die Muscheln, die Wellen drängten sich an ihnen vorbei. Sie gab auf, warf die Decke von sich, das Kissen auf den Boden und ging ins Bad. Sie drehte den Hahn auf, hielt Toilettenpapier unter den schmalen Strahl, fühlte, wie es sich vollsog. Riss das Papier in der Mitte durch, drückte es zusammen, zwei kleine Klumpen, drückte Wasser aus ihnen heraus, es tropfte auf ihre Socken. Der erste Klumpen war zu groß, als sie ihn in die Ohrmuschel pressen wollte, verschloss den Gehörgang nicht richtig, dämpfte das Klagen kaum, sperrte es nicht aus, hielt es nicht auf, die Wellenlinien drangen weiter in sie ein. Ebba zog den Klumpen wieder hervor, Gelbliches klebte daran, halbierte ihn. Jetzt ließ er sich hineinschieben, nicht zu tief, dachte sie, prüfte, ob sie ihn wieder herausbekam, ja, sie steckte ihn wieder hinein. Ein Wassertropfen lief in ihren Gehörgang, kitzelte kalt und seltsam übergroß, lief tiefer in ihr Ohr, die langgezogenen Töne waren leiser, aber noch da.

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