They can buy you
They can butcher you
Tritely, cutely branded yogurt
The cat barfed yesterday
Techno cream, beige yellow
Treat created by yes-men
They can bully you
They can bury you
Trampled choked benighted youth
Taught consumerism by yahoos
This can't be the country's best
This can't be the country's best
und schließlich seinen langsamen, Countrymusik nicht unähnlichen Song «Dark Side of the Bar», bei dem Patty vor Traurigkeit Richards wegen Tränen in die Augen traten -
Theres an unmarked door to nowhere
On the dark side of the bar
And all I ever wanted was
To be lost in space with you
The reports of our demise
Pursue us through the vacuum
We took a wrong turn at the pay phones
We were never seen again
Die Band war gut — Richard und Herrera spielten seit fast zwanzig Jahren zusammen — , aber eine Band, die gut genug gewesen wäre, um die Trostlosigkeit des zu kleinen Clubs zu kompensieren, konnte man sich kaum vorstellen. Nach einer einzigen Zugabe, «I Hate Sunshine», verschwand Richard gar nicht erst hinter der Bühne, sondern stellte einfach seine Gitarre auf einen Ständer, zündete sich eine Zigarette an und sprang hinunter in den Saal.
«Nett von euch, dass ihr geblieben seid», sagte er zu den Berglunds. «Ich weiß ja, dass ihr früh rausmüsst.»
«Es war toll! Du warst toll!», sagte Patty.
«Im Ernst, ich finde, das ist eure bisher beste Platte», sagte Walter. «Wirklich phantastische Songs. Es ist nochmal ein großer Schritt nach vorn.»
«Ja.» Richard, nicht ganz bei der Sache, suchte mit den Augen den hinteren Teil des Clubs ab, um herauszufinden, ob noch eine von den Sick Chelseas da war. Und tatsächlich, eine war geblieben. Nicht die konventionell hübsche Bassistin, auf die Patty gewettet hätte, sondern die große, säuerlich und missvernügt wirkende Schlagzeugerin, was natürlich, sobald Patty darüber nachdachte, viel mehr Sinn ergab. «Da ist jemand, der mit mir sprechen möchte», sagte Richard. «Ihr wollt ja wahrscheinlich gleich nach Hause, aber wenn ihr Lust habt, können wir alle auch noch zusammen weggehen.»
«Nein, geh nur», sagte Walter.
«War wirklich schön, dich spielen zu hören, Richard», sagte Patty. Sie legte ihm freundschaftlich eine Hand auf den Arm und blickte ihm nach, als er zu der säuerlichen Schlagzeugerin hinüberging.
Auf dem Heimweg nach Ramsey Hill, in ihrem Volvo Kombi, geriet Walter ganz außer sich über die großen Qualitäten von Insanely Happy und den dürftigen Geschmack einer amerikanischen Öffentlichkeit, die zu Millionen in die Konzerte der Dave-Matthews-Band strömte und noch nicht einmal wusste, dass Richard Katz existierte.
«Entschuldige», sagte Patty. «Was war noch gleich schlecht an Dave Matthews?»
«Eigentlich alles, abgesehen vom technischen Können», sagte Walter.
«Klar.»
«Aber vielleicht besonders die Banalität der Texte. So geht praktisch jeder Song.»
Patty lachte. «Meinst du, Richard wollte mit dem Mädchen ins Bett?»
«Ich bin sicher, dass er es drauf anlegen wird», sagte Walter. «Und wahrscheinlich auch schafft.»
«Ich fand sie nicht besonders gut. Diese Mädchen.»
«Nein, waren sie auch nicht. Wenn Richard mit ihr ins Bett geht, dann gibt er damit kein Votum über das Talent der Band ab.»
Zu Hause zog sie sich, nachdem sie nach den Kindern geschaut hatte, ein ärmelloses Top und knappe Baumwollshorts an und machte sich im Bett über Walter her. Das war sehr ungewöhnlich für sie, aber zum Glück auch wiederum nicht so einmalig, dass es Kommentare und Nachfragen provoziert hätte; und Walter musste nicht erst überzeugt werden, ihr zu Willen zu sein. Es war keine große Sache, nur eine kleine Spätabendüberraschung, und doch sieht es im autobiographischen Rückblick jetzt fast wie der Höhepunkt ihres gemeinsamen Lebens aus. Oder vielleicht, richtiger gesagt, wie dessen Endpunkt: das letzte Mal, dass sie sich als verheiratete Frau wohl und sicher fühlte. Ihre Verbundenheit mit Walter in der 400 Bar, die Erinnerung an den Schauplatz ihrer allerersten Begegnung, die Leichtigkeit im Zusammensein mit Richard, ihre freundschaftliche Wärme als Paar, die schlichte Freude darüber, einen so alten und guten Freund zu haben, und danach das für sie beide so seltene Geschenk ihres plötzlichen, heftigen Verlangens, Walter in sich zu spüren: Die Ehe funktionierte. Und es schien keinen zwingenden Grund zu geben, warum sie nicht weiterfunktionieren, ja vielleicht sogar immer besser funktionieren sollte.
Ein paar Wochen später brach Dorothy in dem Bekleidungsgeschäft in Grand Rapids zusammen. Patty, wie ihre eigene Mutter klingend, äußerte Walter gegenüber Bedenken hinsichtlich der qualitativen Versorgung im Krankenhaus und wurde auf tragische Weise bestätigt, als Dorothy kurz darauf infolge eines Multiorganversagens starb. Walters Trauer war einerseits überdurchschnittlich groß, weil sie nicht nur den Verlust der Mutter, sondern auch die kümmerlichen Dimensionen ihres gesamten Lebens einschloss, und andererseits ein wenig verhalten, da ihr Tod für ihn auch eine Entlastung und Befreiung war — er musste sich jetzt nicht mehr für sie verantwortlich fühlen, der Hauptstrang, der ihn mit Minnesota verbunden hatte, war durchtrennt. Patty war von der Heftigkeit ihrer eigenen Trauer überrascht. Genau wie Walter hatte auch Dorothy immer nur das Beste von ihr angenommen, und Patty haderte damit, dass für jemanden, der so großherzig gewesen war wie Dorothy, keine Ausnahme von jener Regel hatte gemacht werden können, nach der am Ende jeder für sich alleine stirbt. Dass Dorothy in ihrer stets vertrauensvollen Nettigkeit den bitteren Weg in den Tod ohne Begleitung hatte gehen müssen: das durchbohrte Patty schier das Herz.
Natürlich bemitleidete sie sich auch selbst, wie Menschen es immer tun, wenn sie andere bemitleiden, die einsam und verlassen gestorben sind. Während sie sich um die Beerdigungsformalitäten kümmerte, befand sie sich in einem Geisteszustand, dessen Fragilität, so hofft die Autobiographin, wenigstens zum Teil erklärt, warum sie mit der Entdeckung, dass ein älteres Nachbarsmädchen, Connie Monaghan, Joey sexuell ausgenutzt hatte, so schlecht zurechtkam. Der lange Katalog von Fehlern, die Patty infolge dieser Entdeckung machte, würde den Rahmen dieses ohnehin schon umfangreichen Schriftstücks sprengen. Die Autobiographin schämt sich für das, was sie Joey angetan hat, immer noch so sehr, dass sie gar nicht weiß, wie sie vernünftig davon berichten soll. Wenn man sich um drei Uhr morgens mit einem Teppichmesser in der Hand auf dem Gartenweg hinter dem Haus seines Nachbarn wiederfindet und die Reifen von dessen Pick-up zersticht, kann man in juristischer Hinsicht auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren. Aber auch in moralischer?
Für die Verteidigung: Patty hatte Walter gleich am Anfang gewarnt, was für ein Mensch sie war. Sie hatte ihm gesagt, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte.
Für die Anklage: Walter war angemessen vorsichtig gewesen. Es war Patty, die ihn bis nach Hibbing verfolgt und sich ihm an den Hals geworfen hatte.
Für die Verteidigung: Aber sie versuchte doch, gut zu sein und ein gutes Leben zu führen! Und deshalb wandte sie sich von allen anderen ab und arbeitete hart daran, eine großartige Mutter und Hausfrau zu werden.
Für die Anklage: Ihre Motive waren unlauter. Sie konkurrierte dabei mit ihrer Mutter und ihren Schwestern. Sie wollte, dass ihre Kinder ein Vorwurf gegen sie waren.
Für die Verteidigung: Aber sie liebte ihre Kinder!
Für die Anklage: Ihre Liebe zu Jessica hatte das richtige Maß, aber Joey liebte sie viel zu sehr. Sie wusste, was sie da tat, und hörte doch nicht damit auf, weil sie es Walter übelnahm, dass er nicht der war, den sie wollte, aber auch weil sie einen schlechten Charakter hatte und glaubte, sie, ein Star und eine Wettkämpferin, habe einen Ausgleich dafür verdient, im Dasein einer Hausfrau gefangen zu sein.
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