Imre Kertész - Roman eines Schicksallosen
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- Название:Roman eines Schicksallosen
- Автор:
- Издательство:Rowohlt
- Жанр:
- Год:2010
- Город:Reinbek bei Hamburg
- ISBN:9783644106215
- Рейтинг книги:4 / 5. Голосов: 1
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Schließlich habe ich ein Beispiel gemacht. Zuweilen, zum bloßen Zeitvertreib, hatte ich auch schon über die Sache nachgedacht, und deshalb kam es mir jetzt in den Sinn. Ich hatte vor kurzem ein Buch gelesen, eine Art Roman: Ein Bettler und ein Prinz, die sich, von diesem Unterschied abgesehen, von Antlitz und Gestalt auffällig, bis zum Verwechseln ähnlich waren, vertauschten aus reiner Neugier ihr Schicksal, bis dann schließlich aus dem Bettler ein richtiger Prinz und aus dem Prinzen ein richtiger Bettler wurde. Ich habe dem Mädchen gesagt, sie solle versuchen, sich das für ihren eigenen Fall vorzustellen. Das ist natürlich nicht sehr wahrscheinlich, aber schließlich ist ja vieles möglich. Nehmen wir an, es sei ihr als ganz kleinem Kind passiert, wenn man weder sprechen noch sich erinnern kann, und egal wie, aber – nehmen wir einmal an – man hat sie eben irgendwie vertauscht, oder irgendwie hat sich ergeben, dass sie mit dem Kind einer anderen Familie verwechselt wurde, einer Familie, deren Papiere in rassischer Hinsicht einwandfrei sind: Nun, in diesem angenommenen Fall würde jetzt das andere Mädchen die Verschiedenheit spüren und natürlich auch den gelben Stern tragen, während sie, aufgrund der Angaben, die über sie vorhanden sind, sich genauso sehen würde – und natürlich auch von den anderen so gesehen würde – wie die übrigen Menschen und nicht die leiseste Ahnung von dieser ganzen Verschiedenheit hätte. Das hat ziemlich auf sie gewirkt, soviel ich sah. Zuerst hat sie bloß nichts mehr gesagt, dann haben sich nach und nach, aber so sacht, dass ich es fast schon spüren konnte, ihre Lippen voneinander gelöst, als ob sie etwas sagen wollte. Dann ist aber doch nicht das geschehen, sondern etwas anderes, viel Merkwürdigeres: Sie ist in Tränen ausgebrochen. Sie vergrub das Gesicht in der Beuge ihres Ellbogens auf dem Tisch, und ihre Schultern zuckten in einem fort. Ich war höchst überrascht, denn das war ja nicht meine Absicht gewesen, und dann hat mich auch der Anblick irgendwie verwirrt. Ich habe mich über sie gebeugt, ihr Haar, ihre Schultern und den Arm ein wenig zu berühren versucht und dabei gebeten, dass sie nicht weinen soll. Doch sie rief bitter und mit immer wieder versagender Stimme so etwas wie: Wenn es nichts mit unserer Eigenart zu tun habe, dann sei ja das alles nur reiner Zufall, und wenn sie auch eine andere sein könnte, als die sie sein muss, dann «hat das alles keinen Sinn», und das sei ein Gedanke, der ihrer Meinung nach «unerträglich ist». Es war mir peinlich, denn schließlich war ich schuld, aber ich hatte ja nicht wissen können, dass ihr dieser Gedanke so wichtig war. Mir lag schon auf der Zunge, ihr zu sagen, sie solle sich nichts daraus machen, denn in meinen Augen habe das alles überhaupt keine Bedeutung, ich verachte sie nicht für ihre Rasse; doch dann habe ich gleich gespürt, dass es ein bisschen lächerlich wäre, wenn ich das sagte, und so habe ich nichts gesagt. Nur, es war mir eben doch nicht recht, dass ich es nicht sagen konnte, denn in dem Augenblick empfand ich es wirklich so, ganz unabhängig von meiner eigenen Situation, um nicht zu sagen, ganz frei. Es ist zwar schon möglich, dass in einer anderen Situation vielleicht auch meine Meinung anders wäre. Ich weiß es nicht. Ich sah auch ein, dass es mir nicht möglich ist, das auszuprobieren. Und doch, irgendwie war es mir unbehaglich. Und ich weiß nicht recht, aus welchem Grund, aber jetzt passierte es mir zum ersten Mal, dass ich etwas fühlte, das, glaube ich, doch so etwas wie Scham war.
Doch erst im Treppenhaus ist mir dann noch zur Kenntnis gebracht worden, dass ich mit jener Empfindung andererseits wohl Annamaria verletzt habe, so schien es mir jedenfalls: Da war es nämlich, dass sie sich so sonderbar benahm. Ich sagte etwas zu ihr, und sie antwortete nicht einmal. Ich versuchte, sie am Arm festzuhalten, aber sie hat sich losgerissen und mich auf der Treppe stehen lassen.
Auch am nächsten Nachmittag habe ich vergeblich gewartet, dass sie den Kontakt mit mir aufnimmt. So konnte ich auch nicht zu den Schwestern gehen, weil wir ja bisher immer zusammen dorthin gegangen sind, und sie hätten bestimmt Fragen gestellt. Und überhaupt: Ich verstand nun schon besser, wovon das Mädchen am Sonntag gesprochen hatte.
Am Abend, bei Fleischmanns, ist sie dann doch erschienen. Anfangs hat sie sich nur auf wenige Worte mit mir eingelassen, und ihre Züge haben sich erst wieder ein bisschen gelöst, als ich ihr auf die Bemerkung, sie hoffe, ich hätte mit den Schwestern einen angenehmen Nachmittag verbracht, gesagt habe, dass ich nicht oben gewesen sei. Sie wollte wissen, warum nicht, worauf ich wahrheitsgemäß sagte, ich hätte ohne sie nicht hingehen mögen: Mir schien, auch diese Antwort gefiel ihr. Nach einiger Zeit war sie sogar bereit, mit mir die Fische anzuschauen – und von dort sind wir dann schon ganz versöhnt zurückgekommen. Später, im Lauf des Abends, hat das Mädchen nur noch eine Bemerkung zu dieser Angelegenheit gemacht: «Das war unser erster Streit», so sagte sie.
3
Am nächsten Tag passierte mir eine kuriose Geschichte. Ich bin früh am Morgen aufgestanden und habe mich wie immer auf den Weg zur Arbeit gemacht. Es versprach ein heißer Tag zu werden, und der Autobus war wie üblich mit Menschen vollgestopft. Wir hatten schon die Häuser der Vorstadt hinter uns gelassen und die kurze, schmucklose Brücke überquert, die auf die Insel Csepel führt: Von da an verläuft die Straße eine Weile über offenes Gelände, Felder, links ein flaches, hangarartiges Gebäude, rechts verstreut die Treibhäuser von Gärtnereien, und dort passierte es, dass der Autobus ganz plötzlich bremste, dann hörte ich von draußen eine kommandierende Stimme hereindringen, Fetzen, die dann vom Schaffner und mehreren Fahrgästen in meine Richtung weitergegeben wurden, nämlich: Falls sich jüdische Fahrgäste im Wagen befänden, sollten sie aussteigen. Na, dachte ich, sie wollen gewiss die Sache mit dem Überschreiten der Stadtgrenze kontrollieren, anhand der Papiere.
Tatsächlich, auf der Straße fand ich mich einem Polizisten gegenüber. Ohne ein Wort zu sagen, habe ich ihm dann auch gleich meinen Ausweis hingestreckt. Doch er schickte zuerst den Autobus weiter, mit einer knappen Handbewegung. Ich dachte schon, dass er vielleicht den Ausweis nicht richtig verstand, und wollte ihm gerade erklären, dass ich – wie er sehen könne – ein Mitglied der Rüstungsindustrie sei und keine Zeit hätte, mich lange aufhalten zu lassen; aber da war die Straße plötzlich von Stimmen erfüllt und mit den Jungen bevölkert, meinen Kameraden von der Shell. Sie kamen hinter der Böschung hervor. Es stellte sich heraus: Der Polizist hatte sie bereits in den vorherigen Autobussen hier erwischt, und sie lachten sehr darüber, dass nun auch ich eingetroffen war. Sogar der Polizist musste ein wenig lächeln, so als würde er, zwar mit größerem Abstand, aber doch bis zu einem gewissen Grad an der Belustigung teilnehmen; ich habe gleich gesehen, dass er nichts gegen uns hatte – das konnte er ja gar nicht. Ich habe die Jungen dann doch gefragt, was das Ganze soll, aber das wussten sie fürs Erste auch nicht.
Darauf hat der Polizist auch alle folgenden Autobusse angehalten, die aus der Stadt kamen, und zwar so, dass er in einem bestimmten Abstand vor sie hintrat, während er die Hände in die Höhe warf: Uns schickte er jedes Mal hinter die Böschung. Dann hat sich immer die gleiche Szene wiederholt: die erste Überraschung der neu hinzugekommenen Jungen, die sich schließlich in Lachen auflöste. Der Polizist schien zufrieden. Eine Viertelstunde, ungefähr, ist so vergangen. Es war ein klarer Sommermorgen, an der Böschung – das spürten wir, wenn wir uns hineinlegten – erwärmte die Sonne schon das Gras. Weiter weg, durch den bläulichen Dunst hindurch, waren die dicken Behälter der Raffinerie deutlich zu sehen. Weiter hinten Fabrikschornsteine und noch weiter weg, schon verschwommen, die spitze Silhouette irgendeines Kirchturms. Aus den Autobussen kamen, in Gruppen oder einzeln, immer mehr Jungen zum Vorschein. Zum Beispiel ein lebhafter sommersprossiger Junge mit stachelig geschnittenem schwarzem Haar, der sehr beliebt ist: der «Zierlederer», wie ihn alle nennen – denn im Unterschied zu den anderen, die meist aus verschiedenen Schulen kommen, hat er dieses Handwerk gewählt. Dann der ewig rauchende Bursche: Man sieht ihn praktisch nie ohne Zigarette. Im Allgemeinen rauchen zwar auch die anderen, und um nicht hinter ihnen zurückzubleiben, habe auch ich mich neuerdings darin versucht; aber ich habe festgestellt, dass er dieser Gewohnheit ganz anders, mit einer geradezu schon fieberhaften Gier nachgeht. Auch seine Augen haben diesen merkwürdigen fiebrigen Ausdruck. Er ist eher von wortkarger, irgendwie schwer zugänglicher Natur; im Kreis der Jungen ist er nicht sonderlich beliebt. Aber ich habe ihn doch einmal gefragt, was er an dem vielen Rauchen finde. Worauf er kurz und bündig geantwortet hat: «Billiger als Essen.» Ich war ein bisschen verdutzt, auf den Gedanken wäre ich nicht gekommen. Aber noch mehr hat mich der spöttische, fast schon verurteilende Ausdruck seiner Augen überrascht, als er meine Verlegenheit bemerkte; es war unangenehm, und da habe ich ihn nicht länger ausgefragt. Aber danach verstand ich schon besser, warum sich die anderen irgendwie vor ihm in Acht nehmen. Einen anderen haben sie dann schon gelöster mit ihrem Geschrei empfangen: Er wird von allen seinen engeren Kameraden immer nur der «Halbseidene» genannt. Ich fand diese Bezeichnung auch durchaus treffend, wegen seines glatten, glänzenden dunklen Haars, seiner großen grauen Augen und überhaupt wegen der liebenswürdigen Geschmeidigkeit seines ganzen Wesens; erst nachträglich habe ich dann gehört, dass der Ausdruck in Wirklichkeit auch noch etwas anderes bedeutet und dass er den Namen deshalb erhalten hat, weil er sich in seinem Leben daheim anscheinend recht geschickt bei den Mädchen umtut. Einer der Autobusse hat dann auch «Rosi» gebracht: In Wirklichkeit heißt er Rosenfeld, aber sein Name wird eben von allen so abgekürzt. Aus irgendeinem Grund genießt er bei den Jungen Ansehen, und in Fragen, die alle angehen, richten wir uns jeweils nach seiner Meinung; auch beim Polier vertritt stets er uns. Wie ich gehört habe, geht er auf die Handelsschule. Mit seinem intelligenten, wenn auch ein wenig zu langen Gesicht, dem blonden welligen Haar und den etwas starr blickenden wasserblauen Augen erinnert er an die alten Gemälde in den Museen, solche, bei denen sich immer Aufschriften wie «Infant mit Windhund» und so ähnliche finden. Dann ist auch Moskovics eingetroffen, ein winzig kleiner Junge mit einem schon etwas weniger ebenmäßigen, um nicht zu sagen ziemlich hässlichen Gesicht und dazu einer dicken, lupenartigen Brille auf der breiten, stumpfen Nase, so eine wie die von meiner Großmutter – und so weiter, alle anderen. Im Allgemeinen waren sie der Ansicht, der auch ich etwa war, nämlich dass die Angelegenheit im Ganzen betrachtet etwas ungewöhnlich sei, dass es sich da aber bestimmt um ein Missverständnis oder so etwas handeln müsse. «Rosi» ging dann auch, nachdem ihm einige der Jungen zugeredet hatten, zu dem Polizisten hinüber und wollte wissen, ob es denn nichts machen würde, wenn wir uns bei der Arbeit verspäten, und überhaupt, wann er die Absicht habe, uns weiterzulassen, zu unserem Tagewerk. Der Polizist war wegen der Frage kein bisschen böse, er hat aber geantwortet, das hänge nicht von ihm, von seiner Entscheidung ab. Es stellte sich heraus, dass er eigentlich auch nicht viel mehr wusste als wir: Er erwähnte einen «neuen Befehl», der dann an die Stelle des vorherigen treten werde, sodass sowohl er wie auch wir vorläufig warten müssten – so ungefähr hat er es erklärt. Das alles hörte sich, wenn auch nicht ganz verständlich, so doch – wie die Jungen und ich selbst auch fanden – im Wesentlichen akzeptabel an. Und überhaupt schuldeten wir dem Polizisten schließlich Gehorsam. Nun ja, und das fiel uns umso leichter, als wir im Besitz des Ausweises sowie des amtlichen Stempels der Rüstungsindustrie keinen Anlass dafür sahen, den Polizisten besonders ernst zu nehmen, versteht sich. Er dagegen hatte den Eindruck – so war seinen Worten zu entnehmen –, dass er es «mit vernünftigen Jungen» zu tun habe, auf deren «Disziplin», so fügte er hinzu, hoffentlich auch weiterhin zu zählen sei; soviel ich sehen konnte, gefielen wir ihm. Er selbst wirkte sympathisch: Es war ein ziemlich kleiner Polizist, weder alt noch jung, mit klaren, ganz hellen Augen im sonnengegerbten Gesicht. Aus einigen seiner Worte schloss ich, dass er vom Land stammen musste.
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