Martin Willi
Kriminalroman
Impressum
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Umschlag und Satz: |
Stephan Cuber, diaphan gestaltung, Liebefeld |
Umschlagsbild: |
shutterstock.com/ andreiuc88 |
Druck und Einband: |
CPI books GmbH, Ulm |
Verwendete Schriften: |
Adobe Garamond Pro, Artegra Sans |
Papier: |
Umschlag, 135g/m 2, Bilderdruck glänzend, holzfrei; Inhalt, 90g/m 2, Werkdruck bläulichweiss, 1,75-fach, holzfrei |
ISBN 978-3-907146-02-6
eISBN 978-3-905896-27-5
Printed in Germany
www.muensterverlag.ch
für alle, die mir in meinem Leben begegnet sind und Gutes getan haben
Wo immer ihr seid, was immer ihr auch tut
Irgendwann, irgendwie und irgendwo
wird alles so kommen wie es kommen muss …
…denn Jede(r) findet auf der Welt sein kleines Glück
Die Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig und frei erfunden. Ebenso ist die Handlung zu 100 Prozent oder vielleicht auch weniger der Fantasie des Autors entsprungen.
Prolog Prolog Es gibt Tage, die hätten nie das helle Licht der Welt erblicken sollen, die hätten niemals von Gott geboren werden dürfen. Es gibt Tage, an denen das Blut in den Adern gefriert, an denen das Lachen der Kinder verstummt, an denen das Pfeifen der Vögel sich wie Fliegeralarm anhört, wo sich ein zartes Streicheln wie Schläge mit einer steinernen Keule anfühlen. Genau heute war ein solcher Tag, das war Sabrina nun mit aller Macht und Deutlichkeit klar geworden, aber es war zu spät, es war viel zu spät … Oh Gott, warum ich, warum lässt du mich nicht leben? Ich wollte es doch nur schön haben auf der Welt, ist das jetzt die Strafe dafür, dass ich erfolgreich sein wollte? Das kann doch nicht so schlimm sein. Warum ich, oh lieber Gott, warum ich, warum denn ausgerechnet ich? Ich bin jung und hübsch und habe dir nichts, aber auch rein gar nichts getan. Warum ich? Warum darf ich nicht mehr leben? Viel zu spät, alles vorbei, und jetzt? Manchmal möchte man sich einfach nur in das dunkelste und hinterste Loch der Welt verkriechen und nie mehr hervorkommen. Es gibt Tage wie dieser, ein Tag, der nie das helle Licht der Welt hätte erblicken dürfen, denn das Licht hätte sich vor Scham in die dunkelste Höhle auf der einsamsten Insel der Welt verkrochen …
1 (Montag, 22. April 2013)
2 (Juli 2012)
3 (16. August 2012)
4 (Dienstag, 23. April 2013)
5 (Dienstag 23. April 2013)
6 (Dienstag, 23. April 2013)
7 (die Nacht vom 23. zum 24. April 2013)
8 (23. August 2012)
9 (Mittwoch, 24. April 2013)
10 (Oktober 2012)
11 (Donnerstag, 25. April 2013)
12 (Freitagmorgen, 26. April 2013)
13 (Januar 2013)
14 (Samstagmorgen, 27. April 2013)
15 (Samstagabend, 27. April 2013)
16 (Montag, 29. April 2013)
17 (Mittwoch, 01. Mai 2013)
18 (Montag, 22. April 2013)
19 (Freitag, 03. Mai 2013)
20 (Samstag, 04. Mai 2013)
21 (Samstag, 21. Mai 2013)
22 (Winter 1994)
23 (Donnerstag, 06. Juni 2013)
24 (Freitag, 07. Juni 2013)
25 (Samstag, 08. Juni 2013)
26 (Mittwoch, 12. Juni 2013)
27 (Sommer, 2013)
Epilog
Martin Willi
Dankeschön
Über den Autor
Es gibt Tage, die hätten nie das helle Licht der Welt erblicken sollen, die hätten niemals von Gott geboren werden dürfen. Es gibt Tage, an denen das Blut in den Adern gefriert, an denen das Lachen der Kinder verstummt, an denen das Pfeifen der Vögel sich wie Fliegeralarm anhört, wo sich ein zartes Streicheln wie Schläge mit einer steinernen Keule anfühlen. Genau heute war ein solcher Tag, das war Sabrina nun mit aller Macht und Deutlichkeit klar geworden, aber es war zu spät, es war viel zu spät …
Oh Gott, warum ich, warum lässt du mich nicht leben? Ich wollte es doch nur schön haben auf der Welt, ist das jetzt die Strafe dafür, dass ich erfolgreich sein wollte? Das kann doch nicht so schlimm sein. Warum ich, oh lieber Gott, warum ich, warum denn ausgerechnet ich? Ich bin jung und hübsch und habe dir nichts, aber auch rein gar nichts getan. Warum ich? Warum darf ich nicht mehr leben? Viel zu spät, alles vorbei, und jetzt? Manchmal möchte man sich einfach nur in das dunkelste und hinterste Loch der Welt verkriechen und nie mehr hervorkommen. Es gibt Tage wie dieser, ein Tag, der nie das helle Licht der Welt hätte erblicken dürfen, denn das Licht hätte sich vor Scham in die dunkelste Höhle auf der einsamsten Insel der Welt verkrochen …
1(Montag, 22. April 2013)
Einfach unglaublich dieser Frühling in diesem Jahr , dachte sich Hans-Peter Huber nun schon zum wiederholten Male als er gegen den finsteren, fast etwas unheimlich wirkenden Nachthimmel emporblickte, jetzt haben wir doch schon den 22. April und wir hatten noch kaum einen warmen Tag. Das gibt’s doch gar nicht so was. Das hab’ ich wirklich noch nicht oft erlebt . Es musste wohl in der Tat schon seit Tagen unaufhörlich geregnet, nein, schon eher geschüttet haben. Zumindest war der schmale Waldweg dermassen verdreckt und schwer zu begehen, wie es Hans-Peter Huber noch kaum angetroffen hatte. Und dies hatte nun tatsächlich etwas zu bedeuten, Hans-Peter war doch schon knappe 70 Jahre alt. Ein starker Südwestwind wehte durch die Bäume und Sträucher, deren wildes, ungestümes Rauschen überaus deutlich zu vernehmen war. Ganz offensichtlich herrschte hier ein Kampf des Windes gegen die Bäume, die er mit aller Kraft zu entwurzeln versuchte, doch dafür war er denn doch zu schwach. Oder etwa doch nicht? Zumindest vernahm Hans-Peter das Knarren der dunklen Bäume und es schien ihm, als sei es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Baumstämme den Kampf gegen den Sturm verlieren und wie Zahnstocher auseinanderbrechen.
Die Bäume knarren …, ja so heisst doch ein Gedicht des deutschen Lyrikers Georg Heym, erinnerte sich Hans-Peter Huber, als er kurz innehielt und mit schneller klopfendem Herz dem bedrohlichen Knarzen und Krachen lauschte. Ein Gedicht, das er in seiner Schulzeit auswendig lernen musste und auch jetzt noch immer kannte und überaus liebte: Die Bäume knarren, wirr betäubt. Sie wissen nicht, was sie auseinandertreibt, ihre haarlosen Schöpfe. Und die Raben, über den Wäldern gesträubt, streifen in das Verschneite weit, eine klagende Herde. Die Blumen starben in der goldenen Zeit und Winter jagt uns über dunkle Erde . Georg Heym, ja dieser Dichter hatte es Hans-Peter Huber schwer angetan, er bezeichnete sich selbst gerne als absoluten Heym-Fan. Dies obwohl Heym aufgrund seines frühen Todes nicht wirklich bei Jedermann bekannt war, dies war ja auch gar nicht möglich. Heym verstarb mit erst 25 Jahren beim Schlittschuhlaufen auf der Havel, als er seinen Freund vor dem Ertrinken retten wollte. Dennoch hinterliess der Autor seiner Nachwelt die stolze Zahl von über 500 Gedichten und literarischen Werken. Trotz seines kurzen Lebens gilt Heym heute als einer der bedeutendsten Lyriker deutscher Sprache und Wegbereiter des literarischen Expressionismus. Was wäre wohl aus ihm geworden, wenn er länger gelebt hätte? Flurin, Hans-Peters treuer Hund schien heute nur widerwillig den für ihn eigentlich gewohnten Abendspaziergang mitzumachen. Dies war nun wahrhaftig unschwer zu erkennen. Geräusche wie Wind und Donner waren dem fünfjährigen reinrassigen deutschen Schäferhund mit dem vollen Namen «Flurin von Hohenroggen» ein richtiger Gräuel. Bei einem Gewitter wurde der sonst so stolze kräftige Hund zu einem Jammerlappen. Da verkroch er sich am liebsten winselnd im ruhigen Keller des Einfamilienhauses, in dem Hans-Peter seit dem Tod seiner Gattin Dora mit seinem Hund alleine lebte. Für Hans-Peter war Flurin viel mehr als nur ein Hund. Vor allem seit Doras Tod war Flurin zu einem Kameraden, ja zu einem treuen Freund und Begleiter geworden, den er mit Bestimmtheit nicht mehr missen wollte. Das Sprichwort «Der Hund ist des Menschen bester Freund», hatte für Hans-Peter seine absolute Richtigkeit.
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