Wir wollen und sollen nicht auf alles verzichten, was uns schmeckt und gut tut.
Sind Cholesterin und Genuss ein Widerspruch ? Sollen wir wieder die Lust auf Verzicht lernen oder den Verlockungen des Alltags hingeben ? Ist das einfache Leben eine Kunst oder Versagen ? Was sind unsere Vorbilder ? Der wandernde Jaina-Digambara-Mönch, der in Askese lebt und seine Nahrung erbettelt, oder derjenige, der in Saus und Braus lebt und im Luxus baden kann ?
DIGAMBARA übersetzt: „im Himmelskleid“; Angehöriger der Digambara-Sekte, die wiederum dem Jainismus angehört: strenge Asketen, die jedem Lebewesen ein uneingeschränktes Existenzrecht einräumen, materiellen Besitz ablehnen und teilweise nackt leben, daher „Himmels- oder Luftkleid“.
Bedeutet weniger Konsum, Arbeit, Essen und Kleidung wirklich immer mehr Einkehr, Ruhe und Raum für das Wesentliche oder sind dies die Brandzeichen des Versagens und der Armut ? Beinhaltet selbst auferlegter Verzicht (Askese) auch Ehrfurcht, Demut und Dankbarkeit gegenüber dem Leben oder ist dies ein Weg zum verklemmten Sonderling ? Was dürfen wir uns guten Gewissens gönnen ? Eine Antwort darauf bekommen Sie später.
„Constant’ly enjoy life! You’re longer dead than alive.“ („Genieße das Leben ständig! Du bist länger tod als lebendig!“)
Dieser alte englische Trinkspruch hält uns an zum Genuss. Wie, was und wieviel sollen wir genießen – und vor allem können wir noch genießen und haben wir noch Zeit dazu ?
Wir können unsere maximale Lebensspanne nur mit Glück und Lebensqualität ausfüllen, wenn wir die 10 Gebote der Gesundheitbeherzigen:
Reduziere Dein Gewicht, ernähre Dich „mediterran“,bewege Dich ausreichend, schlafe gut und mehr als 7 Stunden, vermeide Stress und sei achtsam, verbanne das Chaos aus Deinem Leben, ordne es und nehme Dir Zeit, genieße bewusst, vergiss nicht die sozialen Kontakte, höre endlich auf zu rauchen und zu viel Alkohol zu trinken.
Was sollen wir als Nahrung zu uns nehmen, damit unser Herz und unsere Gefäße elastisch bleiben sowie unser Darm und Hirn funktionieren ?
Butter ohne Fett, Milch ohne Laktose, Kuchen ohne Zucker, Suppe ohne Salz, Kaffee mit Süßstoff, Bier ohne Alkohol, Fleisch als Tofu – und das für immer ? Überhaupt – wie häufig sollen wir uns dem Genuss hingeben ?
Sind wir zu dick oder zu dünn ? Gibt es eine wissenschaftliche oder individuelle Grenze für das Übergewicht ? Gilt der BMIauch im Pflegeheim bei über 80-Jährigen ? Oder ist grundsätzlich der Bauchumfang entscheidend ? In welcher Form und wie häufig soll ich mich bewegen ? Wie bekomme ich meinen erhöhten Blutdruck in den Griff ? Sind die Anwendungen des Kräuterpfarrers und Wasserdoktors Sebastian Kneipp (bayerischer Hydrotherapeut; 1821–1897; „Wasserdoktor“, Naturheilkundler und „Kräuterpfarrer“; bekannt durch sein ganzheitliches Gesundheitsrezept) nach dem Motto – „die Natur ist die beste Apotheke“ – überhaupt noch modern ?
Ist der gute, alte Aderlass völlig out ? Brauche ich zu meinem Glück einen Yoga- oder Ernährungskurs ? Was hilft außer der Chemiekeule ? Welche Alternativen kennen wir ?
Muss ich immer Medikamente schlucken oder kann ich mich nach der Naturheilkunde richten ? Natürliche Cholesterinsenker oder Tabletten aus dem Labor ? Blutdrucksenkung ohne Pillen ? Helfen Diät und Sport gegen alle Wehwehchen ? Gibt es gar eine Herz- und Gefäßdiät ? Blättern Sie weiter und Sie lernen, welche sensationellen Jungbrunnen es wirklich gibt. Viele glauben aber, sie müssten alles hineinpacken in das eine Leben, denn es könnte morgen schon vorbei sein.
Häufig stellt sich die Frage: „Ist es besser zu genießen und zu bereuen, als zu bereuen, dass man nicht genossen hat ?“ (Giovanni Boccaccio, italienischer Schriftsteller; 1313–1375; Hauptwerk: „Il Decamerone“; „Zehn-Tage-Werk“; Florenz)
In Zeiten einer Epidemie im Mittelalter konnte man so denken (Pest in Florenz 1347–1353). Gilt dieser Ausspruch heute noch uneingeschränkt ?
Wir verbringen einen großen Teil unsere Lebenszeit mit Schlafen, Autofahren zur und von der Arbeit, im Stau, bei sitzenden Arbeiten im Büro am Computer, beim Versenden von Handy-Botschaften oder E-Mails, im Internet, vor dem Fernsehapparat, in der Kneipe oder anderswo. Wo eigentlich bleiben wir ? Unsere vornehmste Aufgabe ist es zu leben. „Keiner ist sicherer als die anderen, dass er den nächsten Tag erleben wird.“ (Michel de Montaigne, französischer Philosoph; 1533–1592)
Man könnte auch sagen: „Alle sind wir gleich, keiner weiß, wann ihm die Stunde schlägt“. Gehen wir an unserer Aufgabe zugrunde ? Entdecken wir die Schäden von Stress im Beruf und Ärger im Alltag zu spät ? Finden wir keine Zeit mehr für uns selbst, für Seelenfrieden und Gemüt ? Haben wir die Wege der Entschleunigung und der Achtsamkeit vergessen ? Oder haben wir uns verrannt im Labyrinth des Lebens ? Finden wir keinen Ausweg und keine Ruhe mehr ? Es muss ja nicht gleich die ewige sein.
Ist unser Gen für Genuss defekt ? Können wir nicht mehr loslassen ? Zerfrisst uns der Ehrgeiz ? Haben wir den Müßiggang verlernt ? Sind wir gefangen im Alltagsstress ? Werden wir überfordert in der Beziehung, im beruflichen Alltag ? Wollen wir immer mehr besitzen als der Nachbar ? Wo bleiben der kurze Rausch, das Vergessen, die Meditation und Besinnung, die Hingabe ?
Alles scheint reglementiert und vorgeschrieben, eingepresst in ein zu eng geschnürtes Korsett, das uns den Atem raubt. Eine Unzahl von (scheinbar) wissenschaftlich orientierten Gurus gibt Ratschläge über die Art und Menge der Ernährung. Sie locken uns in Fastenkliniken und in den Wald („Waldness“ ist das moderne Wellness), bedenken aber nicht, dass wir dort nicht leben, sondern Gesundheit nur für eine begrenzte Zeit imitieren. Wir brauchen etwas Anwendbares für unseren Alltag, etwas, was uns hilft, zu leben. Eine verrückte Diät nach der anderen gehört nicht dazu.
Diätenwahn
Low Carb (wenig Kohlenhydrate), Low Fat (wenig Fett), Paläo (viel Fleisch) oder mediterran ? Veganer (nur Nahrungsmittel ohne tierischen Ursprung), Flexitarier (Teilzeitvegetarier), Pescetarier (kein Fleisch aber Fisch), Frutarier (nur Obst, das vom Baum gefallen ist oder pflanzliche Produkte ohne Schädigung der Pflanze selbst wie z. B. Tomaten, Erbsen, Bohnen usw.) konkurrieren um das richtige Ernährungsmodell. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Das ist doch mehr als verrückt ! Wer hat die beste Formel gefunden ? Blicken wir überhaupt noch durch ? Wer isst wann, wieviel, wie und was ?
Gläubig hängen wir an den Lippen der Heilsverkünder und erwarten unser ständiges Glück, Gesundheitund Lebensfreude und vor allem – ein hohes Lebensalter. Koch- und Gesundheitssendungen haben Hochkultur. Naturheilkunde ist wieder in. Sie kann viel, aber bei weitem nicht alles. Fastenkuren bei Chemotherapie, Brust- und Leberwickel oder Ganzkörpergüsse sollen besser sein als manche Medikamente oder nur unterstützend wirken ? Meditation im Überfluss, Laufen rückwärts wie ein Zappelphilipp – viele gut gemeinte Ratschläge – manchmal hilfreich, aber wenig praktikabel und nicht selten fragwürdig.
Was machen die Alten richtig und können wir von den Philosophen lernen ?
Was heißt eigentlich Diät ?
Lebensmittel sind Mittel zum Leben und keine Folterwerkzeuge, um sich zu kasteien.
Der Begriff Diät(griechisch: „diaita“) steht immer noch in Zusammenhang mit Verzicht, Einschränkung und Entbehrung. Ursprünglich verstand man darunter eine spezielle „Lebensführung und Lebensweise“.
Wir sollten unterscheiden zwischen einer Diät als Vorbeugung für Krankheiten und einer Diät für Kranke. Auf letzteres wird nicht eingegangen. Es ist klar, dass der Zuckerkranke sparsam umgehen muss mit dem Verzehr von Kohlenhydraten. Auch der Gichtkranke sollte möglichst Innereien und Alkohol meiden und ebenso der Herz- und Gefäßkranke nicht Unmengen Salz oder fette Speisen vertilgen. Nein, es geht darum besser zu leben. Dies ist der eigentliche Sinn der Diät für (noch) Gesunde. Wie kann ich mein Wohlbefinden steigern und wie kann die Ernährung dazu beitragen ?
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