Bestimmen Sie zur Sicherheit noch das Verhältnis vom Bauchumfang (BU) zur Körpergröße (KG): z. B. 102 cm Bauchumfang zu 180 cm Körpergröße entspricht 102 : 180 = 0,56.
Der Rettungsring nimmt mit dem Alter zu. Unter 40 Jahren sollte der Quotient BU : KG unter 0,5 betragen. Mit 40 bis 50 Jahren ist ein maximaler Wert zwischen 0,5 und 0,6 tolerabel, der im Alter von 60 Jahren 0,6 nicht überschreiten sollte.
Auch das Verhältnis von Bauch, zum Hüftumfang beschreibt, ob man zu viel Fett angesetzt hat. Riskant wird es bei Werten über 1,0 für Männer und 0,85 für Frauen.
Warum ist das Bauchfett so schlecht ? Früher war es doch unser Energiespeicher in schlechten Zeiten. Eine Garantie für das Überleben.
Weißes Fettim Bauchraum um die Eingeweide produziert aktiv schädliche Hormone (Zytokine) und lässt Entzündungen sprießen. Chronische Entzündungen fördern Arteriosklerose. Regelmäßige Bewegungkann auch bei adipösen Menschen die Produktion dieser Arteriosklerosefördernden Eiweißstoffe minimieren ( Zytokine:Interleukin IL 2, 4, 5, 10, 12 und 13; TNF alpha). 28
Erhöhtes Gewichtmacht erhöhten Blutdruck,den stillen Killer unserer Zeit. Zunächst schmerzt er nicht. Dann schlägt plötzlich brutal zu. Schlaganfall, Herzinfarktund Verkalkungen der Beinschlagadern bis hin zur Amputation sind die bösen Erben der Hypertonie.
Denken Sie daran: Allein die Abnahme des Bauchumfangs um 1 cm senkt Ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungenum 1 %. Bewegen Sie sich und essen Sie mediterran. Haben Sie lieber Schmetterlinge im Bauch als Schweinshaxen. Verliebt sein kann die Pfunde purzeln lassen. Ein Weckruf an die Männer unter uns: „Ein guter Hahn wird selten fett“. Zu viel Fett kann Männer unfruchtbar machen. Einige Fettzellen wandeln Testosteronum in Östrogen.Deshalb wachsen bei dicken Männern häufig die Brüste. Ein BH hat aber andere Aufgaben, oder ?
Übrigens: „Hüftgold“, die Fettansammlung außerhalb der Bauchhöhle, ist nicht so schädlich wie manche glauben. Fettpolster an den richtigen Stellen an Hüfte, Po und Beinen können uns sogar schützen. Sie saugen freie Fettsäuren aus dem Blut auf wie ein Staubsauger und schützen unsere Gefäße. Stämmig muss nicht dick bedeuten.
Wollt Ihr ewig leben ?
Bevor Sie weiterlesen, möchte ich Sie warnen. Es gibt gute Gründe, nicht zu alt zu werden. Stellen Sie sich vor als 1.000-jährigen Greis oder Greisin. Wollen wir wirklich miterleben, wie viele unserer Kinder oder Freunde sterben in dieser Zeit ? Würden wir uns über unsere fünfzehnte Ehe noch genauso freuen oder über unser dreißigstes Kind, wie über unser erstes oder zweites Glück ? Wie oft wollen wir weinen über Enttäuschungen im Leben, über Liebeskummer und Ängste aller Art bei einem Dasein ohne Ende ? Wie könnten wir den Jungen noch in die Augen schauen, wenn wir als Tattergreis(in) unseren Platz nicht räumen ? Und selbst wenn wir alle 1.000 Jahre würden, seien wir mal ehrlich: Würden wir nicht spätestens mit 500 Jahren Ausschau halten nach einer jüngeren Frau oder einem jüngeren Mann ?
Wenn wir nicht mehr sterben dürften, hätten wir unser ureigenes Merkmal – die Endlichkeit verloren. Nur mit dem Bewusstsein, einmal zu sterben, können wir Mensch sein. Es geht nicht darum, unbedingt viele Lebensjahre anzusammeln. Es geht darum, möglichst gesund innerhalb unserer natürlich gesetzten Lebensspanne alt zu werden und nicht das Leben mit Jahren sondern die Jahre mit Leben zu füllen.
Seneca erkannte: „Oft hat ein hochbetagter Greis keine anderen Beweismittel für sein langes Leben als sein Alter.“
SENECA: Von der Ruhe der Seele; Seneca, Lucius Annaeus, 1–65 n. Chr., römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Politiker; führte die Lehre der Stoa „Gelassenheit und stilles Glück“ – weiter; der meistgelesene Schriftsteller seiner Zeit. Berater von Kaiser Nero: Berühmte Schriften z. B. von der Ruhe der Seele, Reclam S. 260 oder: „Von der Kürze des Lebens“.
Seneca wusste ebenfalls: „Es ist zu spät mit dem Leben anzufangen, wenn es aufzuhören gilt.“
Wir müssen dennoch einsehen, dass das Alter letztlich im medizinischen Sinne eine unheilbare Krankheit ist. Und das ist auch gut so. Nicht mehr sterben zu können, wäre schlimmer als der Tod.
Woody Allen (US-amerikanischer Komiker, Autor, Schauspieler und produktivster Filmregisseur unserer Zeit; geb. 1935) meinte: „Ich habe keine Angst vor dem Tod; ich möchte bloß nicht dabei sein, wenn’s passiert.“
Schon Saturn, antiker Gott der Zeit und der Dauer selbst, Vater des Zeus, hat gesagt:
„In der Tat, Du brauchst Dir nur zu überlegen, wieviel härter und unerträglicher ein Leben, das nie ein Ende nähme, für die Menschen sein müsste, als das Leben ist, dass ich ihnen gegeben habe. Hättet Ihr den Tod nicht, so würdet Ihr mich dauernd verfluchen, dass ich ihn Euch vorgehalten hätte …“
Michel Eyquem de Montaigne (franz. Politiker und Philosoph; 1533–1592; quittierte mit 38 Jahren sein Richteramt und zog sich auf sein Schloss zurück) behauptet: „Philosophieren heißt sterben lernen.“
Aber ein höheres Alter in besserer Gesundheit sei uns schon vergönnt. Wir können dagegenhalten, den Prozess des Alterns zwar letztlich nicht aufhalten, aber ganz entscheidend bei Erhalt einer guten Lebensqualität verzögern.
22 Elabd C et al.: Oxytocin is an age-specific circulating hormone that is necessary for muscle maintenance and regeneration. Nat Commun 2014, 5, S. 4082
23 Leong D et al.: Prognostic value of grip strength: Findings from the Prospective Urban Rural Epidemiology (PURE) Study. The Lancet: Vol. 386, No. 9990, S. 266–273, 18. Juli 2015
24 Bohannon RW et al.: Reference values for adult grip strength measured with a Jamar dynamometer: a descriptive meta-analysis. Physiotherapy 2006, 92, S. 13–14
25 Studenski S et al.: Gait speed and survival in older adults. JAMA 2011, Jan 5, 305(1), S. 50–58
26 Jankrift KP: Krankheit und Heilkunde im Mittelalter. Wissenschaftliche Buchgemeinschaft, 2003, Darmstadt
27 Mensink G et al.: Übergewicht und Adipositas in Deutschland – Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGST); Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 2013, 56(5/6), S. 786–794
28 Schmidt FM et al.: Inflammatory cytokines in general and central obesity and modulating effects of physical activity. PLos ONE 2015, doi: 10.1371/journal.phone.0121971
3
LebensFakten
Wie lange noch ? – Lebenserwartung/ Alt werden wie Methusalem/ Methusalem-Gen/ Wer war der älteste Mensch ?/ Jugend schützt nicht vor Herz- und Gefäßschäden/ Englischer Arzt entdeckt Blutkreislauf/ Syrischer Gelehrter entdeckt Herz/ Entdecker des Cholesterins/ Cholesterin – alles Lüge oder was ?/ Braunes Fett frisst die Kalorie – weißes Fett bunkert sie/ Jo-Jo-Effekt entschlüsselt/ Pille gegen Pölsterchen ?/ Leben „Dicke“ länger ?/ Wie schläft das Gehirn ?/ Sommer- oder Winterzeit ?/ Sonnenvitamin D für die Nacht/ Experimente am Herzen von Enthaupteten/ Fleißiges Herz kennt keinen Muskelkater/ Risikofaktoren/ Die ersten „Säufer“/ Wer trinkt wieviel – Länderkonsum im Vergleich/ Andere Länder – andere Grenzwerte/ Blutspende senkt Risiko für Dickdarmkrebs/ Fingerlänge und Testosteron/ Größtes Wunder der Medizingeschichte/ Aderlass im Altertum/ Zur Ader lassen – falsch gemacht/ Nahtoderfahrungen – Blick ins Totenreich/ Wie lange lebt das Hirn, wenn das Herz schon tot ist ?/ Wie tot ist Hirntod ?
Wie lange noch ? – Lebenserwartung
Trotz mancher Sünden gegen unsere Gesundheit steigt die Lebenserwartungstetig an. Wir leben meist 10 Jahre länger als noch vor 50 Jahren und werden durchschnittlich schon etwa 80 statt 70 Jahre alt. Zurückzuführen ist dies auf bessere Arbeitsbedingungen und Einkünfte, große Fortschritte der ärztlichen Versorgung, gesündere Ernährungsgewohnheiten, sauberes Trinkwasser und optimierte Hygiene. Nach einer Statistik aus dem Jahre 2016 können Sie in Deutschland, den USA und Russland (durchschnittlich Männer und Frauen) auf 80, 79 bzw. 72 gesunde Lebensjahre hoffen.
Читать дальше