Barbaras Hand wies zur Ecke neben dem Sideboard. „Stell dich da hin und warte, bis ich Zeit für dich habe!“ Ihr Grummeln begleitete ihn auf seinem Weg: „Warum kommt man hier nie ungestört zum Essen?“ In der Ecke angekommen, erreichte ihn ein weiterer Befehl: „Sei lieb zu dir! Guck, dass du ihn groß kriegst!“
Ihn groß zu kriegen war nicht so einfach, da das Bangen sehr tief saß. Ein Blümchen würde sich Barbara sicherlich nicht ins Haar stecken und die Rüschen ihrer Bluse hatten sich doch als sehr trügerisch erwiesen. Sie war wirklich aufgebracht und es würde wohl sehr wehtun … Aber trotzdem begann er schon bald anzuwachsen in der aufreizend melkenden Hand, da es noch andere Gefühle als nur das Bangen gab … Das Klappern vom Besteck klang vom Tisch herüber, leise Stimmen, die das Essen lobten, über die Hitze klagten und über das Haus sprachen. Es sei sehr geschmackvoll eingerichtet, sagte Elisabeth, während Johanna bemäkelte, dass sie die ockerfarbenen Fenstersimse ein bisschen kitschig fände, wenn sie das mal so sagen dürfe … Sie durfte und man nahm ihre Meinung zur Kenntnis, ohne weiter darauf einzugehen, da Diskussionen mit einem Teenager recht schwierig werden konnten und sie vielleicht auch gar nicht so unrecht hatte … Lange stand Daniel in seiner Ecke und immer mehr wuchs das Bangen. Schließlich war den Worten zu entnehmen, dass sie mit dem Essen fertig waren, und Stühle wurden gerückt.
Gleich darauf erklang der befürchtete Befehl: „Komm her!“
Er musste die kleine Erzieherin vom Sideboard holen und reichte sie Barbara mit einem untertänigen Knicks. Mit weichen Knien trat er unter die herabbaumelnde Kette und fügsam regte er die Arme hoch.
Es war Johanna, auf die Fußballen gereckt, die seine Handgelenke mit den stählernen Schellen umschloss. Silberhell rasteten die Bügel ein und erstaunt klang ihre Stimme: „Guckt mal, er ist schon wieder ganz klein geworden.“
Kenntnisreich zuckte Barbara mit den Achseln. „Manchmal geht das flott bei einem Mann.“ Sie trat direkt vor ihn hin und beäugte interessiert den Speichelfaden, der unaufhaltsam von seiner Unterlippe tropfte. „Ich nehme an, du bereust deine Bockigkeit?“
Er knickste.
„Aber zu spät! Wie so oft. Manchmal könnte man meinen, du wärst ganz wild auf die Peitsche.“
Kein Knicks, denn nein, darauf war er alles andere als wild, davor fürchtete er sich nur.
Der dünne lederne Riemen, den sie zusammen mit dem kurzen Griff in der Hand gehalten hatte, fiel zu Boden und in ihrer Miene erschien der Hauch eines mitleidigen Lächelns. „Eines Tages wirst du vielleicht begriffen haben, dass ich meine Befehle wirklich ernst meine. – Aber jetzt gucken wir mal, wie störrisch du anschließend noch bist.“ Ihr Blick richtete sich auf Johanna. „Willst du anfangen?“
Einen Moment lang tat Johanna so, als müsse sie überlegen, dann nahm sie mit gelangweilter Miene die Peitsche entgegen und stellte sich seitlich hinter Daniel in Position. Gerald war nicht mehr im Zimmer, so sah Daniel noch, ehe sich seine Augen schlossen, als würde dadurch irgendetwas besser werden. – Ein feines Sirren erklang, dann ein hässliches Klatschen, Feuer entbrannte auf seinem Rücken. Die nächsten Hiebe kamen noch härter, trieben qualvolle Schluchzer von den geknebelten Lippen. Die Hoffnung, dass ein halbwüchsiges Mädchen doch nicht gar so unerbittlich sein könne, erwies sich auch heute wieder als völlig haltlos. Als seine Lenden, der Po und der Rücken in hellen Flammen standen, arbeitete sich die Peitsche langsam vorne an ihm hoch. Was um Himmels Willen sollte das erst werden, wenn Barbara sie zur Hand nahm? Dass sie kaum noch einen nicht brennenden Platz auf seinem Körper fand, würde ihr vermutlich egal sein! Der Riemen klatschte quer über seine Brust und die Welt zersplitterte in Schmerz, verzweifelt zerrten seine Hände an der Kette, die aber ungerührt standhielt, gehalten vermutlich von einem zwölfer Dübel, an den man einen Elefanten hätte dranhängen können.
Von weit her klangen Worte an sein Ohr. „Hoffen wir, dass er seine Lektion gelernt hat.“
War es etwa vorbei? Tatsächlich überstanden? Vorsichtig öffnete er die Augen und sah durch den Tränenschleier hindurch Barbara vor sich stehen, mit der Peitsche in der Hand. Hatte sie ihm die Hiebe auf der Vorderseite versetzt? Einen Unterschied zu Johannas Schlägen hatte er jedenfalls nicht bemerkt.
Forschend schaute sie ihn an. „Willst du jetzt wieder artig sein?“
Er knickste tief.
„Da bin ich mal gespannt!“ Sie befreite ihn höchstselbst von den Ketten, darauf achtend, sich nicht zu besudeln am Speichelfaden, der von seinen Lippen tropfte. Mahnend hob sie den Zeigefinger: „Geh duschen! Dann ziehst du dich an und kommst wieder runter. Aber nicht rumtrödeln! Hast du gehört?“
Er beugte die Knie zu einem Knicks und sammelte seine Kleidung vom Boden auf. In der Nähe des Tisches stand Elisabeth und beäugte ihn verstört aus großen Augen wie eine Katastrophentouristin das brennende Haus, dessen Anblick sie schrecklich findet, ohne dass sie aber weggucken kann. In der Küche hörte er das angestrengte Mahlen der Kaffeemühle, ein tröstliches Geräusch, das ihm die Illusion von Normalität schenkte. – Oben angekommen, nahm er sich erst mal den Knebel aus dem Mund und stellte sich dann unter die Dusche, was wirklich nötig war, da es einigen Speichel und Schweiß abzuwaschen gab. Das Anziehen danach war ziemlich unangenehm, da die Strumpfhose und der BH schmerzhaft auf der geschundenen Haut scheuerten, doch gab es Schlimmeres, wie er ganz genau wusste. Köstlich duftete es unten nach frisch gemahlenem Kaffee und die vier hatten wieder am Esstisch Platz genommen, mit dampfenden Bechern vor sich und Keksen in einer dreistöckigen quadratischen Etagere aus geschwungen geformtem weißem Porzellan.
Daniel war noch ein Stadium hintendran. Von Barbara dazu aufgefordert, wärmte er sein kalt gewordenes Essen in der Mikrowelle auf und mit pochendem Herzen stellte er sodann den Teller wieder auf seinen kleinen runden Tisch.
So weit war er vorhin schon gewesen. Nun aber musste alles anders werden. Es durfte kein Zögern geben. Mit entschlossenem Griff schob er die Strumpfhose und den String bis zu den Knien hinab, dann sank er neben dem Sklavenplatz nieder und hauchte einen Kuss auf den metallenen Dildo, egal, wie komisch das auch aussehen mochte. Er schmierte ihn mit Ringelblumensalbe ein und ließ sich darauf nieder, wurde tief gepfählt und versuchte die hervorbrechenden Seufzer einzudämmen, so gut es ging. Halbwegs gelang es sogar. Er nahm Messer und Gabel zur Hand und merkte beim ersten Bissen, dass das Essen, obwohl aufgewärmt, sehr gut schmeckte. Außerdem hatte er Hunger, sodass er den Teller völlig leerte, auch wenn es sehr komisch war, oben etwas in sich hineinzuschaufeln, während man unten so derart aufreizend ausgefüllt war.
Drüben am Tisch wurde derweil die Bitterkeit des Kaffees bemäkelt und beratschlagt, was sich dagegen tun ließ. Elisabeth meinte achselzuckend, dass sie einen Vollautomaten habe, mit dem es solche Probleme nicht gebe, und Johanna verzog gelangweilt das Gesicht, weil ihr Kaffee egal war. Gerald schlug vor, es vielleicht mal mit einer anderen Sorte zu probieren, und Barbara erklärte ihm mit genervt verdrehten Augen, dass sie auf diese glorreiche Idee selbst schon gekommen sei. Ob es gut gemeint war oder als Bestrafung gedacht, dass sie Daniel einen Kaffee brachte wie eine Samariterin, war also wohl Interpretationssache, jedenfalls schmeckte er wirklich unangenehm bitter, woran auch der hineingegebene Zucker nichts änderte. Nach wenigen Schlucken stellte er den Becher wieder weg mit der Sehnsucht, endlich mal wieder einen guten Kaffee zu bekommen. Was allerdings die geringste seiner Sehnsüchte war. Verzückt umspielte sein Hintern den wunderbar aufdringlichen Pfahl, während er sich vorstellte, wie schön es wäre, wenn er jetzt Hand an sich legen dürfte oder wenn Barbara Hand an ihn legte oder Elisabeth ihre Lippen oder Johanna … Nein, hier musste er die Bilder seines inneren Auges zensieren, denn diese waren nicht jugendfrei und hätten außerdem die Dämme in ihm zum Einsturz gebracht mit vermutlich schrecklichen Folgen …
Читать дальше