Seine Gefühle zu lesen, war wahrscheinlich sehr einfach, jedenfalls lächelte ihn Barbara nachsichtig an. „Dieser Sklavenplatz scheint genau das Richtige für dich zu sein. Aber komm hoch jetzt, bevor dir noch einer abgeht.“
Halb erlöst und halb bedauernd nahm er Abschied vom geliebten Dildo, der mit gar nicht so wenigen Spuren behaftet war, wie er sah, als er gleich darauf neben ihm kniete und ihn sachte küsste.
Wieder erklang Barbaras Stimme. „Das Tuch hast du dir heute leider nicht verdient. Musst ihn anders sauber machen!“
Was mit diesem anders gemeint war, konnte er sich denken. Und dass man in einer rechtstaatlichen Gesellschaft nicht zweimal für dasselbe Vergehen bestraft werden durfte, spielte keine Rolle, da dies hier keine rechtstaatliche Gesellschaft war, nein, wirklich nicht, sondern reiner Despotismus. Er schloss die Augen, um die Spuren nicht mehr sehen zu müssen. Und stülpte schicksalsergeben die Lippen um das warme Metall, lutschte es ergeben sauber, vorsichtig zuerst, dann mit zunehmender Hingabe, weil es immer weniger eklig und immer reizvoller wurde. Erst als Barbara sagte, dass es jetzt genug sei, ließ er von ihm ab und hauchte einen letzten abschiednehmenden Kuss darauf. Es schimmerte rein und makellos, wie er bei einem flüchtigen Blick sah. Er stand auf, zog vor aller Augen den String über das halb aufgerichtete Glied und zerrte rasch die Strumpfhose hoch.
Barbara wandte sich lächelnd an Gerald. „Siehst du, wie folgsam er wieder geworden ist? Ein paar Peitschenhiebe bewirken wahre Wunder.“
Skeptisch zupfte sich Gerald am Ohr. „Na ja, es waren mehr als ein paar Peitschenhiebe. Du hast ihn ganz schön rangenommen.“ Er stand vom Stuhl auf und sammelte die Kaffeebecher ein, die alle noch mindestens halb voll waren. „Ich kümmere mich mal um die Küche.“
Echt? Er machte sie selbst wieder sauber? Das erschien Daniel wie ein kleines Wunder. Und noch wundersamer war es, dass er nun freihatte, denn die Damen zogen sich mit ihren Gläsern auf die Terrasse zurück, die inzwischen im Schatten des Hauses lag, und wollten dort ungestört sein.
Also setzte er sich an seinen Computer in der Haltung der O und begann im Internet nach Gründen für den bitter schmeckenden Kaffee zu suchen. Antworten fand er einige: Wasser zu heiß oder von schlechter Qualität. Bohnen zu schnell geröstet, was typisch sei für den minderwertigen Kaffee aus dem Supermarkt. Probleme des Zubereiters, dessen Seele der Kaffee widerspiegele. Kaffee zu lange in der Kanne gefangen, in der er nach spätestens dreißig Minuten an Geschmack verliere. Wasser beim Aufbrühen zu langsam durchs Pulver gelaufen und dabei zu viele Bitterstoffe mitgenommen … Ob es an seiner Seele lag, und an der Barbaras und an der Geralds auch? Waren sie allesamt so verbittert, dass man es am Kaffee schmeckte?
Elisabeth kam durchs Zimmer gelaufen mit einem scheuen Lächeln zu ihm herüber, wollte aber nichts von ihm, sondern verschwand in der Diele.
Oder wurde überall im ganzen Land minderwertiger Kaffee verkauft und trank die ganze Nation die bittere Brühe, ohne sich zu beklagen? Das Wasser vielleicht? Ziemlich kalkhaltig war es ja schon hier in der Stadt. Wie aber sollte er herausfinden, ob die Wassertemperatur beim Aufgießen knapp unter hundert Grad lag, wie es den Anforderungen entsprach? Oder zu langsam durchs Pulver gelaufen? Wie sollte man es zum flotteren Durchfluss antreiben? Mit der Peitsche? – Aber nicht doch! Indem man die Bohnen weniger fein mahlte vielleicht, was aber eine heikle Sache war, da bei grobem Pulver das Wasser einfach durchrauschte, ohne Aromastoffe mitzunehmen, und der Kaffee keinen Geschmack hatte. Ziemlich schwierig, das alles …
Elisabeth kehrte zur Terrasse zurück und gleich darauf durchquerte Johanna das Zimmer, kurz nur schweifte ihr Blick zu ihm her, ohne dass sie eine Regung zeigte, dann hatte auch sie die Diele erreicht. Er beneidete die beiden. Wie schön es doch sein musste, einfach zur Toilette gehen zu können, ohne erst um Erlaubnis zu fragen. Als sie zurückkam, dachte er einen kleinen Moment lang daran, sich still und heimlich dorthin zurückzuziehen, was sie wohl nicht bemerken würden, da sie ihm ja keine Beachtung schenkten. Dann aber dachte er daran, wie erzürnt seine Herrin sein würde, wenn sie es doch mitbekam, und er ging lieber hinaus, um sich die Genehmigung von ihr einzuholen.
Artig wartete er auf eine Pause in der Frauenunterhaltung, die sich um das unglaubliche Ausmaß der NSA-Überwachung drehte, dann, als sie ihn alle drei anschauten, sprach er zaudernd die Worte aus, die ihm wohl niemals halbwegs leicht von den Lippen kommen würden. „Darf ich bitte zur Toilette gehen, meine Herrin?“
Sie erlaubte es ihm huldvoll und fast wäre er beim Umdrehen mit Gerald zusammengerempelt, der mit seiner Küche fertig war, sich mit einem leeren Glas in der Hand zu ihnen gesellte und auf dem letzten freien Stuhl Platz nahm. Von Barbara dazu aufgefordert, musste Daniel noch einmal kehrtmachen und ihm Mineralwasser einschenken mit einem ergebenen Knicks, ehe er dann endgültig entlassen war, vorläufig jedenfalls.
Kaum war er in der Gästetoilette vor der Schüssel auf die Knie gesunken mit heruntergeschobener Strumpfhose und vorn gelüpftem Röckchen, da ließ sich von hinten Elisabeths Stimme vernehmen. „Ich dachte, ich gucke mal nach dir.“ Sachte zog sie die Tür hinter sich zu. „Lass dich nicht stören.“ Und behutsam drehte sie den Schlüssel im Schloss. Fast hätte man meinen können, sie bereite eine Vergewaltigung vor. Sich nicht stören zu lassen funktionierte natürlich nicht. Da kniete er und konnte nicht mehr müssen, ein Problem, das ihre Frage ganz sicherlich nicht behob: „Geht’s nicht?“
„Nein, Lady Elisabeth. Klappt nicht.“
„Dann lass es bleiben. Komm her!“
Das Röckchen konnte er sinken lassen, nicht aber die Strumpfhose hochziehen, denn dafür blieb keine Zeit. Natürlich wusste er, welchem Zweck ihr Besuch hier diente, und so wandte er sich ihr zu, steckte ohne Zögern den Kopf unter ihren weiten dünnen Rock, den sie mit beiden Händen etwas hochhielt, und schob das Gesicht zwischen ihre zarten Schenkel, die sich einladend für ihn öffneten. Das kleine dünne rosa Höschen, das ihm vor die Lippen kam, küsste und leckte er einfach mit, während er ihr auf den Knien hinterherkroch. Irgendetwas klapperte, vermutlich der Toilettendeckel, dann setzte sie sich hin, ebenso vermutlich auf diesen drauf, lehnte sich zurück und machte die Beine breit, nach kurzer Zeit schon hingegeben dem Orgasmus, den seine Lippen und Zunge ihr schenkten, wie sie es kannten, konnten und liebend gerne taten.
Als sie genug von ihm hatte, ihre Hand ihn wegschob und er wieder auftauchte aus ihrem Rock, da musste er wirklich und war heilfroh, als sie die Toilette räumte. Einen Moment lang überlegte er sich, ob er jetzt wieder um Erlaubnis bitten müsse, dann nahm er an, dass die Genehmigung von vorhin sicherlich noch galt und Elisabeth, die selig vor sich hinlächelte, ihm momentan sowieso so ziemlich jede Verfehlung nachgesehen hätte. Ihre Gegenwart hemmte dieses Mal nichts, und als er fertig war mit dem Wasserlassen, da schaute sie interessiert zu, wie er sich gründlich wusch dort unten, bekam so etwas ja vermutlich nicht oft zu sehen. Sorgsam abgetrocknet und wieder ordentlich angezogen, folgte er ihr auf die Terrasse zurück, wo alle so taten, als sei nichts geschehen.
Mit noch immer seliger Miene sank Elisabeth auf ihren Stuhl und richtetet den Blick auf ihr Schwesterlein. „Wir müssen bald gehen. Onkel Johanns Geburtstagsfeier …“ Einladend wies sie auf Daniel. „Soll er bei dir auch noch schnell …? Er macht es sehr schön … Wie du ja weißt.“
Empört, als habe man ihr vorgeschlagen, in einem Pornofilm aufzutreten, schüttelte Johanna den Kopf. „Was du dir immer denkst …“ Dass sie durchaus schon ihre Freude an ihm gefunden hatte, schien sie völlig vergessen zu haben. Aber vielleicht genierte sie sich vor Gerald, so spekulierte Daniel, oder, was viel schlimmer gewesen wäre, vielleicht hatte sie seinen Auftritt heute abstoßend empfunden und verachtete ihn, wollte nichts mehr von ihm wissen … Allerdings, so lautete der Versuch eines Trostes, hatte sie ja bei ihrer Ankunft schon ziemlich miese Stimmung verbreitet und diese also von daheim mitgebracht, wo ein nur halb erwachsenes Mädchen vermutlich Gründe ohne Ende für seine Missstimmung fand. – Als sie wenig später aufbrachen, hatte sie gegen seine Verabschiedung draußen in der Diele zwar nichts einzuwenden, entzog dann aber nach kurzer Zeit die Schuhe seiner leckenden Zunge, als könne sie das nicht mehr haben. Vielleicht, so dachte er besorgt, hatte sie nun tatsächlich die Nase voll von ihm und lag er ihr zum allerletzten Mal zu Füßen. Elisabeth, deren Wiederkommen nicht bezweifelt werden musste, verzichtete auf seine Verabschiedung, da sie nicht zu spät kommen durften zu Onkel Johanns Geburtstagsfeier. Während ihre Schwester das Haus ohne einen Blick zurück verließ, schenkte sie ihm vor dem Schließen der Tür noch ein wohlwollendes, vielleicht sogar liebevolles Lächeln.
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