»Warum sollte ich?«
»Sieh sie dir doch einmal an. Sie sind ja wirklich hübsch, keine Frage. Ihre elfenhaften Glieder, die fortwährende Eleganz bei jeder Bewegung und das Glitzern ihrer Haut im Licht … allerdings wissen sie das selbst nur zu gut. Wusstest du, dass sie nie ohne mindestens einen Spiegel unterwegs sind, in dem sie sich betrachten können? Wenn sie keinen dabeihätten, wäre das in etwa so, als wenn wir keine Kleidung am Leib hätten, wenn wir draußen herumlaufen. Sie erinnern mich an diesen einen Jungen aus den Griechischen Sagen … Narziss. Der hat sich in sein eigenes Spiegelbild verliebt. Echt verrückt.« Sie seufzte. »Und außerdem besteht diese Spezies nur aus Männern.«
»Also nicht fremdenfeindlich, sondern männerfeindlich?«, zog ich sie auf, doch sie ignorierte mich.
»Stell dir vor, sie entstehen aus dem verloren gegangenen Sonnenlicht in tiefen Wäldern. Deswegen brauchen sie auch keine Frauen, um sich fortzupflanzen. Und das Sonnenlicht ist mit ihrer Haut verwoben, sodass sie immerzu glitzern und von innen heraus glimmen.«
»Ehrlich, Rose, höre ich da so etwas wie Eifersucht heraus? Du gehörst zu der am schönsten, makellosesten und perfektesten aussehenden Art überhaupt und regst dich darüber auf, dass deine Haut nicht glitzert und du nicht leuchtest? Du bist viel oberflächlicher, als ich immer dachte.«
Rose stieß mich spielerisch in die Seite. »Es tut mir leid, dass du es nicht früher gemerkt hast. Dann würde es nicht so überraschend kommen, wenn ich dir sage, dass ich mit dir nur befreundet bin, weil du von Anfang an so unglaublich gut aussahst.«
Ich schaute sie gespielt erschrocken an, bevor wir beide in heilloses Gekicher ausbrachen, das mir für kurze Zeit Atemnot bescherte. Trotzdem tat es auch unglaublich gut, wieder so befreit mit meiner besten Freundin lachen zu können. Es schien die Last, die schwer schmerzend auf meinem Herzen lag, ein klein wenig leichter zu machen.
Wunderbar erfrischt, mit neuer Energie und besserer Laune kehrten wir nach einer ausgiebigen Runde um den Hof und an den Rändern des Südwestwaldes entlang zurück zum Verwaltungsgebäude. Meine Beine waren müde von der kurzen Strecke, doch ich wollte noch nicht, dass unser kleiner Ausflug schon vorbei war.
»Können wir noch kurz beim Duschraum vorbeischauen? Ich glaube, ich habe heute früh mein Handtuch dort liegen lassen«, sagte ich deswegen.
Es stimmte sogar, doch der eigentliche Grund war, dass die Duschräume einen weiteren Schlenker auf dem Weg zurück zum Krankensaal bedeuteten, da sie sich in einem anderen Flügel des Gebäudes befanden.
Natürlich war Rose einverstanden. Also stiefelten wir langsam die breiten Treppen, Gänge und Flure entlang, vorbei an den großen Fenstern und bunten Gemälden, die die Wände schmückten.
Ein wenig erinnerte mich das an meinen ersten Tag hier, als Rose für mich noch ein fremdes, durch ihre bunten Nägel und ihre durchgeknallte Art etwas verrückt wirkendes, aber sympathisches Mädchen gewesen war. Dass sich hinter der tollen äußeren Schale auch noch ein kluger Kopf und ein ehrliches Herz befanden und sie einmal meine beste Freundin werden würde, wusste ich damals ja noch nicht.
Wir tratschten auf dem Weg in die Duschräume über Belanglosigkeiten, aber als ich die Tür öffnete, erinnerte ich mich an das Gefühl, das ich am Morgen gehabt hatte. Es war seltsam gewesen, wieder hier zu sein. Einen der ersten Räume, den ich hier zu Gesicht bekommen hatte, erneut zu betreten und all die Erinnerungen aufleben zu lassen. Damals hatte ich gedacht, ich wüsste, was das Wort Herzschmerz bedeutete. Wie dumm ich doch gewesen war!
Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken zurückzudrängen, und folgte Rose hastig in den gekachelten Raum.
Mein Handtuch hing über der Wand der dritten Kabine, in der ich geduscht hatte, was mich eigentlich bereits stutzig hätte machen müssen. Hatte ich es heute Morgen nicht auf dem Tischchen am Eingang liegen lassen?
Rose schnappte es sich und drehte sich mir zu, grinste über einen Witz, für den ich nicht aufmerksam genug gewesen war. Sie tänzelte an mir vorbei zur Tür, öffnete sie und trat zur Seite. Ich wandte mich gerade zum Gehen, als ich etwas aus dem Augenwinkel sah.
Einen dunklen Fleck am Boden.
Einen kleinen Makel in einer sonst fehlerlosen Kulisse.
Rose, die mein Zögern bemerkte, sah mich fragend an. Ich nickte in Richtung des Flecks auf dem Boden. Mit zusammengezogenen Augenbrauen ließ sie die Tür los und ging darauf zu. Ich folgte ihr, und je näher wir kamen, desto mehr bestätigte sich meine schreckliche Vermutung. Und als wir knapp vor dem Fleck standen, nah genug, um zu sehen, dass um den großen länglichen Fleck auch viele kleine Spritzer waren, und Rose entsetzt die Luft einzog, erkannte auch ich endgültig, was ich bereits geahnt hatte.
Hier im hinteren Teil des Duschraums, etwas versteckt, so, dass man es nicht gleich entdeckte, zog sich eine breite, rote, dickflüssige Lache über den Boden.
Blut.
Die ersten fünfzehn Schleifen
Erste Schleife
Verknüpfungsschleife (magizismische Verankerung der fünfzehn Schleifen aneinander), inkl. Kleiner Empfangssaal
Zweite Schleife
eingerichteter Saal, zum Empfang der neuen Augenschönen
(häufigster Landeort nach der Ersten Fahrt)
Dritte Schleife
Halle der Erkenntnis und Saal des Wissens
Vierte Schleife
Wohnschleife: elf Gebäude, unterirdische Trainingshallen,
Wiesen / Wald für das Training
Fünfte Schleife
Klarsichtnebel (Spiegeltelefon), mit dessen Gegenstücken die Zeitler (reisende Augenschöne) Verbindung mit den anderen Augenschönen aufnehmen können
Sechste Schleife
Anpassung der Augenschönen an Zeit und Ort durch Dromeden für aufwendigere Aufträge
Siebte Schleife
Entwicklung der Omunalisuhren (Produktion, Reparatur etc.)
Achte Schleife
Aufenthaltsort / Wohnschleife der verbündeten Dromeden
(für kurze Zeit)
Neunte Schleife
Aufenthaltsort / Wohnschleife der verbündeten Dromeden
(meist lebenslang)
Zehnte Schleife
magizismische Forschungs- und Entwicklungsschleife der
Dromeden (spezialisiert auf neue Augenschöne, z. B. Kleidung, Lieblingsdinge etc.)
Elfte Schleife
magizismische Forschungs- und Entwicklungsschleife der
Dromeden (spezialisiert auf neue magizismische Artefakte)
Zwölfte Schleife
Organisation der Zeitfahrten für die Einkäufe, übergangsweise Aufbewahrungsort der Einkäufe
Dreizehnte Schleife
Orakelsee: verkündet warnende oder leitende Prophezeiungen
Vierzehnte Schleife
Ausgangsort für Zeitfahrten (einfache Techniken)
Fünfzehnte Schleife
Ausgangsort für Zeitfahrten (fortgeschrittene Techniken)
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