Joachim Walther - Das Blöken der Wölfe

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Deutsche Zeitgeschichte in Miniaturen Der Band enthält ausgewählte publizistische Arbeiten Joachim Walthers aus vier Jahrzehnten: Artikel für Zeitungen und Magazine, Vorträge, Radiosendungen, Rezensionen … Die Texte befassen sich vor allem mit der SED-Diktatur – vor 1989 in mehr oder weniger verhüllter, mitunter Fiktion vortäuschender Form, ab Herbst 1989 offen, offensiv und öffentlich. Sie sind damit engagierte, eingreifende Dokumente der sich ab 1989 rasant entwickelnden Zeitgeschichte, die historisch interessierten Lesern und nachwachsenden Generationen einen Blick auf diese Zeit vermitteln.

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Am 15. Dezember 89 gaben 24 Berliner Autoren folgende Erklärung ab:

„Wir haben weder Zeit noch Lust, uns in Abhängigkeit bislang gültiger statutbedingter Amtshandlungen des Schriftstellerverbandes die Chance nehmen zu lassen, überfällige gravierende Veränderungen in diesem Berufsverband zu konzipieren. Wir sehen uns durch den Vorstand des Verbandes, der jüngst Hermann Kant bestätigt hat, in keiner Weise vertreten. Für uns ist Hermann Kant nicht mehr der Sprecher der Schriftsteller der DDR, seit er gegen die auf Veränderung in der DDR zielende Resolution des Berliner Verbandes vom 14. September 89 gestimmt hat.“

Am 22. Dezember 89 verbreitete das Präsidium des SV über ADN folgende Erklärung:

„Hermann Kant hat seinen Rücktritt als gewählter Präsident des Schriftstellerverbandes der DDR mit Wirkung vom 22. Dezember 1989 erklärt. In einem ADN übermittelten Schreiben nimmt das Präsidium dazu folgende Haltung ein: Es bedauert diesen Rücktritt außerordentlich. Hermann Kant gehört zu den Persönlichkeiten, die sich um den Verband verdient gemacht und die Erneuerung in unserem Land seit langem öffentlich unterstützt und gefördert haben. Dennoch haben wir tiefes humanes Verständnis für seine Entscheidung. Trotz des nahezu einhelligen in geheimer Abstimmung erklärten Vertrauens durch den Vorstand am 7. Dezember des Jahres ist für Hermann Kant der psychische und physische Druck, dem er sich ausgesetzt fühlt, nicht mehr zu ertragen. Die Angriffe gegen ihn, vorgetragen von einer Gruppe Berliner Mitglieder und Kandidaten und unterstützt von einem Teil der Medien, entbehren unseres Erachtens jeder demokratischen Legitimation, weil sie sich gegen die Interessen der großen Mehrheit der Mitglieder richten. Sie gefährden objektiv den Bestand des Verbandes. Dies ist umso fragwürdiger in einer Zeit, wo alle beruflichen und sozialen Sicherungen, die der Verband in Jahrzehnten erkämpft hat, gefährdet sind. Eine Spaltung würde vor allem unsere Kolleginnen und Kollegen mit geringem Einkommen, ebenso die Älteren und Kranken in ihrer Existenz schwer bedrohen. Das Präsidium nimmt die Funktion des Präsidenten bis zur Wahl auf dem außerordentlichen Kongress im März 1990 kollektiv wahr.“

Soweit der Text des Präsidiums. Dem ist Folgendes zu erwidern:

1) Unsere Wortmeldung reagierte auf das beschämende Verstummen des Schriftstellerverbandes im Herbst 89, da zu gleicher Zeit ein Volk das vormals verordnete Schweigen überwand. Sie reagierte weiterhin auf den zunehmend anachronistischen Stil der Interessenvertretung: Noch im September 89 bot der Präsident des SV an, im persönlichen Gespräch mit dem MfS-Minister Mielke den Fall einer verfolgten Kollegin zu klären. In zwei Versammlungen im November 89 sträubte sich der Präsident, der im Juni 1979 bei dem höheren Orts beschlossenen Ausschluss der neun Kollegen als einer der Vordergrund-Regisseure fungierte, gegen ein eindeutiges Schuldeingeständnis. Wahr ist, der Präsident sprach gelegentlich gegen rigide Auswüchse der post-stalinistischen Kulturpolitik. Er fragte nach bei den dafür Verantwortlichen, stellte jedoch das System selbst nicht in Frage.

2) Die Behauptung, wir hätten auf ihn unerträglichen psychischen und (!) physischen Druck ausgeübt, ist so larmoyant wie unwahr und demagogisch.

3) Demagogisch ist ferner der Vorwurf, den Verband spalten zu wollen. Wir wollen die programmatische, strukturelle und personelle Erneuerung des Verbandes, formuliert in dem veröffentlichten 9-Punkte-Vorschlag, den mittlerweile 81 Kollegen unterzeichnet haben. Wer notwendige Veränderungsvorschläge des Spaltungsversuchs verdächtigt, will nicht die Veränderung und provoziert eben dadurch zentrifugale Tendenzen.

4) Dass unsere Wortmeldung jeglicher demokratischen Legitimation entbehre, ist ein argumentatives Fossil aus prädemokratischer Zeit. Wir haben öffentlich unsere Meinung gesagt und unsere Namen genannt, und das ist ein Recht, auf dem nicht nur einige Schriftsteller, sondern alle für alle Zukunft bestehen sollten.

KUNSTLOSE VEREINIGUNG?

Die Politiker in Bonn und Ostberlin haben einen Staatsvertrag geschlossen – und einen Generationenvertrag gekündigt: den über die Nationalkultur. Die Künste und die Künstler haben sie in der Eile glatt vergessen.

Doch auch die wollen sich vermählen. Nicht, weil sie müssten. Weil sie wollen, froh, dass sie nun zueinander können und das viel zu tiefe Wasser überbrückt ist. Immanuel Kant meinte, der Ehevertrag werde durch die körperliche Vereinigung vollzogen. Dazu gehören allemal zwei. Möglichst zwei gleichwertige, unverklemmte und vitale Partner, wenn es denn Spaß machen soll. Nun aber wird, steht zu befürchten, die östliche Braut gar nicht mehr ins gemeinsame Brautbett steigen können, da sie vorher an Schwindsucht verstorben ist. So wird dem westdeutschen Bräutigam nur noch die Grabpflege bleiben.

Die Nationalkultur aber ist ein Kontinuum über Jahrhunderte hinweg, ein Vertrag der Generationen, sie zu bewahren, zu entwickeln und weiterzureichen, und es gibt eine Pflicht der Gegenwärtigen, die zeitgenössische Kultur und Kunst zu pflegen, auf dass sie gegenwärtig überlebe, ihrer Zukunft wegen. Die Deutschen, die sich doch so gern selbst attestieren, eine Kulturnation zu sein, werden sie es auch in Zukunft bleiben oder lediglich Weltmeister des Exports, Konsums und Reisens sein? Wir haben die Wirtschafts-, Währungs- und (etwas leiser gesagt) Sozialunion vollbracht, doch die Kulturunion nicht.

Künste sind nicht bloße Schmuckelemente des Staats. Die Literatur, nur zum Beispiel, ist die Seele der Nationalsprache. Der Staat hat die Pflicht, die Künste zu erhalten, und ergo auch die Künstler, die noch lebenden, versteht sich.

Man hört es von dem neuen Oben unten raunen, die Künstler sollten sich eine Arbeit suchen, als ob ein Bild zu malen, ein Buch zu schreiben, eine Partitur zu setzen keine Arbeit wäre. Und wir, die Künstler, hellhörig aus Erfahrung, hören da schon wieder leise die Töne der Kunstfeindlichkeit.

Übertreibungen? Hier die Fakten: Ab 1. Juli 1990 haben die freiberuflichen Künstler in der Noch-DDR, da sie sinnigerweise steuerrechtlich zugleich als Arbeitgeber und Arbeitnehmer gelten, summa summarum 51,2 Prozent Steuern zu zahlen. Gleichzeitig werden deren Konten halbiert, obwohl die doch nichts anderes als bereits bezahlter Lohn sind. Gleichbehandlung ist gefordert, kein neues Privilegium. Dazu kommt die Halbierung der noch zu zahlenden Raten aus bestehenden Verträgen. Ihre Arbeitsräume werden als Gewerberäume miet-bemessen. Die Arbeitsämter lehnen es ab, sie bei Arbeitslosigkeit zu vermitteln. Dies alles kommt bedrohlich auf sie zu, indes die Verlage ums nackte Überleben ringen, Verträge zurückgeben, Auflagenhöhen minimieren und Programme reduzieren. Und auch die Künstlerverbände als berufsständische Interessenvertreter wissen nicht, wie sie nach der Währungsunion ohne Geld fortbestehen sollen.

So ist die Lage. Und sie ist bedrohlich. Es ist hohe Zeit, Alarm zu schlagen und den Staat dringlich an seine Kulturpflicht zu erinnern.

Ja, ganz recht: Wir sind ein Volk. Aber sind und bleiben wir auch ein Kultur-Volk?

картинка 9 Zuerst veröffentlicht: Sonntag, 8. Juli 1990

WOYZECK IN AMERIKA

Schon auf dem Flug übern Atlantik wird mir die erste Probe abverlangt: Ich habe keine andre Wahl, ich muss vertrauen, ohne zu wissen, ohne zu sehen, ohne mich vergewissern zu können. PANAM-Flug Frankfurt – New York. Das Lächeln der Stewardess, das beruhigen, ermuntern und Sicherheit verströmen soll, ist, weiß ich, angelernt, gilt mir und völlig unverändert allen anderen auch. Standardisierte Zuwendung, die enttäuscht. Vertrauen müssen: die Kopulation der beiden Wörter eine sprachliche Notzucht. Also beschließt der Passagier, vertrauen zu wollen. Doch weiß er, ob der Captain vorn im Cockpit eine erfreuliche oder miserable Nacht hatte in Germany? Ob er den Abend zuvor getrunken hat, vielleicht aus Frustration, verletzter Männlichkeit, im Hotel an der Tür abgewiesen von einer Stewardess? Vielleicht aus Ärger, der zu Hause drohend auf ihn wartet? Oder ist er krank, lebensmüde, übersieht er etwas auf den Armaturen, ignoriert er tollkühn irgendeine Warnung? Die schwarzen Phantasien galoppieren. Weiß der Fluggast, weiß ich, wann die Boeing das letzte Mal gewartet wurde, ob die strapazierte Außenhaut nicht bereits spröde ist, womöglich schon feine Haarrisse hat, die sich im Lauf des Fluges weiten, bis …? Weiß ich, ob die tausend Schrauben, Nieten, Rohre, Kabel intakt sind und an Ort und Stelle? Oder ob im Packraum in einem der aufgegebenen Koffer eine Bombe tickt? Ob unter den arabischen Passagieren ein fanatischer Fundamentalist ist, der mitten im Flug aufsteht, nach vorne geht und die Boeing, dieses verwundbare Inkarnat der Ungläubigen, als Geisel nimmt samt mir zum Ruhme seines Gottes und zu seinem eigenen Ruhm im Heiligen Krieg? Oder ob, viel simpler, jemand seiner Verdauung wegen auf der Toilette raucht, die noch glimmende Zigarette achtlos zum Knüllpapier wirft, und es zum Schwelen und Brennen, zu Knall und Fall kommt mitten über dem Atlantik? Nichts davon kann wirklich ausgeschlossen werden, und eben deshalb heißt es vertrauen. Um mich die Gesten und Gesichter zeigen je nach Temperament Flugroutine, Gleichgültigkeit, gespielte Ruhe, ablenkende Geschäftigkeit: Der rudimentär noch vorhandene Herdeninstinkt signalisiert mir Abwesenheit direkter Gefahr. Und doch bleibt ein Unbehagen, ein misstrauisches Wittern, ein ungezielter Argwohn in dem gleichmäßigen Dröhnen und Rauschen. Die Technik schnellt uns quer durch den Himmel über den Ozean, und je mehr Technik unser eher bescheidenes physisches Vermögen potenziert, je mehr künstliche Geschwindigkeit unser natürlich beschränktes Leben beschleunigt, desto weniger vermögen wir zu durchschauen, was wir benutzen, desto mehr müssen wir uns Verborgenem anvertrauen, da wir’s nicht wittern, prüfen, kontrollieren können. Wie wenn die Natur aus ist , sagt Woyzeck, dem ich in Amerika wieder begegnen werde, Woyzeck, der in seiner anonymen Angst über die Bühne hetzt und sie zu fassen, sie zu beschreiben sucht: Wenn die Natur aus ist, das ist, wenn die Natur aus ist. Wenn die Welt so finster wird, dass man mit den Händen an ihr herumtappen muss, dass man meint, sie verrinnt wie Spinneweb. Das ist so, wenn etwas ist und doch nicht ist, wenn alles dunkel ist und nur noch ein roter Schein im Westen, wie von einer Esse …

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