Joachim Walther - Das Blöken der Wölfe

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Deutsche Zeitgeschichte in Miniaturen Der Band enthält ausgewählte publizistische Arbeiten Joachim Walthers aus vier Jahrzehnten: Artikel für Zeitungen und Magazine, Vorträge, Radiosendungen, Rezensionen … Die Texte befassen sich vor allem mit der SED-Diktatur – vor 1989 in mehr oder weniger verhüllter, mitunter Fiktion vortäuschender Form, ab Herbst 1989 offen, offensiv und öffentlich. Sie sind damit engagierte, eingreifende Dokumente der sich ab 1989 rasant entwickelnden Zeitgeschichte, die historisch interessierten Lesern und nachwachsenden Generationen einen Blick auf diese Zeit vermitteln.

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Wenn hier und da diese oder jene Zahl zurückgehalten wird, sagte der Ältere, dann allein im Interesse der Menschen: um sie nicht zu beunruhigen und unnötige Ängste zu wecken. Um Zahlen zu verstehen und komplex einzuschätzen, braucht es Wissen, Überblick.

Und beide brauchen Informationen, sagte der Jüngere. Da liegt der Hund, der sich in den Schwanz gebissen hat, begraben.

Am Rande der Städte Fabriken. Ein Zementwerk: die Landschaft in weitem Umkreis gestäubt, gestorben. Bäume wie Totenmale aus Beton.

Weitere Vervollkommnung des prinzipiell Bewährten, sagte der Ältere.

Neues Denken, sagte der Jüngere.

Dem Volk gefällte Entscheidungen geduldig erläutern.

Daran beteiligen, sagte der Jüngere.

Umerziehen, der Ältere.

Informieren, sensibilisieren und eigene Schlüsse ziehen lassen.

Laienhafter Eifer moralisierender Schöngeister, sagte der Ältere und lächelte. Übrigens ist die Ökologie auch eine Wissenschaft.

Und Demokratie, sagte der Jüngere, eine Kunst.

Ja, die Künstler! rief der Ältere. Heulen. Zähneklappern. Klagen mit der Lust am Untergang. Genießen der Wehmut, leicht morbid. Kassandrarufe.

Eine Chemiefabrik: Man roch sie schon, bevor sie sich in ihren satten Farben zeigte. Der Ältere rümpfte die Nase und wies den Fahrer an, das Fenster dicht zu schließen.

Ganz so, fuhr er fort, als wären Wissenschaftler ohne Ethos. Nicht mal jene, die für die Rüstung arbeiten, haben ein Interesse am Krieg.

Pervers, sagte der Jüngere.

Dialektik, sagte der Ältere. Zusammenhänge, Abhängigkeiten, Widersprüche, Zwänge, Notwendigkeiten. Das alles hält uns im Griff. Noch. Schwärmer werden das nicht erkennen, geschweige denn ändern, sondern nur exakte Wissenschaft.

Darauf schwieg der Jüngere, mir schien, entnervt, und ich dachte, lieber sich selbst bessern wollen als die Götter, und weiter dachte ich, dass nicht Wissenschaft noch Kunst allein die Welt im Ganzen fassten. Aber die Kunst, mein lieber Lucilius, hat den unschätzbaren Vorteil, das Recht und die Pflicht, unorthodox, querdenkerisch, apodiktisch, radikal moralisch zu sein, da ihr Wesen weder zweckhaft war noch jemals sein wird.

Ein Tagebau. Das gigantische Erdloch eine schrundige Wunde. Eisenungetüme fraßen Landschaft, schaufelten Felder, Wälder, ganze Dörfer, Bäche, Wiesen, Wege in sich hinein und schieden sie hinter sich wieder aus. Eine zerkleinerte, amorphe Masse, leblose Halden kilometerweit, die Folgelandschaft eine Steppe: ohne Gesicht, auch rekultiviert der Geschichte beraubt, exkrementiert.

Wählen Sie, sagte der Ältere und zeigte freudlos nach draußen. Das hier. Oder das da vorne.

Wir sahen Kühltürme in der Ferne und näherkommend ein Atomkraftwerk. Da roch nichts, da war kein Rauch zu sehen und kein Lärm zu hören. Blumenrabatten, sauber gefegte Wege, beschnittene Büsche, viel Grün ringsum, hell gestrichene Gebäude, Kühe, in der Nähe grasend, friedlich, das setz ich noch hinzu, ein Fluss, der still vorüberfloss. Ein freundlicher Eindruck, den nur der hohe Stacheldraht um die Idylle störte. So hoch, als lagere dahinter eine besonders gefährliche Waffe.

Das die Alternativen, sagte der Ältere.

Wenn Wissenschaft nicht mehr zu bieten hat, sagte der Jüngere und schwieg.

Dörfer, kaum zu unterscheiden voneinander. Bauten aus Beton, genormt. Gasthäuser, die hießen: Wildschütz, Anglertreff, Jägereck.

Apropos, sagte der Ältere. Ich habe Hunger.

Ein weiteres Dorf, der Teich verschlammt, müllgesäumt. Storchennester, keine Störche.

Hunger und Durst, sagte der Jüngere. Müssen muss ich auch.

Na also, sagte der Ältere entspannt. Und Sie?

Er meinte den Fahrer. Mich übersah er. Der Fahrer schüttelte den Kopf, griff ein Warmhaltegefäß und eine Brotbüchse und aß. Die beiden anderen entfernten sich, miteinander diskutierend.

He, du, willste mal? fragte der Fahrer, als wir allein waren.

Ich weiß nicht, sagte ich und wusste, dass ich wollte.

Wir wechselten die Plätze. Er zeigte mir, wo ich zu lenken, bremsen, kuppeln und Gas zu geben hatte, und los ging’s. Tatsächlich wie von selbst bewegte sich das Ding und mich, der ich nicht mehr tat, als mit dem Fuß auf ein Pedal zu tippen. Minimale Muskeltätigkeit, die Kräfte freisetzte, die meine eigenen weit überstiegen. Und ich der Herr darüber. Ich fuhr schneller, drückte das Pedal bis zum Anschlag durch und meinte bald zu fliegen. Rausch der Geschwindigkeit. Ich nahm die Straße vor mir wahr, seitlich jedoch verwischte, verhuschte alles, zog sich seltsam in die Breite, ein Bildbrei unkenntlicher Details. Es machte Spaß, Lucilius, und wie!

Ich habe überlegt, ob ich Dir meine Verführung verschweigen sollte. Doch was nutzte das? Handelst du schändlich, was macht es dann noch aus, wenns keiner weiß? Du selber weißt es ja. Diesen Mitwisser zu verachten, das eigentlich bedeutet, elend zu sein.

Mir war, als wäre ich gewachsen. Hätte mich vervielfältigt. Ein Riese nun, Gigant. Ein Gott. Allmächtig. Insekten schlugen auf die Scheibe vorn. Schmetterlinge wurden in den Motorraum gesogen, ein Vogel prallte auf, und dann die Katze: plötzlich vor mir auf der Straße. Und ich fuhr direkt auf sie zu, der Fahrer riet (mit vollem Mund), auf keinen Fall zu bremsen oder auszuweichen. Draufhalten! schrie er, sich verschluckend, voll drauf! Die Katze mir voraus, die gelben Augen, darin die Angst. Das Gift in mir. Es war, als führe ich in dieses Gelb hinein. Ich das Gift. So also war das Ende, dachte ich, erschrak: vor mir, dem Töten noch im Sterben. Die Katze duckte sich, da war es schon geschehen: ein dumpfer Schlag vorn, ein Poltern unterm Wagenboden, aus. Mit ihr. Mit mir. Der Traum ein Leben. Das Leben ein Verrat. Nicht mich versteh ich, doch die anderen besser. Zu spät, Lucilius. Doch Du, Du hast noch Zeit, das Deine Dir zu denken. Und nun leb wohl.

картинка 7 Zuerst veröffentlicht: Neue Deutsche Literatur, 11/1989

MEHR ALS GLAUBEN, MEHR ALS HOFFEN

Rede Erlöserkirche Berlin, 28. Oktober 1989

Als vor 18 Jahren Rauch aus dem Kamin des Großen Hauses stieg, war uns ein neuer Generalsekretär beschieden und ich 28. Dem Neuen damals wollten viele glauben. Er ermunterte zu Meinungsstreit, doch zeigte sich sehr bald, er hatte es nicht ernst gemeint: die öffentliche Widerrede blieb weiter unerwünscht. Er verkündete, es gäbe von nun an keine Tabus mehr für Kunst und Literatur, doch blieben uns Zensur, Verbot und Vormundschaft. Er referierte über Volksverbundenheit, Lebensnähe, Realismus in der Politik und besah sein Volk am liebsten von Tribünen, wie es, straff organisiert, spontan an ihm vorüberjubelte. Er versprach den Bürgern kühn eine bürgernahe Bürokratie, doch war’s verbal die Quadratur des Kreises, da jegliche Büroherrschaft zum Eigenleben neigt und Sekretär, zum Beispiel, von lat. secretus kommt und abgesondert, geheim heißt. Schließlich hob er ab in Sphären, wohin ihm das unreife Volk, der große Lümmel, auch Massen genannt, nicht zu folgen vermochte, und während er das politische Strafrecht um drei dehnbare Paragraphen bereicherte, rief er seinem Volke munter zu, es habe zu keiner Zeit so frei geatmet wie eben hier und jetzt, unter seiner Führung. Demokratie, sprach er, wir hätten sie schon, die sozialistische, und nannte als Beweis die Mitarbeit in Küchenkommissionen. Die Statistik produzierte Wachstumszahlen, die auf dem Weg nach oben dynamisch schwollen, indes der reale Mangel unten blieb und wuchs. Transparente statt Transparenz. Losungen statt Lösungen. Das alles ist Geschichte, doch unser Leben auch.

Als am 18. Oktober 1989 Rauch aus dem Kamin des Großen Hauses stieg, war uns ein neuer Generalsekretär beschieden und ich 46. Des Neuen Rede geht von lebensnahen Medien, von Dialog ohne Tabus, von Realismus in der Politik. Noch nicht genug, doch einiges ist anders, vor allem eins: Sehr viele sind 18 Jahre klüger. Diesmal wollen sie dem Neuen nicht nur glauben müssen, wollen nicht nur hoffen dürfen, sie bitten nicht, sie fordern: Meinungsfreiheit, Informationsfreiheit, Bewegungsfreiheit, Wahlfreiheit. Und sie misstrauen eilig aufpolierten Worthülsen wie: … die sozialistische Demokratie noch wirksamer entfalten … Noch wirksamer: Als hätte es die schon gegeben. Der alte Apparat greift zur Puderquaste und schminkt die grauen Wangen jugendlich, doch diesmal, sehen wir, lassen sich die Vielen mit Kosmetik nicht besänftigen und fragen nach: nach der Struktur des Staats. Sie fragen friedlich auf der Straße und beharrlich im Diskurs, damit sie künftig mehr als glauben, mehr als hoffen können. Sie wollen wählen, was Auswahl und Abwahl voraussetzt. Und so demonstrieren sie dem bislang allmächtigen Übervater, was er ist ohne seine Kinder, die längst erwachsen sind und mündig: ein einsamer und ohnmächtiger homo hierarchicus. Jetzt hat er die einmalige Chance, herabzusteigen und vom erstarrten Schemen zu einem lebendigen Wesen zu werden. Wir stehen bereit, ihn hier unten herzlich zu begrüßen.

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