Anhand der Bilder und Merkmale sollte jede beschriebene Pflanze klar identifizierbar sein. Weitere Bilder, die die Zuordnung erleichtern, haben wir auf der Website www.eifelflora.de eingestellt. Bei den
Angaben zu Standorten wurden Gebiete aufgeführt, wo die Pflanzen relativ zuverlässig zu finden sind. Dabei ist zu beachten, dass z. B. die Individuenzahl von Orchideen von Jahr zu Jahr stark schwankt. Ergänzt wird der Text zu jeder Pflanze durch allerhand Wissenswertes, das direkt oder indirekt mit ihr zu tun hat.
Ein weiteres Kapitel widmet sich dem Nationalpark Eifel und den vier Natur- bzw. Geoparks der Eifel. Beschreibungen der Parks werden durch Angaben zu Internetadressen und Besucherzentren ergänzt. Eine komplette Übersichtskarte der Eifel in gedruckter Form existierte bei Redaktionsschluss nicht. Um die bei den Pflanzenbeschreibungen aufgeführten Standorte zu finden, empfehlen sich Google Maps und/oder Openstreetmap.
Im Register stehen Standorte und Pflanzennamen. Bei den botanischen Namen wurde dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Systematik gefolgt. Hingegen wurden bei den deutschen Namen die bekannteren Trivialnamen verwendet, manchmal sind pro Pflanze auch mehrere Namen aufgeführt. Botaniker schreiben viele deutsche Namen mit Bindestrich, um die Zugehörigkeit einer Art zu einer bestimmten Gattung zu betonen. In manchen Fällen sind wir davon abgewichen und haben den außerhalb der Botanik üblichen Namen bevorzugt (z. B. Rotbuche statt Rot-Buche).
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Wiesen und Rasen
Typisch für Silikatböden in den Mittelgebirgen sind Goldhaferwiesen. Der Boden sollte nicht zu sauer sein, Kalkuntergrund wird aber gemieden. Neben dem Goldhafer (s. S. 25) beherrschen Rispengräser (Poa sp.) das Bild. Goldhaferwiesen verdanken ihre Existenz einer regelmäßigen Mahd, die allerdings weniger oft als bei den Glatthaferwiesen tieferer Lagen erfolgt. Auch werden sie seltener gedüngt. In den Goldhaferwiesen (Narzissenwiesen) der höheren Täler der westlichen Eifel (z. B. Fuhrtsbachtal) blüht im zeitigen Frühjahr die Gelbe Narzisse (s. S. 10). Später wird sie durch die Bärwurz (s. S. 24) abgelöst. Je nach Standort werden die Goldhaferwiesen im Sommer zu einem Blütenmeer, besonders schön zu sehen im Heilknipp bei Roth (Schneifel). Wichtige Arten darin sind die Schwarze Flockenblume (s. S. 34), die Schwarze Teufelskralle (s. S. 27) und der Wald-Storchschnabel (s. S. 30). Fließend sind die Übergänge zu Hochstaudenfluren (s. Gewässer) und Sumpfwiesen. In Letzteren hat die Kuckucks-Lichtnelke Massenvorkommen.
Borstgrasrasen gibt es in den höheren Lagen der Eifel noch auf sauren, nährstoffarmen Böden, etwa im Rohrvenn. Einstmals waren sie viel weiter verbreitet. Sie entstanden seit dem Mittelalter durch extensive Weidenutzung, wobei das vom Vieh
nicht sonderlich geschätzte, feste Horste bildende Borstgras (Nardus stricta) mit der Zeit dominierte. Arnika ist charakteristisch für Borstgrasrasen, weshalb diese auch Arnikawiesen heißen. Nicht immer klar abgrenzbar sind benachbarte Heiden (z.B. Obereher Heide).
Auf Kalkgestein sind, meist auf flachgründigen Böden an steileren Hängen, die blütenreichen Kalkmagerrasen (oder Trockenrasen) zu Hause. Sofern sie von Wacholder besiedelt werden, firmieren sie in der Eifel auch als Wacholderheiden, die nicht mit den gleichnamigen Pflanzengesellschaften auf sauren Böden (s. Moore und Heiden) verwechselt werden dürfen. Letztere zeigen ein gänzlich anderes Artenspektrum. Wacholderheiden auf Kalk gibt es vor allem auf den Kalkkuppen rund um Alendorf. Zwischen dem Wacholdergebüsch gedeiht dort die typische Trockenrasenvegetation, die auch auf eher wacholderfreien Kalkkuppen wie dem Bürvenicher Berg, dem Tanzberg bei Keldenich, dem Froschberg bei Blankenheimerdorf oder dem Niesenberg bei Weinsheim zu finden ist. Sie ist geprägt durch die sehr früh im Jahr erscheinenden Kuhschellen (s. S. 11) und Himmelsschlüssel (s. S. 12), die später Orchideen und im Sommer Enzianen Platz machen. In der Eifel kommen vergleichsweise viele Orchideen vor. Es konnten 38 Arten nachgewiesen werden.
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Gelbe Narzisse, Osterglocke
Narcissus pseudonarcissus
Blütezeit
Ende März bis April
Merkmale
Die wohl bekannteste Pflanze der Eifel ist unverwechselbar. An bis zu 40 cm hohen Stängeln stehen die Blüten einzeln. Deren auffällige, kräftig gelbe Kronen sind trichterförmig und am unteren, verbreiterten Rand gekräuselt bis gelappt. Außen herum sitzen sternförmig angeordnet sechs blassgelbe, spitze Blütenblätter.
Standort:
Feuchte Wiesen oder angrenzende lichte Wälder sind die natürlichen Standorte der Gelben Narzisse. Gehäuft trifft man sie auf den Narzissenwiesen im Perlenbachtal und Fuhrtsbachtal bei Monschau sowie im Oleftal an. Im belgischen Teil der Eifel gedeihen Narzissen rund ums Hohe Venn und in den Tälern der Warche und Holzwarche.
Wissenswertes:
Echte Wildvorkommen der Gelben Narzisse gibt es in Deutschland nur in der Eifel und im Hunsrück. Aufgrund ihrer starken Gefährdung steht sie unter strengem Schutz. Durch Züchtung sind zahlreiche Gartensorten entstanden, deren Blüten meist deutlich größer und oft gefüllt sind. Sie sind vielerorts in anderen Teilen Deutschlands aus Gärten verwildert, dort aber in der Natur ursprünglich nicht heimisch. Da die Gelbe Narzisse um Ostern herum blüht, gilt sie im Christentum als Symbol für die Auferstehung.
Wiesen und Rasen
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Wiesen und Rasen
Kuhschelle, Küchenschelle
Pulsatilla vulgaris
Blütezeit
Erste Aprilhälfte
Merkmale
Kräftig violette, sechszählige Blüten gucken den Betrachter wie ein Auge an, mit einer gelben »Pupille« aus Staubblättern. Flaumige Hoch-blätter schützen die Blüte von außen vor Kälte. Nach Abfallen der Blütenblätter verdoppelt die Pflanze ihre Höhe von 15 auf über 30 cm, der Fruchtstand wird zu einem haarigen Kopf.
Standort:
Die Kuhschelle ist typisch für Kalkmagerrasen und Wacholderheiden der Kalkeifel, die sie nach Abschmelzen der Schneedecke mit einem Blütenteppich überzieht. Zu finden etwa am Bürvenicher Berg, am Kalvarienberg bei Alendorf oder am Hundsrück im Gillesbachtal bei Marmagen.
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