Zwischen Haßberge und Steigerwald
Hier treffen Wein- und Bierfranken aufeinander. Das Fachwerkstädtchen Zeil besitzt etwa hervorragende Weinlagen und eine traditionsreiche Brauerei mit zünftigem Biergarten. Genießer kommen doppelt auf ihre Kosten - frei nach dem Motto: Wein auf Bier, das lob ich mir ...
Haßberge und Steigerwald sind Mittelgebirgszüge mit maximalen Höhen von ca. 500 m ü. NN. Beide sind in weiten Teilen als Naturpark ausgewiesen.
Der Main zwischen dem städtebaulichen Juwel Bamberg und der ehemaligen Reichsstadt Schweinfurt zieht sich durch ein breites Tal, das von den nördlich gelegenen Haßbergen und dem Steigerwald im Süden umrahmt wird. Die Region an der Bezirksgrenze von Unter- und Oberfranken ist trotz verstärkter Bemühungen der Gemeinden kein typisches Ferienziel. Die Gasthöfe sind auf Einheimische eingestellt, die Dörfer und Städte sind selbst am Wochenende nicht überlaufen, die vielen Wanderwege noch wahre Entdeckungspfade und der Wein wird nirgendwo in Massen produziert. Allerdings findet man beileibe nicht mehr in jedem Dorf eine Einkehrmöglichkeit.
Die Region ist ländlich geprägt, das macht sich nicht nur im moderaten Preisniveau für Essen und Übernachten bemerkbar, sondern auch in einem unvermuteten Reichtum der Kulturlandschaft. Der Landkreis Haßberge ist mit seinen rund 1900 Baudenkmälern sehr reich an historischem Gemäuer. In nahezu jedem Ort trifft der Besucher auf ein Schloss oder eine Burg, und etliche kleine Museen und Sammlungen versetzen den Betrachter in andere Zeiten. Dabei reicht die Palette von Spezialmuseen wie dem Museum Schloss Oberschwappach bis zu den thematisch breit aufgestellten Heimatmuseen der Gemeinden Eltmann oder Ebern.
Die liebliche Landschaft, übrigens ideal zum Wandern und Radfahren, und die Ruhe, die man dort finden kann, zogen in den letzten Jahrzehnten viele kreative Geister an: berühmte Schriftsteller, Varietékünstler und bildende Künstler haben hier ihren Lebensmittelpunkt gefunden.
Was anschauen?
Zeil am Main: Das Städtchen hat viel zu bieten: hübsche Fachwerkshäuschen, eine seit 1514 aktive Bierbrauerei, mehrere Winzer und die Wallfahrtskirche Käppele, die den Ort auf einem Hügel überragt. Bekannt ist die kleine Gemeinde darüber hinaus zum einen für die Verbreitung der Silvanerrebe in Franken, die der gebürtige Zeiler Alberich Degen aus Österreich mitgebracht und in seiner Heimat angesiedelt haben soll, zum anderen wegen ihrer Rolle als einstige Hochburg der Hexenverfolgung. Der alte Hexenturm, ein Relikt aus jener dunklen Zeit, ist noch heute zu besichtigen.
Museum Georg Schäfer: Das Museum präsentiert die bedeutendste Privatsammlung der Kunst des 19. Jh. aus dem deutschsprachigen Raum. Die Highlights sind Franz Pforrs Gemälde „Sulamith und Maria“, Caspar David Friedrichs „Abend an der Ostsee“ und eine 280 Werke umfassende Sammlung von Werken Carl Spitzwegs.
Kirche Maria Limbach: Die Kirche macht äußerlich einen schlichten Eindruck. Umso größer ist die Überraschung beim Betreten des Gebäudes: eine prächtige Rokokoausstattung mit aufwändigen Stuckarbeiten, in der Mitte ein Gnadenaltar mit einer spätgotischen Madonna, die das Christuskind auf dem linken Arm hält und von einem flammenden Strahlenkranz umgeben ist. Bis heute pilgern Wallfahrer hierher und singen alte Lieder.
Was unternehmen?
Wandern: Die schöne Landschaft zwischen Haßberge und Steigerwald lässt sich am besten zu Fuß erkunden. In unserem Wanderführer finden Sie drei schöne Routen rund um Zeil, Haßfurt und Schweinfurt. Sie führen entlang des Mains, durch Weinberge und durch das Tal der Wässernach. Vor Ort informiert zudem die Touristeninformation über andere schöne Wege.
Kabarettbesuch in der „Bescheuerten Weindunstbühne“: Es ist zugegebenermaßen nicht leicht, ein Ticket zu bekommen. Wer es aber doch irgendwie schafft, kann sich an einem wirklich originellen Kleinkunsttheater erfreuen. Aufgebaut hat die Bescheuerte Weindunstbühne Oberschwappach Oti (der) Schmelzer, hauptberuflich Angestellter der Autobahnmeisterei in Knetzgau. Nebenberuflich verdingt er sich schon lange als Winzer, Komödiant und Kabarettist, auch bei der „Fastnacht in Franken“ im bayerischen Fernsehen hat er inzwischen einen festen Platz.
Eltmann
Mit der Kirche Maria Limbach, der von Balthasar Neumann konzipierten Wallfahrtskirche (Einweihung 1755), besitzt das ca. 5500 Einwohner große Mainstädtchen Eltmann, das sich gerne als „nördliches Eingangstor zum Steigerwald“ bezeichnet, einen wahren Publikumsmagneten.
Das prominente Gotteshaus, wenige Kilometer mainabwärts von Eltmann, zieht vor allem im Sommer viele Besucher an. Doch auch die Stadt, die vom gewaltigen Bergfried einer früheren Burg („Krautstücht“) überragt wird, lohnt einen Besuch. Neben der Kirche (nach Plänen Leo von Klenzes von 1835-1838 erbaut) locken das Rathaus, das originelle Heimatmuseum, die malerische Heilig-Kreuz-Kapelle im Friedhof, die Ölbergkapelle (13. Jh.) hinter der Stadtpfarrkirche und die schöne Aussicht von der Wallburg über das Maintal die Besucher an. Von der Burg ist mit Ausnahme des 28 m hohen Turms nichts mehr zu sehen. Einst gab es auf dem Berg hoch über dem Städtchen ein bedeutendes Amtsschloss des fürstbischöflichen Hochstifts Würzburg.
Sehenswertes
Wallburgturm: Der begehbare Turm ist ein Überrest der Wallburg, deren Ursprung auf das 11. Jh. zurückgeht. Einst diente er als letzter Zufluchtsort und als Warte vor möglichen Feinden. Ursprünglich war der Turm 43 m hoch, jedoch wurde er wegen Baufälligkeit bis auf 28 m abgetragen. Geöffnet an Sonn- und Feiertagen, weitere Infos über www.ritz-eltmann.de.
Heilig-Kreuz-Kapelle: Das ovale Kirchlein, flankiert von zwei Buchsbäumen, stammt aus dem Jahr 1768. Fast 200 Jahre später wurde die barocke Kapelle, die zehn Kirchenbänke beherbergt, abgebrochen und am westlichen Rand des Eltmanner Friedhofs (Richtung Bamberg) wieder aufgebaut. Beachtenswert ist auch die ungewöhnliche Pfarrkirche am Marktplatz, die nach Plänen des berühmten Münchner Architekten Leo von Klenze entstand.
Heimatmuseum: Die Sammlung zeigt in 13 Räumen rund 1500 Exponate zur Geschichte und Kultur des Mainstädtchens. Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt auf den Themen Handwerk und Industrie, beispielsweise die für die Region typischen Gewerbe Flößerei, Sandsteinbearbeitung und Kugellagerherstellung.
♦ Unregelmäßige Öffnungszeiten, Besichtigung nach individueller Terminvereinbarung möglich. Eintritt 3 €, Kinder und Jugendliche 1 €. Brunnenstr. 4, Tel. 09522/1000.
Wallfahrtskirche Maria Limbach: Die 3 km (Richtung Knetzgau) entfernt gelegene Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung ist eines der letzten Werke des berühmten Barockbaumeisters Balthasar Neumann. Dessen Spuren kann man unweit von Limbach auch in Fabrikschleichach folgen, wo der Baumeister eine bedeutende Glashütte (die Fabrik Schleichach) unterhielt. Äußerlich wirkt der in der Mitte des 18. Jh. entstandene, weiß verputzte Bau streng und schlicht. Um so größer ist die Überraschung beim Betreten des Gotteshauses: eine prächtige Rokokoausstattung mit aufwändigen Stuckarbeiten, in der Mitte der von Johann Peter Wagner (in Obertheres geboren) geschaffene Gnadenaltar mit einer spätgotischen Madonna, die das Christuskind auf dem linken Arm hält und von einem flammenden Strahlenkranz umgeben ist. Wagner schuf auch die prachtvollen Seitenaltäre und die eindrucksvolle Kanzel. Beachtenswert ist außerdem die Orgel des Würzburger Hoforgelmachers Philipp Seuffert. Architekt Neumann erlebte die Einweihung der Kirche im September 1755 nicht mehr. Übrigens ist Maria Limbach kein Kunstmuseum, sondern eine bis heute populäre Wallfahrtskirche. Noch immer stimmen Pilger fromme Lieder an: „Ich hab mich besonnen, o himmlische Zierd’! Nach Limbach zu wallen vor Lieb’ und Begierd’. Und wenn ich dort sehe dein liebreich’ Gesicht; an Hilf’, o Maria, es niemals gebricht ...“
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