Sheelagh McErin
Das Haus der Masken
erotischer Roman
www.Elysion-Books.com
SHEELAGH MCERIN
EROTISCHER ROMAN
www.Elysion-Books.com
ELYSION-BOOKS TASCHENBUCH
BAND 4107
1. Auflage: April 2015
VOLLSTÄNDIGE TASCHENBUCHAUSGABE
ORIGINALAUSGABE
© 2014 BY ELYSION BOOKS, LEIPZIG
ALL RIGHTS RESERVED
UMSCHLAGGESTALTUNG: Ulrike Kleinert
www.dreamaddiction.deFOTOS: © Bigstock/3372885 LAYOUT & WERKSATZ: Hanspeter Ludwig www.imaginary-world.deLektorat: Tanja Janz ISBN Buch: 978-3-945163-73-3 ISBN eBook: 978-3-945163-74-0
Der schwarze Wagen
Master Ash
Morgen
Narben
Regeln
Besuch
Schönheit
Vergangenheit
Schmerz
Jubiläum
Vorbereitungen
Silvester
Letzte Schritte
Richard
Larry
Abgesang
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„Da ist sie wieder“, flüsterte Agnes.
„Wer?“
„Die schwarze Steamcoach!“
Kara drehte den Kopf und sah den Wagen unter einer Gaslaterne halten.
„Nicht hinschauen! Da sitzt der Teufel drin!“
Kara musste grinsen. „Ich denke, der reist in einer Schwefelwolke?“
„Und was, meinst du, ist dieser Gestank?“
Das Gefährt, wurde oben von einem Schlot gekrönt, dem eine schwarze Wolke entwich – eine kleine Version der Fabrik-Schonsteine, die beständig ihren Rauch in den Himmel von Neventry bliesen, um die Waffen für den Krieg auf dem Kontinent zu schmieden. Ansonsten glich die Steamcoach einer Pferdekutsche, geschlossen, aber leicht gebaut, mit einem Dach aus Leder, das sich zurückklappen ließ.
„Was ist das für eine Coach?“, fragte Lilly scheu. Sie war noch nicht lange dabei und dazu ziemlich jung. Vince hatte Kara angewiesen, sie unter ihre Fittiche zu nehmen.
„Halt dich von dem Wagen fern“, warnte Agnes. „Keines von den Mädchen, die da eingestiegen sind, ist jemals wieder aufgetaucht.“
Lilly bekam große Augen. „Warum steigen sie dann ein?“
„Weil du tust, was dein Kerl sagt“, gab Kara hart zurück. „Das lernst du schon noch.“ Obwohl sie mit ihren zwanzig Jahren kaum älter war als Lilly, kam sie sich sehr viel lebenserfahrener vor – und war es sicher auch. Sie stieß sich von der rußgeschwärzten Backsteinwand ab, schwenkte ihre Handtasche und schaute unschlüssig zu dem Wagen hinüber. Noch nie war jemand aus dem düsteren Gefährt ausgestiegen. Es kam in dunklen Nächten wie dieser, hielt am Straßenrand und wartete. Die Mädchen hatten gelernt, einen Bogen darum zu machen.
„Bist du wahnsinnig?“, zischte Agnes, als ihr Karas Absicht klar wurde.
„Fragen kostet nichts.“
Mit wiegenden Hüften schlenderte Kara auf den Wagen zu. Durch die Glasscheiben erkannte sie nicht viel. Eine Gestalt saß am Steuer, ebenso schwarz wie der Rest des Gefährts. Die Gaslaterne flackerte und für einen kurzen Moment war Kara geneigt, Agnes‘ Ansicht zu teilen. Doch dann sagte sie sich, dass sie den Teufel nicht fürchten musste. Die Hölle konnte nicht schlimmer sein als ihr Leben.
Das Seitenfenster war um eine Mittelachse drehbar und geöffnet. Sie beugte sich nieder, um in das Innere sehen zu können.
„Schönen Abend die Herrschaft.“
Die Gestalt am Steuer drehte den Kopf. In der unzureichenden Beleuchtung sah sie einen Herrn mittleren Alters, der ihr entfernt bekannt vorkam, doch sie konnte sich nicht mehr erinnern, woher. Interessanterweise musterte er zuerst ihr Gesicht, dann erst das weit ausgeschnittene Dekolletee.
„Wo ist dein Zuhälter?“, fragte er. Der Satz klang weder fordernd noch verächtlich, sondern sachlich – wie die Frage eines Geschäftspartners.
Kara verzog die Lippen. „Der traut mir zu, die Verhandlungen allein zu führen.“
„Nicht diese“ entgegnete der Mann. Er hatte eine vornehme Aussprache. „Es geht nicht um eine Nacht. Wenn du mitkommst, gehörst du ihm ganz.“
Ein Schaudern lief über Karas Rücken. Das klang nun doch danach, seine Seele zu verkaufen. Aber hatte sie das nicht schon längst getan?
„Das wird nicht billig“, sagte sie betont lässig. Die Summe, die der Mann nun nannte, ließ sie nervös auflachen. „Ich werd’s weitergeben“, versprach sie, stieß sich vom Fenster ab und gewann möglichst schnell Abstand zu dem Wagen. Sie fragte sich, was jemand für einen solchen Preis verlangen würde. Nicht einmal ihre Seele war so viel wert.
Wieder einmal lag eine nackte Frauenleiche vor Coroner Simon Blackwell, doch diesmal war Einiges anders. Zum einen fehlten die üblichen Spuren von sexueller Folter – keine Striemen auf den Brüsten, keine Risswunden im Bereich von After und Vagina. Tatsächlich zeigte der durch das Wasser aufgedunsene Körper gar keine Anzeichen von Misshandlung.
Und noch etwas war anders. Diese Frau kannte er.
Mit einer behutsamen Bewegung strich Blackwell eine nasse Haarsträhne aus Miras Gesicht. Sie war einmal recht ansehnlich gewesen, mit großen Augen und vollen Lippen, die sie stets kirschrot geschminkt hatte – bevor das Wasser des Giffey sie aufgebläht hatte. Er blickte auf, als Schritte erklangen. Detective Inspector Hestridge kam die Treppe herab in Blackwells grün gekacheltes Reich.
„Wieder der Inquisitor?“, fragte der DI, noch bevor er die Leiche in Augenschein genommen hatte.
„Nein“, entgegnete Blackwell. „Diesmal haben wir es offenbar mit einem ganz normalen Mord zu tun.“
„Oder Selbstmord“, entgegnete Hestridge hoffnungsvoll. „Vielleicht ist sie von einer Brücke gesprungen.“
„Splitternackt?“, fragte Blackwell skeptisch und Hestridge seufzte resigniert auf.
„Also haben wir im schlimmsten Fall zwei Frauenkiller in Neventry.“
„Oder es war doch der Inquisitor“, spekulierte Blackwell. „Vielleicht konnte sie ihm entkommen und ist auf der Flucht in den Giffey gestürzt. Das würde die fehlende Kleidung erklären.“
„Möglich. Gibt es schon Hinweise auf ihre Identität?“
„Ihr Name ist Mira – oder zumindest hat sie sich so genannt. Sie hat als Dirne drüben am Trevelyan Square gearbeitet.“
Hestridge musterte seinen Kollegen missbilligend. „Blackwell, Blackwell.“ Er schüttelte den Kopf. „Ihr Zeitvertreib wird Sie noch in Konflikt mit der Partei der Wahren Gläubigen bringen.“
Der Coroner zuckte die Schultern. „Die Gesetze werden nicht von Kirchen gemacht.“
„Noch nicht“, gab Hestridge zurück. „Aber wenn Melcombe zum Premier gewählt wird – und es sieht ganz danach aus – sitzt einer von ihnen bald an der Spitze unseres Landes.“
Blackwell grinste schief und griff nach der Packung Zigaretten auf der Fensterbank. „Dann werde ich jetzt eine rauchen gehen, so lange ich das noch darf“, sagte er. „Kommen Sie mit? Ich habe für Sie auch eine.“
„Na komm schon“, sagte Kara zu dem schüchternen Kunden, der offenbar Schwierigkeiten mit seinem Gürtel hatte. „Deine Zeit läuft.“
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