Als der Weihnachtsmann aus seinem Tiefschlaf erwachte, fühlte er sich kräftiger und erholter. Beschwingt schwang er die Beine aus dem Bett. Jetzt würde er nach dem Zündschlüssel suchen. Es war seine Pflicht, das Weihnachtsfest zu retten, auch wenn er bislang keine Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte. Da rutschte etwas von seiner Brust und fiel klirrend auf den Steinboden.
Verwirrt bückte er sich und hielt den Zündschlüssel seines Schlittens in der Hand. Ein überraschtes „Ho, ho, ho“ entsprang seinen Lippen und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Das Weihnachtsfest war gerettet.
Während die Wichtel feierten und der Weihnachtsmann eine weitere heiße Schokolade zur Stärkung trank, erhielt Balu von Galois unter dem Bett eine Kopfnuss. „Und das machst du nie wieder! Fast wäre wegen deines ständigen Hungers Weihnachten ausgefallen.“
Balu grinste und rieb sich sein Mäusebäuchlein. „Also, ein kleines bisschen Hunger habe ich gerade schon wieder.“
DʼArtagnan, Galois und Felix verdrehten die Augen.
Dr. med. Barbara Bellmann wurde 1984 in Hagen/Westfalen geboren. Nach dem Studium der Humanmedizin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn begann sie in Aachen ihre Facharztausbildung zur Kardiologin am dortigen Universitätsklinikum. Seit August 2017 arbeitet sie als Kardiologin an der Universitätsklinik Köln. Sport und Literatur begeistern sie neben ihrer Tätigkeit als Ärztin.
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Viele schöne Himmelsschätze
Sind im Menschenkind versteckt
Fügen sich zu Sätzen
Wollen auf Erden ihren Platz
Haben sich unaufdringlich leise
Umgeformt in Erkenntnis Sicht Weisen
Um durch bekannte Sphären Klänge
Noch Unbekanntes zu bezeugen
Ingeborg Henrichs, gebürtige Paderbornerin, zu Hause in Ostwestfalen, verfasst bevorzugt kürzere Texte; einige Veröffentlichungen.
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Fridolin backt Weihnachtsplätzchen
Über Nacht ist es Winter geworden. Dicke Schneeflocken fallen vom Himmel und hüllen den Wald in einen weißen Mantel. Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist das Zwergenland mit einer dichten Schneedecke überzogen. Ein eisiger Wind bläst Fridolin um die Nase, als er das Fenster öffnet. In einigen Tagen ist Weihnachten und es wird höchste Zeit, sich um die Weihnachtsbäckerei zu kümmern.
Der kleine Zwerg Fridolin ist heute schon sehr früh aufgestanden. Wie in jedem Jahr möchte er mit seinem Freund Kuno Weihnachtsplätzchen backen. Die beiden Zwerge naschen für ihr Leben gerne und freuen sich auf die süßen Weihnachtsleckereien. Schon gestern haben sie eine lange Einkaufsliste geschrieben. Mehl, Zucker, Butter ...
„Wir müssen unbedingt Schokolade kaufen“, sagt Kuno und setzt seine Mütze auf.
Fridolin lacht. „Backpulver und Eier müssen wir auch holen.“
Mit einem großen Korb machen sie sich gleich nach dem Frühstück auf den Weg zum Kaufmann.
„Guten Morgen, Herr Lehmann“, sagt Fridolin freundlich, als sie den Laden betreten.
Staunend betrachten die Zwerge die vielen leckeren Dinge, die in den Regalen stehen.
„Sieh mal, da ist unsere Schokolade“, ruft Kuno aufgeregt.
Herr Lehmann lacht und legt eine große Tafel Schokolade auf den Tresen.
Nach und nach wandern Mehl, Zucker, Eier, Butter und Backpulver in Fridolins Korb. Die Zwerge haben es eilig, denn es wartet noch eine Menge Arbeit auf sie. Rasch verabschieden sie sich von Herrn Lehmann und laufen durch den Schnee nach Hause.
Fridolin holt eine große Schüssel aus buntem Porzellan aus der Speisekammer und stellt sie auf den Tisch. Kuno bringt alle Zutaten für die Weihnachtsplätzchen in die Küche. Vorsichtig schlägt er nun ein Ei nach dem anderen in die Schüssel. Dann kommen feiner weißer Zucker und Butter dazu. Der kleine Zwerg schüttet zum Schluss Mehl und Backpulver in den Teig. Kuno hält die Schüssel mit beiden Händen fest, während Fridolin kräftig rührt.
„Halt!“, ruft Kuno plötzlich und sieht seinen Freund erschrocken an. „Wir haben die Schokolade vergessen.“
Fridolin greift in seine Jackentasche. „Was wären Schokoladenplätzchen ohne Schokolade?“, sagt er und lacht.
Die Zwerge brechen kleine Stückchen von der Schokolade ab und mischen sie unter den Teig.
„Ich kann nicht mehr, jetzt darfst du rühren“, sagt Fridolin erschöpft und reicht seinem Freund den Löffel.
Während Kuno nun kräftig mit dem Rührlöffel arbeitet, schleckt Fridolin von dem süßen Teig. „Hm, ist das köstlich, probier doch einmal.“
Das lässt Kuno sich nicht zweimal sagen. Die Zwerge naschen und schlecken so lange von dem leckeren Schokoladenteig, bis fast nichts mehr übrig ist.
Gemeinsam schieben sie schließlich das schwere Backblech in den Ofen und bald duftet es in der Zwergenküche herrlich nach goldgelben Weihnachtsplätzchen.
Wenn ihr, liebe Kinder, Appetit bekommen habt, hier ist das Rezept:
Schokoladenplätzchen
300 g Mehl
150 g Butter
100 g Zucker
2 Eier
1 P. Backpulver
125 g geriebene Schokolade
Alles zu einem Teig verarbeiten. Kleine Teighäufchen auf ein Backblech setzen und bei 180 Grad circa zehn Minuten backen.
Fröhliche Weihnachten!
Helga Licher wohnt in Bramsche.
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Heiligabend im Winterwald
Es war am Heiligen Abend vor einigen Jahren. Das unfreundliche Wetter an diesem Tag konnte mich nicht davon abhalten, eine kurze Auszeit einzulegen, um mir Zeit zum Nachdenken zu nehmen, bevor ich entspannt dem Weihnachtsfest entgegensehen konnte. Es war ein unangenehmer, nasskalter Tag, als ich beschloss, einen Spaziergang mitten durch die Feldgemarkung zu unternehmen. Die Temperaturen bewegten sich entlang der Frostgrenze und der eisige Wind fegte die letzten farbigen Blätter von den Bäumen.
Ich hatte einen Weg eingeschlagen, der mich geradewegs zu einem nahen Waldrandgebiet führen würde. Die letzten Meter vor dem Eintauchen in den weitgehend vom Blattwerk befreiten Buchenwald musste ich entlang einiger kleinerer Wohnhäuser zurücklegen, die mit ihrem Erscheinungsbild keinen Zweifel daran ließen, dass das Weihnachtsfest vor der Tür stand. Überall waren glitzernde Girlanden in den Vorgärten zu sehen und einige stattliche Tannenbäume versuchten, mit ihrer Festbeleuchtung mit einzelnen Weihnachtsbäumchen zu konkurrieren, die zwischen den Vorhängen der anmutig verzierten Fenster hindurchblinzelten.
Ich hatte den Waldrand inzwischen erreicht und der Wind störte mich nicht mehr allzu sehr. Ich empfand die Ruhe um mich herum als angenehm und ausgesprochen wohltuend.
Nach etwa 500 Metern auf meiner weiteren Wanderung bemerkte ich zum ersten Mal dieses merkwürdige Rascheln im Unterholz, das mich offenbar zu begleiten schien. Ich konnte die Ursache nicht erkennen, aber meine Neugierde war jetzt geweckt. Und dann sah ich es. Ich hatte schon eine ganze Weile das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber jetzt starrte mich ein Paar leuchtende Augen an, das ich sofort einer großen Katze zuordnen konnte, wenn nicht sogar einer Wildkatze.
Ich verlangsamte meinen Schritt und begann mich meinem Begleiter zu nähern. Verblüffenderweise lief das Tier nicht davon, sondern es ließ mich mit aller gebotenen Vorsicht langsam näher kommen. Mein Erstaunen hätte nicht größer sein können, als es seine Deckung vollständig verließ und wenige Meter vor mir mit einem geschmeidigen Satz auf dem Weg landete und danach keine Anstalten machte, die Flucht zu ergreifen.
Ich glaubte inzwischen nicht mehr daran, dass es sich um eine echte Wildkatze handelte, viel zu zutraulich erschien mir das Tier und dieser Eindruck bestätigte sich auch sehr schnell. Doch es sollte noch viel verwunderlicher werden.
Das Tier schien mich inzwischen auffordern zu wollen, ihm hinterherzulaufen. Es bewegte sich behutsam, aber zielstrebig von mir weg und achtete offensichtlich darauf, dass ich in seiner Nähe blieb. Gut 100 Meter kletterten wir gemeinsam eine leichte Anhöhe hinauf, als mir langsam klar wurde, dass das intelligente Kerlchen mir wahrscheinlich etwas sehr Wichtiges zeigen würde.
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