Nathan spannt seine Muskeln deutlich sichtbar an. »Ist wirklich alles okay? Was wollte er von dir?«
»Ja, ehrlich, alles gut.« Ich nicke. »Louis hat mir geholfen, von so einem fiesen Typen wegzukommen.«
Jill zieht eine Augenbraue nach oben. »Was? Von einem Typen?«
»Er war etwas aufdringlich geworden«, erkläre ich rasch.
»Die Frage ist, wer hier aufdringlich ist.« Nathan sieht Louis merkwürdig an, doch dieser scheint sich davon wenig beeindrucken zu lassen.
»Ach, halt den Mund«, sagt er nur.
Aber Nathan lässt nicht locker. »Ich würde hier nicht so einen auf wichtig machen, denn sonst …«
»Was sonst? Schickst du dann deinen Daddy, damit er mich von der Schule schmeißen lässt, du Wichtigtuer?«
Jill kommt zu mir und nimmt mich in den Arm. Ich schmiege mich an sie. »Komm, lass uns heimgehen. Es ist sowieso schon Zeit, nicht dass es Ärger gibt.«
»Danke«, sage ich mit dem Versuch eines Lächelns zu Louis, doch sein Blick ist kühl geworden. Die Wärme, die eben noch hier war, ist verflogen. Er schiebt sich an uns vorbei, als würde ihn das alles nichts angehen.
Nathan verzieht das Gesicht. »So ein Idiot!«
»Alles okay?«, frage ich.
Er nickt. »Ja, klar. Ich wünschte nur, ich hätte dir helfen können.«
»Louis war ja da«, versuche ich, ihn zu beschwichtigen.
Doch ich bewirke damit nur das Gegenteil, denn Nathan zieht eine Augenbraue nach oben und wirkt nun wieder total angespannt. »Ja, Louis natürlich. Er ist immer so hilfsbereit.«
»Tut mir leid. Ich weiß nicht, was da zwischen euch ist, aber er hat mir geholfen. Also gibt es keinen Grund, sauer auf ihn zu sein.«
»Geht’s dir wirklich gut?«, fragt Nathan. Sein Blick haftet intensiv auf mir.
»Ja, wirklich. Danke, dass du dich um mich sorgst. Aber es ist gut, ehrlich.« Als ich mich umsehe, entdecke ich Louis am Rand der Tanzfläche. Er ist noch da. Allein bei seinem Anblick beschleunigt sich mein Herzschlag erneut.
Nathan hat ihn ebenfalls bemerkt. »Ein gut gemeinter Rat: Lass dich nicht von ihm täuschen.«
Ich runzele die Stirn. »Von wem? Von Louis?« Völlig überfahren sehe ich Nathan an. Seine Mimik in diesem Augenblick fühlt sich so vertraut an und doch irgendwie fremd. »Warum? Er hat mir doch wirklich nur geholfen.«
Nathans Blick wird noch befremdlicher. »Geholfen. Ja, das denkt man immer. Aber glaub mir eines, du solltest dich von ihm fernhalten. Er ist nicht der, für den du ihn hältst.« Als seine Hand kurz meine berührt, stellen sich sofort die feinen Härchen in meinem Nacken auf, und ein merkwürdiges Gefühl breitet sich in mir aus.
Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. »Warum denn das? Was hat er dir getan? Mal im Ernst, was ist das zwischen euch?«
Nathans Mundwinkel zucken. »Sagen wir so, er sollte nicht hier sein. Er ist … er spielt gern Spielchen. Vor allem das des geheimnisvollen Typen. Damit glaubt er, zu bekommen, was er will. Also glaub mir, ich meine es nur gut mit dir. Ich weiß, wovon ich rede.«
»Das war vielleicht ein Abend.« Ich seufze, während ich versuche, den Haustürschlüssel ins Schloss zu stecken, ohne Mum oder Tante May aufzuwecken.
»Du sagst es, kaum zu glauben.« Jill ist immer noch ganz aufgebracht. »Was sich manche Jungs erlauben, ist echt der Hammer. Ich bin froh, dass Louis so schnell reagiert hat. Aber sonst war der Abend doch schön. Und Thomas … Amy, er ist so unglaublich, in meinem Bauch kribbelt es noch immer.«
Sofort muss ich daran denken, was Louis’ Berührungen in mir ausgelöst haben. Was es wohl mit diesem Licht auf sich hat? Ich erinnere mich an seine Augen und an die Bilder in meinem Kopf. Aber dann fallen mir auchNathan und seine Worte ein, die mich noch immer total verwirren. Dass Louis Spielchen spielt, einen auf geheimnisvoll macht – klar, irgendwie tut er das ja auch.
»Denkst du über den Abend nach? Über das, was Nathan gesagt hat?«, will Jill wissen. Natürlich habe ich ihr davon erzählt, und sie kann wie immer meine Gedanken lesen.
Ich lehne mich gegen den Türrahmen. »Schon. Wieso hat er mich vor Louis gewarnt?«
Sie zuckt mit den Schultern. »Na ja, sie können sich eben nicht leiden. Louis wurde sogar bestraft wegen der Sache zwischen den beiden. Da wundert mich das Ganze nicht.« Im Dunkeln stolpert sie über die Schwelle und rumpelt gegen die Tür. »Ups!«
»Pssst, du weckst noch alle auf! Tante May schimpft, wenn wir zu spät da sind.«
Jill verzieht das Gesicht. »Entschuldigung. Wobei ich sowieso glaube, dass deine Mum noch wach ist. Also hat Tante May nichts zu melden.«
»Trotzdem. Lass uns reingehen, ich muss wirklich ins Bett.«
Als wir später im Bett liegen, schläft Jill sofort ein und schnarcht wie ein Bär. Manchmal kann ich nicht fassen, dass so ein zartes Wesen wie sie solche Geräusche von sich geben kann. Während sie schnarcht, liege ich wach.
Noch immer lässt mich das, was passiert ist, nicht los. Da war Louis’ Wärme, diese komischen hellen Funken. Das alles ist so verwirrend. Wollte er mich echt küssen? Es war, als hätte er es bereits Tausende Male getan. Dabei weiß ich, dass das nicht möglich ist.
Ich versuche, mich zu sammeln, und lasse meine Augen über den Sternenhimmel gleiten, der über mir leuchtet. Die Unendlichkeit, die in den Sternen liegt, funkenhell hüllt sie mein Herz ein. Tausend Sterne, tausend Momente in einem Leben. Ist es das, was am Ende bleibt?
Louis’ Augen hatten etwas an sich, das mich an einen Sternenhimmel erinnert. An Bilder, an Tausende von Gefühlen, die ich nicht einordnen kann.
Doch so schön der Nachthimmel auch ist, irgendwann gibt mein Körper nach, und mir fallen die Augen zu.
Gerade als ich die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit betrete, hallt ein Satz durch meinen Kopf: However much you love me, my love for you will always be greater . You and me through all times .
Der Satz wirkt so authentisch und echt auf mich, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Und sofort wirbeln wieder unzählige Bilder durch meinen Kopf. Ich sehe das Mädchen in dem blauen Kleid, das Liebespaar auf der Tower Bridge, sehe die beiden unter dem Sternenhimmel stehen. Ich weiß nicht, ob ich träume oder noch wach bin. Doch ich weiß eins: dass diese Bilder da sind. Und dass ich sie nicht so einfach loswerde.
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