Die Mellah,das alte Judenviertel,war in der Kolonialzeit Wohnort vieler Franzosen. Es liegt in der Nähe des Königspalastes Dar el Makhzen, da die Juden als Gold- und Geldhändler unter dem Schutz des Sultans standen. Dieser verlangte dafür hohe Steuern, häufig waren aber auch Juden Finanzberater des Königs. In der Mellah befinden sich noch einige Silber- und Goldschmiedeläden und zwei Synagogen. Die Häuser der Mellah sind etwas höher als die arabischen Häuser und haben Fenster und Balkone, die der Straße zugewandt sind. Die Mellah verfiel lange Zeit, da kaum mehr Juden in Fès wohnen und die reiche Bevölkerung in die Neustadt abwanderte. Inzwischen sind viele Häuser wieder sehr schön renoviert. Es gibt einen jüdischen Friedhof,den man von der Ville Nouvelle kommend am Eingang von Fès el-Djedid rechter Hand durch eine schwarze Metalltür betreten kann. Interessierte können auch einen Blick in die renovierte Synagoge Ibn Danan(17. Jh.) werfen. Für den Friedhof und die Synagoge erwartet der Wächter jeweils ein Trinkgeld.
Der prächtige Dar el Makhzen (Königspalast)ist von Häusern und Mauern umgeben – innen kann der Palast nicht besichtigt werden. Mit 80 ha bedeckt er den größten Teil von Fès el-Djedid. Vom grünen Place du Commerce kann man jedoch die sieben goldenen Eingangsportale des Palastes bewundern.
Nach dem Besuch der Mellah kann man sich durch die Gassen wieder zur Befestigungsanlage am Jardin Jnane Sbil durcharbeiten und dann zurück zum Dar Batha spazieren. Ansonsten setzt man die Besichtigung am Bab es Seba fort. Von dort sind es nur wenige Schritte zum Bab Segmamit einem weiteren Eingang zum Vieux Méchouar (s.o.). Vom Bab Seghma kann man der Stadtmauer bis zum Bab Mahroukund zum Bab Chorfafolgen. Auf dem innerhalb der Stadtmauer gelegenen Platz gastieren gelegentlich Glücksspieler, Geschichtenerzähler und ein Flohmarkt. Von hier sind es nur noch wenige Schritte zurück zum Dar Batha, wo die Erkundung der Medina beginnen kann.
Fès el-Djedid ist für den Touristen insgesamt nicht so interessant wie Fès el-Bali. Hier liegen, außer den oben genannten Sehenswürdigkeiten, viele große Moscheen, wie die Djamaa el Hamraund die Moschee el Azharmit einem schön verzierten Tor (kein Zutritt für Nicht-Muslime).
Im ältesten Teil von Fèsheißt es Bummeln, Staunen und sich verzaubern lassen von einer der schönsten Altstädte der islamischen Welt. Hier sind die Gassen so schmal, dass kein Autohindurch passt, einige Seitengassen sind kaum einen Meter breit. In der Medina übernehmen deshalb Esel, Mulis und Handkarren den gesamten Warentransport in die Suqs und zu den Häusern. Nähert sich ein beladenes Maultier von hinten, heißt es rechtzeitig ausweichen – die Treiber machen durch lautes Rufen („Balak, balak“ – Vorsicht) auf sich aufmerksam. Im Gegensatz zu Marrakesch drängeln sich in Fès keine lauten und lästigen Mopedfahrer durch die Fußgängerströme.
Startpunktdes hier beschriebenen Medina-Rundgangs ist der Place de l’Istiqlalmit dem Dar-Batha-Museum (vgl. Fès el-Djedid). Den Platz mit Kreisverkehr und Springbrunnen verschandeln zwei große Bauruinen. Wer mit dem Auto unterwegs ist, findet in der Umgebung Parkplätze und eine Tiefgarage. Man kann den Stadtrundgang aber auch am Place R’sifbeginnen, wo eine Tafel über die markierten Touristenrundgänge informiert (siehe Ende dieser Beschreibung; erreichbar mit dem Bus aus der Neustadt). Ein weiterer günstiger Ausgangspunkt zur Besichtigung von Fès el-Bali ist das Bab Guissa im Norden der Medina. Vom Guissa-Tor erreicht man am direktesten die Handwerker-Suqs und die Kissaria sowie die wichtigsten Kulturdenkmäler rund um die Karaouyine.
Vom Place de l’Istiqlal (beim Hotel Batha) geht es geradeaus, vorbei an der Post und durch eine Gasse mit vielen Straßenrestaurants in Richtung Medina. Hier marschiert man weiter rechts durch ein kleines Tor in die Talaa Seghira.Läuft man links weiter (nicht in die Talaa Seghira), folgt das 1912 errichtete Bab Boujeloud,eines der beliebtesten Fotomotive der Stadt. Es ist auf der der Medina abgewandten Seite mit blauen (Farbe von Fès) und auf der der Medina zugewandten Seite mit grünen (die Farbe des Islam) Fayencen verziert. Am Tor laden Cafés und Restaurants mit schönem Blick von den Terrassen zu einer Teepause ein. Vor dem Restaurant Kasbah (hinter dem Bab Boujeloud) geht es links in eine kleine Gasse durch den Lebensmittelsuq weiter zur Talaa Kebira. Talaa Seghira und Talaa Kebira sind die beiden Hauptachsen der Medina, sie führen beide durch die Suqs und zur Karaouyine-Moschee.
Nur wenige Meter entlang der Talaa Kebira folgt das Haus des Glockenspielsauf der linken Seite. An seinen 13 Fenstern schlugen einst 13 Bronzeklöppel auf 13 Bronzeschalen die Stunden. Die Wasseruhr der 1357 erbauten Anlage sollte die Studenten der gegenüberliegenden Medersa Bou Inania wecken. Im Café Clock(vgl. „Essen und Trinken“) in einer winzigen Gasse neben dem Gebäude kann man einen Tee auf der Dachterrasse trinken oder an einem Workshop teilnehmen.
Direkt gegenüber auf der rechten Seite liegt die in den letzten Jahren renovierte Medersa Bou Inania( N 34°03,737’, W 04°58,963’,tägl. 8.30–17 Uhr, zu den Gebetszeiten z.B. freitags geschlossen). Die 1350–57 erbaute theologische Hochschule des Abu Inan hat einen quadratischen Innenhof mit Waschbrunnen, der von zwei Betsälen umgeben ist. Im ersten und zweiten Stock liegen die kleinen Wohnzellen der Studenten. Wie bei allen Koranschulen im Maghreb, sind auch bei der Bou Inania die Ziegelmauern im Sockelbereich mit Kacheln verkleidet, der Hof ist mit Marmor- und Onyxfliesen ausgelegt, die Wände sind mit Mosaiken und Stuckarabesken verziert, das Vordach und die Holztragebalken aus reich verziertem Zedernholz gearbeitet. Das Dach ist wie bei allen sakralen Bauten mit grünen Ziegeln gedeckt.
An der Talaa Kebiraliegt linker Hand ein alter Funduq (Karawanserei) und kurz darauf rechts das Palais des Merinides.Das herrliche alte Stadthaus mit Zedernholzschnitzereien, Zelliges- und Stuckarbeiten beherbergt ein marokkanisches Restaurant mit Dachterrasse (Besichtigung auch ohne Einkehr möglich).
Heilige Klänge aus aller Welt – das Festival des Musiques Sacrées du Monde
von Stefan Franzen
Mitten in einem der wichtigsten Zentren des Islam, im religiösen Herzen Marokkos, treffen sich Klänge aus den heiligen Traditionen der ganzen Welt. Mit dieser besonderen Ausrichtung zählen die Musiques Sacrées du Monde zu den bekanntesten Festivals des arabischen Kulturraums. Als das Musikfestival Mitte der 1990er Jahre startete, hatte es Signalwirkungvor allem für die arabischen Länder. „Bis tief in den Nahen Osten hinein, der damals nicht viele Veranstaltungen dieser Art hatte, hat man verstanden, dass man das Heilige auch auf die Bühne holen kann“, so der künstlerische Leiter Alain Weber . „So lässt sich Spiritualität in einem anderen Licht darstellen – und wir hatten anfangs die Rolle, diesen spirituellen Dialog zu öffnen.“
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Musiker aus der ganzen Welt treten beim „Festival der heiligen Musik“ auf
In zwei Jahrzehnten haben die Musiques Sacrées diese Klänge, vom Islam ausgehend, global zugänglich gemacht. Aus den arabischen Ländern mit ihren verschiedensten Ausprägungen von Sufi-Musik ging der Brückenschlag über alle Erdteile. Der Begriff „heilige Musik“wird dann auch schon mal weit ausgelegt, wenn etwa westliche Popstars wie Björk, Patti Smith oder die Temptations auftreten. Genauso vielfältig wie die Stile sind auch die Bühnen, und mit ihnen die Hörertypen.
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