Seit den 1990er Jahren ist in Fès außerdem eine ähnliche Entwicklung wie in Marrakeschzu beobachten: Private Investoren kaufen alte Stadthäuser, renovieren sie mit traditionellen Materialien und Techniken und richten darin stilvolle Gästehäuser (Maison d’Hôtes), Restaurants, Cafés und Kunsthandwerks-/Teppichläden ein. Im Unterschied zu Marrakesch sind an dieser Stadterneuerung in Fès jedoch viele Marokkaner beteiligtund nicht fast nur Ausländer. Doch erst seitdem Gelder von der Weltbank und einer US-amerikanischen Hilfsorganisation fließen, zeigt sich eine echte Veränderung im Stadtbild: Viele Fassaden in den Gassen rund um historische Medersen, Zaouias und Foudouks (Karawanserais) erstrahlen in neuem Glanz.Der Uferbereich des Flusses in Fès el-Bali (Place Lalla Yeddouna) wurde komplett neu gestaltet, Brücken und Häuser instand gesetzt oder neu errichtet. Auch das Gerberviertel Chouwara ist kaum wiederzuerkennen, mit schmucken Fassaden, Terrassen und Gerbbecken. Leider ging mit der Renovierung etwas der alte Charme verloren,die neuen Fassaden in Marrakesch, Fès und anderen Städten sehen einander zum Verwechseln ähnlich. Dennoch bleibt noch viel zu tun,um die alte Bausubstanz z.B. von privaten Wohnhäusern zu retten. In vielen Nebengassen bewahren immer noch massive Stützbalken die sich neigenden Mauern vor dem Einsturz.
ma16_032 ad
Blick über die Medina vom Restaurant und Gästehaus Palais de Fès
Fès besteht aus drei Teilen:dem ältesten Stadtteil Fès el-Bali(„das alte Fès“), aus dem von den Meriniden gegründeten Fès el-Djedid(„das neue Fès“) mit dem Königspalast, den Boujeloud-Gärten und der Mellah und schließlich aus der Ville Nouvelle,der von den Franzosen in der Protektoratszeit gegründeten Neustadt.
Das Gassenlabyrinth von Fès el-Bali,der Altstadtaus dem 9. Jh., beherbergt die Suqs. In der Altstadt sind fast alle historischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten zu finden. Die Medinawird durch den kanalisierten Flusslauf des Oued Bou Khrareb (meist Oued Fès genannt) in das westliche Karaouyine-Viertel(mit der Karaouyine-Moschee als Zentrum) und das östliche, touristisch weniger frequentierte Andalusier-Viertel(mit der Andalusier-Moschee) geteilt.
Bis auf sehr wenige Straßen, die in die Medina führen (z.B. zum Bab Boujeloud im Westen bzw. zur R’sif-Moschee im Süden), ist es nicht möglich, mit dem Auto in die Altstadt zu fahren. ParkenSie Ihren Wagen am Rand von Fès el-Bali auf einem bewachten Parkplatz, z.B. am Place Batha (beim Dar Batha), in Aïn Azleten oder beim Bab el-Jedid, wenn der Stadtspaziergang vom R’sif-Platz begonnen wird (vgl. „Parken“ bei den praktischen Informationen).
Wer ohne Autounterwegs ist und in der Neustadt wohnt, kann von der Av. Mohamed V. (Haltestellen beim Bd. Abdellah und beim Grand Hotel) einen Stadtbus oder ein Taxi nach Batha nehmen.
Die Altstadt ist komplett von einer Ringstraßeumgeben, die an Fès el-Djedid (Königspalast und Mellah) vorbei in die Neustadt führt. Im Norden geht die Ceinture Nord nördlich des Neustadt-Zentrums nach Meknès weiter, im Süden ins Zentrum der Neustadt in die Av. Hassan II. über. Bei Ankunft in der Stadt verschafft man sich einen ersten Eindruck,indem man auf der Umgehungsstraße(Ceinture Nord und Ceinture Sud) einmal um die Altstadt fährt und diese vom Bordj Nordund vom Bordj Sud(s.u.) von oben betrachtet (vgl. „Sehenswertes/Rund um die Mauern von Fès“).
Die Orientierung in der Medina von Fèsmit ihren engen Gassen und historischen Bauten ist nicht einfach. Wichtige Orientierungspunkte sind das Bab Boujeloud (N 34°03, 712’, W 04°59,042’)nahe dem Dar Batha-Museum und die dort abgehenden beiden Hauptgassen Talaa Seghiraund Talaa Kebira.Beide Gassen führen ins Herz der Medina, in die Kissaria,die überdachte Einkaufsmeile des Suqs. Direkt neben bzw. hinter der Kissaria und des Platzes Joudialiegen auch die wichtigsten Bauwerke wie beispielsweise die Karaouyine-Moschee. Von dort kann man dann über den Place Seffarinemit seinen Kesselflickern nach Süden zum Place R’sifgelangen, von wo Busse und Taxis zur Neustadt zurückfahren.
Dank mehrsprachiger Schilder an Kulturdenkmälern, Parks, Plätzen, Suqs, sehenswerten Gebäuden usw. und der Beschilderung von thematischen Rundwegenist die Orientierung für Touristen wesentlich erleichtert worden. Der Circuit „Monuments et Souks“ – ausgehend vom Bab Boujeloud, vorbei an den wichtigsten historischen Gebäuden und interessantesten Souks – ist z.B. mit dunkelblauen Sternen markiert. Am Place R’sif steht vor der Moschee eine große Infotafel mit einem Stadtplan,auf dem die Rundgänge eingezeichnet sind. Einen Stadtplan mit den eingezeichneten „circuits touristiques“ gibt es u.a. am Bahnhof zu kaufen.
ma16_033 ed
Eingang zur Moschee Sidi Ahmed Tijani
Wer Fès gründlich kennen lernen möchte, der sollte sich den bebilderten Stadtführer „Fès. Guide des circuits touristiques thématiques“mit einem guten Plan der Medina besorgen (Edition ADER-Fès 2005). Darin sind die Stationen der sechs thematischen Rundwege in der Medina und in Fès el-Djedid ausführlich erklärt.
Für individuelle Rundgänge in und um die Medina ist zudem „Fès de Bab en Bab. Promenades dans la Medina“von Hammad Berrada sehr zu empfehlen. Das Buch enthält einen hervorragenden farbigen Stadtplan und beschreibt mit guten Skizzen sämtliche Sehenswürdigkeiten in der Medina.
Wer sich für das traditionelle Handwerk von Fès, die Stadtentwicklung und das Leben in der Medina interessiert, sollte sich das Buch von Prof. Eugen Wirth und Prof. Anton Escher „Die Medina von Fès“in einer Bibliothek ausleihen (Fränkische Geographische Gesellschaft 1992, leider vergriffen). Dem Buch ist ein Plan beigelegt, in dem jede einzelne Gasse von Fès el-Bali erfasst ist.
Schlepper, Nepper und Faux Guides
Viele Reisende empfinden einen Aufenthalt in Fès immer noch als anstrengend.Im Gegensatz zu Marrakesch, wo das Unwesen von Schleppern und Faux Guides (nicht-autorisierte Führer) weitgehend eingedämmt wurde, bleibt man in der Altstadt von Fès meist nicht lange allein. Aufdringliche Kinder und Jugendlichebieten sich als „Helfer“ an und lassen sich nur schwer abschütteln. Behalten Sie die Nerven, ignorieren Sie die „Hilfsangebote“ und drohen Sie notfalls mit der Touristenpolizei – das wirkt immer, denn Fremde ohne Lizenz zu führen, ist bei Strafe verboten.
Den ersten Bummelin der Medina von Fès unternimmt man am besten mit einem autorisierten Führer(s.u.), der nicht nur einen interessanten Einblick in diese kulturell so reiche Stadt bietet, sondern auch unwillkommene Begleiter vom Leib hält. Ansonsten bleibt nur Gleichmut und Geduld. Es versucht eben jeder, ein bisschen Profit aus dem Tourismus zu schlagen. Als kleine Verschnaufpause vom Trubel in der Altstadt empfiehlt sich ein Spaziergang im Jardin Jnane Sbil (vgl. „Sehenswertes“).
Читать дальше