Gerhard L. Durlacher - Tetralogie des Erinnerns
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Durlachers preisgekrönte autobiografischen Schriften sind von «bitterer Präzision und schockierender Eindringlichkeit». (Neue Zürcher Zeitung)
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In München werde ich acht Jahre alt. Mein Vater war dort schon vorher in Geschäften. Wir sind ihm nachgereist. Aus dem Fenster des Hotels Metropol sehe ich das Getümmel auf dem Platz vor dem Bahnhof. Die Straßenbahnen, mir aus meiner Geburtsstadt unbekannt, klingeln und machen ein Feuerwerk mit ihren Bügeln. Immer wenn ich Mutter frage, warum wir nie damit fahren, antwortet sie ausweichend, bis ich aus Gesprächsfetzen während des Frühstücks begreife, daß der öffentliche Verkehr für Juden riskant ist. Die Braunen werden manchmal sehr grob und unverschämt, und Mutter hat Angst, daß uns etwas zustoßen könnte.
Im Frühstücksraum ist hinten in einer Ecke ein Tisch für uns gedeckt. Der Ober, den Vater schon seit Jahren kennt, nickt nur. Er bringt den Honig und das Vierminuten-Ei, als die anderen Gäste den Saal schon verlassen haben, und sagt leise, plötzlich vertraulich: »’s Maul muß i halt’n, i darf Sie nit mehr kennen.« Vater senkt den Kopf und murmelt, er verstehe das. Mit besorgtem Gesicht macht er sich auf und geht seinen Geschäften im Zentrum der Stadt nach.
In der dunklen Wohnung einer Tante, die ich nur aus den Erzählungen von Oma kenne, treffen wir uns Stunden später. Bis dahin gehe ich mit Mutter durch windige Geschäftsstraßen und stehe staunend vor Schaufenstern mit vielen Märklin-Eisenbahnen, die mit großer Geschwindigkeit durch Tunnels und an bayrischen Spielzeugdörfern entlang fahren, gezogen von großen Dampflokomotiven mit echten Tendern. Die grünen und roten Waggons winden sich wie glitzernde Schlangen durch die Berglandschaft, und atemlos, die Stirn gegen die kühle Scheibe gepreßt, verfolge ich ihren Lauf. Diese Schätze sind für mich unerreichbar, aber ein schöner Trostpreis fällt mir zu. Stolz trage ich mein Geburtstagsgeschenk am hölzernen Griff, einen echten Märklinbaukasten mit Rädern, Platten, Verbindungsleisten, Bolzen, Muttern und glatten Stäben.
Auf dem glänzend polierten Tisch in Tantes düsterem Eßzimmer packe ich, auf dem harten Sitz eines mit Leder bezogenen Stuhls kniend, mein Festgeschenk aus. Vater kommt herein. Mit abwesendem Blick betrachtet er das Spielzeug. Sein Gesicht ist weiß. Kaum hörbar, heiser, ohne einen von uns dabei anzusehen, sagt er: »Mein ältester Kunde hat mich vor die Tür gesetzt, aus Feigheit oder noch Schlimmerem.«
Auf dem Weg zu Moische Schwarz und seiner koscheren Gaststätte, wo Vater während seiner Studentenzeit oft gegessen hat, klärt sich sein Gesicht auf. Er erzählt Anekdoten über Moische, den polnisch-jüdischen Gastwirt, der seine Gäste auf Jiddisch lobt, wenn sie die Teller leergegessen haben. Sein »Minnischt werden gepitzt« (muß nicht mehr geputzt werden) klingt von zu Hause her vertraut, wo Vater es bei Tisch oft scherzend zitiert hat.
Die Gaststätte von Schwarz ist ganz anders, als ich sie mir vorgestellt habe. In einer großen Wohnung im Obergeschoß, wo drei Zimmer ineinandergehen, stehen mit weißem Damast gedeckte Tische, darauf große Porzellanteller und schwere Messer und Gabeln. Leinenservietten, so groß wie Schürzen, liegen neben dem Besteck; einige der Gäste, denen der Schweiß auf der Stirn perlt, haben sie zu Eselsohren um den Hals gebunden.
Große silberfarbene Terrinen mit dampfender Nudelsuppe stehen auf den Tischen, und Moische, ein kleiner dicker Mann mit einem Käppchen auf den schwarzen Locken, freundlichen runden Kohlenaugen und einer Fleischerschürze vor dem Oberhemd, fischt für mich zwei große Klöße aus der Schüssel, weil heute mein Geburtstag ist. An der Tür hat er Vater wie einen wiedergefundenen Sohn umarmt und mich gelobt, daß ich schon so groß bin.
Immer wieder setzt er sich auf den vierten Stuhl an unserem Tisch, und wenn einer der Gäste ihn dringend ruft, macht er eine beschwichtigende Handbewegung und sagt: »Schoyn, schoyn.«
Erregt diskutieren die Gäste miteinander, drehen sich halb um, reden mit den Nachbarn am Nebentisch und stellen Fragen an uns. Sooft er Zeit dazu findet, redet Moische auf meine Eltern ein. Ich versuche die krummen deutsche Sätze zu entwirren und gähne vor Müdigkeit.
Als nach der schweren, süßen »Birnen-Kugel« sich Zigarrenrauch mit dem Kaffeeduft vermischt, höre ich wie von ganz fern seine Stimme, die sagt: »Ihr seid meschugge, wenn ihr bleibt in diesem Land.«
Der Name Effie David summt durch meinen Kopf. Mia reist nach Amerika, um dort zu heiraten. Die Eltern reden von Effie David wie von jemanden, den sie von dort erwarten. Ist es die Tochter meines Großonkels, Großvaters Bruder, der Arzt in New York ist? Warum sollte er sie nach Deutschland schicken?
Mit meiner Frage, wie alt sie sei, bringe ich Mutter zum Lachen. Es handelt sich nicht um ein Mädchen, sondern um ein offizielles Schreiben. Der Großonkel muß es unterschreiben, damit wir die Erlaubnis bekommen, ins sicher-ferne Nordamerika auszuwandern.
Die Abbildungen der riesigen Hochseeschlösser mit hunderten von Bullaugen und Fenstern in langen geraden Reihen übereinander, die gigantischen schiefen Schornsteine, vor denen winzige Menschlein sich wie Mücken auf den Oberdecks ausnehmen, die schlanken Buge mit den weiten Nasenlöchern für die Ankerketten bewundere ich jedesmal, wenn wir auf dem Weg zum Kurhaus am Schaufenster des Reisebüros vorbeigehen. HAPAG steht mit großen Buchstaben auf dem Aushängeschild, und auf der Karte des Ozeans, der Europa von Amerika trennt, sehe ich an den dünnen schwarzen Linien, wo diese Riesen fahren. Wenn Opas Bruder uns ein Affidavit schickt, werden wir vielleicht auch zu den Passagieren gehören und meine Phantasiebilder werden Wirklichkeit.
Vater öffnet die große Glastür des Reisebüros, als sei es selbstverständlich, daß wir hineingehen.
Innerlich jauchze ich, halte aber meine Worte zurück. Mutter drückt aufgeregt meine Hand.
Hinter der hohen, hölzernen Theke, auf der unter Glas noch weitere Karten mit einem Wirrwar von Linien liegen, steht ein Herr in einem eleganten karierten Anzug und mit Pomade in den blonden Haaren. Er spricht zu Vater über Schiffe und Geld, über Papiere und Genehmigungen, und Mutter hört zu, um kein Wort zu verpassen.
Von dem Plakat mit dem bärtigen Seemann, der mit beiden Armen den Erdball umspannt, von den kleinen Frachtschiffen, vor allem aber von dem Modell des Ozeandampfers, an dem alles richtig dran ist, sogar das Schwimmbad und die Rettungsboote, vermag ich die Augen kaum abzuwenden.
Nur unter stillem Protest gehe ich wieder mit nach Hause und möchte unbedingt wissen, ob und wann wir fahren werden.
Abwechselnd klopfen die Eltern an Omas Tür und rufen leise oder laut, flehend oder eindringlich »Mutter« und »Mutter, mach auf«. Dann legen sie das Ohr an das glatte weiße Paneel und gebieten mit der Hand Stille.
Panik überkommt mich und weinend schreie ich: »Oma, Oma.« Senta erschrickt und bellt laut und durchdringend. Vater brüllt: »Ruhe«.
Klickend wird das Schloß von innen geöffnet und in der Tür steht Großmutter im langen weißen Nachthemd. Das graue Haar fällt ihr offen auf die Schulter, ihre Augen sind starr, die Lippen des gebißlosen Mundes verstört zusammengekniffen. Mutter sieht sie mit tränenüberströmten Gesicht an. Vater überhäuft Oma mit Vorwürfen. Sie geht zum hohen Holzbett zurück und, barfuß auf der Kante sitzend, bricht sie in heftiges Schluchzen aus. Feige fliehe ich in den Gang zu Senta. Noch nie habe ich Oma so gesehen.
Klagen und Anschuldigungen schwirren im Zimmer hin und her, ein Gewirr weinerlicher Stimmen: »Ich will nicht nach Übersee ...« »Das ist das beste ...« »Nicht so weit weg ...« »Du bringst uns alle in Gefahr ...« »Nicht zu ihr nach Holland ...« »Du mußt dich endlich anpassen ...« »Egoist ...« »Tyrann ...«
Die Badezimmertür trennt mich von dem Kreischen und Schimpfen. Mein Spiegelbild öffnet den Mund und fragt: »Wo werden wir hingehen?«
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