Gerhard L. Durlacher - Tetralogie des Erinnerns

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Wie war die Kindheit eines jüdischen Jungen im Nationalsozialismus? Wie war es möglich, nach dem KZ als Jugendlicher das Leben neu zu beginnen? Wie war das Leben nach dem Überleben?
Durlachers preisgekrönte autobiografischen Schriften sind von «bitterer Präzision und schockierender Eindringlichkeit». (Neue Zürcher Zeitung)

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Alles an unserem Gast ist schwarz. Der Name – er heißt Schwarzschild –, das lange Haar, die Augen und die runden Brillenränder. Der schlotternde Wintermantel, den er selbst im Zimmer anbehält, aber auch sein Anzug, die glänzenden großen Schuhe und der Schlapphut. Seine Äußeres flößt mir keine Angst ein. Trotz der schwarzen Worte, die ich nur zum Teil verstehe, ist er gutmütig, sogar freundlich. Eine traurige, zahme Krähe.

Vater könnte vielleicht seine Stelle in einer Fabrik in Chemnitz bekommen, denn er selbst geht fort, weit weg nach Übersee, er sieht schwarze Wolken aufkommen. Bei Tisch bittet er Vater, die Stelle abzulehnen und bald seinem Beispiel zu folgen.

In den Zeitungsstapeln, die neben seinem Stuhl wachsen, liest er täglich stundenlang. Nur das Röcheln der schwarzen Pfeife und das knisternde Umwenden der Blätter unterbricht die Stille im Zimmer bis zu dem Augenblick, in dem er aufspringt und meinen Eltern eine Passage in einer Zeitung zeigt oder vorliest, wie Hitler und Goebbels Gift und Galle über die Juden speien.

Nach seiner Abreise, als das Gästebett und die Zeitungen fortgeräumt sind, bleiben wir niedergeschlagen zurück und Vater nennt ihn Jeremias.

Der nächste Gast ist blond wie Siegfried aus dem Nibelungenlied. Keine Spur von Trübsal. Er sei Parteimitglied, sagt Vater, habe aber nichts gegen Juden.

Dem neuernannten Direktor der Fabrik in Mutters sächsischer Geburtsstadt hören meine Eltern zu wie einem gestrengen Lehrer. Sie nicken eifrig, als er ihnen den Vorschlag macht, Vater in Holland als seinen Stellvertreter anzustellen.

Als sein Mercedes brummend vor unserem Haus anfährt, winken sie ihm vor der Haustür hinterher wie einem abreisenden Freund.

Ich schaue ihm von oben nach und weiß, wohin wir gehen werden.

Sonntag um Sonntag sitzen wir bei alten Onkeln und Tanten am Tisch. Überall dieselben Gespräche, überall Zimtsterne und überall lange Umarmungen, Tränen und gestammelte Abschiedsworte. Großmutter will ihre Brüder und Schwestern noch einmal sehen, und die Orte, die sie aus ihrer Mädchenzeit kennt. Vater, der sonst nicht besonders für die Familie schwärmt, ist jedesmal blaß und traurig. Die alten Leute in den engen Stuben mit dem glattgebohnerten Linoleum und den fleckenlosen Spitzendecken sind auch ein Stück von ihm, nur Mutter sitzt ein wenig verloren daneben.

Der Großonkel in Rastatt hat sein letztes Vieh für einen viel zu niedrigen Preis verkauft, um seinen Sohn Walter auf die Insel Zypern schicken zu können. Stolz, mit tränenrauher Stimme, zeigt er eine Ansichtskarte, auf der die Insel abgebildet ist wie eine Hand, die mit ausgestrecktem Finger nach Osten zeigt, nach Palästina, nach dem Gelobten Land.

Sie steht schon in der Tür, als unser Auto vor dem Haus zum Stehen kommt, und versucht noch rasch die Schürze abzubinden. Wir alle bekommen einen dicken Kuß und ich werde umarmt, bis ich keine Luft mehr kriege. Oma kann kein Wort hervorbringen.

Um meine Großtante hängt der Duft von süßem Gebäck. In der »guten Stube« steht eine große Kaffeekanne, darum herum selbstgebackene Torten und das Festtagsservice.

Als meine beiden Vettern mit ihrer Schwester Selma hereinkommen und uns begrüßen, ist das Zimmer plötzlich voll.

Alle versuchen sich normal zu verhalten, stellen Fragen im bäurischen Dialekt von Freistett, aber immer wieder zerreißen Löcher der Stille das Gespräch. Dann klirren die Tassen und nur das Kauen des krümeligen Gebäcks ist zu hören.

Allmählich löst sich das Unbehagen und meine Vettern wagen, nach unsere Abreise zu fragen. Tante wendet das Gesicht ab, um die Tränen zu verbergen. In der Ferne gellt die Dampfpfeife der kleinen Bummelbahn. Die kleinen Fenster, die auf die staubige Hauptstraße des Dorfes hinausgehen, werden plötzlich verdunkelt durch die schwarze Lokomotive mit den zwei Holzwaggons, die dicht an den Häusern vorbeifährt. Die Tassen tanzen auf den Untertassen. Das Rumpeln und das durchdringende Gellen der Zugpfeife übertönen das Gespräch.

Selma erklärt mir das Dominospiel, aber nach kurzer Zeit ziehe ich die Gesellschaft meiner Vettern vor, die mir die Ziegen und Hühner auf dem Hof zeigen.

Vom Dachboden aus, wo das Heu aufgestapelt ist, höre ich weit unten Mutter ängstlich rufen. Durch den herzförmigen Ausschnitt der Aborttür hinter dem Hühnerstall ruft sie um Hilfe, denn ein großer Hahn versperrt ihr den Weg zum Haus. Schmunzelnd befreit meine Großtante sie und auf einmal ist die Traurigkeit verflogen.

Auf dem Rücksitz von Vaters dunkelblauem Adler kniend, sehe ich meine Verwandten kleiner, immer kleiner werden, bis sie in einem Schleier von aufgewirbeltem Staub unsichtbar geworden sind.

Die Fahrt zur eisernen Rheinbrücke bei Kehl ist kurz, aber die Angst dauert lang. Vor der Auffahrt stehen sie in ihren grünen Uniformen, mit Stahlhelmen oder steifen grünen Mützen.

Großmutter keucht vor Aufregung und bekommt von Mutter einen Löffel durchdringend stinkender Baldriantropfen.

Der barsche Befehl zum Aussteigen ertönt. Oma darf sitzenbleiben. Auf einem langen Holztisch mit Metallkanten nimmt einer der Beamten alle Fläschchen und Tiegel aus dem ledernen Toilettenkoffer und schraubt die Deckel ab. Er schnüffelt in Vaters Papieren und befiehlt den Eltern, zur Leibesvisitation ins Zollgebäude zu gehen.

Ich warte beim Koffer und stottere vor Angst, als ein Stahlhelm mich fragt, was ich bei mir habe.

Schweigend, mit blassen Gesichtern kehren sie zurück. Im Auto herrscht Totenstille, als wir die Schlagbäume passieren. Erst drüben, wo die französischen Zöllner stehen, höre ich wieder ihren Atem, als hätten sie ihn die ganze Zeit über angehalten. Oma öffnet die Augen und streichelt meine Hand.

Die schnurrbärtigen Grenzer in Dunkelblau mit roten Litzen gucken flüchtig in die Pässe. Einer überschüttet Mutter mit einem prasselnden Wortschwall, bis ihr aufgeht, daß er den Inhalt des Kofferraums kontrollieren will. Als er Großmutter auf dem Rücksitz sieht, winkt er belustigt ab: »Laßt nur«, und bedeutet uns, den Weg fortzusetzen.

Beim Schilderhäuschen schwenkt ein alter Mann seinen Regenschirm wie einen Scheibenwischer hin und her. Grinsend begrüßt er uns und zieht mit Schwung den schwarzen Filzhut vor seiner Schwester. Mit einem feuchten, vom Zigarrenrauch vergilbten Schnurrbart küßt Onkel Edward uns auf beide Wangen und hält Großmutter noch länger fest als uns. Mit ihm fährt sie vor uns her nach Straßburg hinein. Fachwerkhäuser und Kathedralen, geräumige Plätze und bewachsene Ufer ziehen wie im Traum an mir vorüber. Vor einem Restaurant, das Crocodile heißt, halten die Autos an. Ein Franzose mit einem großen dunklen Barett, ein Vetter, den ich nicht verstehen kann, wartet dort auf uns.

Im Gänsemarsch gehen wir durch große dunkle Säle, auf dicken Teppichen an vornehm speisenden Gästen vorbei, die leise redend oder in andächtiger Stille vor ihren Tellern und Gläsern sitzen. Ein steinernes grünes Krokodil spuckt plätschernd Wasser in einen Brunnen. Der Geschäftsführer verbeugt sich wie ein Klappmesser vor meinem weißhaarigen Onkel und führt uns zu einer abgeschirmten Ecke in einem von kleinen, weißgrünen Scheiben erhellten Saal. Das reihenweise aufliegende Silberbesteck und die Weingläser neben jedem Teller außer dem meinen verheißen eine lange, langweilige Sitzung.

Nachdem der Kellner die Gläser gefüllt hat, hebt Onkel Edward feierlich das seine und spricht mit feuchten Augen von Freiheit und Wiedersehen, von seinen Schwestern und Brüdern, von Verdun und »les Boches«, die Frankreich schon Mores lehren wird.

Vetter Rolf ist sparsam mit Worten. Erst nach der langen Mahlzeit, als Zigarrenrauch und Schlaf mir in den Augen brennen, höre ich von weitem, wie Vater ihn bittet, etwas für uns nach Holland zu bringen.

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