Sabine Michel - Die anderen Leben

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Wenn der Staat DDR kritisiert wird, fühlen sich oft auch die Menschen kritisiert, die in ihm gelebt haben. Das macht Gespräche innerhalb von Familien über ihr Leben in der DDR so schwierig. Viele schweigen bis heute, doch in ihrem Schweigen wächst die Wut.
Auf Initiative der Filmemacherinnen Sabine Michel und Dörte Grimm wagen Kinder und Eltern aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen erstmals eine Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Diese Gespräche ermutigen, neu und ohne Vorwürfe miteinander ins Gespräch zu kommen. Zugleich helfen sie, aktuelle politische Entwicklungen in Ostdeutschland anders und besser zu verstehen, in dem sie den Blick öffnen für die Spätfolgen des Lebens in insgesamt drei politischen Systemen.

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»Du hast vorhin gar nicht richtig geantwortet: Was genau hast du gemacht damals in der DDR?«

Diese erneute Nachfrage überrascht Klaus-Dieter. »Annett, das weißt du doch: Ich war operativer Mitarbeiter im Bereich der Sicherung der Volkswirtschaft, also in der Abwehr gegnerischer Spionagetätigkeiten.«

»Und weiter?«

Er begreift, dass es seiner Tochter ernst ist. »Wir haben Patente und Technologien gesichert. Ich war zuständig für den Bereich Landwirtschaft. Das machte man vor allem mit IMs, die in neuralgischen Positionen in den Betrieben tätig waren.«

Annett fragt sachlich nach: »Wie viele IMs hattest du denn?«

»Zwanzig bis dreißig. Wie überall bei Geheimdiensten hatten wir auch Technologien …«

Seine Tochter unterbricht ihn. »Welche denn? Wanzen?«

Klaus-Dieter lässt sich das gefallen, aber man spürt, dass er diese Frage-Antwort-Situation, in der nicht er den Ton angibt, nicht gewohnt ist. »Ja, Abhörmikros, Funkaufklärung.« Dann fügt er noch hinzu: »Wie bei ›Das Leben der Anderen‹.« Und lacht.

Annett lacht nicht. Ihre Empörung über seine aktuelle Sympathie für Pegida scheint es ihr leichter zu machen, bestimmte bisher vermiedene Themen ihrer gemeinsamen Vergangenheit anzusprechen. »Ich habe dich früher oft gefragt, was du arbeitest. Wenn ich später dann über die Antwort nachgedacht habe, hatte ich immer das Gefühl, ich habe das nicht richtig kapiert.«

In der Schule muss Annett oft angeben, welchen Beruf ihre Eltern haben. Sie sagt dann nicht MfS, sondern Ministerium des Inneren. Irgendwie wissen alle, was das bedeutet, aber keiner spricht darüber. »Als dann nach der Wende immer mehr Informationen in die Öffentlichkeit gerieten, wie man in der DDR mit Andersdenkenden umgegangen ist … Ich fand das sehr belastend, was man über die Stasi nach dem Mauerfall alles gehört hat. Stimmt das? Ist das übertrieben? Was hast du davon gewusst? Diese Fragen haben mich beschäftigt, aber ich konnte sie nicht stellen. Sie haben alles infrage gestellt.«

Mitten in ihrer emotionaler werdenden Unterhaltung klingelt Klaus-Dieters Handy. Am Apparat ist die Frau, mit der er seit einigen Jahren zusammenlebt: Jutta. Klaus-Dieter schüttelt den Kopf, erklärt, dass das Gespräch noch nicht beendet sei. Dann steht er auf und geht nach draußen.

Annett hat vier Halbgeschwister. Drei aus der zweiten Ehe ihres Vaters und eins aus einer anderen Beziehung, die viele Jahre parallel zu dieser Ehe bestand. Mit der Existenz dieses anderen Halbgeschwisterkindes ist Annett erst vor ein paar Jahren konfrontiert worden. Im Leben ihres Vaters gab es immer Geheimnisse. Auch heute hat er Annett nicht gesagt, dass er Jutta in der Nähe abgesetzt hat, um sich danach mit ihr die Gegend anzuschauen. Er hat offenbar gedacht, dass es nicht so lange dauern würde, und muss sie nun vertrösten. Es ist still im Raum.

Annett überlegt, ob sie Jutta ins Haus bitten soll, doch Klaus-Dieter kehrt ins Zimmer zurück und setzt, ohne ein weiteres Wort über den Anruf zu verlieren, routiniert genau da an, wo sie aufgehört haben. »Ich habe meinen Job aus politischer Überzeugung gemacht, zu der ich heute auch noch stehe. Ich habe nie gegen Gesetze verstoßen. Geheimdienst ist das zweitälteste Gewerbe der Welt und da ist nicht alles schön. Die einen sprechen von Spitzeln, die anderen von IMs und wieder andere von V-Leuten. Die Grundlage der Geheimdienstarbeit liegt darin, dass ich Informationen aus Bereichen gewinne, wo ich gegnerische Aktivitäten vermute, und die bekomme ich nur über spezifische Mittel.«

Annett unterbricht ihn, ihre Wangen sind rot. »Was sind denn spezifische Mittel?«

Ihr Vater wirkt zunehmend ungeduldig. »Na, zum Beispiel Abhöraktionen. Mittels Wanzen, wie eben in ›Das Leben der Anderen‹. Wobei die Stasi ein Kindergarten war im Vergleich zu den Geheimdiensten heute. Das Thema wurde nach dem Mauerfall sehr politisiert, man brauchte einen Sündenbock. Das Ministerium für Staatssicherheit war Schild und Schwert der Partei, das Werkzeug der politischen Macht. Ich habe immer dazu gestanden.«

Annett fragt weiter: »Und wie war das mit den Inhaftierten, den getrennten Familien, den Ausgewiesenen?«

Fast beschwörend redet Klaus-Dieter nun auf seine Tochter ein. »Ich war dafür verantwortlich, dass keine Entwicklungsergebnisse abgeflossen sind durch Personen, die bestechlich waren. Ich hatte ein sehr selektives Personenumfeld. Mit Kultur oder Dissidentenbewegung hatte ich nichts zu tun. Während der Wende wurde ich das erste Mal direkt damit konfrontiert.«

Annett schaut ihn an. »Du sagst, es war humanistisch, und das widerspricht dem ja zutiefst.«

Ihr Vater lässt seine Hände laut auf die Tischplatte fallen. »Eben! Das war das Widersprüchliche, womit ich nicht klargekommen bin. Mit den Andersdenkenden, mit den Dissidenten, den Abweichlern, damit war ich in meinem Beruf nicht konfrontiert, ich hab das bestenfalls nur am Rande mitbekommen, das gehörte nicht in meinen Arbeitsbereich.«

Annett will nicht nachgeben. »Du hast aber mal gesagt, du wärst gern bei Markus Wolf gewesen!«

Klaus-Dieter wird lauter. »Weil das der eigentliche Geheimdienst war, der Auslandsgeheimdienst. Als Jugendlicher wollte ich eher das Abenteuer. Wir waren nur die Abwehrschiene. Abwehren von Gefahren für die Wirtschaft. Das war mein Job. Das ist nicht der klassische Geheimdienst. Aber da kam ich nicht ran. Ich hatte keine Beziehungen oder Empfehlungen dafür. Als ich dann nach Berlin ging, hatte ich für den Quatsch keine Zeit mehr. Gott sei Dank bin ich nie zum Einsatz gekommen.«

Annett hat ihre Strickjacke ausgezogen. »Wenn du all das, was man heute über die DDR weiß, mit Mauertoten, Stasiknästen, getrennten Familien und so weiter, bedenkst, würdest du heute wieder Schild und Schwert dieser Partei sein wollen?« Diese Frage hat sie noch nie gestellt.

Klaus-Dieter antwortet, ohne zu zögern. »Ich würde diese Tätigkeit genauso wieder machen, weil ich von der Richtigkeit der sozialistischen Wertewelt überzeugt bin. Was du gerade genannt hast, damit will ich mich nicht identifizieren.«

Annett wirkt fassungslos. »Aber musst du das nicht?«

Klaus-Dieter ist aufgesprungen und läuft im Zimmer hin und her. Dann bleibt er stehen. »Nein, das meiste wusste ich nicht, und als ich es dann zur Wende erfuhr, hat mich das auch aus der Bahn geworfen. Das muss man im Kontext mit der BRD und den anderen Großmächten sehen. Wir waren zwischen zwei Welten, eine extreme Form der Systemauseinandersetzung, und da hat die DDR verloren. Und damit war auch meine Arbeit umsonst. So ist das am Ende des Tages.«

Er steht jetzt am Fenster, sieht hinaus. Dreht sich um und schaut an sich hinunter.

»Heute habe ich mich integriert, um das Leben führen zu können, das meinen Vorstellungen weitestgehend gerecht wird. Ich kann meine Hobbies pflegen, kann durch die Weltgeschichte reisen. Ich kann das aber auch nur, weil ich einen Job habe, und den Job habe ich nur, wenn ich erfolgreich bin. Wenn ich mein Ergebnis nicht bringe, bin ich weg. Da fängt mich keiner auf. Und wenn ich die Klappe aufreiße, bin ich der Stasimann, der abgemahnt wird. Ich fühle mich geduldet.«

Klaus-Dieters Handy klingelt, er spricht nur kurz und legt auf. Annetts Frage hat er nicht beantwortet. Doch was er von sich erzählt, hat Annett noch nie gehört von ihm. Als ein in der DDR »Herrschender« – und damit Privilegierter – stellt er sich nun als das Gegenteil dar. Sie spürt, dass sie kaum zu ihm durchdringt. Jetzt scheint Annett ihren Gedanken nachzuhängen. Situationen und Verhaltensweisen ihrer Kindheit und Jugend stellen sich für sie heute anders dar.

»Ich hätte mir rückblickend gewünscht, ich wäre forscher gewesen, mutiger und frecher. Ich war sehr abgekapselt. Ich hab nicht viel infrage gestellt. Daran hätte ich gern was geändert. Ich war nie rebellisch. In der EOS habe ich zunehmend Gleichaltrige bewundert, für ihre Freiheit im Umgang mit sich selber, ihre Frechheit. Ich habe mir Kritik nie zugetraut: nicht, sie auszusprechen, nicht, sie zu denken. Kam mir oft auch nicht in den Sinn. Oder auch deren Art, sich zu bewegen, so eine Präsenz zu zeigen. Ich habe mich immer eher zurückgenommen. Ich war nie rebellisch.«

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