Theo starrte ihn noch ein paar Augenblicke lang an, dann schüttelte er sich. »Aber … ich habe schon einen Job.«
»Ich würde dich nur für zwei Wochen unter Vertrag nehmen«, sagte James. »Höchstens drei.« James spürte, dass Theo immer noch mit sich rang, aber er hatte noch ein Ass im Ärmel. »Natürlich verstehe ich, wenn das nicht möglich ist. Unabhängig davon möchte ich den Rainbow Houses auch die Gelegenheit bieten, als eine der Wohltätigkeitsorganisationen an diesem Abend teilzunehmen. Glaubst du, dass das Rehabilitationsprojekt deiner Großmutter davon profitieren könnte?«
Theo spuckte seine Rum-Cola aus. »Was?« Er kaute auf seiner Lippe herum. »Du willst, dass all diese reichen Penner Geld geben, um schwulen Kindern in Essex zu helfen?«
James hätte Theos Kommentar als Beleidigung auffassen können. Er hatte jedoch nicht das Gefühl, dass er ihn so gemeint hatte. James wollte ihm sagen, wie sehr ihm das Projekt wirklich am Herzen lag. Aber natürlich konnte er das nicht. Nicht wirklich. »Niemand sollte sich obdachlos oder verzweifelt fühlen, nur weil er wegen dem, womit er geboren wurde, nicht willkommen ist«, sagte er in gleichmäßigem Ton. »Ich habe derzeit keine andere LGBT-Wohltätigkeitsorganisation im Sinn, und nach der Ordensverleihung deiner Großmutter dachte ich, es sei eine wunderbare Gelegenheit, aus diesem Erfolg Kapital zu schlagen und das Programm auszuweiten.« Er bewegte sich leicht auf den Füßen. Obwohl er Jackett und Krawatte von vorhin abgenommen hatte, war er immer noch mit seinen neuen Schuhen bekleidet, und sie waren ein wenig eng.
»Oh, nun ja«, sagte Theo und nickte. »Das ist richtig. Es ist nicht die Schuld dieser Kinder, dass ihre Familien Wichser sind.«
»Genau«, murmelte James und freute sich, dass sie auf der gleichen Seite standen. Es amüsierte ihn, wie Theo sich nicht davor scheute, vor ihm zu fluchen. Die Jungs, mit denen er in der Armee gedient hatte, waren auch nicht schüchtern gewesen. Aber das waren eben Soldaten. In der zivilen Welt würden die meisten Menschen darauf achten. James mochte es, dass Theo nicht einmal zu bemerken schien, was er tat.
Theo räusperte sich. »Also müsste ich dir nur helfen, diese Veranstaltung zu organisieren«, sagte er.
James gelang es, nicht zu lächeln. Er spürte, dass er gewann.
»Ich nehme an, dass ich das genauso gut tun könnte wie die alltäglichen Dinge für Oma.«
»Genau«, sagte James ermutigend. »Das Schloss hat WLAN. Manchmal muss man sich an die Spitze eines Turms begeben, um es zu finden«, fügte er mit einem Lächeln hinzu, »aber es ist da, irgendwo.«
Theo zuckte mit den Schultern. »Solange du mich nicht hängen lässt, wenn wir wichtige Entscheidungen noch einmal überprüfen müssen … Wirst du lange vor dem Ball da sein?«
Ah. Er hatte es missverstanden. »Oh, nein«, sagte James und versuchte, sich nicht von der Besorgnis überwältigen zu lassen. »Ich dachte, dass wir eine Woche vor der Veranstaltung zur Burg gehen könnten, um alles persönlich zu regeln. Ich meinte, dass du von dort aus deine Arbeit für die Rainbow Houses fortsetzen könntest.«
»Warum?«, fragte Theo. Er schwenkte wieder sein Glas, aber es war jetzt mehr Eis als Getränk darin und es klapperte. »Der größte Teil der Organisation kann online durchgeführt werden. Ich müsste nicht bis zum eigentlichen Tag dort sein, wenn ich dich über E-Mails auf dem Laufenden halten würde.«
James schluckte und weigerte sich, sich aus der Fassung bringen zu lassen. »Ich bin nicht der Beste im Umgang mit E-Mails«, sagte er mit einem zuckenden Lächeln. »Außerdem werden wir alles in letzter Minute machen. Ich weiß es zu schätzen, dass du in der nächsten Woche per E-Mail mit den Auftragnehmern zusammenarbeiten kannst, um alles in die Wege zu leiten. Aber dann würde ich es vorziehen, wenn wir vor Ort wären, um den Ablauf zu beaufsichtigen.«
Theo schüttelte den Kopf. »Äh, ich will nicht unhöflich sein oder so, aber ich glaube nicht, dass ich das tun kann, tut mir leid.«
»Oh, nein«, sagte James. »Ich will mich nicht aufdrängen. Aber dies ist eine unglaubliche Gelegenheit. Willst du sie nicht in Betracht ziehen?«
Theo schürzte die Lippen. »Ähm …«
»Tut mir leid, Theo, ich habe ganz die Zeit … Oh!«
James drehte sich um, als Mrs. Smith durch die Hintertür aus dem Garten kam. Sie hatte einen Anzuchtkasten im Arm mit kleinen grünen Blättern, die aus jeder Zelle sprossen. Zumindest, bis sie einen Prinzen in ihrer Küche stehen sah, ihn fallen ließ und das Ganze in einer spektakulären Erdexplosion auf ihrem schönen sauberen Boden zerschellte.
Sie äußerte »Oh mein Gott!« und hielt sich den Mund zu, als sie in einen Hustenanfall ausbrach. »Eure Hoheit, ich … Was …? Theo?«
Theo war bereits an ihre Seite geeilt und über den Dreck gehüpft, um seinen Arm um ihre Schultern zu legen. »Es ist okay, Oma«, sagte er. »Es ist alles in Ordnung. Prinz James wollte nur mit mir über etwas reden, aber es ist nicht wichtig.«
Mrs. Smith blinzelte, als sie ihren Husten unter Kontrolle bekam. »Nicht wichtig?«, wiederholte sie. »Theo, er ist ein Prinz. Ich weiß, du bist vielleicht jung, aber ich kann dir sagen, wir hatten noch nie einen Adeligen in Becontree.« Sie schaute zu James und schaffte es, ein unsicheres Lächeln aufzusetzen. »Es muss wichtig sein.«
James lächelte sie an, trat näher und reichte ihr die Hand. Er nahm eine der ihren in seine und umklammerte sie sanft. »Das ist es«, sagte er warm. »Es tut mir schrecklich leid, Sie erschreckt zu haben. Bitte lassen Sie mich Ihnen helfen, das Chaos zu beseitigen.«
Mrs. Smith winkte ab und wackelte von den beiden jungen Männern weg, die sie festhielten. »Ist schon in Ordnung. Theo, hast du ihm eine Tasse Tee angeboten? Er sagt, er sei wegen etwas Wichtigem hier.«
»Das habe ich als Erstes getan«, versicherte Theo ihr. »Aber dann hat er stattdessen ein Bier getrunken. Er, ähm, sagt, er möchte, dass Rainbow Houses an einer Wohltätigkeitsballsache beteiligt wird.«
James lächelte ihn und seine Großmutter an. Obwohl Theo viel Feuer in sich hatte, war er offensichtlich unsicher, wie er sich in seiner Gegenwart verhalten sollte. Wieder einmal seufzte James innerlich über all die Hindernisse, die ihm bei seiner Geburt in den Weg gelegt worden waren. Aber wenn sein Titel nicht wäre, würde er Theo niemals diesen Job oder die Chance bieten können, von der die Wohltätigkeitsorganisation seiner Großmutter so umfangreich profitieren würde.
James nahm sein Bierglas und setzte sich neben Mrs. Smith, die ihn mit eulenartigen Augen beobachtete. »Es stimmt, dass ich eine Gelegenheit für Rainbow Houses habe, von der ich sehr hoffe, dass Sie sie annehmen«, sagte er zu ihr. »Aber nachdem wir uns heute Morgen getroffen haben, habe ich einen befristeten Vertrag für Theo.«
»Ihr habt euch bei der Zeremonie getroffen?«, fragte Mrs. Smith skeptisch. Sie warf einen Blick zu Theo, der sich an die Theke neben dem Kühlschrank lehnte. »Das hast du nicht erwähnt?«
»Ich, ähm, habe es vergessen«, sagte Theo, aber täuschte damit niemanden.
Nachdem er gedacht hatte, Theo wäre wütend auf ihn, fühlte sich James nun durch das Missverständnis genauso beschämt wie er. »Ihr Enkel ist bescheiden, Misses Smith«, sagte er. »Ich habe ihn zufällig getroffen, als er nicht nur eine unbezahlbare Vase, sondern auch einen der verlorenen Hunde meiner Großmutter gerettet hat.«
»E-Euer …«, stammelte Mrs. Smith. »Theo, du hast einen Yorkie der Queen gerettet?« Sie sah aus, als würde sie gleich umkippen. »Verdammt, kriegt er dafür einen Orden?«
James kicherte. »Nein, aber um es kurz zu machen: Ich möchte, dass er mir hilft, einen Spendenball zu veranstalten, und Rainbow Houses zählt zu den Begünstigten.«
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