Byzantinisches Museum: Früher im Bischofspalast untergebracht, dann ins Gebiet hinter der Einkaufsstraße Logothéti umgezogen, präsentiert das Byzantinische Museum praktisch ausschließlich kirchliche Kunst des 15.-19. Jahrhunderts, darunter kostbare Ikonen und Messgewänder, üppig versilberte Kruzifixe und Gefäße, reich mit Gold und Silber verzierte Bücher etc. Lange geschlossen, hat das Museum seit einigen Jahren zumindest offiziell wieder geöffnet (Mo-Fr 10-14 Uhr; Eintritt 1,50 €); falls man dennoch vor verschlossenen Türen steht, lohnt sich eventuell eine Anfrage bei der Kirchenverwaltung um die Ecke.
Mitrópolis: Die große Kathedrale der Stadt, dem Heiligen Nikolaus geweiht, erhebt sich an der Platía Agiou Nikoláou, nur einen Katzensprung vom geschäftigen Treiben der Einkaufszone entfernt. Sie entstand zwar erst Mitte des 19. Jh. und birgt auch keine herausragenden Kunstschätze, ist aber innen recht üppig ausgestattet und sehr farbenprächtig mit byzantinisch inspirierten Fresken bemalt.
Stadtpark: Entstanden ist der kleine, aber sehr vielfältig mit Büschen und hohen Bäumen begrünte Park im 19. Jh. als Palastgarten des von den Türken eingesetzten, jedoch griechisch-orthodoxen Hegemonen. Der zugehörige Palast hat die Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs leider nicht überstanden. Der Park ist schon länger geschlossen. Wann die geplante Neugestaltung stattfindet und der Park wiedereröffnet wird, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.
Frische Produkte der Insel: Markt bei der Spyrídon-Kirche
Ágios Spyrídon: Schräg gegenüber dem Park steht die in üppigem Marmor gehaltene Kirche des Hl. Spyrídon, Stiftung des reichen Tabakhändlers Paschális aus dem Jahr 1909. Auch die Innenausstattung wurde überwiegend aus Spenden dieser Zeit bestritten; einige Ikonen sind allerdings älteren Datums. Stolz sind die Einwohner auf die geschichtliche Bedeutung der Kirche: 1912 wurde hier offiziell der Anschluss der Insel an Griechenland gefordert.
Rathaus: Nordöstlich der Kirche und direkt hinter dem Stadtpark gelegen, bildete das alte Rathaus zur Zeit der Autonomie den Tagungsort der Nationalversammlung. Ein Blick in das zu den Bürozeiten zugängliche Gebäude lohnt sich.
Archäologisches Museum
Die beste archäologische Sammlung von Sámos, gleichzeitig eine der schönsten Sammlungen dieser Art, die man auf griechischen Inseln überhaupt bewundern kann, verteilt sich auf zwei Gebäude im Umfeld des Rathauses.
♦ Tägl. außer Dienstag 8.30-16 Uhr. Eintritt 4 €, ermäßigt 2 €.
Neubau: Er wurde aus Mitteln der Volkswagenstiftung errichtet; bei der Einweihung war denn auch der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker persönlich zugegen. Ausgestellt sind hier Skulpturen aus dem Gebiet des bedeutenden, nahe Pythagório gelegenen Heiligtums Heraíon. Ein Plan dokumentiert die Ausgrabungsstätte, Erklärungen gibt es auch in deutscher Sprache. Zu den berühmtesten Exponaten zählt die (kopflose) Figurengruppe des Geneleos, entstanden um 560/540 v. Chr. und benannt nach dem Bildhauer, der sie schuf. Frontal stehen die verbliebenen Mitglieder der sicher wohlhabenden Familie zum Betrachter. Ursprünglich waren es, den Aussparungen im Sockel nach zu schließen, sechs Personen; ganz rechts außen und im Gegensatz zu den anderen liegend dargestellt, befand sich wohl der Vater, der auch der Auftraggeber gewesen sein dürfte. Den Höhepunkt der im Heraíon gemachten Funde bildet jedoch eine riesige Jünglingsstatue aus archaischer Zeit, ein Kouros. Wie alle Jünglingsfiguren (Kouroi) jener Epoche ist sie nackt, im Gegensatz zu den Mädchenfiguren (Koren), die immer bekleidet dargestellt waren. Eines aber hatten beide Geschlechter gemeinsam: Alle erhalten gebliebenen Köpfe tragen den Ausdruck eines feinen Lächelns.
Der kolossale Kouros von Sámos
Den linken Oberschenkel und den Arm einer offenbar riesigen Jünglingsstatue aus archaischer Zeit besaß das Museum schon lange. 1973 fand man auch den rechten Oberschenkel. Und 1980 bekamen die drei einsamen Körperteile aus dem 6. Jahrhundert vor Christus ein weiteres Mal Gesellschaft: Im Heraion stießen deutsche Archäologen auf den massiven Körper aus Marmor. Dem Aufstellen des Kouros stand jetzt eigentlich nichts im Wege; nur ein für diese Maße und Gewichte geeigneter Raum fehlte. Nachdem man den Boden um zwei Meter abgesenkt hatte, fand sich im Neubau des Museums ein Plätzchen. Allerdings musste dafür eine Mauer eingerissen werden, um den mächtigen Leib überhaupt ins Gebäude bringen zu können. 1984 folgte die nächste Sensation, als Grabungen auch den Kopf des Kolosses zutageförderten. Um ihn richtig zu platzieren, wurde diesmal die Decke des Raums angehoben ...
So steht er nun fast vollständig, der größte seiner Art auf der Welt, gute vier Tonnen schwer, fast fünf Meter hoch - und lächelt.
Altbau: Wie die Kirche des Hl. Spyrídon vom Tabakhändler Paschális gestiftetet und deshalb auch Paschálion genannt, birgt der Altbau des Museums eine Vielzahl kleinerer, dabei dennoch sehr bedeutender Stücke.
Im Erdgeschoss werden im Nordraum prähistorische, geometrische und archaische Funde ausgestellt; im Südraum stammen sie vor allem aus dem Heraíon des 6. Jh. v. Chr., als Sámos seine Blütezeit erlebte. Zu sehen sind außerdem kunstvoll gestaltete Gegenstände aus ägyptischen, persischen und orientalischen Werkstätten, die die vielfältigen Handelsbeziehungen der Insel verdeutlichen. Bereits ab dem 7. Jh. v. Chr. beeinflusste dieser rege Austausch die samische Kunst.
Importierte Kunstobjekte sind zusätzlich im Obergeschoss ausgestellt, darunter zahlreiche sehr schöne Stücke aus Zypern und aus Ägypten: Skarabäen, Katzen, Ibisse, Horusfalken und der füllige Fruchtbarkeitsgott Bes. Der Schwerpunkt im Obergeschoss liegt jedoch auf zwei besonders ungewöhnlichen und bemerkenswerten Sammlungen: Die eine umfasst sehr seltene Votivgaben aus Holz und Elfenbein, die sich im immerfeuchten, luftundurchlässigen Boden des Heraíon gut erhalten haben und durch ein spezielles Präparationsverfahren nach ihrer Entdeckung geschützt werden konnten. Die andere Sammlung zeigt zahlreiche Greifenköpfe, die an Weihkesseln und Haustüren des 8-6. Jh. v. Chr. angebracht waren und zur Abwehr von Bösem dienen sollten.
Felsinseln im Meer: Ausblick vom Kirchlein Profitis Ilías
Áno Vathí
Südlich oberhalb der Hauptstadt, an einem Hang zwischen zwei Hügelkuppen gelegen, war Áno Vathí ab dem Ende des 17. Jh. Ausgangspunkt der Küstenbesiedelung. Auch heute noch erinnert hier vieles an alte Zeiten, zeigt sich die Atmosphäre entspannt und fast dörflich. Ein Bummel durch das romantische Ensemble aus traditionellen Häusern, bunten Blumenkanistern, sehenswerten Kirchen und hübsch gepflasterten Treppengassen lohnt sich trotz des anstrengenden Aufstiegs, der vom Zentrum aus eine gute Viertelstunde in Anspruch nimmt. Einen Hauptplatz gibt es in Áno Vathí nicht, stattdessen vereinzelte, oft hübsch weinüberrankte Kafenía und Bars. In den engen, steilen Gassen kann man sich leicht einmal verlaufen, doch gehört dies zu einem Ausflug hierher fast dazu. Auffällig ist die Bauweise der Häuser, deren oberes Stockwerk, von Holzbalken gestützt, balkonartig den Grundriss überragt - so schuf man Wohnraum und ließ gleichzeitig Platz in den Gassen. Obwohl das ganze Gebiet unter Denkmalschutz steht, verfällt leider ein Teil der oft noch bis ins 18. Jh. zurückgehenden Bauten, doch werden auch wieder einige der alten Häuser restauriert.
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