Wanderung 7: Über die Pnakas-Quelle nach Vourliótes
Wanderung 8: Von Vourliótes nach Manolátes und Platanákia
Wanderung 9: Zur Höhlenkirche Ágios Antónios und zum Potámi-Strand
Wanderung 10: Zu den Seitáni-Stränden und nach Drakéi
Heraíon
Ephesus
Zeichenerklärung
Sámos
Sámos-Stadt (Vathí)
Unterwegs mit
Thomas Schröder
Jahrgang 1960, geboren in Nürnberg. Studierte Touristik in München und war schon seit frühester Jugend von Fernweh geplagt. Als ausgedehnte Interrailtouren und selbst eine halbjährige Weltreise keine dauerhafte Abhilfe schaffen konnten, entschloss er sich, die Passion zum Beruf zu machen. Sein erstes Buch (Sizilien) erschien 1991, und seitdem hat er kräftig nachgelegt. Wer ihn erreichen will, sollte es nicht in seinem Wohnort München versuchen, sondern in einer seiner bevorzugten Reiseregionen − zum Beispiel in Spanien.
Ein ehemaliges, zur Pension umgebautes Kloster war viele Jahre lang mein Anlaufpunkt in Sámos-Stadt. Das lag weniger an den nicht gerade komfortablen Zimmern als vielmehr an Spyros, dem philosophisch-freundlichen Pächter, der nachmittags nie ohne einen Frappé in der Hand anzutreffen war und seinen Gästen jederzeit gerne einen solchen eiskalten Nescafé mixte. Jetzt kommt Spyros nur noch privat nach Sámos, die Pension ist geschlossen. Doch die Erinnerungen bleiben: An die Abende bei klassischer Musik in dem nach Jasmin duftenden Innenhof des Klosters, an die weinseligen Ausflüge zu herrlichen Mezédes in der Oberstadt-Bar Ta Filarákia. Oder an den Tag, an dem ich, mit dem Motorrad unterwegs, am Straßenrand einige ausgesetzte Kätzchen fand und Spyros sofort seinen altersschwachen VW-Käfer in Marsch setzte, um die Tiere einzusammeln. Mittlerweile ist Spyros stolzer Besitzer eines roten Käfer-Cabrios ähnlichen Baujahrs, das er frech am Rand einer Fußgängerzone der Hauptstadt parkt. Wenn ich auf der Insel bin und er nicht da ist, lotst mich Kostas, bei dem ich jetzt immer wohne, mit meinem Mietwagen auf genau diesen Platz: "Spyros parkt da auch immer". Aber Parkplatz hin, Parkplatz her - natürlich würde ich mich freuen, bei der nächsten Reise wieder das rote Cabrio zu sehen und gleich auf einen Frappé bei Spyros vorbeizuschauen.
Orientiert auf Sámos
Die Insel im Profil
Sámos ist ...
♦477 qm Fläche
♦Nord-Süd-Erstreckung max. 19 km
♦Ost-West-Erstreckung max. 44 km
♦33.000 Einwohner
♦Hauptort Sámos-Stadt (etwa 8000 Einwohner)
... wie ein Delphin.
Wer die Umrisse der Insel betrachtet, kann tatsächlich den Meeressäuger entdecken. Dichter sehen den Kopf des Tieres im Westen, die Bauchflosse im Süden, im Osten die gegabelte Schwanzflosse. Prosaische Naturen interpretieren das Profil eher als plumpe Seekuh. Um welches Wesen es sich auch handeln mag: Es wendet sich vom Nachbarn Türkei ab und scheint fast verzweifelt von ihm wegschwimmen zu wollen ...
... Griechenlands acht-größte Insel.
Im Vergleich zu den anderen großen Inseln der Ostägäis mag Sámos klein erscheinen. Die Nachbarin Chíos misst fast das Doppelte, Lésbos knapp die vierfache Fläche. Dennoch besitzt Sámos mit seinen 478 Quadratkilometern eine respektable Ausdehnung. Liebhaber schöner Strände kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie Wanderer und Mountainbiker. Sámos lädt zu Entdeckungstouren ein.
... das fruchtbarste und grünste Eiland der Ägäis.
Landschaftlich ist Sámos ein Traum. Im Westen und in der Inselmitte erreichen die Gebirgszüge des Kérkis und des Ámpelos-Massivs Höhen von deutlich über tausend Metern. In den Wintermonaten fangen die hohen Gipfel die Regenmassen ein, die im Osten vom kleinasiatischen Festland heranziehen und für üppigen Niederschlag sorgen. Entsprechend kraftvoll sprießt vielerorts die Vegetation. Besonders im wasserreichen Norden, wo Platanenwälder, Zypressen, Pappeln, Obstbäume, vor allem aber Weingärten ein fast paradiesisches Grün hinzaubern. Nicht zufällig gilt dieses von schmalen Pfaden durchzogene Gebiet als das Wandereldorado von Sámos. Der von den hohen Berge abgeschirmte Süden der Insel dagegen ist wärmer, weniger windig und trockener - er wirkt mediterraner.
... der Türkei am nächsten liegend.
Der Osten glänzt dank der Nähe zur Türkei mit ungewöhnlichen Panoramen. Gerade mal 1,2 Kilometer trennen Sámos an der engsten Stelle vom kleinasiatischen Festland. Keine griechische Insel ist der Türkei näher, an vielen Stellen scheinen die Berge von Mykale nur einen Katzensprung entfernt. Da liegt ein Ausflug ins türkische Ephesus, die antike Metropole mit ihrem weltberühmten Grabungsgelände, buchstäblich nahe.
... das bestbesuchte Ziel in der Ostägäis.
Wohl weil der Tourismus hier vergleichsweise spät einsetzte, blieb die Insel von seinen negativen Begleiterscheinungen weitgehend verschont. Selbst die drei wichtigsten Orte konnten ihr Bild bislang fast unverändert bewahren, abseits dieser kleinen Zentren zeigt sich das Eiland ohnehin von seiner ländlichen Seite. Wer Ferienrummel und Animation sucht, ist auf Sámos nicht an der passenden Adresse, auch wenn sich mancherorts entsprechende Möglichkeiten finden.
... umgeben von Nachbarinseln, die Tagesausflüge lohnen.
Das wilde und urtümliche Ikaría, Foúrni, die Fischerinsel, oder Pátmos, die „Insel der Apokalypse“ - jede dieser Eilande hat ihren eigenen Charakter und wird mehrmals in der Woche mit der Fähre angefahren.
... ein Wanderparadies.
Für passionierte Wanderer ist Sámos ein wunderbares Ziel. Etwas Wandererfahrung ist aber vonnöten: Die Insel ist bergig, die Pfade sind oft schwer zu finden. Auch Kondition und Ausdauer sollte man mitbringen. Dann belohnt Sámos den Wanderer mit versteckten Schönheiten, mit Blumenmeeren im Frühjahr, mit sommerschattigen Platanenschluchten, malerischen Kirchlein, einsamen Stränden und weiten Panoramen. Immer neue Perspektiven öffnen sich, und oft reicht der Blick bis nach Kleinasien und zu anderen Inseln. Ein herausragendes, wenn auch anspruchsvolles Wandergebiet sind die Hänge an der Nordküste, an denen noch viele der alten Pflasterwege zwischen den Dörfern intakt geblieben, teilweise sogar markiert sind.
... auch kulinarisch eine Reise wert.
Was gibt es Schöneres, als direkt am Meer unter einer schattigen Tamariske zu sitzen, eine Portion frittierter Marídes (Kleinfische) zu essen und dazu einen selbstgemachten Hauswein zu trinken? Auf Samos gibt es zahlreiche solcher Orte zu entdecken. Die Auswahl an Restaurants und Tavernen ist groß, die fein gewürzten Speisen der traditionellen samiotischen Küche sind schmackhaft, die Preise günstig. Und die auf der Insel teils bis in 800 m Höhe angebauten Weine sind seit der Antike berühmt.
Zeugen vergangener Macht
Erlebnis Kultur
Einzigartige Baudenkmäler wie der Wassertunnel des Eupalinus und die Überreste des größten Tempels Griechenlands zeugen von einer Zeit, in der Sámos zu den reichsten Inseln in der Ägäis gehörte. In den Museen von Sámos lassen sich Artefakte aus dieser Zeit und aus früheren Epochen bis ins 6. Jahrtausend v. Christus besichtigen. Von der jahrhundertelangen (jüngeren) Tradition des griechisch-orthodoxen Glaubens erzählen die Klöster und teils ungewöhnlichen Kapellen der Insel.
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