Malu konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Geschieht ihr ganz recht, was Papi?«, flüsterte sie dem Pferd zu. Dann ließ sie ihre Hand langsam über den Pferderücken wandern und schlenderte die Stallgasse hinunter.
»Hol mich hier raus!! Sofort!«, kreischte Lenka, während sie den Kopf zwischen den morschen Holzbrettern herausstreckte und Malu wütend anstarrte, als hätte sie sie persönlich da runtergeschubst.
Malu stoppte ein ganzes Stück vor den Brettern der Bodenluke. Sie hatte nicht vor, Lenka da unten Gesellschaft zu leisten. »Du hast Glück, dass die Grube nicht mehr benutzt wird. Früher haben sie die Pferdekacke darin gesammelt«, sagte sie grinsend und streckte dem blonden Mädchen die Hand entgegen. »Komm schon, ich zieh dich raus.«
Angeekelt sah Lenka an sich herunter. Ihre durchgestylten Reitsachen waren völlig verdreckt. Sie griff mürrisch nach Malus Hand und stützte sich mit dem anderen Arm am Grubenrand ab. Ein Ruck und das Mädchen war oben.
»Du hast extra nichts gesagt, oder? Du wusstest doch genau, dass der Boden hier morsch ist«, zischte sie wütend. Tränen standen ihr in den Augen, als sie ihre teuren Reitsachen inspizierte. »Das zahl ich dir heim!«
Malu beschlich der Verdacht, dass es vielleicht doch nicht so schlau gewesen war, Lenka nicht zu warnen. Jetzt hatte sie eine Feindin auf Schloss Funkelfeld und noch dazu eine, die ihr Papilopulus streitig machen konnte!
In diesem Moment kam der vollbärtige blonde Mann in die Stallgasse gelaufen. »Was ist denn hier los? Lenka, hast du so geschrien? Wie siehst du denn aus?«
Von einem Moment zum anderen veränderte sich Lenkas Gesichtsausdruck zu einer weinerlichen Maske. »Papa, die hat mich hier runtergeschubst«, schniefte sie.
Malu sah sie ungläubig an. Das war ja wohl das Allerletzte! »Das stimmt doch überhaupt nicht ...«
Lenkas Vater drängte sich an ihr vorbei, um seine Tochter zu begutachten. Als er feststellte, dass die nicht ernsthaft verletzt war, sagte er beschwichtigend: »Das hat Malu bestimmt nicht extra gemacht. Ihr müsst wirklich besser aufpassen, Mädchen. Hier gibt es überall Gefahrenquellen.« Er warf einen kritischen Blick in das Dachgebälk, aber das sah eigentlich noch ganz stabil aus.
Dann wandte er sich Malu zu. »Ich habe eben mit Gesine gesprochen und die hat mir gesagt, dass du Sybills Pferd ... nun ja, übernehmen würdest ...«
Malu bekam plötzlich ganz schwitzige Hände. Nachdem der Tag so mies angefangen hatte, sollte jetzt doch noch alles gut werden?
Arno von Funkelfeld räusperte sich. »Ich meine, für Lenka ist das Pferd ja nichts.« Er hob entschuldigend die Arme. »Nicht, dass etwas mit dem Pferd nicht in Ordnung wäre, aber ich wüsste es ja schon gern in guten Händen und da wäre es ...«
Malu hing an seinen Lippen. Gleich würde er es sagen. Gleich! Aber Lenka hatte genauso schnell geschaltet. Wie bei einem Tennismatch schnellte ihr Blick zwischen ihrem Vater und Malu hin und her und plötzlich hing sie an seinem Arm. »Oooch, Papa, das stimmt nicht. Plopimotus bedeutet mir viel. Ich freu mich so, dass er jetzt mir gehört. Er gehört doch mir, oder?«, säuselte sie.
Verwirrt betrachtete Arno von Funkelfeld seine Tochter. »Aber du hast doch gesagt ...«
»Er ist doch das einzige, was uns von Oma geblieben ist.« Jetzt drückte sich diese Ziege doch tatsächlich noch ein paar Tränen aus den Augen! Wenn Blicke hätten töten können, wäre Lenka augenblicklich tot umgefallen.
»Ja, wenn das so ist ...«, sagte Arno von Funkelfeld und tätschelte seiner Tochter den Rücken, »dann musst du dich aber um das Pferd kümmern. Ich wäre die Verantwortung gerne los gewesen. Ich habe jetzt so viel anderes zu tun.«
»Danke, Papa, du bist der Beste.« Lenka fiel ihrem Vater um den Hals und warf Malu ein gehässiges Grinsen über seine Schulter hinweg zu.
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