1 ...7 8 9 11 12 13 ...18 «Trent und sein Vater haben Ihr Flugzeug sabotiert. Ich kann es beweisen.»
Am anderen Ende der Leitung entstand eine lange Pause. «Ich erhielt einige Nachrichten von Sarah, die recht aufgelöst klangen. Sie sagte, sie sei auf dem Weg nach Jerusalem. Ist sie irgendwie in Gefahr?»
«Herrgott.» Daniel rieb sich die brennenden Augen. «Wir müssen schnell handeln. Ich brauche Zugang zum Hangarvideo … und einen Insider, der mir helfen kann, einen Fall von internationaler Verschwörung zu bestätigen.»
«Sie sollten James Langham anrufen. Wir sind zusammen im Joint Intelligence Committee. Er war früher beim MI5 und verfügt über Mittel, von denen Sie und ich nur träumen können. Ich werde ihm ankündigen, dass Sie sich melden.»
«Seien Sie vorsichtig, was Sie sagen.» Daniel senkte seine Stimme zu einem Flüstern. «Wenn das funktionieren soll, dann darf niemand wissen, dass ich am Leben bin. Nicht einmal Sarah.»
Sein erstes Treffen mit James Langham fand in einer unscheinbaren Wohnung in Islington statt, wo Regierungsgrößen sich heimliche Rendezvous gaben. Langham entsprach nicht den Bilderbuchvorstellungen eines Mannes von Macht. Er hatte die Größe eines Jockeys, mit viel zu viel Fleisch für seinen Körperbau und einer Mähne aus zerzaustem, weißem Haar. Sein Anzug sah aus, als hätte er darin geschlafen, und der obere Knopf seines Hemds war geöffnet, um den rosafarbenen Speckrollen, die unter seinem Kinn hervorquollen, Platz zu schaffen.
Aber das Glitzern in seinen überwachsamen grünen Augen legte nahe, dass er die Jagd genoss. Und so war es auch.
Langham hatte schon über Trent Ashworths fragwürdigen Aufstieg ans Ruder von Judah Oil and Gas Bescheid gewusst, und auch darüber, dass sein Vater eine geheime Verabredung mit den Israelis zum Verkauf von Flugzeugabwehrsystemen und Informationen geschlossen hatte, eine Aktion, die leicht zum Krieg in der Region hätte führen können. Eine heikle Lage, die im Begriff war, sich zu einer deutlichen und augenblicklichen Gefahr zu entwickeln. Bis dahin konnte Joint Intelligence den Ashworths nichts Illegales anhängen, daher war Daniels Behauptung, Beweise über ihre kriminellen Aktivitäten zu besitzen, genug, um Langham dazu zu veranlassen, einen ganzen Tag voller Meetings abzusagen und nach Islington zu fahren.
Daniel spielte Langham das Video aus dem Hangar vor, das einen kahlköpfigen Techniker mit hellblauen Augen dabei zeigte, wie er an Sir Richards Flugzeug arbeitete. Es war derselbe Mann, der an Harry Ashworths – Trents Bruder – Maschine gearbeitet hatte, bevor deren Systeme bei einem Flug über Schottland ausgefallen waren. Dann erzählte Daniel Langham von dem Zeugen, der seine Geschichte untermauern würde, und beobachtete, wie sich die Lippen des beleibten Mannes zu einem schmalen Lächeln verzogen.
«Wenn es wahr ist, was Sie sagen, haben Sie der Krone soeben einen großen Dienst erwiesen.»
«Das mag sein, aber ich habe es aus anderen Beweggründen getan. Richard Westons Tochter ist in Gefahr. Sie ist in Israel und Trent Ashworth ist hinter ihr her. Ich brauche Ihre Hilfe, um zu ihr zu gelangen, bevor er es tut.»
Langham lehnte sich in seinem Ohrensessel zurück und klopfte die Finger aneinander. «Vielleicht gäbe es da etwas, das wir tun könnten.» Er studierte Daniels Gesicht für einen langen Moment. «Sagen Sie mir, Dr. Madigan, wie weit sind Sie gewillt, für Ihre Freunde zu gehen?»
Daniel spürte, dass ihn das Ganze etwas kosten würde. Aber was immer Langhams Preis war, er war bereit, ihn zu bezahlen. «Ich bin hier, nicht wahr?»
«Gut.» Langham sprang mit mehr Tatkraft aus seinem Sessel, als man ihm zugetraut hätte. Er ging zu einem Aktenschrank und holte eine Mappe heraus. «Weston sagt, man kann Ihnen geheime Informationen anvertrauen. Ich möchte Ihnen etwas zeigen.»
Daniel gesellte sich zu ihm an den Esszimmertisch. Langham öffnete die Mappe. Eine Reihe von Fotografien eingelagerter Artefakte kam zum Vorschein. Diese Gegenstände kannte Daniel gut. «Die Elgin Marmore.»
«In der Tat. Die Skulpturen und Friese des Parthenons, die Lord Elgin im frühen neunzehnten Jahrhundert nach England gebracht hat – Gegenstand vieler Kontroversen, wie Sie zweifelsohne wissen.»
Daniel nickte. Er war gut mit dem Wunsch der Griechen vertraut, die Objekte zu repatriieren, und glaubte, Sie hatten ein gutes Recht auf diesen Anspruch. Er entschied sich dafür, seine eigenen Überzeugungen aus dem Gespräch herauszuhalten, denn die Briten hielten unerschütterlich an ihrem Standpunkt fest.
«Ohne Zweifel eine unbezahlbare Sammlung», fuhr Langham fort. «Eine, die die Griechen gerne wiederhaben möchten. Wie es auch andere Kritiker innerhalb der internationalen Gemeinde tun, behaupten sie, dass Großbritannien kein Anrecht auf die Bildhauerei hat, weil sie ohne Erlaubnis weggebracht wurde.» Er blätterte zu einem anderen Foto um. «Das ist eine englische Auslegung einer offiziellen italienischen Übersetzung des originalen Fermans, der 1801 vom amtierenden Großwesir des Osmanischen Reichs ausgestellt wurde. Wie Sie wissen, beruht Lord Elgins Erlaubnis darauf, die Marmore im Namen seiner Majestät König George III. zu kaufen.»
Daniel kannte das umstrittene Dokument. Viele Wissenschaftler hatten seine Echtheit angezweifelt, weil es eine Übersetzung zweiten Grades war. Schlimmer noch, es gab Diskrepanzen zwischen dem englischen und dem italienischen Text, die einen noch größeren Schatten über den Kauf warfen. Die englische Version enthielt Änderungen, die den Briten gelegen kamen – zum Beispiel nannte sie Lord Elgins Sekretär als offiziellen Disponenten, während die italienische Version das nicht tat – und wurde letztendlich vom Parlament akzeptiert, wodurch der Anspruch der Krone legitimiert war.
«Natürlich behaupten die Griechen, dieses Dokument sei eine Fälschung. Sie pochen auf eine erneute Überprüfung beider Übersetzungen durch ein unabhängiges Organ und suchen nach Widersprüchen, die es ihnen erlauben würden, den Fall vor ein internationales Gericht zu bringen.» Langham presste die Lippen zusammen. «Es ist lächerlich.»
«Lächerlich oder nicht, es ist die Realität. Großbritannien kann nicht viel dagegen tun.»
«Es gibt eine Sache, die dem Disput ein für alle Mal ein Ende setzen wird: der originale, türkische Ferman, vom Großwesir selbst unterzeichnet.»
«Aber der ist nie gefunden worden.» Daniel zog eine Augenbraue in die Höhe. «Wenn er überhaupt je existiert hat.»
«Natürlich hat er existiert. Großbritannien hat diese Schätze auf rechtmäßigem Weg erworben und hat jetzt einen Anspruch darauf. Man glaubt, dass der Ferman während des Unabhängigkeitskriegs zerstört wurde, aber wir haben Grund zu der Annahme, dass er von griechischen Fanatikern gestohlen und über Generationen hinweg bewacht wurde.»
«Ich nehme an, Sie werden mir sagen, dass Sie wissen, wo er ist.»
«Wenn es nur so einfach wäre. Wir suchen ihn seit Jahrzehnten und wir sind recht nah dran – aber noch nicht ganz. Ich will es Ihnen erklären.» Er griff in den Schrank und zog eine weitere Mappe heraus. «Unsere Ermittlungen haben uns sprichwörtlich in einen ziemlich tiefen Kaninchenbau geführt. Wir haben die Spur eines Antiquitätenrings verfolgt, der angeblich griechische und ephesische Artefakte im Wert von mehreren Milliarden Dollar angesammelt hat, hauptsächlich auf unrechtmäßigem Weg.»
«Sie meinen Diebstahl.»
«Ganz recht. Schamloser Diebstahl sogar. Das Meiste davon geschieht unter der Nase der griechischen Behörden, die weder die Macht noch die Ressourcen haben, um es zu stoppen.»
«Welchen Beweis haben Sie dafür?»
«Ich will es Ihnen zeigen.» Langham zog einen Stapel Fotos aus der Mappe und warf sie auf den Tisch.
Daniel sah durch die Bilder, die Kisten in einem Warenhaus und Nahaufnahmen von deren Inhalt zeigten – Marmorskulpturen, klassische schwarzfigurige Töpferei, Schmuck aus Bronze und Gold. «Wo wurden die aufgenommen?»
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