Arezu Weitholz - Beinahe Alaska

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Eine Fotografin, 45, kein Partner, keine Kinder, keine Eltern mehr, geht auf eine Expeditionskreuzfahrt von Grönland nach Alaska. Sie ist froh, dass ihr Beruf es ihr erlaubt, «dauernd nach vorn zu sehen». Doch natürlich melden sich die nicht zu Ende gedachten Gedanken und offenen Fragen, irgendwo zwischen der Enge an Bord unter nicht ausnahmslos angenehmen Mitreisenden (wie Schriftsteller, die Buchclub-Schreibkurse geben, oder Influencer mit fragwürdigen Tischmanieren) und den kühlen Weiten der Arktis. Der Blick der Erzählerin auf die anderen, die Natur und sich selbst ist so hintergründig-witzig wie warmherzig-entlarvend. Als das Schiff vor der vereisten Bellotstraße kehrtmachen muss, mit neuem Kurs auf Neufundland, begreift sie nach und nach, dass der Trick manchmal gerade im Beinahe-Ankommen besteht, auf Reisen wie im Leben.

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Die Schiffsreise war ein Geschenk zum Hochzeitstag gewesen, erzählte George. Sie hatten sie von den Kindern bekommen. Agnes sei erst dagegen gewesen. Er würde das nicht mehr schaffen. George deutete auf sein Bein. Schaffen. Aber natürlich schaffte er das! Ja, sicher, es gab schon ein paar Möbel, die waren nicht für Leute wie ihn entworfen worden. Dieser braune Drehstuhl etwa. Ihm graute schon vor dem Aufstehen, aber das Schwanken des Schiffes kam ihm zupass. Dann ging es wenigstens allen so wie ihm, haha.

Ich lachte mit.

Einen Schlaganfall, den verkraftete man noch, sagte er. Zwei Schlaganfälle vielleicht auch. Aber drei, es war ein Wunder, dass nur eine Seite gelähmt war, und die auch nur unterhalb der Hüfte, es war ein Wunder »und die liebevolle Pflege Ihrer Frau«, wie die Ärzte meinten, da waren sich alle einig.

Ich fragte mich, ob man bei einem Schlaganfall auch einen Schlag bekam. Schlug eine Faust von innen an den Brustkorb, als wollte sie hinaus? Fiel man hintenüber, obwohl man stand? Kannte George dieses Gefühl? Wie sich alles zusammenzog, unter dem Hals, als wäre nicht mehr genug Platz im Brustraum? Wie es schlagartig kalt wurde? Jahrelang hatte ich angenommen, dass es Schicksalsschlag hieß, weil man diesen Schlag bekam.

George hatte ein Riesenglück, dass er eine so liebevolle Frau hatte. Und die Kinder, natürlich. Ob ich Kinder hatte?

Ich verneinte.

Kinder waren alles, sagte er. Das würde man eigentlich nur verstehen, wenn man selber welche hatte. Sie veränderten alles. Alles war schöner. Auch anstrengender. Man stand Ängste aus, das könne ich ihm glauben. Aber Kinder waren wirklich alles. Er könne mir nur empfehlen, welche zu bekommen.

Da war es wieder, das Kinderthema. Ich nickte mein Nicken. Das hatte ich in der Schule gelernt und in den Jahren darauf perfektioniert. Der Trick war, dass man langsam genug nickte. Zu schnell wirkte aufgesetzt. Aber auch nicht zu langsam, sonst erweckte man den Eindruck, man wäre geistig nicht ganz auf der Höhe. Es gab kaum Auswege aus so einem Gespräch.

Mit der brutalen Variante stieß man harmlose Stoffel vor den Kopf, wurde aber übergriffige Grobiane los: Ich hasse Kinder. Dann gab es meistens eine Pause, und danach war die Unterhaltung schnell zu Ende.

Weicher war: Ich mag keine Kinder. Ich wollte nie Kinder. Doch dann fragen sie einen immer: Och Gott, warum denn nicht? Wie das denn?, und dachten: Was ist denn mit der kaputt?

Die dritte Variante, die aber nicht garantierte, dass man in Ruhe gelassen wurde, war: Ich kann keine Kinder bekommen. Oder: Es hat nicht geklappt. Aber selbst da gab es Menschen, die nachfragten. Wie man es drehte oder wendete, Kinder waren nur dann ein Thema, wenn man selber welche hatte.

Doch genug von ihm, sagte George. Er würde mich ja langweilen. Aber ach, da kam sie ja schon.

Ich drehte mich zur Tür und sah die gute Agnes, eine Katastrophe um die sechzig mit schwarz gefärbtem, schulterlangem Pagenkopf, auf uns zusteuern. Sie trug eine braun-blaue Fleecejacke, graue Regenhosen und Wanderschuhe. Das blasse, rechteckige Gesicht zerteilte eine ebenfalls rechteckige schwarze Brille, ihre Mundwinkel hingen. Sie ging, wie ein Wagen der Straßenreinigung fuhr. Gerade, ohne anzuhalten. Sie grüßte mich nicht unbedingt freundlich, ihr Grunzen war eher auf der mürrischen Seite von unfreundlich.

Ich nahm es ihr nicht übel. Wenn man jemanden pflegte, saß man im Zug des Lebens mit dem Rücken zur Fahrtrichtung. Man sah nicht nach vorn, man schaute in die Welt des Abschieds, der Krankheit. Man sah Windelsorten. Dekubitus-Matratzen. Wundverbände. Rollatoren. Krankenhausparkplätze. Wartezimmerstühle. Man führte Gespräche mit Menschen, die man als Gesunder nie treffen würde. Andere Angehörige. Krankenschwestern. Pfleger. Sanitätshausvertreter. Wundverbandassistenten. Ein kranker Mensch färbte einem die Wäsche. Es war in etwa das Gegenteil vom Kinderhaben, dieses ständige gemeinsame Schauen ins Ende.

Ich lächelte. Agnes verzog keine Miene, dachte wohl, ich wolle mich lustig machen. Man sah mir nicht an, dass ich ihre Welt nur zu gut kannte. Sie musterte mich von oben bis unten wie jemand, der etwas nicht kaufen wollte, und sagte zu George, nun sei es aber höchste Eisenbahn, seine Spritze, was das denn solle, dass er hier unten rumsäße, mit jungen Damen plaudern könne er ja wohl auch zu Hause. Sie zog ihn aus dem Sessel. Er pfiff, schnaubte und keuchte. Sie ging einen Schritt zur Seite. Er angelte nach dem Stock, drehte sich noch mal zu mir um und sagte mit gepresster Stimme: »Einen schönen Abend noch!« Die gute Agnes stand bereits an der Tür. Sie pfiff nach ihm wie nach einem Hund und machte ein Zeichen, er solle sich beeilen. George humpelte schneller.

Ich packte meine Sachen zusammen und ging an Deck. Eine weiche Brise strich über mein Gesicht. Neben dem Schiff sah ich die Küste, ein rabenschwarz gefüllter Umriss in einer dunklen Welt. Ich atmete tief ein. Die Luft roch nach nichts.

Blattläuse

Ivittuut, Grönland

Ein Lichtstreifen schimmerte zwischen dunklem Meer und dunklem Himmel. Ich sah auf die Uhr, es war fünf Uhr morgens. Der Motor brummte, aber nein, es war nur die Lüftung. Als ich aufstand, spürte ich die Bewegungen des Schiffes, ein sanfter Hub. Ich zog mich an und ging nach oben.

An Deck klatschte mir eiskalter Wind wie ein feuchter Lappen ins Gesicht. Ich hielt mich am nächstbesten Geländer fest. Mit einem Rums fiel die Tür hinter mir zu. Böen zerrten an meiner Kapuze. Ich drückte mich die Treppe zum Oberdeck hoch, hangelte mich nach vorn und stellte mich in den Windschatten des weißen Häuschens am Bug. Langsam hob und senkte sich die Welt. Hoch und runter, wie in Zeitlupe, fuhr das Schiff aus der eiskalten Nacht in den eiskalten Morgen.

Ich stellte mir vor, wie der Wind die Spinnweben aus meinem Kopf pustete, das Archiv entstaubte und nicht fertig gedachte Gedanken, offene Fragen und sinnlose Enden mitnahm.

Es müsste möglich sein, Erinnerungen wegwehen zu lassen. Hier, liebe Windbö, auf diesen Moment kann ich verzichten. Könntest du bitte die Tränen mitnehmen und das Blut? Die Kälte der Fußbodenkacheln an meinem Gesicht? Den Ball aus rostigen Nägeln, der sich in meinem Unterleib drehte? Ich hätte noch eine ganze Reihe, aber diesen Moment, den nimmst du bitte zuerst, ja?

Ich war zu dünn angezogen, fror an den Beinen, und meine Nase lief, aber ich wollte nicht wieder in die Kabine, ich wollte hier stehen bleiben und durchweht werden und sehen, wie das Schwarz aufhörte, Schwarz zu sein. Es war gang und gäbe, dass man Babys verlor. Es war wichtig, darüber nicht wehleidig zu werden. Bald tauchten dunkelgraue Silhouetten auf, die Küste Grönlands. Es rauschte und brummte. Schwarz wurde zu Grau und langsam zu einem milchigen Weiß, in das jemand graues Farbpulver gestreut hatte.

Du musst unter Leute, hatte man mir gesagt. Immer nur allein, das tut nicht gut. Also hatte ich mir einen Schreibtisch in einer Büroetage gemietet. Von meinem Platz konnte ich einen Fetzen Himmel sehen, aber nur, wenn ich meinen Kopf drehte und mit dem Stuhl nach hinten kippelte, als wäre ich eine Topfpflanze auf der Suche nach Sonnenstrahlen. Diese Bewegung war so frustrierend, dass ich den Schreibtisch nach wenigen Wochen wieder aufgab.

Von Weitem hatte Ivittuut ausgesehen, als hätte jemand rote, gelbe und blaue Farbkleckse in den grauen Fels gemalt. Aus der Nähe erkannte man, dass die Farbe von den bunten Häusern abblätterte, die Zäune waren vom Wetter angefressen, das Holz war verrottet, die Fensterläden hingen schief, Scheiben fehlten, Dächer hatten Löcher.

»Ich will da hoch«, sagte die Dame mit den roten Haaren vom ersten Abend. Sie zeigte auf den Berg vor uns. Sie hielt einen dunkelbraunen Rucksack vor den Bauch und lehnte sich zurück. Ihre Pose erinnerte mich an einen Großgrundbesitzer. Ungeduldig trat sie von einem Bein aufs andere. Ihre Freundin oder Reisebegleitung schwieg. Die zwei sprachen mit österreichischem Dialekt, so viel hatte ich auf dem Tenderboot mitbekommen. Sie hatten sich als Einzige gestern Abend zum Essen schick gemacht. Schuhe mit Absatz, Schmuck. Lippenstift. Perlenkette. Vielleicht waren sie Freundinnen. Vielleicht eine Zweckgemeinschaft. Vielleicht war es ein und dasselbe.

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