1 ...6 7 8 10 11 12 ...20 Wie stark der Mensch zu Imagination fähig ist, beweist der Umstand, dass beinahe niemand im und für den Moment lebt, die Ironie des Lebens jedoch jene ist, dass das Leben nur im Moment stattfindet. Jedes Lied, jeder optische Reiz ist nur im Moment wahr-nehm -bar, das Gesamte ergibt sich aus der Erinnerung oder aus der Er- wart -ung des kommenden, scheinbar Vorhersehbaren. Und genau darin verharren die meisten, obwohl es sich dabei um virtuellen Raum handelt.
Würden wir nur einen Prozentsatz des Glaubens, der sich in uns eingenistet hat, und somit signalisiert, dass uns etwas fehlt, dafür aufbringen, dass wir daran glauben, dass wir ganz sind, könnten wir heil sein.
Je mehr wir wollen, desto mehr wissen wir aus Erfahrung, dass es nie genug sein kann und uns das, wonach wir streben, nicht befriedigen wird. Wer immer nach später strebt, ist nie im Moment und in Folge dessen nicht in seiner Mitte.
Wir sind das Produkt unserer Über- zeug -ungen und Glaubensmuster. Wir befinden uns im Sog der Dinge, von denen wir uns erhoffen, dass sie uns reicher, mächtiger und glücklich(er) machen und die sich doch nur als Trugbilder entlarven, da der Seelenfriede dort nicht zu finden ist.
Wir wissen gar nicht mehr, was wir wollen - meistens nicht einmal, was wir nicht wollen.
Wer nicht weiß, was er wirklich will, will alles.
Gönnen wir uns einige Minuten der Ruhe und Stille und konzentrieren wir uns auf unsere Mitte - versuchen wir, uns zu erspüren. Zapfen wir die nie versiegende Quelle unendlichen Reichtums und Wohlbefindens in uns an, indem wir sie uns vorstellen. Betrachten wir einige Minuten das Symbol und hören wir in uns hinein.
Innerhalb weniger Tage können wir unseren Energielevel erhöhen und achtsamer mit unseren Wünschen umgehen. Es ist schön, sich Dinge zu wünschen. Denn sie sollen uns erfreuen anstatt unsere Leere zu stopfen. Vertrauen wir darauf, dass uns Alter und Krankheit nichts anhaben können, wenn wir daran glauben.
Wer gelernt hat, sich vom kosmischen Fluss des Wohlbefindens nicht mehr abzutrennen, wird daran glauben, denn er fühlt, dass er die Macht hat, jeden Mangel zu besiegen.
“Das Unbewusste ist rätselhaft und zwischen Wald, gewaltig und Gewalt schlummern Engel und Teufel.”
Georg Groddeck
Unter dem Begriff “Sicherheit”versteht man “das Geschütztsein, Schutz (vor Gefahr), Sorglosigkeit, Unbesorgtheit, Gewissheit, Festigkeit, Geübtheit”, der seit dem 9. Jahrhundert aus “sihhurheit” geprägt wurde, das neben den erwähnten Bedeutungen auch “Bestimmtheit, Gelöbnis” meinte. Daraus entwickelte sich “sichern”im Sinne von “sicher machen”und mit “sihhuron” ab dem 9. Jahrhundert auch “rechtfertigen, sich entschuldigen, verbürgen” und “sicher stellen, ein Versprechen leisten, geloben, Sicherheit geben”und “versichern”, das sinngemäß “als wahr beteuern, versprechen, beruhigen” und “sicher machen, schützen, versorgen, erproben” meint, woraus sich die “Versicherung”auch als Institution ableitet. Jemand, der “sicher”ist, ist “ohne Zweifel, ruhig und überzeugend”, aber auch “geborgen”.
Sicherheit ist eines der primärsten Grundbedürfnisse der menschlichen Seele im Zustand der Inkarnation und noch danach - resultierend aus der Verhaftung mit dem physischen, verletzlichen Körper - und ist die allererste Voraussetzung für das Gefühl der Geborgenheit.
Das Bedürfnis nach Sicherheit zieht sich durch alle Ebenen des menschlichen Seins.
Da das Sicherheitsbedürfnis ein direktes Resultat der Körperlichkeit ist, wird oft das Bedürfnis nach Sicherheit von Geist und Seele unterschätzt.
Das grundlegende Fehlverhalten der menschlichen Seele, Kontrolle über alle Bereiche ihres Lebens zu erlangen, ist der vermeintliche Versuch, die Grundbedürfnisse zu sichern, die sich aus jenen Bereichen zusammensetzen, die das Ego als elementar ansieht.
Die Seele strebt nach Sicherheit und übt prophylaktisch Kontrolle aus, wo sie Verletzbarkeit wähnt; der Geist stellt selbiges mit seiner Ratio an. Jene schützt die bewusste Wahrnehmung und selektiert Eindrücke nach deren Schock-Potenzial. Wir sehnen uns nach geordneten Verhältnissen. Wie konfus uns die Welt auch erscheinen mag, sie folgt einer höheren, absoluten Ordnung - entgegen allen Chaos-Theorien - doch wie wir das annehmen, ist eine Definitions-, Interpretations- und vor allem Glaubenssache. Die Weltordnung folgt keinem rationalen System. Jeder kann sich nur selbst schützen. Jeder Schutz von außen ist eine Illusion, die zwar den Glauben bestärkt, wodurch man sich beschützt wähnt, der aber nichts bewirken kann, was der Einzelne nicht selbst erschafft. Niemand kann von außen verhindern, dass jemand erkrankt, sich verletzt oder stirbt. Zwar wird immer nach einem Unglück nach dem oder den Schuldigen gesucht, doch das ist ein Kompensationsverhalten. Man glaubt, durch Strafe und Sühne ein Geschehen ausgleichen zu können, das in Wahrheit einer höheren Ordnung folgend unabhängig von jenen, die dafür verantwortlich gemacht werden, so oder so eingetreten wäre.
Pflicht- und Schuldbewusstsein verhindern Anarchie. Wir fühlen uns schnell schuldig und um das zu umgehen, verpflichten wir uns, wobei wir ein Opfer bringen. Die Lebensversicherung, die nach unserem eventuellen Ableben für den Partner bestimmt ist, wurde kaum aus dem einzigen Grund der tiefen und innigen Liebe, sondern aus Schuld- und Pflichtbewusstsein abgeschlossen. Seit Jahrhunderten gibt die gesellschaftliche Ordnung vor, dass der Mann für die finanzielle Versorgung der Frau verantwortlich ist.
Die Einhaltung der Gesetze, die für Sicherheit sorgen, genau so wie Schuldbewusstsein und Verpflichtungen halten die soziale Weltordnung so lange aufrecht, bis die ehrliche Liebe regiert.
Wir schaffen uns so genannte “Sicherheitsraster”, um unvorhergesehene Ereignisse so weit wie möglich auszuschließen. Alles in unserem Leben unterliegt einer Planung, die uns ein vermeintliches Gefühl von Sicherheit geben soll. Unsere Beziehungen sind ein Raster, das erfüllt werden soll, unser Leben ist vom Kindergarten bis zum Berufsleben in großen Zügen geplant, unser Tagesablauf verläuft in vorgefertigten Bahnen und unser Terminkalender ermahnt uns ständig an Er- wart -ungen, Versprechungen und Verpflichtungen, die es zu erfüllen gilt.
Wir brauchen Struktur. Wir fühlen uns ohne ein Raster haltlos. Wir müssten spontan sein, wüssten wir nicht, was uns er- wartet . Auch wenn das nicht vollständig kontrollierbar ist, gibt es Scheinsicherheit. Vorausplanung verhindert, im Moment zu sein. Wir leben, um den Plan zu erfüllen, hetzen dem Soll hinterher und genießen das Ist und Jetzt nicht. Das Scheitern des Plans ist vorprogrammiert.
Im Grunde wollen wir immer sicher sein. Wir mögen den “Faktor X” nicht. Von der Krankenversicherung bis hin zum Ehevertrag würden wir am liebsten sogar wissen, ob und wann uns der berühmte Dachziegel eventuell auf den Kopf fällt - nur rechnen wir im Vergleich zum Scheitern der Ehe nicht wirklich damit, weshalb es uns auch kaum passieren wird. So sehr wir auch an romantische Liebe glauben wollen, so fühlen wir uns doch mit einem Vertrag oder einem vorgefertigten Raster oder Regeln, die den Beziehungsverlauf strukturieren, sicherer. Ohne sie - nur mit dem Versprechen des Partners und seinen Beteuerungen, dass wir geliebt werden - erwarten wir von ihm fortwährend Beweise für diese Liebe. Sie bauen unser Vertrauensfundament auf und geben vermeintliche Sicherheit. So sehr wir uns auch unserer Ausstrahlung, Wirkung, Fähigkeiten und Qualitäten bewusst sind, brauchen wir dennoch beständig Bestätigung dafür, um die Selbst-Sicherheit aufrecht erhalten zu können. Wir suchen unsere Selbst-Sicherheit im Außen - wie gefestigt wir uns auch im Inneren wähnen. Ein bestimmtes Maß daran ist normal, solange wir in einer Welt der Interaktion und Resonanz leben. Nur der Autist vermag sich weitgehend von äußeren Bestätigungen, deren Bedürfnis danach auf dem limbischen System basieren, abzukapseln. Er lebt und interagiert in ätherischen Bereichen, wo er sich sicher fühlt, weil er weiß, dass er sicher ist. Da er den Resonanzen der festen Welt machtlos gegenüber steht, braucht er sichere Rahmenbedingungen, die ihm Orientierung ermöglichen. Die Abweichung von der Norm des festen Gefüges lässt seine gesamte Welt einstürzen. Um nachzuvollziehen, wie er sich in seiner Welt fühlt, dient folgendes Beispiel: Stellen wir uns vor, wir befänden uns alleine in einer fremden Kultur mit sonderbaren Sitten, in der wir auch die Sprache und die Gestik nicht verstehen, sondern nur die ausgehenden Schwingungen fühlen. Doch wir wissen, dass Menschen lügen. Wer die Gepflogenheiten nicht kennt, kann sich irren und andere unwissentlich beleidigen oder fehlinterpretieren. Eine unbedachte Geste kann in einem anderen Kulturkreis Empörung nach sich ziehen. Kenntnis schützt uns. Erfahren wir in unserer Situation nun, dass immer, wenn eine Trommel geschlagen wird, Essenszeit ist, wenn wir auch ansonsten das Geschehnis, in das wir zwar körperlich in-volviert sind, nicht verstehen, wodurch wir uns dis-soziieren und in eine innere Welt verfallen, die die anderen nicht sehen können. Sie reden an uns vorbei. Wird nun auch noch nach dem Trommelschlag das Essen nicht mehr ausgegeben, verfallen wir in Panik. Unser leibliches Wohl ist gefährdet und wir fühlen uns bedroht, da wir in dem Irrgarten, dem wir nicht zu entfliehen vermögen, die letzte Orientierung verloren haben. In gewisser Weise sind wir alle Autisten, wir können es nur im Vergleich zum wahren Autisten besser verbergen, weil wir Zugang zum limbischen System, das uns Kontrolle ermöglicht und uns sagt, “was sich gehört”, haben.
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