Peter Brückner - Das Abseits als sicherer Ort

Здесь есть возможность читать онлайн «Peter Brückner - Das Abseits als sicherer Ort» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Das Abseits als sicherer Ort: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Das Abseits als sicherer Ort»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Die Kunst, sich der Macht zu entziehen, beherrschte Peter Brückner wie wenige andere. Nachdem seine Mutter, eine jüdische Barsängerin, das Land verlassen hatte, entwickelte er schon in frühen Jahren, ganz auf sich allein gestellt, erfindungsreich eine lebensbejahende Widerständigkeit.
Der beispielhafte Bericht des großen Sozialpsychologen Peter Brückner über das Aufwachsen im NS-Staat zwischen Leiden und Durchmogeln, zwischen Angriffslust und der List der Anpassung; darüber, wie einer dort, wo Kontrolle und der Zwang zum Kollektiv alltäglich werden, Orte sucht, die abseits der Macht liegen – und wie dabei erste Kontakte zur «verbotenen» Kultur mitten in der Barbarei Zuversicht und politische Handlungsfähigkeit gewinnen lassen: «Wie die Katzen hatten wir sieben Leben, und jedes wurde annähernd ernsthaft gelebt.» Sein letztes und zugleich persönlichstes Buch hat Brückner für seine Kinder geschrieben.

Das Abseits als sicherer Ort — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Das Abseits als sicherer Ort», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Die späten 60er und 70er Jahre, das war eine Zeit der Renaissance des Marxismus, die damals die Terminologie des Protests nachhaltig färbte. Wenn man das weiß, wundert man sich nicht mehr so sehr über einige Wortungetüme, die der sonst so lebhaften und farbigen Prosa des »Abseits«-Buches immer wieder eine fast apokryphe Schwere verleihen. Wie selbstverständlich finden sich großmächtige Kategorien wie »Objektivität« – und dann auch noch: »Überhang an Objektivität« –, »Abstraktion« – und dann auch noch: »behütende Abstraktion« –, »Affirmation«, »Subsumtion« in einem Text, der eine Kindheit schildert und von nächtlichen Ausreißereien, Ängsten, Spielen und typischen Rätseln der biographischen Frühzeit berichtet. Diese scheinbar deplazierten analytischen Begriffe – sie alle stammen aus der Marxismus-Diskussion dieser Jahre – haben sich aber nicht zufällig in die Beschreibung einer Jugend im Faschismus verirrt, sie dienen, so unanschaulich und herrisch sie manchmal erscheinen, als Ausweis für den Versuch, bei dieser biographischen Selbstvergewisserung die Klammer zwischen Lebensgeschichte und Geschichte, Besonderem und Allgemeinen, Psyche und Gesellschaft zu schließen, bzw. am Aufspringen zu hindern. Was soll uns die Theorie – die soziologische, die marxistische, die ›kritische‹ – wenn sie dem, der sie sich erwirbt, keine Angebote macht, mit seiner eigenen Vita sozusagen als Prüfer ihres Wahrheitsanspruchs aufzutreten? Was soll uns umgekehrt die Konzentration auf das Naheliegende, das »Eigene«, wenn doch die überall spürbare Fremdbestimmung nur abzuschütteln ist mittels einer historisch wohlbegründeten Parteilichkeit ? Was soll uns am Ende die bloße Versenkung unter den eigenen Seelenspiegel, wenn all die Dämonen, die dort hausen, von viel weiter herkommen, als unsere Erinnerung und die Zeit unserer Existenz zurückreichen? Wenn man etwas verstehen will, von sich selbst und von der Zeit, in der man lebt, muß man das eine im anderen spiegeln lernen und das enigmatische Bild, das so zustande kommt, mit viel Geduld und Feinarbeit, aber auch mit Energie und Intuition, zu entziffern suchen. Alles andere führt in die Täuschung.

Ich frage mich oft, wie wohl Peter Brückner unsere heutige Zeit, die 90er Jahre, die das Ende der Sowjetunion, der DDR und der Blockkonfrontation gebracht und der Welt ein wiedervereinigtes Deutschland beschert haben, erleben und beurteilen würde. Ob diese veränderte Lage sein Vertrauen in die Geltung von Großtheorien wie etwa des Marxismus erschüttert hätte? Ich stelle dann fest, daß diese Frage nicht richtig sitzt, weil Peter Brückners Vertrauen in die Macht alles erklärender Theorien immer schon von Skepsis getrübt war und seine Aufforderung, Lebensgeschichte im Spiegel von Geschichte zu betrachten, nicht die Großtheorie, sondern die wirkliche Geschichte meinte. Aber was ist wirkliche Geschichte? In einem Seminar für Studienanfänger hat Brückner seinen Hörern einmal empfohlen, keiner Deutung und keiner Theorie Glauben zu schenken, an deren Wirklichkeitsgehalt ihr eigener Augenschein sie zweifeln lassen müsse. Andererseits sprach er oft davon, daß die kleinen Zufälle des Alltags – »das, was einem so zustößt« – nicht schon Lebensgeschichte seien, daß dazu mehr gehöre: ein Horizont von »Bedingungen«, die übermächtig, das heißt nicht oder schwer verfügbar sein können. Wer genau wissen will, was es mit dieser doppelten ›Warnung‹ auf sich hat, lese Das Abseits … sehr aufmerksam: er wird dann das Beispiel dafür finden, daß »die Verhältnisse« ein Leben nicht nur ›beeinflussen‹, sondern es formen und zerstören können und daß umgekehrt ein lebendiger Mensch die Verhältnisse, wenn sie ihn bedrängen und bedrohen, herauszufordern lernt und sie so auch ›macht‹.

Ich glaube nicht, daß Peter Brückner heute zu jenen gehören würde, die erlöst vom Ende der Utopien, der Ideologien und der Geschichte sprechen und damit meinen, daß es genüge, wenn man den status quo beschreibt. Er würde auch jetzt auf der ›Spannung‹ (zwischen Geschichte und Lebensgeschichte) bestehen als einem heuristischen Instrument, um sich im Leben und in der Zeit zurechtzufinden; er würde ihren Sinn und ihre Voraussetzungen vielleicht anders formulieren – aber der heute zeittypischen Aufforderung zur Abkehr von allen Versuchen, die Welt als ganze zu sehen und stattdessen relativ, partikular und »objektiv« zu denken, würde er mit Sicherheit nicht Folge leisten. Denn täte er das, würde er ja zum Verräter an seiner eigenen Losung: »… der Reflexion vertrauen, solange sie Erfahrung und Objektivität fühlbar vermittelt«. Und wenn sie das nicht mehr kann, die Reflexion, wenn sie versagt oder nachprüfbar trügt? Dann muß man sie selbst reflektieren, sie erneuern und schärfen. Das ist ohnehin unerläßlich. Ohne sie auskommen aber – das ist unmöglich.

Es gelang Peter Brückner am Schluß seines Lebens nicht, die begehrte Venia legendi für Soziologie zu erhalten – er blieb formell Psychologe, ein Fach, dessen Erkenntnismöglichkeiten ihn immer weniger reizten. Vielleicht, weil das Rätsel, das eine Lebensgeschichte aufgibt, immer irgendwie gelöst wird – und sei es durch Tod oder Vergessen. Die Rätsel der Geschichte aber bleiben da, sie häufen sich auf und wuchern – sie wachsen zu Bergen, und daß die junge Generation von heute manchmal glaubt, sie brauche diesen Berg nicht abzutragen, sondern könne einfach drüberklettern – das hätte Brückner als einen tragikomischen Irrtum aufgefaßt, den er mit seiner typischen mehrdimensionalen, von Ironie und mannigfachen Anspielungen blitzenden Redeweise versucht hätte, aufzuklären. Er hätte vielleicht gesagt:

Die Anstrengung, Geschichte und Lebensgeschichte als Einheit zu fassen, scheint heute, wo wir uns von der Vorstellung trennen, daß die Geschichte Gesetzen gehorcht, zu groß. Wo alles chaotisch wird, kann man nichts mehr aufeinander beziehen, man will sich nur noch hindurchretten. Aber damit überläßt man »den Verhältnissen« das Feld und unterwirft sich ihrer wie immer ›wilden‹ Bewegung. Man gibt jeden Anspruch auf Gestaltung von Geschichte auf – und damit auf Gestaltung der eigenen Lebensbahn. Auch wenn wir keine Gesetzmäßigkeit mehr erkennen können, nach der Geschichte sich vollzieht, so kennen wir doch Gesetze, unter deren Schutz Lebensgeschichten sich entwickeln sollten. Was tun wir, um diese Gesetze zu kritisieren, zu verbessern, zu vervollkommnen und zu verteidigen? Oder, anders gefragt, rütteln wir nicht schon an den Verhältnissen, wenn wir alles tun, um unsere menschengemachten Gesetze zu vervollkommnen und zu verteidigen, verschlingen wir nicht auf diese Weise die beiden »Rätsel« aufs Neue zu einem? Für sich ist keines der beiden Rätsel lösbar; es sieht nur manchmal so aus – um so schlimmer, denn dann handelt es sich um Trug. Wenn es denn so sein sollte, daß auch das verschlungene Rätsel unlösbar bleibt, so dürfte man doch die Mühen des Verschlingens – oder des Projizierens, des Ineinander-Spiegelns – nicht scheuen, denn schon die Formulierung dieses komplexen Rätsels verhilft uns zu größerem Erkenntnisgewinn, als es selbst die (immer nur scheinhafte) Lösung der je einzelnen vermöchte. Gerade wenn Geschichte wegen ihrer Unabsehbarkeit Angst macht, muß sie als Folie und Gegenstand von Lebensgeschichte begriffen werden – sonst kommt womöglich wieder etwas dabei heraus, was hinterher niemand gewollt und von dem niemand gewußt hat.

Barbara Sichtermann

Ouvertüre

Im Jahre 1923 entschließen sich einige deutsche Länderregierungen, die NSDAP zu verbieten, weil sie die »verfassungsmäßig festgestellte republikanische Staatsform des Reichs« diffamiere (§8,1 des Gesetzes zum Schutz der Republik). Auch das Land Sachsen spricht einen Schutz aus, aber die »Diffamierung der Staatsform« bleibt. Die Landeshaupt-, Kunst- und Pensionärsstadt Dresden, Elbflorenz, wird, während der Wert des US-Dollars von 21 000 Mark im Januar 1923 auf über 48 Millionen Mark im Oktober steigt, von den Savonarolas rechtsradikaler Kampfbünde und faschistischer Vereine beunruhigt.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Das Abseits als sicherer Ort»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Das Abseits als sicherer Ort» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Das Abseits als sicherer Ort»

Обсуждение, отзывы о книге «Das Abseits als sicherer Ort» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x